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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1835
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- Erscheinungsdatum
- 06.03.1835
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- Deutsch
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229 230 Buch ha nd el. Ucber den Beruf und Stand des deutschen Buchhändlers. (Fortsetzung.) Ueber den Schluß des erwähnten Satzes wollen wir noch ein paar Worte hinzufügen; er lautet: „das den Geist für Stallung und Fütterung Preis giebt." — Gesetzt es wäre naturgemäß, von den Buchhändlern eine so hohe wissenschaftliche und ästhetische Bildung zu fordern, daß sie die ihnen angeborenen Werke in jeder Beziehung richtig zu würdigen im Stande wären, so haben sie doch bis jetzt (viel leicht mit sehr wenigen Ausnahmen) eine solche eminente Stufe in der menschlichen Gesellschaft nicht errungen. Halten wir uns vorläufig an die Buchhändler — wie sie sind, wie z. B. Herr N. in N. — Zu diesem kommt ein junger Schriftsteller M. mit einem Manuscript. Hr. N. kennt ihn nickt und hat keine Lust, den Verlag zu überneh men. Hr. M. stellt ihm vor, daß es ihm bei der Ucbcrzahl der Candidaten (und wo ist die gegenwärtig nicht vorhanden?) bisher unmöglich gewesen wäre, eine Anstellung zu bekommen, da es ihm an aller Protection fehle. Es sei ihm eben so unerträglich gewesen, seinen Eltern noch länger zur Last zu liegen, als von der gnädigen Unterstützung entfernter Ver wandten rc. abzuhängcn, deshalb habe er die Feder ergriffen und die und die Aufsätze in den und den Journalen geschrieben, umseinen Unterhalt zu verdienen; cs gäbe zwar Leute, die ein solches Verfahren mit dem unwürdigen Ausdruck „seinen Geist für Stallung und Fütterung Preis geben" bezeichnten, — ec aber könne auf das Urtheil solcher Leute keinen Werth legen und habe vielmehr in dieser freien Geistesthätigkeit eine ehrenwecthe Erwerbsquelle erblickt, — aber leider bisher eine sehr dürftige, weil die paar Journale, mit denen er das Glück gehabt habe in Verbindung zu kommen, nur für einen geringen Theil seiner Arbeiten Raum geboten hätten. Deshalb wende er sich nun mit einem andern Thcile der selben an ihn rc. Herr N. fängt an, sich für den jungen Mann zu interessircn, sieht das Manuscript durch, findet cs mit dem ihm bekannten Geschmack des Publicums und der Zeit hinreichend übereinstimmend, um auf erklecklichen Absatz rechnen zu können, nimmt das Wcrkchcn in Verlag und wird— zu seinem eigenen Vortheil— der Wohlthatcr des Herrn M. Das ist ein Fall aus der Buchhändlcrwclt — wie sie ist. Die Tendenz des Werkes war nichts andres als „schön geistiger Zeitvertreib," es ward „schnöden Gewinnes wegen" geschrieben, von einigen Recenscnten „elend", von andern „frech" genannt. Der Menge aber gefiel es, dem Buch händler brachte es Gewinn, dem Verfasser Lohn und Lust zu fernem Arbeiten. Wer will deshalb den Buchhändler oder den Verfasser verdammen? Wer will es selbst dem ersicren verargen, wenn er bald darauf ein ähnliches Werk „auf Bestellung" von jenem „schreiben ließ?" Und solche oder ähnliche Fälle kommen nicht eben selten vor. Schreiber dieses kann deren mehrere aufzählen und mit Ueberzcugung sagen: Ehre dem Stande, dem die Mittel zu Gebote stehen, bei der stets wachsenden Eoncur- ren; zu allen sogenannten Anstellungen, unvermögenden, aber talentvollen jungen Leuten unter die Arm« zu greifen, daß sie nicht zu Grunde gehen aus Mangel an Beschäfti gung oder — Nahrung! Ehre dem Stande! — wie er ist. Ec füllt eine traurige Lücke in unscrm Staatslebcn aus, und wie mancher würdige Beamte hat seine behagliche Existenz der frühem Verbindung mit einem großmüthigen, oder auch nur mit einem thätigen und richtig calculirenden Buchhändler zu danken! — Damit wollen wir aber keineswegs behaupten, daß cS nicht noch besscrAvcrden könne — als es ist. Vielmehr finden wir in dem Gesagten hinreichenden Grund, unsre Hoff nungen und Erwartungen von der künftigen Wirksamkeit des Buchhandels noch bedeutend zu steigern. Eine andre Richtung dieser Wirksamkeit wird in dem erwähnten Aufsätze folgendermaßen bezeichnet: „Von ihm (dem Sortimcntshändler) hängt es ab, dem Publicum das Gute der Literatur vorzugsweise bei zubringen, indem der größere Theil der Bücher nach dem Vorschläge des Buchhändlers oder nach dem, was er zu Tage legt, gekauft wird." Das ist nur thcilwcise richtig, und zwar in Bezug auf den „schöngeistigen Zeitvertreib" u. s. w., schwerlich in Betreff der wissenschaftlichen Literatur; aber ein großer und höchst wichtiger Einfluß des Sortimentshändlers auf die Bildung und Moralität des größeren Publicums ist allerdings in diesen wenigen Worten ausgesprochen, — ein Einfluß, der dem des Verlegers wenigstens gleichzustcllen sein möchte, dessen heilsames Resultat aber „weniger von gesetzlichen Vorschriften und Einrichtungen abhängt, als von der Wohlgesinntheit und Tüchtigkeit Derer, die das Geschäft betreiben." Wohlgesinntheit und Tüchtigkeit! — Daß zu der letztem nach unserer Ansicht nicht eben eine gelehrte Bildung er forderlich ist, haben wir schon ausgesprochen; für den Sorti mentshändler insbesondere ist die praktisch erworbene Kennt- niß seines Geschäfts, verbunden mit den gewöhnlichen Schul- und Sprachkcnntnissen und einer möglichst vollständigen Uebersicht der Literatur, in intellectueller Hinsicht Alles^ was billigecweise gefordert werden kann. Ist ihm außerdem eine unermüdlich rasche Thätigkeit zur Gewohn heitgeworden, so wird ihm kein Vernünftiger die Tüchtig keit absprechen. Die Wohlgesinntheit aber steht aus einem anderen Blatte; jene mag für sei n Wohl genügen, — diese ist höchst wünschenswert), und wichtig für das Ge meinwohl. Wir wenden uns nun zu der zweiten Abtheilung jenes Aufsatzes, wo von den Mitteln die Rede ist, durch welche die hohen Zwecke des Buchhandels in Zukunft gefördert werden könnten. Der Vers, sagt: „es muß dahin gestrebt werden, daß die ein trete ir den Mitglieder sich mehr als bisher von der Wichtig keit ihres Berufs durchdrungen fühlen und daß ihre Thätigkeit von größerer Einsicht, mehreren Kennt nissen und erweiterter Umsicht begleitet werde. Hierzu muß denn nothwendig schon in der Lehrzeit des jungen Buchhändlers der Grund gelegt werden." Allerdings! Aber ebendeshalb wollen wir uns nicht verhehlen, daß eine allgemein durchgreifende Maßregel in dieser Bezie-
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