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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1861
- Sprache
- Deutsch
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964 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 60. 8. Mai. wie gerade in den letzten 25 Jahren durch die Bemühungen des Buch handels die Schätze dieser Literatur in würdigster Weise verbreitet,, im mer mehr und mehr in alle Schichten der Bevölkerung Deutschlands eingedrungen sind, wie die allgemeine Bildung durch dieselben Bemüh ungen zu einem Gemeingut gemacht worden ist, das keine Stürme der Ereignisse mehr ganz zu vertilgen vermögen- Nicht weniger erfreulichen Erfolg haben aber auch die Bestrebungen des deutschen Buchhandels der letzten Decennien darin gehabt, daß sie die gebildeten Völker der Welt in dem einander immer näher geführt haben, was zu den höchsten Gütern unseres irdischen Daseins gehört, in den Erzeugnissen mensch lichen Geistes und menschlichen Scharfsinnes- Und das ist ja die schönste Festfreude an dem heutigen Tage, daß wir die Ueberzeugung ausspre chen dürfen, der deutsche Buchhandel hat auch in dem letzten Viertel jahrhundert seine Mission, der Träger zu sein für Kunst und Wissen schaft, für Verbreitung allgemeiner Bildung, für Aufklärung und Be lehrung, nach allen Richtungen hin vollkommen erkannt und vollführt. Möge dies auch fernerhin so bleiben,, möge aber auch der deutsche Buch handel stets eingedenk sein, welche Macht durch die Presse in seine Hand gegeben ist, und diese Macht stets zum wahren Wohle des ganzen Va terlandes gebrauchen, möge ferner, wenn dieses Fesi mit 25, 50 oder 100 Jahren wicderkehrt, wenn sich dann vielleicht auch manches geän dert und gewendet haben mag, doch die Ehrenhaftigkeit des deutschen Buchhandels gleich einem Fels im Meer alle» Unwettern getrotzt haben und mögen endlich deutsche Literatur und Wissenschaft nach wie vor als Helle Sterne gemeinsamer deutscher Nationalität am vaterländischen Himmel glänzen- Das walte Gott- Mit dieser Rede, für welche der Vorsitzende dem Vertreter der Königl/Staatsrcgierung im Namen des Vorstandes und des ganzen Vereins seinen Dank aussprach, war die eigentliche Fest sitzung geschloffen und wurde die gewöhnliche Jahresversammlung eröffnet. Ueber diese gibt das voranstehende Protokoll Nachricht und wir haben nur der Vorkommnisse Erwähnung §u thun, welche auf das Jubelfest Bezug haben, der Schenkung eines Capitals von 2000 Thlrn. an den Untcrstützungsverein in Berlin und der Aufstellung des Bildes des Freiherrn Johann Friedrich von Cotta, des verdienten Gründers der I. G. Eotta'schen Buchhandlung und der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Die erstgedachte Schen kung soll den Vorstand des segensreich wirkenden Unterstützungs vereins, welcher gleichzeitig seine 25 jährige Jubelfeier beging, in den Stand setzen, in einzelnen dringenden Fällen eine Unter stützung zu gewähren, für welche das Statut des Vereins keine Vorsorge getroffen hat. Das Bildniß des Freiherr» von Cotta soll den im Börsensaale bereits ausgestellten Bildnissen von Th. Chr. Fr. Enslin, Fr. Perthes und G. Reimer angereiht, auch der nächsten Generalversammlung ein Plan für die Erweiterung dieser Portraitgalecie verdienter Buchhändler vorgclegt werden. Aus die Feier in dem Börsengebaudc folgte das Festmahl, welches in dem großen Saale des Schützenhauscs, der mit rei chen Blumengewinden und den Bannern sämmtlichcr deutscher Staaten und der Schweiz höchst geschmackvoll decorirt war, eingenommen wurde und an welchem über 500 Personen theil- nahmcn. Die Ehrengäste saßen an einer Tafel, welche den großen Saal entlang lief und an welche die Tafeln der Mitglieder recht winklig ansticßen. Die Gehilfen hatten in den Ncbensälen Plätze gefunden. Den ersten Trinkspruch, Sr. Maj. dem König gewidmet, brachte Herr Moritz Gerold, als Stellvertreter des Vorstehers, in folgenden Worten aus: Unser erster Toast gilrSr.Maj. dem König, dem Könige aus dem erlauchten Fürstenhause, das schon vor alter Zeit den Buchhandel ein kostbares Juwel seines Landes nannte und demselben Schutz und För derung bis auf den heutigen Tag angedeihen läßt! An diesen schloß sich der Trinkspruch des Herrn Fr. From - mann atlf das Gedeihen und Blühen des deutschen Buchhandels ; er ließ sich so vernehmen: Es kann kaum einen größeren Gegensatz geben, als zwischen den beständigen Klagen in unserm Börsenblatte über die Roth und den Verfall des Buchhandels und zwischen der heutigen glänzenden Feier des nun fünfundzwanzigjährigen Bestehens unseres Börsengebäudes- Ich bin auch unter Denen gewesen, die über unsere gewaltigen Vorbereitun gen dazu den Kopf geschüttelt haben, aber cs läßt sich der Sache auch eine erfreuliche Seite abgcwinnen und an die wollen wir uns halten. Wir zeigen durch diese Feier, daß wir nicht zu den Kleinmüthigcn ge hören, die wegen einzelner unleugbarer Ucbel gleich verzweifeln und die Hände sinken lassen oder zum Umsturz des ganzen Bestehenden erheben, sondern zu Denen, die dem einzelnen Ucbel, so gutes gehen will, enrge- genarbeiten und die unvermeidlichen mit christlicher Geduld ertragen, statt sich durch Versuche zu gewaltsamer Abstellung vielleicht größere über den Hals zu ziehen- Das sollten wir Deutsche auch in Beziehung auf die deutsche Politik stets beherzigen- An einem Festtage, wie dem heutigen, ziemr es uns vielmehr, des Guten zu gedenken, das wir be sitzen, und dabei den Dank gegen Gott und die Pietät gegen die Vor fahren, die es unter Seinem Schutze geschaffen oder vorbereitet haben, nicht zu vergessen- Und dazu haben wir alle Ursache- Ich habe die Acic noch erlebt, wo der Buchhändler vom Kaufmanne fast nur mitlei dig über die Achsel angesehen wurde, und ein Zeitungsbericht so lautete: „Die Messe ist ziemlich vorüber; nur in der Nähe des Paulinums lau fen noch Menschen mit großen Büchern und kleinen Beutel» herum". Seitdem hat sich der deutsche Buchhandel, den zwar die Gewaltherrschaft des Erbfeindes schwer drücken, aber nicht erdrücken konnte, rasch geho ben unter den Segnungen des Friedens und der trotz vorübergehender Gegenwirkungen wachsenden Freiheit im Innern- Wesentlich gefördert ist diese Entwickelung durch unsere ganz eigenthümlichc Gcschäftsorgani- sation, die wiederum hervorgegangen ist aus der Vicltheiligkeit des Va terlandes und dem Mangel einer das ganze Rationalleben verschlin genden großen Hauptstadt- Einen Mittelpunkt mußte aber der deutsche Buchhandel haben, und der ist ihm im Laufe der Zeit geworden durch Gotrcs Fügung, das weise und wohlwollende Entgegenkommen der Re gierung dieses Landes und durch die Einsicht unserer Vorfahren. Aber dieser Centralpunkt ist kein herrschender, sondern ein dienender, der — gleichwie das Herz den Umlauf des Blutes im menschlichen Körper bis in die feinsten ernährenden Adern vermittelt — so den Durchgangs punkt bildet für das Ab- und Zuströmen der literarischen Erzeugnisse des ganzen Vaterlandes, nicht bloß nach und aus den entferntesten, son dern auch nach und aus den kleinsten Orten — und das Alles auf die einfachste und wohlfeilste Weise. Der sicherste Beweis von der Vortreff lichkeit dieser Organisation ist die thatsächliche Anerkennung, die ihr durch den Anschluß vieler ausländischer Berufsgenoffen zu Thcil gewor den ist- Dem deutschen Buchhandel ist auf oicse Weise das gelungen, worin Deutschland in politischer Beziehung bisher wenig Glück gehabt, nämlich sich fremde Länder zu annectiren. Diese Annectirung ist ohne Rechtsbruch und ohne Blutvergießen vollzogen worden. Wie es nach Goethe's Ausspruch jetzt eine Weltliteratur gibt, so ist der deutsche Buchhandel auf dem Wege, der Weltbuchhandel zu werden und Leipzig dessen Mittelpunkt- Sollte Jemand einwerfen, ich verfliege mich mit dieser Behauptung zu hoch, dem antworte ich wiederum mit Goethe: nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Thal- Eine andere Autorirät — ich weiß nicht welche, jedenfalls keine schlechte — hat gesagt: die welthistorische Bedeutung eines Volkes ist nicht bedingt durch die Ausdehnung seines Gebiets, nicht durch großes Kriegsglück und dergleichen vorübergehende, oft wenig bleibende Spuren hintcrlas- scnde Dinge, sondern durch den Antheil, den es an den geistigen Ar beiten zu Lösung der Aufgaben genommen hat, die der Menschheit ge setzt sind, und durch die Erbschaft an geistigen Errungenschaften, die es späteren Zeiten und Völkern hinterläßt. Nun denn, in dieser Bezieh ung kann sich das deutsche Volk seinen Vorgängern und Zeitgenossen kühn an die Seite stellen, und der deutsche Buchhandel hat den schönen Beruf, dieser geistigen Arbeit als Träger und Förderer zu dienen- Möge er dabei stets eingedenk sein, daß nur die, hohe und reine Zwecke anstrebende, geistige Arbeit es ist, die bleibende Früchte trägt. Der deutsche Buchhandel hoch! HerrSal. Hirzel widmete dem HerrnGeheimerath Vr.von Langen» und allen Ehrengästen die folgenden Worte: Wenn wir heute mit einigem Stolz auf die Gründung unserer Buchhändlerbdrse als aus ein Denkmal deutschen Gemeinsinns und wah rer Collegialität zurückblicken, so dürfen wir nicht vergessen, daß wir die glückliche Vollendung unseres Werks zu einem nicht unwesentlichen Theile der Unterstützung zu verdanken haben, die demselben auch außer halb unseres Kreises zu Lheil geworden ist- In dieser Unterstützung haben damals königliche und städtische Behörden, die Universität und andere Corporationen gewettcifcrt. Heute ist es uns ein Pfand der Fortdauer dieser wohlwollenden Gesinnungen, daß wir so glücklich sind, die höchsten Repräsentanten jener Behörden und Corporationen als un sere Ehrengäste in unserer Mitte zu erblicken. Ungern vermissen wir den verehrten Mann, der damals als königlicher Commiffar durch jede erdenkliche Förderung unseres Unternehmens nach unbestrittenem Zeug-
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