für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Dcputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^§81. Dienstags, den 10. September 1839. Der Buchhandel. (Schluß.) Auf der P y r e n ä i sch e n Halbinsel vegetirt der B. und die literarische Thätigkcit immer noch im Alter der Kind heit oder vielmehr in dem marklosen, hinsterbcnden Greisen- altcr. Spanien und Portugal sind ein ewiger Beweis und ein ewiger Fluch, wie der geistliche und weltliche Absolutis mus Volkscultur, Zivilisation und Gewissensfreiheit ver standen und befördert wissen will. Gerade die allerkatho lischsten Völker sind die allerärmsten, geistig verwahrlosten Völker. Mag immer noch ein guter Dichter seine Saiten ertönen lassen in den Schluchten der Eantabrischen und An- dalusischcn Gebirge, es sind doch nur Abcndglocken, welche die Nacht einläuten. Spanien und Portugal ragen in un sere Zeit herein, wie die abgebrochenen Ruinen eines heid nischen Prachttempels, den das Blut des Brudermordes besudelte. — In dem Lande, in welchem die öffentliche Meinung die Literatur für ein Schmarotzerhandwerk, den Literaten für einen dünkelhaften Prahler, die Kunstpoesie für die Erholung des Müßiggängers und den Philosophen für einen Mann hält, der in seiner Bizarrerie die Freuden des Lebens verachtet und die Sonne mit der Laterne sucht: in Italien vernehmen wir wohl das Geräusch des Preß- bengels, aber Würde und Macht der Wissenschaft und al les, was mit dieser zusammcnhängt, ist so gut wie proscri- birt. Stella's Italienische Bibliographie führt für das Jahr 1835 nicht weniger als 2875 und für 1836 sogar 3374 bei 163 Verlegern erschienene Schriften auf. Ihrem Inhalte nach gehörten von den Werken des letzten Jahres 651 zur Theologie, 435 zur Poesie und zu Gelegenheitsge dichten, 290 zur Medici», 182 zu Romanen, 113 zucGeo- 6r Jahrgang. grephie, Geschichte, Archäologie und Chemie, 112 Theater stücke, 71 zur Philologie, 180 zur Jurisprudenz, 30 zur Litera turgeschichte. Den Staaten »ach vertheilen sie sich so, daß 783 der Lombardei, 843 dem Venetianischcn, dem König reich Sardinien 454, Parma 111, Modena 34, Luccn 27, Toscana 151, Kirchenstaate 300, und dem König reiche beider Sicilien 356 angehörtcn. Das wäre denn doch etwas mehr als die 72 Wecke, die Portugal 1835 Alles in Allem geliefert hat. In Italien wird der Buch handel im Großen insgemein auf dem Wege des Tausches betrieben; bei Geschäften für Baares ist oft 50 pC. Rabatt üblich. Die widernatürliche Zerstückelung Italiens hemmt den Umlauf der Bücher eben so sehr als die unverhältniß- mäßig hohen Steuern, die auf die Büchereinfuhc gelegt sind, und der Nachdruck, der in Italien wie eine Pest grassirt. Italien ist in seiner Gesetzgebung über das litera rische Eigenthum ein wahres Mosaikstück: so vielerlei die Fürsten, so vielerlei die Gesetze! Seil Jahren beschäftigen sich die Landesregierungen mit der Gesetzgebung über literari sches Eigenthum, doch immer bleibt cs dabei, daß das in einem Staate verlegte in allen übrigen schamlos nach- gedcuckt werden darf, wenn der Autor nicht so glücklich ist, Privilegien zu erlangen- Bei keinem Literaturvolkc wird der Schriftsteller schlechter honorirl als in Italien; die Preise der Arbeiten schweben zwischen 3^ und 9^ Thlr. (l 5 — 40 Lire). Die Maßregel, welche die Grenzen jedes Staates gegen die Büchereinfuhr aus dem nächsten oder entfernteren Lande verschließt, wirkt lethargisch auf den lite rarischen Verkehr. Die Bücher in Italien sind betaxt wie Butter und Salz, wenn sie vom Auslande her kommen, und zwar um die einheimische Gedankenmanufaclur, die 143