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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.12.1859
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.12.1859
- Sprache
- Deutsch
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2508 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ^7 153, 14. December. Nichtamtlicher Tl) eil Aergcrliche Ausstellungen in Schaufenstern. München, 7. Dccbr- Vor einigen Wochen versammelten vor einer hiesigen Kunsthandlung mehrere in die Augen fallende Bilder zu allen Tageszeiten eine große Menge Schaulustiger. In der Nähe besehen, ergaben sie sich als Jagdstückc französischen Ur sprungs, und zwar von einer Unwahrheit, einer Unnatur, die viel leicht noch nie dagewesen. Es mag dies französischen Bildern gegen über eine starke Behauptung sein; aber ich glaube nicht, daß Je mand, der diese Bilder gesehen, widersprechen wird. Man kam wirk lich in Verlegenheit, was man mekc anstaunen sollte, ob die sittliche Entrüstung, die sich in den ausdrucksvollen Mienen der Pferde über die gehetzten wilden Bestien —es handelte sich nur um Löwen, Ti ger rc.— spiegelte, oder die tbealralische Ruhe, mit welcher ein französischer General vom bäumenden Rosse herab auf einen Löwen zielte, indem er das Gewehr auf den linken, die Zügel haltenden Arm auflegtc— beiläufig gesagt, ein Kunststück, welches ihm kein Renz, höchstens ein solider Mauerpfeilec nachmacht, an den das Pferd angeschmicdct ist — oder endlich die geschniegelte Eleganz, mit welcher Menschen und Thiere, besonders aber besagte wilde Be stien, hcrumsprangen und allerlei unmögliche Verrenkungen ihrer Gliedmaßen Vornahmen. Diese Bilder sind nun zwar verschwun den, aber nur, um andern Platz zu machen, und zwar solchen, die nicht bloß jeden Geschmack und jeden Kunstsinn, sondern geradezu jeden Deutschen empören müssen. Es sind dies — man höre und staune! — französische Darstellungen von Schlachte» und Ge fechten aus dem letzten italienischen Kriege. Von dem Kunstwerthe will ich nicht reden. Es ist wieder dieselbe Unnatur, dieselbe Possen- reißcrei, wie auf den eben erwähnten, wie auf den meisten franzö sischen Bilder»! Zuaven, die den Eindruck von zwar einigermaßen verkommenen, aber im Ganzen doch, um mich so auszudrücken, recht tugendhaften Theatcrhelden machen; Pferde mir so langen Hälsen, daß sie jedes Kamee! beneiden könnte, welche blitzenden Auges und mir flatternder Mähne an vorbcimarschierende Regimenter feurige Reden zu halten scheinen, während der darauf sitzende französische General, manchmal der Kaiser selbst, mir gespanntester Aufmerksam keit durch das Fernrohr sieht und dabei die Ruhe eines Herschel af- fectirt, der einen Fleck im Monde sucht, und dergleichen Ungeheuer lichkeiten mehr. Aber geradezu empörend, wenn auch allerdings durch die französische Auffassung erklärlich, ist die Art und Weise, wie die Oesterreicher vorgeführt werden. Nicht genug, daß sie im Verhältnis zu den Franzosen wie zehn zu eins todt umherliegen — von letzlern fällt nur hin und wieder ein einzelner, gleichsam aus Gefälligkeit, um die theatralische Ruhe der übrigen noch effectvoller zu machen — daß in allen Einzelkämpfen die tugendhaften Theatcrhelden ihre Gegner mit unwiderstehlicher Gewalt durchbohre» oder gefangen nehmen, so sehen wir auch überall oesterrcichische Generale, Ofsiciere, Gemeine aller Waffengattungen mit allen Zeichen dev entsetzlichsten Furcht über Hecken und Gräben, durch Dick und Dünn in wilder Flucht! Und solche Bilder wagt man hier auszustellen! Es ist dies eine Unverschämtheit, wie sie nur dem gutmüthigen Deutschen ge boten werden kann. Allerdings hört man manchmal vor dem Fen ster Acußerungcn, die den Besitzer des Ladens für seine Scheiben zittern machen könnten. Bisjetzt kann sich derselbe aber über die Höflichkeit des Publikums nicht beklagen, wie er es jedenfalls thun würde, wenn ec etwas Analoges den vorzugsweise höflichen Parisern geben wollte. Sie hätten auch gar nicht so unrecht. Der Bilder händler ist aber insofern zu entschuldigen, als er wahrlich nicht der einzige ist, der auf diese Weise das Publicum beleidigt. In welcher Stadt gibt es wohl einen „eleganten Bilderladen", der nicht solche Bilder ausstellt? Ja gerade durch solche Insolenzen glaubt er erst elegant zu werden! Zudem verschmähen cs ja auch die wenigsten illustrirten Blätter —Hackländcr's „lieber Land und Meer" macht beinahe die einzige Ausnahme — dergleichen französische Lügen zu verbreiten. Der Einfluß solcher Bilder ist aber größer und schlim mer, als man im ersten Augenblick glaubt. Sie gehen recht eigent lich ins Volk, in die große Masse, von welcher der größte Theil, je der Kritik unfähig, das Gebotene nimmt, wie cs eben geboten wird, und stiften dadurch mehr Schaden als alle französischen Kleider- und andere Moden, die doch nur im obersten Schaum sitzen bleiben. Oder liegt der Schaden nicht auf flacher Hand, wenn die Leipziger Jllustrirte Zeitung die Zeichnung eines Zuaven mit einer Beschreib ung bringt, als wäre jeder, der einem solchen Unholde gegcnübcr- stchl, sofort gefressen? Wenn dann alle möglichen Winkelpfcnnig- blättcr eifrig beflissen sind, diese Superiorität des französischen Sol daten in alle Hütten zu verbreiten? Was weiß der gemeine Mann davon, daß das alles nur französische Windbeuteleien sind? Daß der schrecklich gezeichnete und bcschriebene Zuave so gut davon laufen kann, wie manches andere ehrliche Menschenkind? Daß ein Bilderhändler Bilder, welcher Art sie sein mögen, verkauft, dagegen hat gewiß Niemand etwas. Daß aber in deutschen Landen solche Bilder, die ein rechter Hohn deutschen Namens und deutscher Ehre sind, und ausschließlich, oder doch vorzüglich nur solche Bilder, ausgestellt werden, dagegen sollte sich das gesammte Publicum erheben. Vor allem aber wäre es Sache ^der Presse, unaufhörlich und einstimmig — da es keine Parteisachc ist, wird sich wohl kein anständiges Blatt auszuschlicßen wagen — so lange dagegen zu eifern, bis — nicht die Bilderhändler gelernt haben, was deutsche Ehre verlangt, sondern bis das deutsche Volk solchen Aergernisses quitt ist. (AUg. Ztg.) Misccllcn. Berlin, 1. Decbr. In Nr. 135. d. Bl. wird in dem Artikel „Oesterrcichische Bücherausstellung" der Leistungen der Berliner Künstler auf dem Felde der Lithographie rühmend gedacht. Für die Kunsthändler sowie die Verleger von illustrirten Werken dürfte es nicht uninteressant sein, den Namen des Künstlers zu erfahren, welcher die Blätter des speciell angeführten, bei Hcn. E- Hölzel in Olmütz erschienenen Albums von Böhmen und Mähren ausgesührl hat. Es ist dies der Landschaftsmaler A. Haun, welcher sich auch schon durch andere Leistungen rühmlich bekannt gemacht hat. In letzter Zeit haben demselben auch einige Jugendschriften ihre Illu strationen zu verdanken, von deren gelungener Ausführung man sich beispielsweise aus dem soeben im Verlage von Hrn. Otto Zanke erschie nenen Buche „Reise- und Jagd-Abenteuer von Oscar v. Kessel" über zeugen kann. L. Aus Frankfurt a. M- schreibt man der Allg. Ztg.: Einen interessanten Anblick gewährt der am 1. d. M. cröffnete neue Buch- ladcn der thätigen und in ganz Europa bekannten Buch- und An tiquariatshandlung von Joseph Baer dahier. Doch ist das Wort Buchladen eine nichtssagende Bezeichnung für diese ebenso groß artige als geschmackvolle Einrichtung, die eher einen Palast der Welt literatur als das Geschäft eines einzelnen deutschen Buchhändlers erralhen läßt. Ein schönes großes Haus, in bedeutender Lage (dem Gutenberg-Denkmal gegenüber), umfaßt in allen seinen weiten Hal len und Räumen, die bis zum obersten Stockwerk hinauf in unmit telbarer Verbindung mit einander stehen, die reichhaltigste Ausstel lung der literarischen Schätze aller Zeiten und Völker; sie durchwan- , delnd, ergeht man sich gleichsam in einem weiten, schönangelegtcn
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