Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1840

für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 69. Freitags, den 31. Juli 1840. Die ungarische gelehrte Gesellschaft in Beziehung zum Buchhandel. Die ungarische gelehrte Gesellschaft (insg^sr tuäo» larsos-lZ) wurde 1826 gestiftet, trat aber erst im Jahre 1830 ins Leben. Sie machte es sich zur Aufgabe, die National sprache, Wissenschaft und Kunst im Vaterlande zu verbrei ten. Das in freiwilligen Geschenken und Legaten darge brachte und Unterzeichnete Stamm-Capital beträgt gegenwärtig 345,000 Gulden Conv.-Mze. Dazu steuerten: Graf Steph. Szechenyi 60,000 Gulden; Graf Georg Kücoly und Fürst Philipp Batthyänyi je 40,000 ; Sr. Maj. der König Ferdi nand, Se. k. Hoheit der Palatin, die Grafen Georg Ändräsy, Paul Szechenyi, Joh. Bapt. Batthyünyi, Carl und Mich. Eßterhszy die jung., Lad. Fesztetics, Ludw. Kärolyi, Steph. Sändor, je zu 10,000; Abr. Vay 8,000 Gulden, der vielen andern Beiträge nicht zu erwähnen. Die jährlichen Ausga ben der Gesellschaft für Besoldung der ordentlichen Mitglieder; Prämien zu 100 und 200 Ducaten, Druckwerke, Localitäts- und anderen Kosten betragen über 20,000 Gulden. Protector der Gesellschaft ist Sr. k. Hobeit der Erzherzog Joseph, Pa latin ; Präses Graf Jos. Telcky, welcher die gel. Gesellschaft mit seiner aus 8000 Bdcn. bestehenden Bibliothek beschenkte (Graf Gust. Batthyany vermehrte diese Sammlung später mit 30,000 Bänden), Vicepräses ist der Graf Steph. Sze- chc'nyi- Ferner zählt die Gesellschaft 24 dirigirende Mitglieder; 36 ordentliche besoldete; 94 correspondirende inländische und 12 corresp. ausländische. Die sämmtlichen Sitzungen, wo von jährlich eine allgemeine öffentliche Statt findet, werden in Pesth abgehalten. Durch die Herausgabe zahlreicher magyarischer Original- Werke, Uebersetzungen und compilirter Hilfsbücher hat die gelehrte Gesellschaft ihre Wirksamkeit an den Tag gelegt. Jede der verschiedenen wissenschaftlichen Abtheilungen (für Philologie, Philosophie, Geschichte, Mathesis, 3u» und Physik 7r Jahrgang. mit Einschluß der Kriegswissenschaften) stellt jährlich eine Preisfrage- Die Lösungen der ersten Classc werden als Preis schriften je mit 100 Ducaten gekrönt; jene der zweiten Classe bogenweise honorirt und gedruckt, oft auch jene der dritten Classe zum Drucke befördert. Die gel. Gesellschaft hat, unter vielen andern, folgende für die Verbreitung und Ausbildung der Nationalsprache wich tige Werke verfaßt und edirt: eine kurze Grammatik und Orthographie, ein ungar.-deutsch und deutsch-ungar. Taschen wörterbuch, ein Lexikon der landschaftlichen Wörter; und ist jetzt mit der Ausarbeitung einer ausführlichen Sprachlehre und eines großen vollständigen Wörterbuches beschäftigt. Sic liefert ein Jahrbuch (Lvllöu)-v), eine wissenschaftliche Monats schrift (1uäomsn)-täo), ein Archiv der ungarischen Altcrthü- mer (kegisoAelc), gjebt Uebersetzungen der griechischen und römischen Classiker, und vorzüglicher wissenschaftlicher und dra matischer Werke der ausländische» Literatur, wozu sie für die einzelnen Fachwissenschaften die sehr nothwendigen Wörterbü cher der Kunstausdrücke zusammenstellen läßt. Sie befördert ferner populäre Unterrichts-Bücher zum Druck und beurkundet so ihr Bestehen durch rastlose und geregelte Thätigkcit. Was nun die geschäftliche Stellung der gelehrten Gesell schaft und die buchhändlerische Manipulation ihrer Verlags- Werke anbclangt, so ist jene so verfehlt und diese so mangel haft, als die übrigen Verrichtungen dieses Instituts vortreff lich genannt werden müssen. Die Gesellschaft übergicbt ihre ganzen Auflagen der Buchhandlung Joseph Eggenberger L Sohn in Pesth. Dieses auch im Auslände durch Thätigkcit und Rechtlichkeit bekannte Haus besorgt den alleinigen Debit der akademischen Verlagswerke, genießt dabei einen Rabatt von 20 bis 25ff, und bewilligt dagegen den übrigen ungarischen Buchhandlungen nur 10 ff von den Ladenpreisen. Daß der Sortimentsbuchhändlec, besonders aber der von der Metropole entfernte Provinzialbuchhändler bei diesen geringen Vocthei- len, wobei noch die Transport-Spesen in Anschlag kom- 125