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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1852
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- Erscheinungsdatum
- 25.10.1852
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- Deutsch
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1579 1852.) sen, als die inländischen; sie fordert ferner die Gleichmäßigkeit der Eingangszölle auf Literatur-Produete, und wahrt sich das Recht der Ilebcrsetzungcn aus fremden Sprachen in unumschränkter Weise. Wenn diese Denkschrift also schon wesentlich von den Gesichts punkten abweicht, die sich das gegenwärtige Drängen nach inter nationalen Verträgen zur Basis genommen, so gestehe ich offen, daß sie mir der Zugeständnisse doch schon zu viel enthält, und daß ich den Umfang derselben enger, oder vielmehr in bestimmter abgegrenzte Kreise gezogen zu sehen wünschte. Daß nicht allein der Buchhan del, sondern ganz besonders auch das Publicum dabei interessirt sind, ist schon oben erkannt worden und unterliegt keinem Zweifel; es erscheint mir daher für rechtzeitig, die Frage gerade jetzt wieder in die Hand zu nehmen, wo von allen Seiten auf die Geltendmachung des Princips hingearbeitet wird, dessen Conscquenzen wir nicht aus den Augen verlieren dürfen, da sie jedenfalls eingreifender und fol genreicher sein werden, wie sic sich uns bei einer einseitigen Auffas sung darstellcn. Ich hoffe nun hiermit den Gesichtspunkt sixirt und die Gründe hinlänglich auseinander gesetzt zu haben, von denen ich bei meinem im Eingang erwähnten Schreiben geleitet wurde, so wie auch nun wohl die Position klarer geworden sein wird, in welcher ich meinem verehelichen Gegner gegenüberstehe. Ich meinerseits suchte prak tische Belehrungen in mir unklar erscheinenden Verhältnissen; em-. pfing aber statt deren nur Auseinandersetzungen supcrlativer Begriffe, mit Kritiken hingeworfencr Aeußerungen vermischt, die nach meiner Ansicht, nicht zum Zwecke führen. — Nicht in der Absicht, eine Po lemik darüber eröffnen, oder mit einem vermeintlichen Besscrwissen prunken zu wollen, sondern nur um meiner Entgegnung eine etwas mehr unterhaltende Färbung zu geben, erlaube ich mir auf einige der mir entgegen gehaltenen Argumente cinzugehcn, von deren Stich haltigkeit ich mich nicht überzeugen konnte. Ich stoße dabei zuvörderst auf den ausgesprochenen Zweifel, ob wir der Verbreitung ausländischer Werke, namentlich aus der franz. Literatur in der Originalsprache, wirklich so viel zu verdanken haben, als ich vorangestellt, bei welcher Gelegenheit auch der Bann über die Schriften aus den Zeiten Ludwig's XIV. bis auf die neueste Schule der Sue, Sand, Dumas rc. ausgesprochen wird. Mein Herr Geg nerist ohne Zweifel ein hochgebildeter Mann, davon zeugt die Ge wandtheit seiner Feder; ich fürchte daher, mich ihm gegenüber einer Anmaßung schuldig zu machen, wollte ich cs unternehmen, ihm in belehrender Weise alle die wohlthätigen Einflüsse aufzuzählen, die ganz unbestritten die größere Verbreitung der ausländischen Literatur auf die Bildungspcriode Deutschlands gehabt hat. Ich sehe die Ab leugnung derselben nur als eine kleine Bizarrerie von seiner Seite an, und bitte ihn, mir zuzugebcn, daß wenn auch der Masse uns dadurch gewordener Kenntnisse und erweiterter Begriffe, eine Dosts jener excenkrischen Ideen beigemischt wurde, die meinem Herrn Gegner als ein so großer Gräuel erscheinen, dieses dennoch nur als eins von denen Uebeln zu betrachten sein dürfte, die nicht darum über die Welt gekommen sind, um nur allein Uebles zu thun, son dern die auch als Triebkraft verwendet werden, um die Anstrengun gen des Guten zu verdoppeln, sich im Uebergewicht zu erhalten. Das Schießpulver ist die entsetzlichste Erfindung, die jemals gemacht wurde, und hat unsägliches Unheil ln der Welt angerichtet, war aber dcmungeachtet eines der mächtigsten Hebel der Civilisalion, und viele von jenen erwähnten Schriften haben auch zum Theil als Zug pflaster dienen müssen, um die Eiterbeulen der Gesellschaft aufzu ziehen und die Wunden bloßzulegen, deren Heilung jetzt die Auf gabe einsichtsvoller Staatsmänner geworden ist. Geradezu unsitt liche Bücher aber, die in der sogenannten guten alten Zeit weit mehr gang und gebe waren, sind an der vielseitigen Läuterung gänzlich untergegangen, die die Literatur eben durch ihre zusammcnwirkende Verbreitung erfahren hat. Unser Gegner meint, daß wir das Gute und das Scblimme, was wir von unsern Nachbarn cingetauscht, auch ebenso vollständig ohne den Nachdruck hätten erlangen können, womit wohl die Ver arbeitung der Ideen gemeint ist, die uns aber nur bedingungsweise dienen kann; er glaubt diesen Satz durch die Behauptung zu bewei sen, daß der Nachdruck englischer und italienischer Werke ja kaum der Erwähnung werth sei; das ist aber ein großer Jrrthum. Baudry, Galignani und Andere haben dafür gesorgt, daß uns sowohl aus dieser wie aus der spanischen und portugiesischen Literatur fast alles zu sehr billigen Preisen zugeführt wurde, was darin in den Bil dungsfächern Bcachtenswerthcs erschienen ist, und mit dem Auf hören dieser Nachdrücke wird sich sehr bald eine bedeutende Lücke fühlbar machen, die gegenwärtig nur noch nothdürftig das erwähnte Tauchnitz'sche Unternehmen ausfüllt, was übrigens, ebenfalls durch den Nachdruck gegründet, mit dessen gänzlichem Fall einer sehr wesentlichen Veränderung entgcgengeht, da die Autoren sich dann wohl hüten werden, ihre Verlagsrechte um ein Bagatell zu ver schleudern. Daß der ausländische Nachdruck wesentlich auf die Preise einwirkt, ist durchaus keine irrige Ansicht, und wenn, wie angeführt, die schwedischen, russischen und spanischen Bücher ihre hohen Preise dennoch consecviren, ungeachtet ihr Nachdruck unver- wehrt ist, so liegt das lediglich in dem verhältnismäßig geringen Ab satz, den diese Literatur bis jetzt noch im Auslände findet. Der Herr Gegner sagt ferner: „Die Wohlfeilheit der Bücher ist von ihrer Absatzfähigkeit, und diese von der Verbreitung des Wissens bedingt." Das ist zwar im Pcincip richtig, kann aber in der vorliegenden Frage nichts beweisen; denn soll damit gesagt wer den, daß wir durch den größeren Absatz ausländischer Original-Aus gaben auf deren billigere Preise einwirkcn können, so ist das eine Chimäre, da das Ausland unter allen Umständen nicht so wohlfeil produciren kann, wie wir, und selbst die billigsten Ausgaben desselben, bis sie zu uns gelangt sind, stets einen verhältnismäßig sehr hohen Preis erreichen. Nur allein die Concurrenz ist es, die billige Preise erzeugt. Was soll aber aus der Absatzfahiqkeit der Bücher über haupt werden, wenn die Verbreitung des Wissens in dem Sinne des Herrn Gegners beschränkt und das geistige Eigenthumsrecht auf die Spitze getrieben wird? Daß dieses nicht blos eine Aeußerung ist, die nur einen Schein von Begründung für sick hat, ist aus dem schon früher Gesagten abzuleitcn, und wenn man uns auch hier wieder mit der Benutzung des geistigen Eigcnthums trösten will, so sehen wir uns damit nur auf die spärlichen Zinsen des geistigen Kapitals angewiesen, was jedoch voll ausbezahlt werden muß, wenn es in seinem Umschwung wuchern soll. Die eigenthümliche Bilanz, die uns der Herr Gegner aufstellt, in welcher wir nämlich den vcr- hältnißmäßig größeren Absatz von deutschen Büchern nach dem Nor den als ein Eqnivalent für den vcrhältnißmäßig geringeren Absatz derselben nach Frankreich und England aufnehmen sollen, kann uns nicht genügen; Ausgleichungen der Art bieten dem Gcwinnst-Conto nur Nullen, und mit Theorien und Beispielen, die noch unhaltbarer erscheinen, wie die Theorie selbst, die sie stützen sollen, wird nichts bewiesen; dahin gehören die Anführungen über die Kornkammern Roms u. s- w., die offenbar zu materieller Natur sind, als daß sie eine Anwendung auf geistiges Leben finden könnten- Dahin gehört ferner, was über die Belebung des Buchhandels in den Staaten, die ihm Schutz gegen Nachdruck gewähren, gesagt wird, womit un sere Verhältnisse zum Auslande und die Zugeständnisse nichts gemein haben, welche die auswärtige Presse von uns in Anspruch nimmt. Der größere Umschwung im französischen und englischen Buchhandel beruht nicht auf dem Schutz, der ihm gewährt ist, sondern einfach in dem Weltmarkt, der ihm offen steht, und den wir für unsere Literatur:
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