für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HciauSgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvcreins. 51. Dienstags, den 28. Mai. 1844. Bekanntm a ch u n g. In den Bbrsenvcrein wurde als Mitglied aufgenommcn: Herr Otto Jancke (Firma: Horvath'sche Buch- und Musikalicn-Handlung) in Potsdam. Stuttgart, Leipzig und Berlin, den 11. Mai 1844. Der Börsenvorstand. H. Erhard. S. Hirzcl. H. Schnitze. Ucbcr Nachdrucksvertrieb. Es ist von verschiedenen Seiten in neuester Zeit ver sucht worden, die Theorie aufzustellen, daß der Sorti mentshändler durch den Verkauf eines Buches, welches, ohne die Zeichen eines offenbaren Nachdrucks an sich zu tragen, als Nachdruck früher oder spater gerichtlich erkannt wird, eines von Rechtswegen zu bestrafenden Vergehens sich schuldig mache. Wir haben diese Theorie von einem, den Angelegen heiten der Presse und des Buchhandels sehr nahestehenden Manne in öffentlichen Blättern unlängst vertheidigen hö ren, ja in hiesiger Stadt es erleben müssen, daß ein Sor- timcntshändler wegen des Verkaufes und der Ver breitung eines Buches, über dessen Eigenschaft als Nachdruck die höchsten Gerichtshöfe des eigenen Landes und ganz Deutschlands verschiedener Ansicht waren, zur Untersuchung gezogen worden. Es ist nicht die Absicht, in unserem heutigen Aufsatze die Unhaltbarkeit und Ungerechtigkeit einer Auslegung des Gesetzes nach obiger Art, über die Verbreitung von Nach druck zu zeigen: wir gestehen, daß nach jener Theorie einen Sortimentshandcl zu führen nur Dem möglich sein wird, welcher nicht nur alle Bücher, ehe er sie verkauft, durchlieft, sondern, sie auch zu verstehen, sowohl in allen Wissenschaften, die angewandten eingerechnet, die genaueste, dem Gelehrten zustehende Kenntniß besitzt, als auch sämmtliche tobte und lebende Sprachen, von der griechischen bis zur chinesischen, inne hat: denn wie wird es sonst einem Sortimentshänd ler nur möglich sein, z. B- ein neu erscheinendes Lehrbuch der Chemie, welches vielleicht ein Nachdruck des Berze- Ilr Jahrgang. lius oder Mitscherlich ist, als Nachdruck zu erkennen: oder von einer neuen lappländischen oder samojedischcn Gram matik, daß sie ein Nachdruck der Rask'schen ist. Wir geben dies Denen zu bedenken, welche, wenn auch gewiß in der besten Absicht, jene Theorie aufgestellt haben. Wenden wir uns zu Wirklicherem. Das an den Sortimentshändler gestellte Verlangen, von jedem ihm zu Händen kommenden Buche zu wissen, ob es ein Nachdruck sei und deshalb von ihm nicht verbrei tet werden dürfe, veranlaßt uns, die Frage vom Nach druck der Werke nicht-deutscher Autoren aber mals hier zur Sprache zu bringen und um Belehrung zu bitten. — Das Erscheinen des seit Jahren schon verheißenen und seit der Zeit vielfach besprochenen neuen Werkes des Hrn. 1'kier8, siistoire >1 e I'empire steht binnen Kurzem zu erwarten. Es war vorauszusehen, und die vielen An kündigungen in diesen Blättern haben cs verkündet, daß von diesem bedeutenden Werke belgische wie deutsche, d. h. in Belgien wie in Deutschland gefertigte Abdrücke resp. Nachdrücke erscheinen werden. Nun soll cs sich aber auch bestätigen, daß eine bekannte deutsche Firma bei dem Verlage des Buches in der Art sich betheiligt hat, daß die selbe das Verlags-Recht für Deutschland von Herrn Thiers käuflich und contractlich erworben. Werden hierdurch alle in Belgien und von anderen Firmen in Deutschland gefertigten Abdrücke des Buchs für den deutschen Sortimentshandel verbotene ! Nachdrücke? 106