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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1861
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1861
- Sprache
- Deutsch
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^ 85, 8. Juli. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1389 Büchermarkt jetzt überflutet wird; cs bestand ferner kaum der ^ zehnte Theil der jetzt etablirten Sortimentshandlungen, und, was , die Hauptsache ist, diese Sortimentshandlungen waren keines wegs, wie jetzt, bloße Novitäten-Eommissionsgeschäfte, sondern die Bücherfreunde fanden wenigstens in den größeren Sortiments- Handlungen, außer den kürzlich erschienenen Novitäten, auch ein gediegenes Lager neuer Bücher aus früheren Jahren vor, zum Unterschiede von den damaligen Antiquaren, die sich ausschließlich mit dem Einkauf und Verkauf gebrauchter Bücher, die schon im Privatbcsitz gewesen waren, beschäftigten. Nun vergleiche man hiermit die jetzt bestehenden Verhält nisse. Es erscheinen wöchentlich durchschnittlich 200 Novitäten. Sortimentshandlungen, die über Leipzig mit den Verlegern in Verbindung stehen, gab es anfangs 1861 1796. Hiervon neh men 1087 unverlangt keine Novitäten an. Wenn es also im In teresse der Sortimenter, Verleger und des Publicums geboten erschiene, mit der jetzt bestehenden Usance nicht zu brechen, damit die Novitäten überall gleichmäßig bekannt würden und zu haben seien, so würde dieserdtveck doch nicht erreicht werden, da von dxn 1796 Sortimentern nur 709 Firmen unverlangt Novitäten annehmen. Beleuchten wir nun die jetzt bestehende Usance zuerst vom Standpunkte des Verlegers. Meine Novität — so denkt er — ist so vortrefflich, so ausgezeichnet, sie entspricht so sehr einem längst gefühlten Bcdürfniß, daß cs gar nicht anders sein kann, als daß das Publicum sich förmlich darum reißen, die Buchläden stürmen wird, sobald es nur bekannt wird, daß das Opus erschie nen ist. Es unterliegt ferner gar keinem Zweifel, daß außer den 709 gefälligen Sortimentern, welche mein Opus mit offenen Ar men annehmcn, von den renitenten 1087Firmen doch jede wenig stens 1 Exemplar absetzen werde. Danach wird also die Auflage eingerichtet. Da nun aber nach der jetzt bestehenden Usance der Sorti menter auf jeden Fall zu Disponenden auf mehrere Jahre sich berechtigt hält, ohne Rücksicht darauf, ob der Verleger sie gestal tet oder verbietet, so hat der Verleger von den pro novitate oder auf Verlangen » cond. versandten Büchern in der Regel auf 3 bis 4 Jahre Abschied zu nehmen. Es begnügen nun aber die Sortimenter sich nicht mit einem oder einigen Exemplaren, son dern es werden 12, 25 oder noch mehr Exemplare a cond. ver schrieben. Wenn der Verleger nun auch diese Verschreibungen auf das geringste Maß reducirt, Niemand mehr als 2 bis 3 Exemplare sendet, und nur dafür sorgt, daß er eine ihm noth- wcndig scheinende Anzahl zur Effcctuirung fester Bestellungen übrig behält, so wird in der Regel eine Auflage von mindestens 5000 veranstaltet werden müssen. Nun aber weiß jeder erfahrene Verleger, daß es nur selten vorkommr, daß von einem neu er schienenen Buche in den ersten 2 Jahren mehr als 1000 abgesctzt werden. Bei den meisten Artikeln wird der Absatz nur 400 bis 600 erreichen, ja von sehr vielen bleibt der Absatz, das heißt die von den Sortimentern behaltenen und bezahlten Exemplare noch hinter 100 zurück. Wir wollen aber eine Durchschnittszahl von 500 annehmen, und der erfahrene Verleger wird bestätigen, daß diese eher zu hoch als zu niedrig angcseht ist; also ein Zehntel der nach der jetzigen Usance erforderlichen Auflage wird abgesctzt, neun Zehntel bleiben dem Verleger liegen. Von dem Sortimen ter hat er nach der jetzigen Usance keine Verwendung dafür zu hoffen, denn dieser hält es für geschästswidrig, wenn nicht gar für schimpflich, sich mit überjährigen Büchern zu befassen; ohne hin ist seine ganze Thätigkeit durch die Flut der Novitäten in Anspruch genommen. So lange also der Verleger nicht gesetzlich verpflichtet wird, seinen Verlag vor Ablauf einer bestimmten An zahl von Jahren nicht im Preise hcrunterzusctzen, so wird es allerdings für den Verleger das einzigste Auskunstsmittel bleiben, wenn ec nicht seine Vorräthe von Jahr zu Jahr auf unnützeWeise mehr aufspcichcrn oder sie maculiren will, diese Preisherabsetzung selbst vorzunehmen oder die Vorräthe en bloo zu verkaufen, und es dem Käufer zu überlasten, diese für den zehnten Theil des frü heren Preises loszuschlagen. Ein Verfahren, zu welchem, wie nachgewiescn, die durch die ä cond.-Lieferung an die zahlreichen Sortimentshandlungen erforderliche große Auflage Veran lassung gibt, welches aber hauptsächlich und in erster Linie dazu beiträgt, den Bücherfreunden den Ankauf neuer Bücher völlig zu verleiden. Beleuchten wir nunmehr die jetzige Usance vom Standpunkte des Sortimenters. — In den größeren Sortimentshandlungen gehen wöchentlich durchschnittlich 200Novitäten in mehrcrenExcm- plaren unverlangt ein, oder dergrößteTheil derselben wird in meh reren Exemplaren ä cond. verschrieben, welcher Transport beson ders für weit von Leipzig entfernte Handlungen bedeutendeSpe- sen verursacht. Die Facturen werden gebucht und die Novitäten an Kunden und Nichtkunden zur Ansicht gesandt. Wie der Er folg dieser zur Ansicht-Sendungen beschaffen ist? Ich möchte die Schilderung in den erwähnten Nummern des vorjährigen Bör senblattes nicht wiederholen und verweise darauf. Es bedarf aber für Gcschäftsgenossen kaum eines solchen Hinweises bei Thatsachen, die sich täglich zu deutlich Herausstellen, als daß sie sich ignoriren ließen. Wer hat jetzt so viel Lust und Geld, um die Massen der Novitäten zu kaufen? wer hat so viel Zeit, um sie zu lesen ? Wie Wenige ferner sind jetzt geneigt, für ein sie in- teressirendes Buch den vollen Ladenpreis zu bezahlen, wo sie es 18 oder gar 12 Monate später für U oder sß des Preises kaufen können. Endlichwird bciVerschreibung und zur Ansicht-Sendung derNovitäten einUmstand nicht berücksichtigt, der die jetzigeSach- lage von der Zeit der Entstehung der jetzigen Usance bedeutend unterscheidet. Fast alle wissenschaftlichen und technischen Fächer sind in besonderen Zeitschriften vertreten, durch deren Haltung die Betreffenden überhoben sind, sich neue, theure Bücher ihres Faches anzuschaffen. Alle diese Umstände veranlassen, daß selbst Männer, denen Stand und Vermögen gestatten würde, einen Theil ihres Einkommens auf den Ankauf neuer Bücher zu ver wenden, dennoch hiervon abstrahiren und nichts von Novitäten wissen wollen. Die Prinzipale und Eommis wissen cs freilich weniger, als die Geschästsboten, welchen Insulten die letzteren ausgesetzt sind und wie schnöde sie behandelt werden, wenn sie nach langem Warten endlich einmal Nachfragen, ob vor längerer Zeit zur Ansicht gesandte Bücher behalten werden. Viele bekom men wohl zwanzig und mehr Packete täglich von den verschieden sten Handlungen; sie werden gar nicht geöffnet und noch weni ger durchgeschcn, sic werden in den Domcstikenlocalcn deponirl. Die Dienerschaft macht sich in ihren Mußestunden darüber her, verleiht sic auch wohl auf eigene Faust an Bekannte und Freunde, die Facturen werden abgerissen, unrichtig angesteckt oder ganz von den Packeten entfernt, und der Sortimenter bekommt am Ende nur einen Theil seiner Novitäten, und diese in einem de- ^ fectcn und verdorbenen Zustande zurück. Dies führt Neujahr zu Differenzen mit den Kunden, wobei der Sortimenter den Kürze- ' ren zieht und statt Geld nur die Weisung erhält, unverlangt nichts mehr zur Ansicht zu senden. Ein anderer Theil des Publicums, der sonst wohl das eine oder andere Buch kaufen würde, wenn er es nicht zur Ansicht erhielte, macht sich aus geeigneten Büchern Excerpte und sendet ! sie dann zurück. Das Ende vom Liede ist, daß zur nächsten Oster- mcsse U oder A aller s cond. erhaltenen Bücher an die Verleger
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