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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1863
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1863
- Sprache
- Deutsch
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.N 142, 18. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2493 gabnng gesellten sich fast noch höhere Eigenschaften des Willens. Ein eiserner Fleiß, welcher zwischen dem frühen Morgen und dem späten Abend nur wenige Stunden der Erholung sich gönnte, war ihm eigen. Wohl kaum eine Person seiner verzweigten Ge schäfte hat mehr und unverdrossener gelesen, gedacht und confe- rirt, prompter correspondirt als der Verstorbene. Eine äußerst mäßige und regelmäßige Lebensweise erhielt die Arbeitskraft in vollem Umfang bis zum Todestage. Im Anfang seines selbstän digen Geschäftslebens vielleicht bis zur Aengstlichkeit umsichtig, war er doch wesentlich durch diese Eigenschaft Eonsolidator der Unternehmungen, welche zuletzt unter dem genialen Vater in theilweise exccntrische Bahnen sich geworfen hatten, und großherzig seiner ganzen innern Anlage nach schloß er sich an entschlossenere Geschäflsgenossen mit Vertrauen an, während ihm selbst die Abwicklung schwieriger Geschäftsvcrhälrnisse, der wach sende Erfolg den geschäftlichen Muth immer freier emporhoben. Sein Temperament war ein ziemlich stark cholerisches, soweit als nöthig um immer frisch der Zukunft cntgegcnzuarbciten, und durch keinen Mißerfolg lange verstimmt und gelähmt zu werden; es war aber gedämpft durch die große Erfahrung, in Schranken gehalten äußerlich durch die feinste sociale Bildung, innerlich durch die Er gebenheit eines gottvcrtrauenden Gemüths. Mit der Energie des Willens verband sich eine seltene Bonhommie, offener Sinn für verschiedene Charaktere und Verhältnisse, so daß er jeden Men schen in seinem Werth zu schätzen, den verschiedenen Lebensbe- zichungcn ihre eigenthümliche Bedeutung beizumessen verstand, Mißverständnisse und Reibungen großherzig ausglich, Züge wie sie energischen Charakteren seines Schlages und Einflusses nicht ^ immer eigen sind, und bei ihm gleichwohl nöthig waren, um in den vielseitigen Lebensstellungen, die er persönlich vertrat, zugänglich zu bleiben und wirken zu können, um die socialen und geistigen Elemente, welche in ihm wie in einem Brennpunkt zusammcn- trasen, auch zwischen verschiedenen Personen zu vermitteln und zu gemeinschaftlichem Wirken zusammenzuhaltcn. Dieser Zug war übrigens nicht so sehr ein Product der Lebensklugheit, angelernt in der Schule reicher Erfahrung, als vielmehr dem Herzen des Verstorbenen eigen, und darum so fesselnd für Jeden, wie ver schieden sie auch alle sein mochten, die sich mit ihm berührten. Wir könnten bedeutende Männer von der literarischen und staaks- männischcn Sphäre an durch alle bürgerlichen Kreise bis zu be deutenden Persönlichkeiten der arbeitenden Elassc anführen, wel chen cs ein immer neuer Genuß war, sich mit ihm zu berühren, und welchen sein Tod eine schwer gefühlte Lücke des Umgangs be reitet hat. So erklärt cs sich, daß seine Wohn- und Geschäfts zimmer, weit entfernt als Staaksgemächer und Salons glänzen zu sollen, besuchter waren als das Confercnzimmer eines Ministers oder der Salon von Personen weit höheren Ranges; daß in ihnen bedeutende Persönlichkeiten jeder Stellung sich ablösten und einen ungezwungenen Sammelpunkt fanden. Im persönlichen Umgang war er überaus angenehm, ohne alle und jede Etikettenstrenge, wie man sie hinter dem bei öffentlichem Auftreten die feine Forni und Erscheinung streng bewahrenden Mann vielleicht hätte voraus- sctzcn mögen. Die Formen der feinen Wcltbildung allerdings hielt er stets ein; in der Conversation war er frisch, lebendig, anregend, durch schlagfertiges und decidirtes Uctheil pikant, nie verlegen; am rechten Ort, auf nicht verletzende Weise oder unaufrichtigen Leuten gegenüber gelegentlich auch schalkhaft, aus dem reichen Schatz seiner Erfahrung und seiner aus aller Herren Ländern zu- sammenlaufendcn Information belehrend und aufklärend, im Ganzen durchaus liebenswürdig und gewinnend. So trafen in dem Leben des edlen Dahingegangenen in sel tener Weise die äußeren und die subjektiven Voraussetzungen zur Entfaltung einer großartig wirkenden, ins geistige und politische > Leben der Nation tief eingreifenden Persönlichkeit zusammen. Lebendig betheiligt an allen gesellschaftlichen Interessen durch ein in allerlei Formen nüancictcs großes Vermögen, durch Bildungs gang und als Haupt so vieler Unternehmungen mit allen Lebens verhältnissen vertraut, ein Haupkträger des literarischen und des politischen Lebens der Nation, geschäftlich und — mehr als dies — freundschaftlich verknüpft mit den hervorragendsten Geistes kräften, Vertrauensmann bedeutender Staatsmänner, von diesen als uneigennütziger Rathgebcr gesucht und eingcweiht, mußte ec der lebendige Mittelpunkt einer großen Verbindung, der Patron einer Elientel, in welche auch die bedeutendsten Männer gern cin- gingen, mußte er der Mittler werden, durch welchen eine Menge Gedanken aus dem Bereich der theoretische» Eonception sofort in die Sphäre des praktischen Lebens übertragen werden konn ten. Und so empfinden nicht bloß die nächsten Angehörigen, son dern in weitem Umkreis und in allen Lebensstellungen eine große Anzahl bedeutender Persönlichkeiten den Tod des Frhrn. I. G. v. Evtta, als ob ihnen mit ihm die Seele einer großen Verbin dung entrückt, als ob der Faden zerrissen wäre, welcher sie zusam- mcnhielt, als ob nur in Jahren wieder zusammengeknüpft werden könnte, was sein Tod durchschnitten hat, und lange werde» sie mit Wehmuth des unvergeßlichen Mannes gedenken, welcher, von Gott zum Rüstzeug großer geistiger und politischer Interessen der Nation berufen, die höchsten Anforderungen an sich gestellt, und stets das Gute und Edle gewollt hat. Aus Stuttgart bringt eine spätere Nummer der Allge meinen Zeitung folgenden Nachtrag: Sie haben in dem um fassenden Nekrolog über Frhrn. v. Evtta auch einiger der Haupl- milarbeitcr an seinem Institut Erwähnung gcthan. Unter diesen fehlt ein Mann, dessen Verdienste um die Verlagshandlung in einer langen Reihe von Jahren von dem verstorbenen Frhrn. v. Cotta und dessen Hrn. Vater nur zu oft ausgesprochen, nur zu warm anerkannt wurden, der, wenn auch todt, in der Erinnerung seiner zahlreichen Freunde noch immer fortlebt. Es ist dies Hr. I. I. Wagner, der über 40 Jahre dem Cokta'schen Geschäfte seine ausschließliche Thätigkeit widmete, und von 1819 bis 1847 die Geschäftsführcrstcllc bekleidete. Gestatten Sie daher einem der nächsten Freunde dieses Mannes die sicher nicht unbescheidene Bitte, in einem Nachtrag zu dem Nekrolog auch seiner zu geden ken, und hierbei nur den Anfang der Worte des Frhrn. v. Cotta selbst, wie sie in beiliegender Nummer des Buchhändler-Börsen blattes enthalten sind, anführen zu wolle». Sie lauten am be- zeichnetcn Orte: „Es sind heute fünfundzwanzig Jahre, daß mein seliger, Ihnen wie mir unvergeßlicher Vater Sie mit der Unterschrift für die I- G- Cotta'sche Buchhandlung betraute, bald vierzig Jahre sind es, daß Sie an diesem Geschäft überhaupt theilnehmen, während welcher langen Zeit Sie dreiunddreißigmal für dasselbe Leipzig besucht haben. Innerhalb dieser Reihe von Jahren haben Sie als Ehrenmann lm vollsten Sinn des Worts pflichtgetreu all' Ihr Thun, alle Ihre Zeit, ich glaube all' Ihr Denken diesem Geschäft gewidmet, und sind für Ihren Theil und nach Kräften bemüht gewesen, ihm »ach innen und nach außen den Ruf eines achtbaren Hauses zu erhalten, dessen es sich, wie ich mir schmeichle, erfreut. Es ist dies gewiß ein eben so seltenes, als hochachtbares Bei spiel! Welchen Dank Sie sich damit bei meinem seligen Vater schon, bei meiner Familie und bei sämmtlichen Mitgehilfen erworben haben, neben denen Sie arbeiteten, das habe ich Ihnen diesen Morgen schon : in Ihrer Wohnung, im Kreise Ihrer Familie auszusprechen versuchc. Ich halte mich jedoch sür verpflichtet, diesen Dank hier in diesem Kreise zu wiederholen, indem ich voll gerechten Stolzes für Sie die Anerkennung des ganzen deutschen Buchhandels, mit dem unser Geschäft in Verbin dung steht, in dem Umstand ausgesprochen zu sehen glaube, daß der Hr. Vorstand des Bbrsenvereins deutscher Buchhändler und unser Hr. Senior unser häusliches Fest durch ihre Anwesenheit haben verschönern und er heben wollen. Die Gegenwatt dieser beiden hochverehrten Herren ist also der Glanzpunkt Ihres heutige» Jubeltags. .."
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