für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegedcn von dcn Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 48. Freitags, den 29. April. 1842. Reimer ist todt! Dieses Wort geht unter den College», die hier versam melt sind, von Mund zu Munde, durch die Hallen der Börse, aufder Straße, wenn einer dem andern begegnet, bei den abend lichen Zusammenkünften — wo Buchhändler sind, da ge denken sie des verstorbenen College», da erfüllt sie das Gefühl dessen, was der Buchhandel an ihm verloren hat. Wir sagen: desCollegen, denn das war und blieb er von Anfang bis zu Ende. Ec wollte nie etwas anderes sein oder vorstellen, als einen Buchhändler. Mühsam und mit der ganzen Anstrengung seines kräftigen und feurigen Geistes hat er sich heraufgearbeitet von kleinen Anfängen bis zum Besitze einer Verlagshandlung, die an Werth und Umfang höchstens einer, an Ehrenhaftigkeit und Gediegenheit des Verlags im Vaterlande keiner weicht. Aber immer blieb er sich darin gleich, daß er nur Buchhändler sein wollte. — Er schätzte keinen Collegcn gering, unterstützte stets die An fänger mit Credit, Fürwort und freundschaftlichem, väter lichem Rache. An unfern Börscnangclegenheiten nahm er den wärmsten Antheil und vertrat auch hier die Interessen der Masse, namentlich der kleinern Buchhändler, mit der ihm eignen Energie gegen die Anmaßungen derjenigen Rich tung unter uns, welche man die aristokratische nennen könnte, wenn das Wort nicht zu leicht mißverstanden würde. Die böse Vornehmheit, welche, wo sie sich einnistct, so leicht den reinen Stahl der Bürgerlichkeit anfrißt, und ihren Glanz ver dunkelt, war ihm gänzlich fremd. Und er war ein Bürger, einpatriotischerBür- ger seines Vaterlandes. Sein Haus war zur Zeit der Fremdherrschaft der Sammelplatz vaterländisch-gesinnter Männer, es war eine Scbmiedewcrkstatt, in welcher die Waf fen des Geistes, wodurch das Vaterland befreit werden sollte, geschmiedet wurden; Männer wie Fichte, Schleier macher, Arndt und andre ihm persönlich befreundete, führ ten den Hammer. — Dieser Gesinnung ist er treu geblieben 9r Jahrgang. bis zum Tode, er ist ihretwegen oft verkannt worden, thcils weil Andere anders wurden, theils— wir wollen dies gern ein gestehen — weil sein Feuereifer, wie er ihm Verstellung un möglich machte, sowohl auch mitunter der Mäßigung ent behrte. Aber der Grund seiner Gesinnung war immer edel und männlich. Ja! er war ein Mann; er besaß Muth, Ausdauer und unbeugsame Willenskraft, die zuweilen wohl in Hartnäckigkeit überschlug, aber wollte der Himmel wir hätten mehr solcher eiserner Naturen, wenn wir uns auch manchmal an ihren scharfen Ecken wund stoßen sollten; und ihm fehlte es auch nicht an Weichheit und Warme des Gefühls, an herzgewinnender Freundlichkeit und an freu diger Bereitwilligkeit zu großartigen Opfern für seine Freunde und für die Freunde des Vaterlandes. Er war auch ein Mann der Arbeit, der er sich nie entzog, sondern mit Leidenschaft oblag, und ein Mann von seltnem Scharfblick, großer Umsicht und Klugheit und glücklicher Voraussicht. Das beweist der Erfolg seiner Unternehmun gen, die minder begabten und kräftigen Naturen oft gewagt schienen, che er sie gemacht und glücklich hinausgeführt hatte. Aber er war klug genug, seine Klugheit nicht zur Schau zu tragen. Das ist lange nicht Alles, was über ihn zu sagen wäre, aber genug ist's, unfern Schmerz über seinen Verlust zu rechtfertigen, einen Verlust, für den wir Lebenden schwerlich Ersatz zu hoffen haben. Friede sei seiner Asche und zu kräftiger Nacheiferung anspornend lebe sein Andenken unter uns fort! Leipzig, den 28. April 1842. Enslin. Frommann. Vast. Verantwortlicher Redacteur: I. de Marie- 76