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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1852
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- Erscheinungsdatum
- 05.07.1852
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- Deutsch
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942 MiScelle. Alexander Dumas ein unschuldiger Plagiarius. Die beispiellose Fruchtbarkeit des französischen Romandichters Alexander Dumas war aller Welt ein Räthsel, bis das Erstaunen durch die Entdeckung gemäßigt wurde, daß er viele jüngere, namen lose Hülfsarbeiter hat, die einen Roman fertig schmieden, und der Meister dann sein Fabrikzeichen darauf setzt. In der neuesten Zeit hat man aber noch eine andere, viel weniger rühmliche Entdeckung zur Erklärung dieser Dielschreiberei gemacht, nämlich die, daß viele Erzählungen geradezu Diebstähle von anderen Schriftstellern sind, und zwar oft, kühn genug, von den gelesensten Autoren, wie Washington Irving und Warren- Und so verhält es sich auch mit einem der neuesten Stücke des Franzosen, mit „visu st ls visdle", das vielleicht schon fünf deutsche Uebersetzungcn gefunden hat, und wovon eine zur Empfehlung Folgendes sagt: „Dieser Roman ist wieder vortrefflich. Der berühmte Verfasser bewährt sich überall als der erste Romandichter und Erzähler- Dumas betritt darin ein neues Feld mit alter Meisterschaft. Die ergreifendsten Schilderungen bewegen das Gemüth des Lesers und entlocken Thränen der innigsten Rührung und Theilnahme." Die „alte Meisterschaft" besteht aber blos darin, den vlaamischen Dichter Con- science abzuschreiben, denn dieses „visu et le „visdle", Deutsch: „Himmel und Hölle", ist nichts Anderes, als „der Rekrut" von dem genannten vlaamischen Dichter, ein Werk, das 1850 erschienen und auch ins Deutsche übersetzt ist.*) Es würde demnach die Frucht barkeit von Alexander Dumas zwei Quellen haben: Arbeiten, die er kauft, und Arbeiten, die er unbezahlt nimmt. Indessen ist es sehr möglich, daß er von der Schuld des Plagiats frei zu sprechen ist, und daß er selbst von seinen Mitarbeitern betrogen wird, die ihm fremde Arbeiten für eigene verkaufen. Dumas nimmt sich wahr scheinlich nicht nur nicht Zeit, die Romane anderer Schriftsteller zu lesen, sondern liest nicht einmal die für ihn gearbeiteten Schriftstücke seiner Helfer, die unter seiner Firma in die große Welt geworfen werden, und so wird es ihm doppelt unmöglich, seinen Namen vor dem Verdachte des Plagiats zu schützen. (M. F. d. L. d. A.) *) Leipzig, C. B. Lorck, 1851. Die Handschriftenhäudler des Mittelalters. Von Atbrcchr Kirchhoff. (Fortsetzung.) Schon von verschiedenen Seiten war gegen Ende des 14. Jahr hunderts an einer Wiederbelebung des Studiums der alten Klassiker gearbeitet worden, und nicht ohne Erfolg. Dazu trat hinzu, daß sich die Lage des byzantinischen Kaiserreiches mit dem Beginne des 15. Jahr hunderts immer düsterer gestaltete. Immer mehr der vornehmeren und gebildeteren Griechen retteten sich vor dem drohenden Zusammensturz des morschen Staatsgebäudes nach Italien und brachten nach ihrer neuen Heimath ihre vorgeschrittenere Bildung, die Schätze ihrer fast vergessenen Literatur, ihre Liebe zu den Wissenschaften. Nicht die alten, in den Fesseln des canonischen Rechts und der dürren Scholastik schmach tenden Universitäten waren es, die den Flüchtlingen eine freundliche Aufnahme bereiteten, sondern mehr die Handelsstädte, wie Venedig und Florenz, und die vielen kleinen Fürstensitze. Ihre Uebersicdelung trug bald die gedeihlichsten Früchte; sie traten als Lehrer und Verbreiter ihrer heimathlichen Bildung auf, sie erdffneten von Neuem die fast ver schollene Schatzkammer ihrer Literatur den wißbegierigen Blicken ihrer neuen Landsleute. Bald schätzten es sich alle irgendwie bedeutenden Städte Italiens zur Ehre, in ihren Mauern, wenn öfters auch nur vorübergehend, Lehrstühle für die freien Wissenschaften, namentlich für die klassischen Sprachen, für Rhetorik und Poetik zu errichten. Die literarische Thätigkeit fand eine neue Nahrung daran, den Nichtkennern der griechischen Sprache die bedeutendsten Werke der griechischen Lite ratur durch Uebersetzungen zugänglich zu machen- Der Sammlereifer 62 erwachte; den Schätzen der älteren Literatur wurde nachgespürt, der hervorstechende Werth der älteren, durch oftmaliges Abschreiben nicht nach und nach corrumpirten Handschriften gewürdigt, Bibliotheken er richtet. Viele handschriftlichen Schätze wurden von Griechenland nach Italien hinübergebracht, um sie vor der Jerstörungswuth der sich immer weiter ausbreitenden Türken zu retten. Auch dem Handschriftenhandel erbffnete sich hierdurch ein ganz neues Feld. Der ganzen Sachlage nach konnten cs natürlich nicht die zünftigen Stationarii der Universitäten sein, die dem Handschriftenhandel ein mehr geschäftsmäßiges Gepräge gaben und den Aufschwung der Wissenschaften im 15. Jahrhundert fördern halfen, sondern die Handschriftcnhändler in den andern Städten, die sich als freiere und selbstständigere Gewerb- treibende aus den verwandten Industriezweigen der Schreiber und Pa piermacher (Oartolaj!) heranbildcten und denen keine engherzigen Be schränkungen im Wege standen. So zeigt es sich denn auch z- B., daß Liebhaber der klassischen Literatur, selbst aus dem literarisch wahrlich bedeutenden Bologna, sich zur Erlangung ihres Bedarfs an Florentiner Handschriftenhändler wandten; Briefe des Cardinais Nicolaus Perotti an Vcspasiano in Florenz belegen dies. Namentlich scheinen es nun die Cartolaji gewesen zu sein, die den Handschristenhandel besonders culti- virten, denn selbst nach Erfindung der Buchdruckerkunst waren sie es, aus denen eine nicht unbeträchtliche Zahl von italienischen Buchhändlern hervorging, wie z. B. Luca di Giovanni Bonaccorsi um 1472, Francesco di Dino di Jacopo 1481, Agnolo 1509, Francesco Cartolajo 1507, sämmtlich in Florenz, Damiano di Moilli und Gian Antonio de'Mon- tali 1482 in Parma, Aan Viotto ebendaselbst bis 1507". Auch die Buchhändler zu Reggio: Prospero di Zanotto dal Bombace, Pietro di Nigoni, Paolo de Saffo, die 1481 mit den Gebrüdern Bruschi einen Vertrag über den Verlag verschiedener Werke abschlossen, mögen ur sprünglich Papierhändler gewesen sein". Ja es scheint sogar, als wären die Benennungen Cartolajo und Librajo als gleichbedeutend be trachtet worden, denn selbst Filippo Junta in Florenz nennt sich zuweilen Cartolajo. Hinderlich für einen so großartigen Aufschwung des eigentlichen Handels mit Handschriften, wie ihn die römische Kaiscrzeit darbietet, in der sich sogar Anklänge an jetzige Verhältnisse vorsinden, mußte es aber stets bleiben, daß Gelehrte und Bücherfreunde nur in den bei weitem wenigsten Fällen ihre Zuflucht zu den Vorräthen der Handschriftenhänd ler nahmen; meistenthcils suchten sie sich die Codices zum Adschreibcn zu leihen, namentlich wenn ihnen gerade ein tüchtiger und gewandter Schreiber zu Gebote stand, oder sie verschrieben sich geradezu einen solchen. Und Mangel war daran nicht, selbst nicht an solchen, die der riechischen Sprache mächtig waren; denn viele gebildete und halbgc- ildete Griechen, die eine Zuflucht in Italien gesucht hatten, waren durch die Roth gezwungen worden, das Abschreibergewerbe zu ergreifen. Dessenungeachtet mehrte sich die Zahl der Handschriftenhäudler, besonders in den Städten Norditaliens, wo Wissenschaft und Literatur eine nach drückliche Pflege und Unterstützung fanden, und hier namentlich in den Hauptplätzen des literarischen Lebens: Florenz, Mailand, Venedig. Daß in Florenz die Zahl der Handschriftenhändler im Anfänge des 15. Jahrhunderts nicht klein gewesen sein kann, geht aus einem Briefe des Ambrosius Camaldulensis aus Rom an seinen Bruder in Floren; hervor, in dem es heißt: Oro ut convsnias dibliopolas civitatis «t in- guiri tacias ciilixsntvr, an inveniantur clecretals» in psrvo volumine". Man sieht aus dieser Stelle zugleich, wie die alte klassische Benennung IlidUopola gegenüber dem Stationarius der Universitäten wieder aufzu- tauchcn beginnt. In Mailand zählte man schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts nicht weniger als 40 professionelle Abschreiber (seriöse)'", so wie sich auch hier die Bidelle mit dem Handschriftenhandel abgaben ">. Namentlich aber war es Venedig, wo sich ein auch weiter wirkender Handel mit Handschriften ausbildetc. Seine ausgedehnten Verbindungen mit der Levante erleichterten nicht allein die Anschaffung neuer Vorräthe der gesuchten griechischen Handschriften aus dem immer öder werdenden Griechenland, sondern der europäische Verkehr der venetianischen Kauf- 15. ^iko, ssgglo <Ii memorie su I» tipogralia parmenso äel sec. XV. Parma 1791. 4. p. XXXIV. 16. Virsdoscdi, biblioteca sloäenese. Vol. IV. p. 369. 17. IHartvne et Nuranil I. e. '1'om. III. p. 372. 18. 8»xius, kistoria Iltterarlo-t^pvzraykica Meilivlanonsis. SleLiola»! 1764. Vol. p. 31. IS. In einem Coder von Predigten deS heil. Bernhard findet sich folgende sini 1. c. Vom. IV. p. S89.)
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