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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1856
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1856
- Sprache
- Deutsch
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M 101, 13. August. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1507 zehnte mindestens einmal einstellen und dann dem Strome des öffentlichen Interesses eine einseitige Richtung geben, sind vermö gend, die in Zeiten der gewohnten Ordnung gleichmäßig vertheilte Aufmerksamkeit des Publicums ganzen Litcraturzwcigcn für mehrere Jahre zu entfremden und, weil die Sortimenter nur Novitäten ihre Aufmerksamkeit schenken, hierdurch der Verlegerwelt ernstliche Nach theile zuzufügen. Man sehe nur die Bücherkataloge vom Jahre 1848 durch und berechne sich, wie viele darin verzeichnete Unterneh mungen vernachlässigt werden mußten, weil sich das deutsche Volk anderthalb Jahr lang mit Revolutionen beschäftigte! Auf die Noih- wendigkeit, solchen unangenehmen Zufälligkeiten vorzubeugen, und im Interesse der Verlagsanstalten, mit dem das Interesse des Sor- rimentshandcls Hand in Hand geht, dem älteren Verlage nachträg lich Verwendung zu sichern, dürfte zur Würdigung des gegenwärti gen Vorschlages wohl Rücksicht zu nehmen sein. Wenn einmal der Sortimentshandel den Handel mit gebrauch ten Büchern in größerem Maaßstabe an sich gezogen und dieser Ge schäftsbranche, was in seinen Händen unausbleiblich ist, eine achtungswerlhere Form des Betriebs gegeben hat, so wird er sich in seinen Bezügen von den Commissionsplätzen nicht mehr so einseitig auf Novitäten beschränken, sondern auch Interesse für das jetzt tobte Capital des älteren Verlages gewinnen, und die gegenwärtig mit einer gewissen Scheu und Verächtlichkeit betrachteten Verlags- Auctionen werden in ihre volle Berechtigung eintreten, weil der Sortimenter dann hinlänglich Gelegenheit hat, für ältere Unterneh mungen mit Nutzen thätig zu sein. Verleger und Sortimenter sind hierbei gleich sehr interessirt; der Verleger, indem er nicht mehr so stark alte Schätze aufzuspcichern braucht, der Sortimenter, indem er eine neue Art von Thätigkeit gewinnt, die ihm, ohne andere In teressen wesentlich zu gefährden, nach kaufmännischer Art Freiheit in der speculativen Bewegung gewährt. Das Angebot von Büchern würde dadurch allerdings gesteigert, weshalb man sich jedoch nicht so leicht dem Bedenken hingcben darf, daß darin die Gefahr liege, das Publicum mir Büchern zu übersättigen. Was heißt überhaupt Ucbcrsättigung des Bücherbedarfs? Der Statistiker vermag den Lebensmittelbedarf eines Landes und sogar den Bedarf von Luxus gegenständen durch Ziffern zu bestimmen; aber vermag er auch be stimmte Normen dafür aufzustellcn, was ein Land zur Befriedigung seines literarischen Bedarfs aufzubieten Willens sein kann? Min destens halten wir dafür, daß der deutsche Büchervecbrauch noch einer großen Steigerung fähig ist. Wenn zuweilen Zeichen einer Ueber- sättigung des Publicums zu Tage getreten sind, so lag der Grund darin, daß der Buchhandel in seinen Spekulationen die bemittelteren Stände zu sehr im Auge hielt und darüber die weniger bemittelten Stände vernachlässigte. Für letztere ist erst in neuerer Zeit durch wohlfeile Unternehmungen eifrig Sorge getragen worden. Haben dieselben nicht immer den Erfolg gehabt, den gutenWillen der Ver leger nach Gebühr zu belohnen, so ist das ein Beweis dafür, wie sehr die alte Geschäftsform den größeren Theil des Publicums, die „kleinen Leute", dem Sortimentshandel entfremdet hat. Man beobachte nur den niederen Mittelstand. Gerade bei den Kleinbür gern wird durchgängig viel Lust zur geistigen Unterhaltung und Be lehrung anqetroffcn. Sic abonnirenregclmäßigaufeinLocalblatt oder eine politische Zeitung, sic belheiligen sich Sonn- und Festtags an Leihbibliotheken, bilden bei uns in Cöln z. B. die beste Kundschaft der Colportage für Berliner Pfcnnigblätter und borgen nebenbei aus der Nachbarschaft alle auftreibbare Unterhaltungsblätter, alte Kalender rc. Haben sie einen außergewöhnlichen Bedarf, so wenden sie sich an den Bücherhändler, dem Buchhändler setzen sie das ganze i Jahr hindurch den Fuß nicht in's Haus, weil sic einmal die Mei- l nung hegen, daß sie ihm Alles thcurcr bezahlen müßten. Die jähr liche Ausgabe dieser Leute zur Deckung ihres literarischen Bedarfs (Schulbücher und Jugendschriften eingeschlosscn) läßt sich in den größeren Städten durchschnittlich ganz gewiß zu 10 annehmen. Durch die proponirte Ausdehnung des sorlimcntshändlcrischen Ge schäftsbetriebs würde dem Sortimenter nicht blos ein guter Theil dieses Betrags zufließen, sondern die Kauflust der kleinen Leute vor aussichtlich auch vermehrt werden, und Mancher von ihnen die Ge legenheit, Bücher in neuem Zustande für wohlfeiles Geld zu kaufen, benutzen, um den gewiß längst gehegten Wunsch, die Anlage einer eigenen Hausbibliothek, zur Ausführung zu bringen. Was die Anregung der Idee, den Veclags-Auctionen eine größere Ausdehnung zu geben, bei vielen Herren Collegcn mißliebig machen muß, ist die nolhwcndig damit verbundene Preisherabsetzung älterer Bücher, woran sich die Befürchtung knüpft, daß dann sich ein Schleudersystcm in der Veclegerwelt Bahn brechen werde und dadurch das Vertrauen des Publicums zu bestimmten Katalogpreisen sehr bedenklich erschüttert werden müsse. Wir sind keineswegs ge neigt, uns über diese Einwendung leicht wegzusetzen, und erkennen gern an, daß dieselbe manches Begründete enthält; allein wir müssen auch auf der anderen Seite zu bedenken geben, daß es das eigenste Interesse der Verleger fordert, mit den Verlags-Auctionen vorsich tig zu sein. Welcher verständige Geschäftsmann wird ein Werk zur Auction bringen, wenn ec weiß, daß dasselbe noch eine Reihe von Jahren gangbar sein könne und ihm eine sichere Rente eintragen werde? Solche Werke allein aber wären es, deren Verauctionirung den guten Glauben des Publicums an die Bedeutung der Katalog preise erschüttern könnte, wogegen die Verauctionirung und Preis herabsetzung von Werken, die einmal vom Markte verdrängt sind, der principicllen Pceiseinheit der neuern Erscheinungen keinen Ein trag zu thun vermögen. A. Sch. in Cöln. Bücherverbote. Die Oberste Polizei-Behörde in Wien hat am 2. Juli folgende Druckschriften nach §. 16 der Instruction zur Durchführung der Preßordnung allgemein verboten: 8ommario dvlla 8toria d'Italia di Oesaro Dalbo. ssdiriono deoims (1. sioreatina) seoresoiuta. ssirenrs 1856, kelioe k,e Iflonnier. II n')- a gu'un Oie»! Defense du peuple jnik au temps de dösus de diararelli eontre les graves scousstions des Lkreliens parAbrakam Den laddai. Druxelles 1856, Henri 8amuel. Paulus oder Pabst? Die neue römische Pabstkirche mit der alten römischen Kirche des Apostels Paulus verglichen, von Christian Carl August Brandt. Philadelphia 1856, Schäfer ck Koradi. Briefwechsel. Herrn A. L. in B. — Ihre Anfrage nach der Adresse von D. D. ist von uns zur cvent. direkten Beantwortung an den Anzeiger über mittelt worden, denn wir selbst sind zu weiteren Eröffnungen über anonvme Inserate nicht befugt. Herrn N. G. in H. — Wir haben uns leider ohne Erfolg bemüht, Ihre Frage, was das preußische Concursoerfahren über Commissions gut bestimme, durch Anführung der entsprechenden Gesetzesstellcn be antworten zu können, und so mögen Sie sich einstweilen mit der uns von zuverlässiger Seite gegebenen Auskunft begnügen, daß nämlich von Commissionsartikcln Eigenthum der Masse verbleibt, was nicht bis zum Anmcldetcrmin zurückg efordert wird. Wollte einer der preußischen Herren Collcgen sich die Mühe nehmen, diese Frage vollständiger zu erledigen, so würde er gewiß viele unse rer Leser sich zu Dank verpflichten. 209*
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