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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1914
- Strukturtyp
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- 1914-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1914
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- Deutsch
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-E W, 3V. April 1S14. Redaktioneller Teil. inicn wurde das Ziel erreicht. Tie Arbeiter leisteten nach Durch« führung der Methode fast bas Bierfache, ohne inehr zu ermüden als früher. Bemerkenswert ist, daß der Arbeiter, der als erstes Versuchsobjekt Taylors beim Verladen von Roheisen gedient hatte, neben seiner Arbeit nach Feierabend sich noch ein Häuschen bauen konnte, der deutlichste Beweis, datz es sich um vernünftigen Gebrauch, keinesfalls aber um Ausnutzung der Arbeitskraft ge handelt haben kann. Die praktischen Versuche beziehen sich wei ter auf das Schaufeln, Mauern, das Aussortieren von Stahl kugeln und die Herstellung komplizierter Maschinen. Das Sy stem steht unter einer wissenschaftlich bestimmten und begründeten Pensumidee, während dem Pensum wieder eine entsprechende Er- Höhung des Arbeitslohns (Bonus) gegeuüberstcht. Die Initia tive des Arbeiters wird für den Arbeitgeber wieder frei gemacht und in Gestalt der Wissenschaft eine neutrale Basis geschaffen, auf der sich die beiderseitigen Interessen begegnen. Eine ganz neuartige Aufgabe fällt den Betriebsleitern zu. Sie sind ledig lich das, was ihr Name besagt, ihr Beruf ist die Leitung des Be triebs, die aber nur aus genauer Kenntnis und wissenschaftlicher Durchdringung der Arbeit selbst beruhen kann. Ihre Inanspruch nahme für andersgeartete Arbeiten verbietet sich von selbst. Größeren Umfang und wissenschaftliche Vertiefung gewinnen diese Bestrebungen durch eine Arbeit Hugo Münsterbergs »Psychologie und Wirtschaftsleben. Ein Beitrag zur angewandten Experimental-Psychologie«*). Während Taylor sein Hnupiaugen- merk auf das Studium der Arbeit richtet, steht das arbeitende > Individuum im Mittelpunkte der Mllnslerbecgschen Darstellung. Nachdem er einige Vorfragen betreffend die angewandte Psycho-! logie, die Forderungen des täglichen Lebens, Psychologie und s Nationalökonomie, Arten der Anwendung, Mittel und Ziele, so wie Einteilung der angewandten Psychologie erledigt hat, kommt der Verfasser zur Auslese der geeigneten Persönlichkeiten. Be kanntlich ist die Berufswahl eins der schwierigsten Probleme im menschlichen Leben. So entscheidend sie für die künftige Ge staltung des Lebens des cinzelucu wird, so wenig zweckmäßig wird oftmals disponiert. Dieser Umstand hat in einzelnen Städ ten der Vereinigten Staaten zur Einrichtung von Beratungs stellen für die Berufswahl (Voeational Ouickanoe) geführt. Mlln- sterberg unterzieht nun die in diesen Instituten angewandten psychologischen Methoden einer genauen Prüfung und fordert für sie das psychologische Laboratoriumsexperiment, um praktische Erfahrungen und Methoden zu schaffen, mit Hilfe deren eine er folgreiche Arbeit erst geleistet werden könne. Der Verfasser kommt dann auch auf das Taylor-System zu sprechen und berichtet von einem Versuche Thompsons, der zum engeren Kreise der Taylor- schen Schule gehört. In einer großen Fabrik waren 120 Frauen damit beschäftigt, Stahlkugeln auf Unebenheiten zu prüfen. Die meisten Frauen waren schon jahrelang im Dienst. Thompson studierte die psychophysischen Bedingungen für diese Arveit. 'Neben Veränderungen, die er in bezug auf die Arbeitszeit, die Ver meidung von Ermüdungen durch häufige, genau berechnete Pau sen, durch Verbesserung der Arbeitsbequemlichkeiten getroffen hatte, richtete er das Hauptaugenmerk auf die experimentalpsycho logischen Messungen, vornehmlich auf die der Reaktionszeiten, und gelangte dabei zu einer Auslese von 35 Frauen. Nach kur zer Zeit stellte sich heraus, daß die 35 Frauen, trotz erheblich abgekürzter Arbeitszeit, die gleiche Zahl Kugeln bearbeiten konn ten Wie früher die 120 Frauen, und datz, obgleich sie schneller arbeiten mutzten, die Genauigkeit des Ergebnisses um die Hälfte höher war, als früher bei der langsameren Arbeit. Die 35 Frauen konnten, obgleich ihr Arbeitstag um zwei Stunden vcr- kürzt wurde, um achtzig Prozent höhere Löhne erhalten, wäh rend die Fabrik bei wesentlich geringerem Kostenaufwand bessere Arbeit erzielte. Mtinsterberg führt den Leser dann eingehend in die experimentellen Methoden ein, deren Schilderung uns hier zu lange aufhalten würde. Seine Versuche, die er mit Wagen- *) Hugo ML n sterbe rg, Psychologie und Wirt schaftsleben. Ein Beitrag zur angewandten Experimental-Psycho logie. L. Ausl. Leipzig ISIS, S. A, Barth. 8". <VIII, 1SL S.s ./k r.Slst geb. .// S.S». , flihrern der elektrischen Straßenbahn, im Interesse des Schifss- dicnstes, mit Telephonistinnen angestellt hat, ferner Stichproben versuche, Material aus den Kreisen der Industrie und gruppen psychologische Erfahrungen bieten eine Fülle von Anhaltspunk ten für die auf psychologischer Grundlage und Erfahrung vorzu nehmende Auslese der geeigneten Persönlichkeiten. Im folgen den Abschnitt, der die Gewinnung der bestmöglichen Leistungen behandelt, werden die Erfahrungen und Aussichten der Psycho- logischen Experimentalmethode für Einüben und Lernen, An passung der Technik an die psychischen Bedingungen, Bewcgungs- ersparnis, das Problem der Monotonie, Störung der Aufmerk samkeit, Ermüdung, Physische und soziale Einflüsse auf die Lei stungsfähigkeit erörtert. Der interessanteste Teil des Buches ist der Abschnitt von der Erzielung der erstrebten psychischen Wir kungen. Dort beanspruchen die Kapitel von den Experimenten über die Wirkung der Anzeigen, von der Wirkung der Werbemittel, vom Kaufen und Verkaufen die Beachtung der gesamten Ge schäftswelt. Die ganze Darstellung Münsterdergs zeigt, daß das Betäti gungsgebiet der Psychologie im Wirtschaftsleben einem breiten Felde gleicht, in das zwar die Pflugschar schon einige Furche» gezogen hat, das in seinem weitaus größeren Teile aber noch der Bearbeitung harrt. Hier auf Grund persönlicher Arbeit und Erfahrung ein klares Bild des Geleisteten und noch zu Leisten den entworfen und die Wege der Wissenschaft zur geschäftlichen Praxis verbreitert zu haben, ist das Verdienst des Münstcrberg- schen Buches. Man könnte aus der Lektüre des Taylorschen und Münster- bergschcn Buches zu dem Schlüsse kommen, daß sich die Anwen dung der in ihnen enthaltenen Grundsätze und Erfahrungen nur in großen Betrieben durchführen ließe. Taylor selbst ist gegen teiliger Meinung, und auch die Darstellung Münsterbergs will nichts von der Einschränkung wissen. Die Beispiele selbst, na türlich in großen Betrieben gesammelt, sollen die Zweckmäßigkeit der neuen Methoden und Experimente erweisen, wozu ein mög lichst breites Versuchsfeld nötig war. Sie lassen sich aber u. E., wenn auch natürlich mit gewissen Einschränkungen, auch auf mittlere und kleinere Betriebe, demzufolge auch auf die des Buch handels übertragen. Gewonnen wäre schon viel, wenn die ge wohnheitsmäßige Überlastung der Prokuristen mit Kontorarbeit eingeschränkt und deren Tätigkeit in viel stärkerem Matze auf die Organisation der Arbeit und die Kontrolle über die Fähigkeiten, Leistungsfähigkeit, Pensum-Leistung usw. des Personals auf mehr wissenschaftlicher Grundlage ausgedehnt werden könnte. Nach den Erfahrungen Taylors finden sich die Parteien auf dem neutralen Boden der Wissenschaft viel leichter zusammen, als ans dem der traditionellen Geschäftsordnung, wenn auch vorher erst einige unvermeidliche Schwierigkeiten überwunden werden müs sen. Die Vorteile springen in die Augen: erhöhte Lei stung, erhöhter Lohn, verkürzte Arbeitszeit, verbesserte Produktion, geschäftliche Erspar nisse, der richtige Mann an der richtigen Stelle, Ökonomie der Kräfte auf der ganzen Linie. Taylor gibt daneben noch ein gutes Bild der moralischen Wirkung: Stärkung des Selbstbewutztscins des tüchtigen Arbeiters, infolge besserer Be zahlung größere Zufriedenheit, Schwinden der Neigung zum Streik, angenehmeres Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Ar beitnehmer. <Ein dritter fSchlup-jArtilel folgt.) Vas Verl3Z8recIit an Werken der bildenden Kun8t und der Ver1a§8vertraZ, slur»-68t6lit I)r. ^do!f !8en8cbmid- Lern, 8tül»i>sli k ( >6., 1912. 288 8. .v 5.— ,n-,1 Der Verfasser ist zu dieser außerordentlich fleißigen und eiiipseh- leiiswerten Toktorarbcit, die als erste auf diesem bis jetzt noch nicht behandelten Ncchtszweige gerade zur rechten Zeit erschien, deshalb be sonders befähigt gewesen, weil er im Buchhandel seine Sporen regel recht verdiente und im Verlagswesen praktische Kenntnisse für dieses 718
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