Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.04.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-04-26
- Erscheinungsdatum
- 26.04.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210426
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192104262
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210426
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-04
- Tag1921-04-26
- Monat1921-04
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. Redaktioneller Teil. ^ 96, 26. April 1921. Börsenverein der Deutschen Buchhändler. Kurzer Bericht über die Verhandlungen der Hauptversammlung am Sonntag Kantate, dem 24. April 1921. Mit gespanntester Erwartung hat der deutsche Buchhandel diesmal den Verhandlungen seiner ordentlichen Hauptversamm lung entgegengesehen. Der außerordentlich starke Besuch, der auch für diesen Tag wieder festzustellen war, trotzdem die Mit glieder erst im Februar in so großer Zahl nach Leipzig geeilt waren, darf als Beweis dafür betrachtet werden, welche Bedeu tung den gegenwärtigen Verhandlungen beizumessen ist. Die üblichen Vorbereitungen auf den Haupttag durch die Ver handlungen im Deutschen Vertegerverein, in der Deutschen Buch- händlergüde und'zuletzt noch in der Hauptversammlung des Ver bandes der Kreis- und Ortsvcreins schienen zunächst ohne rechten Erfolg bleiben zu wollen. Man sah Schwierigkeiten über Schwie rigkeiten. Der Wille zur Einigung war unverkennbar. Das erlösende Wort und die allseitig befriedigende Einigungsformel wollten sich jedoch immer noch nicht zeigen, sodaß der Vorsitzende des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine, Herr Walther Jäh- Halle, die Verhandlungen am Sonnabend nachmittag mit der Feststellung schließen mußte, man hätte im Grunde nichts er reicht. Dem aufmerksamer auf die feineren Nebentöne der Äuße rungen der verschiedenen Redner Achtenden konnte aber nicht verschlossen bleiben, daß im Hintergründe sich dennoch bereits die Lösung deutlich anbahnte. Die Woge hatte unverkennbar ihren Höhepunkt erreicht und mußte sich überschlagen oder ver lausen. Mit diesen Erfahrungen und Erwartungen trat man ain Sonntag in die Hauptverhandlungen ein. Der Saal war bald bis auf den letzten Platz gefüllt. Weit über 500 Mitglieder, die insgesamt rund 2900 Stimmen vertraten, waren erschienen. Die Sächsische Regierung war durch die Herren Ministerial-Direktor vr. Klien und Regierungsrat vr. Hüncfeld vertreten. Später erschien auch noch Herr Oberregterungsrat vr. Feßler als Ver treter des Reichswirtschaftsministeriums. Nach dem Austausch der gewohnten, im herzlichen Ton gehaltenen Begrüßungsan sprache zwischen dem Vertreter der Sächsischen Regierung und dem Ersten Vorsteher, Herm Hofrat vr. Arthur Meiner, und nach Erledigung der üblichen Formalitäten trat man zunächst in die Besprechung des Geschäftsberichts «in. Das gab Gelegenheit zu einer Reihe von Äußerungen, die sich auf einige für den Buchhandel augenblicklich besonders bedeutsame Fragen bezogen. So wurden folgende Entschließungen zur Frage der Rechtschreibungsände rung und der Reichskulturabgabe einstimmig unter lebhafter Zu stimmung der Versammlung nach einem Bericht des Herrn Robert Voigtländer angenommen: I. Nachdem der Herr Reichsminister des Innern in seinem im Reichsanzeiger Nr. 77 vom 4. April 1921 veröffentlichten Briefe an die Abgeordneten vr. Hugenberg und Schultz erklärt hat, daß er trotz aller Einwendungen auf seinem Plan der Neu ordnung der Rechtschreibung zu beharren gedenkt, erhebt die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler vom 24. April 1921 hiergegen nochmals entschiedenen Einspruch, weil sie den Plan für das ganze deutsche Volk für schädlich hält. Den Umfang der zu erwar tenden Schädigung kann der Buchhandel am besten ermessen. Als Hauptgrund für die Neuordnung wird die Notwendig keit einer Entlastung der Schule angegeben. Dieser Gedanke dürfte irrig und trügerisch sein. Irrig, weil das Volksleben sich nicht der Schule unterzuordnen hat, sondern diese dem Leben; trügerisch, weil er für die Schuljugend nicht eine, son dern zwei Schreibweisen bedeutet, also doppelte Arbeit. Denn die Schuljugend müßte neben der zu ersinnenden, folgerichtig gar nicht durchführbaren Schreibweise die bestehende mit er lernen, um die vorhandene Literatur lesen und im praktischen Leben bestehen zu können. An die vorhandene Literatur darf und kann nicht gerührt werden; die ungeheuren, in den öffent lichen und privaten Büchereien und in den Vorräten des LOK Buchhandel? angelegten Werte dürfen und können nicht ent wertet werden, einerlei, ob nach kurzer oder langer Schonzeit. Wir dürfen das Band nicht zerreißen, das uns fast allein noch mit den Deutschen außerhalb des Reiches eint, die Schrift sprache. Der Buchhandel erklärt, daß er seine Mitwir kung an solchem Tun versagt. Der Neudruck von Schulbüchern kann vielleicht erzwungen werden, obwohl wir uns auch hiergegen wehren werden. Aber im übrigen wird der Buchhandel lediglich der in Freiheit sich allmählich von selbst umforinenden geltenden Schreibweise folgen. Insbe sondere lehnt er jede Neuordnung ab, die an der üblichen Wort- und Buchstabenfolge im Alphabet sz. B. Zil statt Ziel, Jarzent statt Jahrzehnt) ändern und so in die ganze Lexiko graphie und alle Kartotheken und dadurch in die Arbeit des ganzen Volkes heillose Verwirrung bringen würde. Dies würde der Standpunkt des Buchhandels auch in ruhigen Zeiten sein, in dieser Zeit der Not erst recht. Das deutsche Volk hat sich wahrlich um Wichtigeres zu sorgen, als um die Er zwingung einer neuen Rechtschreibung, die, sie falle aus, wie es auch komme, nur willkürlich sein kann und daher neue Will kür und Unzufriedenheit verursachen muß. II. Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler am 24. April 1921 hat von dem Plan einer Kul turabgabe Kenntnis genommen, der durch die Genossen schaft Deutscher Tonsctzsr im Vorläufigen Reichswirtschastsamt betrieben wird. Nach diesem Plan soll, hauptsächlich zu gunsten einer Unterslützungskasse für Schriftsteller und Künstler, dem deutschen Volke für jedes gekaufte Buch, jedes Notcnheft, jedes Bild, für jede Aufführung eines Theater- und Tonslücks «ine neue Steuer in Höhe von 10°/» auferlegt werden, die sich durch die den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel zugedachte Arbeit der Einziehung noch weiter erhöhen müsse. Die Hauptversammlung lehnt diesen Plan ab und hebt aus den vielerlei Gegengründen nur folgende hervor: Das in den gsmeinfreien Werken angesammelte Geistesgut wird infolge des scharfen Wettbewerbs unter den Verlegern jetzt dem deutschen Volke so gut und so wohlfeil angeboten wie nur möglich. Durch jeden staatlichen Eingriff in Form einer verkappten Steuer ist eine Verteuerung unaus bleiblich. Ferner wäre es geradezu unsozial und kulturschädlich, den Autoren neuerer noch geschützter Werke, seien diese gut oder schlecht oder als Modewerke schon ohnedies hoch entlohnt, unter schiedslos noch eine weitere Einnahme zu verschaffen, währeird ernste, innerlich wertvolle Gcisteserzcugnisse durch die ver teuernde Zwangsabgabe noch mehr, als schon jetzt der Fall, zurückgedrängt oder unmöglich gemacht würden. Sodann würde die Verwaltung der aus dieser »Kul turabgabe- fließenden Mittel durch den geplanten Ausschuß der Schriftsteller und Künstler in der Hand weniger schwer kon trollierbarer Männer eine Macht vereinigen, die, wenn auch unbewußt, zu schlimmen Schädigungen echter Wissenschaft und Kunst führen kann. Die gegen den Sortimentsbuchhandel als den das Buch verteuernden Zwischenhandel gerichteten Angriffe werden gemacht ohne genügende Kenntnis der auch im Buch handel bestehenden Not und der Schwierigkeit der auch von ihm gewünschten Reformen. Die Hauptversammlung beauftragt den Vorstand, alle ge eigneten Schritte zu tun, um das ganze deutsche Volk, besonders die Behörden, die gesetzgebenden Körperschaften und die Presse über die sich hinter jenem Plan bergenden Gefahren aufzu klären und seiner Weiterbetreibung jeden möglichen Wider stand zu leisten. Zugleich aber erklärt die Hauptversammlung einmütig, daß der deutsche Buch-, Kunst- und Musikalienhandel die Pflicht fühlt, an der Erhaltung arbeitsfreudiger, geistig schöpferischer Kräfte und an jeglicher Förderung deutschen Geisteslebens in vorderster Reihe mitzuwirken. Die Hauptversammlung ermäch tigt daher den Vorstand, einem besonderen Ausschuß die Auf-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder