Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1842
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- 15.04.1842
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- Deutsch
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827 30 828 Eigenschaft zum eigentlichcnVolksschriststeller gleichsam ange boren sein muß, und daß die Meisten, die für's Volk schrei ben, mehr die Materie, worüber sie schreiben, im Auge haben, als die Art und Weise berücksichtigen, wie die geistige Speise, die sic dem Volke darbietcn wollen, demselben auch mundge recht gemacht werden soll. So z. B. finden wir es höchst unzweckmäßig und sogar gefährlich, dem gemeinen Manne eine populäre Heilmittellchre zu geben, ehe man dahin ge wirkt hat, daß er die Natur und das Wesen des menschlichen Körpers durch eine recht anschauliche und verständliche, popu läre Anthropologie kennen lerne. Ferner scheint cs auch, als wenn die zur Volksschriftstellerei so nöthige Gemächlich keit Vielen abginge. Wer nicht im Stande ist, mit dem Bauer so in dessen Art und Weise zu sprechen, der kann auch nicht in diesem Geiste schreiben. Daß überhaupt unserem Jahrhundert die echte Gemächlichkeit mangelt, wird wohl Niemand ableugnen, der beobachtet, wie das überhandneh mende Steigen der materiellen Interessen so vieles Gute untergräbt und nicht aufkommen läßt. Viele dieser soge nannten Volksschriftcn werden ja nur des liebenBroderwecbs halber geschrieben, wie überhaupt vieles Schriftstellern in unseren Tagen nur fa brikmäßig betrieben wird. Wir kennen sogar Schriftsteller, die fast jeden Monat ein neues Product ihrer Finger in den öffentlichen Blättern ausposauncn lassen. Daß hier von geistiger Arbeit nicht die Rede sein kann, versteht sich von selbst. Solche Fabri kanten wollen auch bisweilen Volksschriftstellcr genannt sein. So haben wir auch schon einige Werke unter dem Titel „Volksbibliotheken," allein diese sind es nur dem Titel nach; denn gerade, was dem gemeinen Manne zu wis sen am nötigsten ist, enthalten sie nicht. Dadurch ist nun wahrscheinlich das Volk abgeschreckt, und cs mag wohl auch dicß der Grund sein, daß die in d. Bl. früher mehrmals zur Sprache gebrachte, so zeitgemäße Herausgabe einer deut schen Volksbibliothek als deutsches Nationalwerk durch H. v. Pf. nicht hat in's Leben gerufen werden können. Oder liegt cs am Eigennutz der Verleger? Der uns mitge- theilte Plan dieses Unternehmens entsprach ganz den Ansprü chen, die man darauf machen soll, und wir wünschten doch die Gründe zu wissen, warum dasselbe nicht in's Leben tritt? Liegt cs an der Acngstlichkcit und Engherzigkeit der Buch handlungen, nun so wird sich ja wohl ein Mann finden, der des allgemeinen Besten wegen die Sache auf eigene Ge fahr unternimmt. 8 . . . . Mannigfaltiges. Französische Karrikatur en. Seitdem in Frankreich die politische Karrikatur durch die Septembergcsetze unterdrückt worden, hat die satyrische Jeichcnkunst ihr Augenmerk auf die Literatur geworfen, und läßt den Poeten und Novellisten un barmherzig ihre Geißel fühlen. Eine große Karrikatur, welche eben in Paris erschienen, stellt die französische Literatur der Neuzeit in einem Tableaux von nicht weniger als 50 Personen dar, welche auf der Heerstraße zur Nachwelt in geordnetem Auge dahin eilen. Voran reitet Viktor Hugo auf einem Hip- pogryphen; seinen Sattelbogen schmückt ein Todtenkopf, und darunter steht: „Hugo, König der Hugolastern, mit seiner guten Toledaner Klinge bewaffnet, und das Panier von Notrc-Dame führend." Auf dem Panier stehen die Worte: „Das Schöne ist das Häßliche." Den Schweif des Hippogryphen halten die Jünger der Hu go'schcn Schule: Theophile Gautier, Gramer de Cassagnac und Andere besetzt. Ueber dieser Gruppe ruht Hr. v. Lamartine in der Stellung tiefer Meditation bequem auf einer Wolke. Eugen Sue klettert, in Matrosentracht, auf einen Mastbaum; Alexander Dumas schreitet, mit einem, schweren Büchcrballen auf dem Rücken, worauf die Worte: „Dumas, der Cook des mittelländischen Meeres," mit weit ausgcsprcitztcn Beinen über dieses Meer hinweg. Hinter ihm wird Fredcric Soulie von dem Teufel auf einen hohen Berg geführt; Balzac, Alfred dcVigny, die beiden Delavig ne u. A. erscheinen mit charakteristischen Merkmalen; Alphonse Karr wird von einer Wespe gestochen u. dgl. m. Der zweite Lhcil des Inges wird von Scribc angeführt. Dieser steht, als dramatischer Dampffabrikant, auf einer Lokomotive von 50 Pferdckraft. Zwischen den Rauchwolken, die dem Kamine ent weichen, liest man die Worte: „Vaudevilles, Komödien, Ballete, Opern, Dramen, Melodramen, komische Opern." Vor und hinter ihm sind Goldsäcke aufgcschichtct, mit der Inschrift: „Gold ist eine Chimäre." Auf einem Waggon befinden sich die Mitarbeiter oder Heizer, welche die Maschine mit Vaudevilles schüren. Endlich hinter einer langen Reihe Vaudevillcdichter kommr, von den untergeordneten Kunstrichtern umgeben, der „verhcirathete Kritiker" (Jules Jan in), mit einer Nacht mütze als Kopfschmuck, und eine lange Fuhrmannspeitsche in der Hand, die er drohend über den Häuptern der dramatischen Dichter knallen läßt. Die Figuren sind, ungeachtet ihrer ver zerrten Jüge, sämmtlich leicht zu erkennen; sie haben gewaltige Köpfe auf kleinen Leibern, ungeheure Nasen und kurze, gebo gene Beine. (Humorist.) A. Bain in London hat einen elektromagnetischen Druck- tclcgraphen erfunden, mittelst dessen man einer andern Person in beliebiger Entfernung so sich mitthcilen kann, daß Alles, was man sagen will, sogleich gedruckt zu lesen ist, und zwar so schnell, daß dies von London nach Woolwich in einer Se kunde stattfindet. Das Princip soll dasselbe sein, wie bei den elektrischen Glocken und dem Electrotclegraphen. Die im poly technischen Institut zu London angestcllten Versuche sollen durchaus befriedigend ausgefallen sein. (A. A. d. D.) Verantwortlicher Redacteur: I. de Marle.
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