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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1861
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1861
- Sprache
- Deutsch
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sten und erfahrensten Leipziger Verleger sich vorzugsweise zur Mitthcilung in extenso eignen. Sie ist vom 5. Juli 1860 datirt und lautet: „Mit vieler Theilnahmc habe ich Ihre Aufstellung im Bör senblatt, betreffend Reform u. s. w., gelesen. Seit der letzten Cantate-Versammlung bin ich mit etwas Aehnlichcm beschäftigt, nur gehe ich von einem andern Standpunkte aus, ich denke von einem mehr kaufmännischen. Dies wird zur Folge haben, daß ich in einzelnen Punkten nicht mit Ihnen einverstanden bin und Ihnen daher entgegen treten werde, im Allgemeinen bin ich jedoch mit Ihnen einverstanden. „Leider muß ich fürchten, weder Sie, noch ich oder sonst Jemand wird die stumpfsinnige Masse der Sortimenter zum Be wußtsein erwecken. — Summa: alles Ucbel, alles Elend, alle Rechtswidrigkciten, die Vorkommen, daran sind einzig die Sorti menter schuld! Ohne ihre Mitwirkung konnte nichts dergleichen gedeihen!" Daß diese Bemerkungen nicht so schlimm gemeint sind, wie sie cs dem Wortlaute nach zu sein scheinen, geht schon daraus hervor, daß der geehrte Herr Correspondent später in einer an dern Richtung im speciellcn Interesse der Sortimenter thätig ge wesen ist, sonst würden die unbegründeten Voraussetzungen am schlagendsten durch den Umstand widerlegt werden, daß es jetzt vcrhältnißmäßig wenig reine Vcrlagshandlungcn gibt, daß viel mehr der größte Thcil der Verleger zugleich Sortimcntsgeschäfte betreibt, und diese also vorsätzlich gewiß nicht gegen ihr eigenes Interesse handeln würden. Bei den von mir in den erwähnten Artikeln gerügten Uebel- ständen und empfohlenen Reformen handelte es sich gar nicht um den Nachweis, welchen der Factoren des Buchhandels die grö ßere Schuld treffe, ich hatte vielmehr die ganze jetzige Organisa tion des Buchhandels, die ganze Art der Geschästsbetreibung desselben, als nachtheilig, zweckwidrig und verderblich bezeichnet. Und diese Organisation ist es, welche einer Radicalcur bedarf, welche aber keineswegs durch eine einseitige Verlegung des Ab rechnungstermins bewirkt wird. In dem erwähnten Artikel hatte ich die folgenden jetzigen Einrichtungen als zweckwidrig bezeichnet: Das Versenden neuer Bücher pro nvv. oder auf Verlangen in Commission, nach den jetzt bestehenden Modalitäten. Die Stellung derselben zur Disposition, rootius die Verzö gerung der Abrechnung derselben um ein Jahr oder mehrere Jahre. Die Verschreibung, resp. Lieferung der Bücher gegen baar oder zahlbar zur nächsten Ostermesse, mit Ausschließung aller übrigen Zahlungs-Modalitäten, wie sie bei allen sonstigen Ge schäften bestehen. Das unverlangte Zusendcn von neuen Büchern abseiten der Sortimenter an das Publicum, und vor allem den Mangel einer gesetzlichen Bestimmung, wodurch es den Verlegern untersagt wird , ihren Verlag vor Ablauf einer be stimmten Anzahl von Jahren im Ladenpreise heruntcrzusetzen oder die Nettopreise zum Nachtheil der ersten Besteller zu ermäßigen. Gegen diese meine Auffassung wurde nun in einer größeren Anzahl mir zugegangcnen Schreiben im Wesentlichen folgendes opponirt: Die jetzt bestehende Usance der Geschäftsführung sei bei ihrem Entstehen mit Freuden begrüßt worden, habe sich seit dem Beginn dieses Jahrhunderts so eingebürgert, daß ein Aufheben derselben große Unzuträglichkciten zur Folge haben würde, und es könne sich erst durch eine mehrjährige Erfahrung Herausstellen, ob die von mir vorgeschlagencn Reformen den Nutzen haben wür den, den ich mir davon verspreche. Wäre dies jedoch nicht der Fall, so hätte man, so zu sagen, den Boden unter den Füßen ver loren, da es dann fast noch schwerer halten würde, zur früheren Usance zurückzukehrcn, als sic jetzt auszugebcn. Es sei doch viel leichter und angenehmer für den Sortimenter, sich durch den Absatz bloßer Commissions-Waare zu ernähren, was mit geringem Capital oder gar ohne solches bewerkstelligt werden könnte, als sein Capital mit großem Risico in Waarcn stecken zu müssen, die, nachdem sie den Reiz der Neuheit verloren — selbst abgesehen von den Preisherabsetzungen durch die Ver leger — völlig werthlos würden, oder doch bedeutend von ihrem ursprünglichen Werthe verlören. Der Sortimenter müsse seinen Kunden, um nur Absatz zu erzielen, während eines ganzen Jahres Credit gewähren, bekäme auch nach Ablauf des Jahres seine Rechnungen nur langsam und mühsam ein. Es wäre daher dem Sortimenter unmöglich, von dem jetzt bestehenden Zahlungstermin, incl. der Ueberlräge zur Michaelismesse, abzuweichen. Um nun aber das Unhaltbare und Grundlose dieser Einwen dungen zu erkennen, ist es nur nölhig, auf die Verhältnisse zu rückzukommen, die zur Einführung der jetzt bestehenden Usance Veranlassung gaben. Damals standen vcrhältnißmäßig nur wenige Verleger über Leipzig mit den Sortimentern in Verbindung; erstere beschränk ten sich vielmehr darauf, mit ihren neuen Produkten (größtcn- theils schwerfällige und dickleibige Folianten und Quartanten) die Leipziger Oster- und Michaelismesse zu beziehen, wo sic in der Regel eine größere Anzahl Sortimenter vorfanden, mit denen sie Geschäfte machten oder Tauschgeschäfte mit andern Verle gern abschlossen. Aus diesem Grunde mußten sich die Buch drucker beeilen, ein Werk oder doch einen completcn Band des selben einige Wochen vor der Messe zu vollenden, da sonst der Absatz sich um weitere 6 Monate verzögerte. Das Publicum er fuhr die Existenz der Novitäten größtentheils erst aus den halb jährlichen Katalogen und konnte den Werth derselben nur aus den kritischen Journalen erkennen. Wurde ein Werk vom Sor timenter verlangt, so war dies nur ausnahmsweise in Leipzig vorräthig, vielmehr mußte dies größtentheils in Briefen verschrie ben werden, die nach dem Wohnorte des Verlegers adrcssirt wer den mußten. Der Transport der Ballen durch Frachtfuhrleute währte mehr Wochen, als er jetzt Tage erfordert, und da der Be darf von Verlegern, die keinen Commissionär in Leipzig hatten oder dort nicht ausliefern ließen, in der Regel nicht das für einen Fuhrballen erforderliche Gewicht erreichte, so mußte die Beför derung per Frachtpost statksinden, wodurch der Transport zwar beschleunigt wurde, jedoch die Spesen zu einem Belaufe anschwol len, der kaum in einem Vcrhältniß zum Verdienste des Sorti menters stand. Unter diesen Umständen war der Ucbergang zur jetzt beste henden Usance allerdings ein für Verleger, Sortimenter und für das Publicum wohlthätiger Fortschritt und eine sehr zweckmäßige Reform, die besonders dazu beitrug, daß nützliche Kenntnisse selbst in den untersten Schichten der deutschen Nation heimisch wurden, daß Aufklärung, Civilisation und Humanität allgemein verbreitet wurden, und besonders, daß die Erzeugnisse jetzt be rühmter Schriftsteller überall leicht bekannt wurden, die sonst vielleicht nie gedruckt und publicirt worden wären. Aber man übersehe nicht: dieser Fortschritt und diese Re form war von den Zuständen, wie die erwähnte Usance sie jetzt ausgebildet hat, sehr verschieden. Es erschien nämlich da mals jährlich kaum der zehnte Theil der Novitäten, womit der
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