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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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VLrlenblalt s. d. Dtschn. vuchhandcl. Redaktioneller Teil. 239, 14. Oktober 1914. Münchener Buchhändler-Verein (E. V.) (Organ des Börsenbereins). München, den 7. Oktober 1914. An den Vorstand des Buchhändler - Börsenvereins Leipzig. Aus dem Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten werden wir aufgesordert. Ihnen in bezug auf die Eingabe des Börsenvereins betreff An fang der Schulen mitzuteilen, daß Volks- und Mittelschulen in Bayern Mitte September wie im Frieden begonnen haben und nur wenige Anstalten, die mit Truppen belegt sind, ihren Beginn verzögerten. Hochachtungsvoll Vorstand des Münchener Buchhändler-Vereins 1. Vorsitzender: gez. C. Schöpping. Bibliophilie auf der Brrgra.*) Von Hans Kemper t. Jedermann kennt den Magister Knips aus Freytags Verlore ner Handschrift. Als dieser ungetreue Diener der Wissenschaft sich entlarvt sieht und im Begriff steht, über den großen Teich zu reisen, dreht er sich an der Tür noch einmal um und sagt, halb schmerz-, halb dankbewegt: »Ich habe den Homer von 1488, sagen Sie meiner Mutter, daß sie Ihnen das Buch gibt. Wenn Ihnen auch der Gedanke an mich traurig ist, so behalten Sie doch das Buch. Es war mir ein Schatz.« Diesen Homer von 1488 kann der bücherliebendc Besucher der Bugra in einem herrlichen, wie frisch aus der Presse gezogenen Exemplar bewundern, wenn er sich in den Mittelbau der dem Deutschen Buchgewerbe gewidmeten Halle begibt, woderBiblio- philie eine besondere Stätte bereitet ist. Hier hat Herr Leo S. Olschki (Florenz) eine glänzende Auswahl von Büchern, Inku nabeln und neueren, zusaminengestellt, die zeigen soll, welcher be deutende Anteil dem Land Italien an der Entwicklung der Buch druckerkunst seit dem IS. Jahrhundert zukommt. Jener erste Druck des Homer befindet sich darunter; er ist natürlich seit des seligen Knips' Zeiten noch viel seltener geworden, aber ein Mann, der auf das Geld nicht zu sehen braucht, kann ihn doch gelegentlich noch kaufen, wenn auch nicht immer so schön erhalten. Herr Olschki legt aber dicht daneben ein Buch aus, das auch für schweres Geld kaum ein zweites Mal in solchem Zustande zu beschaffen sein dürfte, es ist dies das erste in Italien gedruckte datierte Buch: Laetantius, Opera, gedruckt 1465 in dem berühmten Benediktiner-Kloster Su- diaco bei Rom. Dort hatten zwei Deutsche, Conrad Swehnheim und Amold Pannartz, vermutlich vordem Gehilfen Gutenbergs und nach der Verwüstung von Mainz gleich anderen ausgewan dert, ihre Presse aufgestellt. So ist das Kloster der erste Druckort außerhalb Deutschlands geworden. Lactantius ist ein früher mehr als jetzt gelesener römischer Rhetoriker aus den Zeiten Dio kletians; er war zum Christentum übergetreten. Teuffel indes, der es wissen muß, meint, die spätere Zeit habe seinen Glauben weniger regelrecht gefunden als seinen Stil. Nun, die Männer von Subiaco haben jedenfalls mit dem Druck seiner Opera ein Meisterstück geliefert; Druck wie Papier sind vorzüglich, die Rubri- kation in rot und blau, die Kapitelüberschriften rot mit der Hand eingefügt. Von dem tüchtigen Augsburger Drucker Erhard Rat- dolt, der mehrere Jahre in Venedig tätig war, liegt die Geo metrie des Euklid aus, 1482, das erste gedruckte Buch, in dem geo metrische Figuren Vorkommen. Prächtige Antiqua-Typen rmd wundervolle Ranken-Einfassungen leuchten uns entgegen aus dem Livius von 1470, gedruckt von Ulrich Gallus in Rom, und den So netten des Petrarca, die 1473 in Venedig erschienen sind. Zwi schen all diesen Folianten aus der ersten Blütezeit der Thpogra- ») Der Artikel ist bereits seit Wochen in unseren Händen, muhte scdoch des Krieges wegen zurlickgestelli werden. Red. l526 phie sticht merkwürdig hervor ein kleiner Oktavband: Illustrium imaxines von Andreas Fulvius, Rom 1517. Er ist mit 202 hüb schen Medaillon-Porträts berühmter Personen des Altertums, römischer Kaiser u. a. verziert. Auf jeder Seite findet sich ein solches Medaillon inmitten einer reizenden Umrahmung, von Ugo da Carpi in Holz geschnitten. Ferner zeigt Herr Olschki eine kleine, aber erlesene Auswahl prächtiger Einbände aus der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert. Es sind meist Ganzlederbände aus rotem Maroquin, mit den kunstvollen Verzierungen italienischer, besonders venezianischer Meister, die das Herz des Kenners aus den ersten Blick in Entzücken setzen. Alle diese Kostbarkeiten ein zeln aufzuführen, ist unmöglich. Herr Olschki hat sie selbst in einem Pracht-Kataloge verzeichnet, der den Titel führt: Le Livre SN Italis a travers ies sieelss. Er wird in der Ausstellung zu dem etwas hohen Preise von 12 -/k verkauft. In demselben »Kabinett des Bibliophilen« wird die ganze vordere Schmalwand eingenommen von zwei großen Schränken, die mit skandinavischen Erst- und Frühdrucken aus der Sammlung des Freiherrn von Hierta (Stockholm) gefüllt sind, Bücher, die zumeist durch schöne, kräftige Fraktur-Typen angenehin ausfallen. An der Längsseite stehen die Schränke mit den Rari täten amerikanischer und englischer Sammler. Es verdient bemerkt zu werden, daß gerade diese Abteilung mit be sonderer Hingabe und Sachkenntnis aufgestellt ist. An jedem Buche befindet sich ein Zettel mit dem Titel und kurzen Hinweisen auf die Bedeutung und Seltenheit des betreffenden Stückes. Viele Deutsche, die im kleinen Ploey den Satz gelernt haben: Is paratvniisre a stö invsntö par lZenjamin Tranlrlin, werden doch nicht wissen, Laß dieser bedeutende Mann neben seinem älteren Bruder James auch als Buchdrucker um die nordamerikanische Kultur sich verdient gemacht hat. Wir sehen da sein typogra phisches Meisterwerk: il. 4'. Oieero's Oato major or bis Dis vourss ok Olck-i^o. Vitb explanatorx blotes, kbiiaäeipbia: kein teä anck 8olä t>z- 8. lkranLiin 1744, daneben den Titel eines in Lon don 1778 erschienenen Nachdrucks, aus dem zu Unrecht Franklin selbst, zu seinem großen Ärger, als Verfasser bezeichnet wurde. Außerdem sind zu bemerken: Goethes Götz in der Übersetzung von Walter Scott 1799, ebenfalls mit einem Nachdruck, auf dem der Übersetzer plötzlich heißt: xVilllam 8eott, Lse. Lckvoeat, lickin- burssb; das viarz- vk Laäx Milloußbb^, 1844, Chiswick-Preß, in welchem Buche Old English Leiters zum erstenmal wieder ein geführt wurden; eine höchst sonderbare Sammlung Tales ok Terror, London 1801, mit drei schauderhaften Kupfern, Darstellun gen von Geistern, Totengerippen und ähnlichem Greuel, das Exemplar ist vielleicht Unikum; die erste englische Übersetzung des Ukilobiblioa (i^ Treatise on tbs iove ok boolrs. London 1832); »Poetischer Trichter. Die Deutsche Dicht- und Reimkunst ohne Be huf der lateinischen Sprache in VI Stunden einzugießen«. Nürn berg, Wolfgang Endter, 1647 (daher wahrscheinlich »Nürnberger Trichter«) u. a. m. Unter den Einbänden ist ein solcher von Ro ger Payne, dem berühmten englischen Buchbinder, hervorzuheben. Die weiteren Schränke enthalten Stücke verschiedener deutscher Sammler und Einbände. Es seien genannt: sPalm.j Deutschland in seiner Uesen Erniedrigung. 1806, Kleists Käthchen von Heilbronn, Heines Buch der Lieder und anderes in ersten Ausgaben. Unter den Einbänden verdienen je ein Grolier- (in Oktav) und ein Majoli-Band (Folio), von Baer L Co. in Frankfurt ausgestellt, Beachtung, außerdem die schönen Ma roquin-Bände aus dem Besitz der Herren Paul Hirsch und Robert von Hirsch (Frankfurt), W. A. Engelbrecht (Rotterdam), Baron Philipp von Scheh (Frankfurt). Einen entzückenden Silber-Ein band mit reicher Filigran-Arbeit hat Herr Kirstein ausgestellt. In zierlichen Wandschränkchen sind die B ü ch er k l ei n sten Formats aus den Sammlungen der Herren Cajeri (Leipzig) und Ritter von Klarwill (Wien) untergebracht. Mögen diese Nippessachen auch zunächst nur eine Spielerei darstellen, so befin den sich doch reizende Dinge darunter, an denen der Lieb haber seine Freude hat: kleine Klasstkerausgaben, Gedichte, Ge betbücher, von 16" bis zum winzigsten Format, wo dann die Zei len nur noch mit Hilfe der Lupe zu entziffern sind. Auch hier fin den sich entzückende Einbände, aus Leder, Metall, ja sogar Perl mutter und Elfenbein. Die bekannten hübschen Horaz- und Catull-
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