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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1870
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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Erscheint außer Sonntag« täglich. — Bi« früh S Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Ausnahme. Börsenblatt für den Beiträge für das Börsenblatt find an die Redaction — Anzeigen aber an dir Expedition desselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigeuthum de» BürseavercinS der Deutschen Buchhändler. Leipzig, Mittwoch den 14. September. 1870. Nichtamtlicher Theil. Otto Wigand. An demselben Tage, an welchem die Glocken den letzten glor reichen Sieg der deutschen Waffen verkündeten, schloß sich die Erde über der Hülle eines Mannes, dessen feurigem Patriotismus es wohl zu gönnen gewesen wäre, den Glanz des jetzt erstehenden einigen und freien Deutschlands noch mit erleben zu dürfen. Otto Wigand wurde am 10. August 1795 in Göttingen von armen Eltern geboren; er verlebte dort seine Gymnasialzeit und lernte den Buchhandel in dem neugegründeten Deuerlich'schen Geschäfte. Im Jahre 1813 verließ er heimlich sein Geburtsland, um der Conscription im Königreich Westphalen zu entgehen, und wanderte zn Fuß über Leipzig und Dresden nach Prag, wo er als Gehilfe in dem damals bedeutenden Geschäfte von Wittmann cintrat. Von Prag ging er nach Preßburg und besorgte für seinen dort etablirlen ältern Bruder Carl die Geschäftsreisen durch ganz Ungarn. Auf einem Planwagen, voll Bücher, durchzog er das Land, besuchte damit die Edelhöfe und Pfarren und nahm Bestellungen entgegen. Ueber die ödenPußten, wie durch die reizendenThäler derKarpathen streute er, ein geistiger Pionnier, die noch unbekannten Schätze der Literatur und erfreute sich vermöge seiner anregenden und leben digen Persönlichkeit eines ungewöhnlichen Erfolges. Auf seiner letzten Reise machte er die Bekanntschaft seiner nach maligen Frau und wurde von derselben an ihr Vaterland gefesselt. Ende Decembcr 1816 in Kaschau, ihrer Gebnrtsstadt, Bürger ge worden, kehrte er zu Anfang des nächsten Jahres mit einein Bücher lager dahin zurück. Dieses Jahr brachte Ungarn wie Deutschland eine Hungersnoth und erschwerte seinen Anfanq in hohem Grade. Trotzdem ward es ihm schon im Jahre 1825 in Kaschau zu eng. Er ging, um mit seinem Bruder eine große Grenz-Buchhandlung zu gründen, nach Preßburg; doch kam diese nicht zu Stande und so kaufte er 1827 ein altes buchhändlerisches Realrccht in Pest. Hier entwickelte Wigand eine großartige Thätigkeit, von dem glücklichsten Erfolge begleitet. Seine Hauptnnternehmung bestand in der Herausgabe eines ungarischen Konversationslexikons, womit er zugleich den Grund zu der jetzigen ungarischen Literatur legte. Die Leipziger Messen hatte derselbe schon von Kaschan aus ziemlich regelmäßig besucht. Auf einer seiner letzten Reisen dahin wurde ihm der Koffer mit der Meßcaffe von 30,000 Gulden abge schnitten, aber sein Wohlstand war schon zu jener Zeit so fest ge gründet, daß er diesen empfindlichen Verlust ruhig zu verschmerzen vermochte. Im Jahre 1832 der Beförderung flüchtiger polnischer Insur genten beschuldigt, mußte er Ungarn zeitweilig verlassen und dieser Umstand brachte seinen lange gehegten Plan zur Reife, ein Verlags geschäft in Leipzig zu gründen. Seine Wirksamkeit als Verleger ist bekannt. Sie hat ihm einen Namen erworben, der im deutschen Buchhandel noch lange fortleben wird. Zu den glücklichsten Productcn seiner Verlagsthätigkeit gehören die im Jahre 1834 im Verein mit Or. Schmidt gegründeten Jahr bücher der Medicin, welche im Jahr 1659 ihr fünfundzwanzigjähri ges Bestehen feiern durften und noch fortgesetzt segensreich wirken, indem sie Tausenden von Aerzten die neuesten Ergebnisse der Heil- wissenschast vermitteln. Im Jahre 1838 übernahm er den Verlag der „Hallischen Jahrbücher sür deutsche Wissenschaft und Kunst" von Arnold Rüge und Th. Echtermcyer; sie fristeten ihrer unge wöhnlich freisinnigen Richtung wegen unter beständigen Kämpfen mit der damals noch bestehendenCensur ihrLeben nur bis zumJahre 1843, wo sie durch den Bundestag verboten wurden. Von seinen übrigen zahlreichen und bedeutenden Verlagswerken nennen wir noch Ludw. Feuerbach's Werke in 10 Bänden, sowie das unter Weiske's Redaction erschienene Rcchtslcrikon, welches sich großer Autorität erfreut und eine namhafte Zahl der angesehensten Rechts lehrer auf diesem Gebiete zu gemeinsamer Arbeit vereinigte. Das größte Verdienst aber hat sich der echt deutsche Manu durch die Her ausgabe von Sanders' deutschem Wörterbuch im Umfange von 360 Quartbogcn erworben, welches ebenso ein rühmliches Denkmal deut schen Gelchrtenfleißes, wie deutscher Buchhändlerthätigkeit bildet. Ende 1863 zog sich Wigand aus dem Gcschäftsleben zurück, nachdem er bereits 1852 die mit seinen Söhnen Otto und Walther im Jahr 1845 gegründete Buchdruckerei denselben zu alleinigem Betrieb überlassen hatte, und am 1. d. Mts. fand endlich seine irdische Wirksamkeit durch den Tod ihren gänzlichen Abschluß. An Ehrenämtern hat es ihm nicht gefehlt. Er war Hauptmann in der Communalgarde, Stadt- und Landtagsabgeordneter und Mitglied der verschiedensten buchhändlerischen Deputationen, sowie auch des Verwaltungsrathes der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Seine Gattin verlor derselbe 1857; von den 14 Kindern, die ihm seine treue Lebensgefährtin geschenkt hat, leben noch 5 Töchter und 5 Söhne, von denen der älteste, Hugo, die väterliche Buch handlung fortführt. Möge die Erde dem Entschlafenen leicht sein! Miscellen. Ueber die verbrannte Straßburg er Stadtbibliothek liest man in dem Frankfurter Journal: „Die Bibliothek ist gegründet 1765 von dem gelehrten Schöpflin, zählte damals 10692 Bände und war auf 180000 Bände gestiegen, worunter 12000 Bände Handschriften, meist die Landesgeschichte betreffend und ebenso uner setzlich wie die reiche Korrespondenz der Reformatoren. Als eine Hauptzierde der Bibliothek dürfen die 2000 Jncunabeln gerechnet werden, deren älteste dem Jahre 1459 angehört." Sicbenunddreihigster Jahrgang. 418
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