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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1863
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1863
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- Deutsch
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N'i ch tamtli „Bestimmungen über einige den buchhändlenschcn Verkehr betreffende Punkte." Vl.^) Ein Wort zur Beherzigung von einem Sortimenter. „In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf/'. Wer wollte diesem knöchernen Dogma unseres Jahrhunderts zu widerspre chen wagen? Und dennoch gibt es Fälle im Leben, wo das klare Recht der Billigkeit weichen muß. Möchte auch in den bren nenden Fragen unseres Buchhandels nicht das Recht allein das Wort führen, sondern auch die Billigkeit zur Geltung kommen! Die „Bestimmungen" über den buchhändlcrischcn Ge schäftsverkehr sind zu einer Zeit in die Hände der Sortimenter gelangt, wo an eine ruhige Erwägung dieser Punkte gar nicht gedacht werden konnte. Daher kommt es wohl auch, daß so we nig Stimmen aus dem so sehr betheiligten Sortimentshandel sich darüber vernehmen lasten. Ist das Gleichgültigkeit, oder hat der Sortimentshandcl nichts dagegen einzuwenden? Es gilt, Ihr Herren, einen Pact zu unterschreiben, der Euch tüchtig warm ma chen soll, wenn er für alle Zeit gehalten werden muß. Punkt 4. der „Bestimmungen" bringt unter dem süßen Versprechen der Agiovermehrung von 4 alten Pfennigen auf 5 neue Pfennige, was wie 1 Pfennig mehr klingt, aber keinen Pfennig werth ist, die Anordnung, daß nur für voll geleistete Saldi Meß agio gewährt werden soll. Damit ist nun auch für den ordnungsliebenden Sortimenter der Wegfall aller Ueber- träge ausgeschlossen. Die in Punkt 1. und 2. niedergelegten Gegenleistungen der Verleger können Dem, der den buchhänd- lerischcn Geschäftsgang kennt, höchstens ein ungläubiges Lächeln abgcwinnen. Jstnun aber der Sortimentshandelim Stande, auf diesen alten zu einem gewissen Recht geworde nen Brauch eines Ucbertrags, welchen man jetzt bil lig ablösen will, zu verzichten? Es ist in diesen Blättern (Nr. 155) von sachkundiger Seite diese Frage so schlagend mit Nein beantwortet worden, daß wir diesem Nein aus vollster Ueberzeugung beistirnmen müssen. Es ist schlimm, daß die Reformbestrebungen, mit denen man so großen Anlauf nahm, für die man Versammlungen hielt, Com missionen niedersetzte, nichts weiter zu Tage brachten, als eine Bedrückung des Sortiments Handels. Denn das ist diese Neuerung, man mag sagen, was man will. Dem gewissenhaften Mann wird sie zur Beängstigung, und den liederlichen zwingt sie nicht zur Besserung. Dem Hader und Streite öffnet sie angel weit die Thür und führt ein Heer von Arbeit und Schreiberei im Gefolge. Wie gern würde die große Zahl der Sortimenter, welche nicht zu den glücklichen Leuten gehören, die von Gewinnüberschüssen Eapitalanlagen machen, zur Messe auf Heller und Pfennig be zahlen, wenn die Verlegervereine ihnen nur gütigst sagen woll ten, wie sie ihre Kunden zu zwingen vermöchten, glatt und voll bis zur Messe zu zahlen! Solange dies Mittel, ohne den Bü cherabsatz zu schmälern, nicht gefunden ist, wird eine große An zahl von Sortimentern kaum anders thun können, als sie zeither gcthan hat, — Ueberträge machen. Friedrich Perthes sagt: „Der Sortimentsbuchhandel ist die Kunst, Bücher unter die Leute zu bringen." Darin liegt die unendliche Mühe, die Thätigkcit, die, man könnte sagen, Ver führung angedcutct, die zum Bücherabsatz angewendct werden cher Th eil. muß. Man halte doch ja nicht die Bücher für eine Sache des Bedürfnisses, mehr Luxus sind sie geworden, und diesen Luxus, wird der Käufer sagen, kann ich ja lassen, wenn ich zur Zahlung gedrängt werde, was geschehen müßte, wenn Punkt 4. zur vollen Geltung gelangen sollte. Es ist nicht zu verkennen, daß die Klagen der Verleger über Zunahme von Unordnung, arger Zumuthung und Mißbrauch des Erlaubten von Seite mancher Sortimenter zugenommen haben, und auch begründet sein mögen. Warum aber brauchen die Verleger nicht das einzige und beste Mittel: Verminderung der Conti? Warum crcditiren sie dem Faulen fort und fort, ersin nen gegen ihn alle Arten Zwangsmittel, die auch den Soliden treffen, statt sich nur letzterem zuzuwenden und diesen mit der ganzen Macht ihres Credits zu unterstützen? Warum? — Weil man doch ein paar Bücher absetzen könnte, und das Geld schon zu erlangen denkt. — Man creditirk, man raisonnirt, und ist schließlich doch geprellt. Nun geht's auf die armen Sortimenter in Summa Summarum los. Da haben die modernen Verleger Inquisitions-Gerichte, eine ganze Folter-Scala für diese armen Sünder erdacht. Was nutzt sie wohl? Wo schon Verwesung ist, kann nur ein göttlich Wunder neues Leben bringen. Es wird dem Sortimentshandel stets der fast 15 Monate lange Eredit vorgehalten, und auf diese kaufmännische Abnor mität fußten denn wohl auch die neuesten Bestrebungen der ton angebenden Kreise. Wir wollen aber beweisen, daß dem nicht so ist, daß bei dem Creditverhältniß, in welchem der Sortimenter zu seinen Kunden steht, und worauf sicher der Hauptbücherabsatz beruht, der Credit, den der Verleger gewährt, keineswegs ein alle kaufmännische Sitte überschreitender genannt werden kann. Nein, er ist sogar in vielen Fällen ein ganz kurzer Credit. Man nehme die Buchhändlerstrazze zur Hand, so wird man finden, daß die ersten 3 Monate des Jahres nur eine geringe Zahl Sendungen aufweisen. Selbst nach der Messe, bis Juni, sind, ausgenom men bedeutende Schulbücherlieferungen, die festen und Nova posten nicht zahlreich. Erst zum Sommer und Anfang des Herb stes, wenn die besten Kunden auf Reisen und in Bädern sind, kommt das Heer der Novitäten, zur Verzweiflung manches treuen literarische» Dienflmannes, der nicht weiß, wohin damit. Mit dem ersten Schnee häufen sich die Massen zu Bergen, wozu sich nun noch Weihnachts- und feste Lagerbestellungen gesellen. Hier aus erhellt, daß das erste Halbjahr die magere Hälfte, das andere aber das Provianthalbjahr ist. Man kann das Verhältnis so zur Ziffer bringen, daß von einem Jahrestransport ein Drittel auf Januar bis Juni und zwei Drittel auf Juli bis Decembcr fallen. Kann nun bei diesem Löwcntheil des 2. Semesters nach kauf männischem Begriff, wo das Ziel nach dem Tage der Lie ferung gemessen wird, von 12—15 Monaten Credit die Rede sein? Wie wäre es, wenn die Sortimenter das Jahr in 2 Credithälften theilten und für die 2. Hälfte ebenfalls 12 Monate Ziel begehrten? Wenn sie zu einem Verein sich einten und solche „Bestimmungen" e »ließen? Faßt man nun diesen Umstand unparteiisch ins Auge, er wägt man, dgß der Verleger oft das größere Quantum seiner Sendungen in den letzten Monaten datirt und dennoch zur Messe bezahlt bekommt, oder doch bezahlt haben will, überzählt man die nicht unbedeutenden Summen, die der Sortimenter für Artikel zahlen muß, die geldarme Verleger als Baarartikel zur Welt brin gen, die Beträge aller der vom 31. Decembcr datirten Fortsetzun gen und Journalsendungen, die ein anständiger Sortimenter sei nen Kunden nur in neue Rechnung buchen kann, — so gibt das *) V. S. Bdrsenbl. 1862 Nr. 160.
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