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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1921
- Strukturtyp
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- 1921-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1921
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Redaktioneller Teil. 7«. 2. April l92l. Vorsitzender, Hosrat Or. A. Meiner (Leipzig): Jawohl. Hugo Heller (Wien): Meine Herren, ich wäre kein Österreicher, wenn ich nicht auf das herzlichste den Kompromiß« antrag begrüßen würde, den soeben Herr Or. Giesecke jo vernünftig und klug befürwortet hat. Ich glaube zwar nicht, daß die Annahme dieses Antrages dem Buchhandel jene Ruhe, jene Stabilität, jene Sicherheit und jene Wiederkehr früherer Verhältnisse verschossen kann, wie wir sie alle wünschen — das alles ist nicht mehr zu haben —; aber dieses Kompromiß bewegt sich in der Linie, in der wir bis jetzt waren, und wenn wir einen andern Antrag, den Antrag Nitschmann, annehmen würden, dann würden wir eben wiederuni ein neues Kompromiß mit neuen Unannehmlichkeiten schassen. Ich bin für das Fortwursteln (Heiterkeit), für das Fortwursteln, das uns in Österreich so viele Jahrhunderte hindurch vor dem Zusammenbruch bewahrt hat (Heiterkeit), und auf das, als wir das erste Mal versuchten, nicht mehr sortzuwursteln, sondern als bei uns die Parole ausgegcben wurde: »Lieber ein Ende mit Schrecken als diesen Schrecken ohne Ende!« dann der tatsächliche Zusammenbruch erfolgte. So möchte ich die Analogie auch hier ziehen. Meine Herren, es ist nicht behaglich geworden in diesem deutschen Dom — wie der deutsche Buch handel hier genannt worden ist —, es ist nicht behaglich geworden; aber ich sehe nicht ein, warum gerade wir Buchhändler eS behaglich haben können und sollen, wenn niemand aus der Welt es jetzt behaglich haben kann. (Heiterkeit.) Wir wollen auch nicht Utopien nachlaufen, und deshalb bin ich schon dasür, daß wir bis Kantate diese Form des Fortwurstelns beibehalten, die dieser Antrag, den Herr Or. Giesecke befürwortet hat, bringt. Mit einigen Worten möchte ich dann, obzwar ich ja auch kaum dazu berufen bin, doch eine Sache streifen, die mich mensch lich nicht angenehm berührt hat. Es ist hier von einem Redner, der sonst sehr viel sachlich Interessantes gesagt hat, gegen den Vor stand des Börsenvercins — ich kenne die Herren persönlich nicht — der Vorwurf erhoben worden, daß sie durch ihre Schaukel politik den Buchhandel in die schlimme Situation gebracht hätten, in der er jetzt ist. Nun, meine Herren, ich habe nur von weitem aus diesem ultima Thule, das Wien nach und nach geworden ist, aus diesem fernen Osten, diesem halben Balkan, der wir geworden sind, die Tätigkeit des Börsenvereins und diese »Schaukelpolitik« beobachten können; aber ich Habs sie mit der größten Bewunderung beobachtet. Ich muß sagen, daß eine unendliche Klugheit dazu gehört, dieses gebrechliche Gebäude der Organisation des Börsen vereins in einer Zeit, wo die wirtschaftlichen Gegensätze nach voller Klarheit drängen, in dieser Zeit, wo Erzeuger und Zwischen händler kaum noch über die zwischen ihnen bestehenden Interessengegensätze hinwegzutäuschen sind, noch zusammenzuhalten und die verschiedenen Zweige des Buchhandels auf das gemeinsame Interesse sestzuhalten. (Bravo!) Wir wollen doch die Schwierig keiten nicht verkennen, die der Vorstand des Börsenvereins zu überwinden hat, wenn er dieses fast Unlösbare doch zu lösen gesucht und — ich muß sagen: nach menschlichem Maß gemessen, doch mit relativ wenig Fehlern, mit Fehlern, die wir wenn nicht in derselben, so doch vielleicht in anderer Weise auch gemacht hätten — auch wirklich gelöst hat. (Bravo!) Daß der Börsenverein noch immer zusammenhält, ist das Verdienst der Männer, die diese »Schaukelpolitik« betrieben haben und auch weiterhin betreiben müssen, weil sie wirtschaftlich disparate Interessengruppen in einer Organisation Zusammenhalten müssen. (Stürmisches Bravo und Händeklatschen.) Dann, meine Herren, noch eines! Wir Österreicher sind ja an dem Ausgang dieser Versammlung auch noch ganz be sonders interessiert, weil wir nicht mit Unrecht aus den letzten Jahren das Gefühl haben, daß, wenn irgendwo in der Welt ein Dachziegel heruntersällt, er gewiß uns Österreichern auf den Kops sällt. (Heiterkeit.) Wenn Sie, meine Herren, heute hier nicht zu einer Einigung gelangen, wenn Sie nicht in der gleichen Weise, wie Sie es in sehr dankenswerter Art durch die einstimmige und einmütige Annahme des Antrages Or. de Gruyter getan haben, Einflüsse von Außenstehenden nicht nur durch Resolutionen abwehren — Ihr Beschluß hilft Ihnen gar nichts, meine Herren, wenn Sie ihn nicht in anderer Weise in die Tat umsctzen und diesen Einflüssen von außen den Boden entziehen, die Möglichkeit des Eindringens nehmen —, dann werden wir in Österreich durch unser Wirtschastsministerium, durch unser Kriegswucheramt, das in den letzten Wochen bereits begonnen hat, sich mit der Preisbildung sowohl im Sortiment wie auch im Verlag mit Strafandrohungen, mit Vorladungen zu Gericht sehr eingehend zu beschäftigen, es in allererster Linie zu büßen haben, und Sie selbst, meine Herren, werden dann auch kaum der Gefahr entgehen, auch wenn Sie die Resolution hier zum Beschluß erhoben haben, daß, wenn Sie sich nicht einigen, das Rcichswirtschastsministerium oder irgendeine andere Behörde unter dem Drucke der Konsumenten, die ja durch einen Teil des Buchhandels selbst aus den Plan gerufen worden sind -- und das war seinerzeit ein schwerer taktischer Fehler — sich in einer sür uns alle unangenehmen Art mit unserer Preisbildung beschäftigen muß. Meine Herren, es ist davon gesprochen worden, daß wir wieder die Ordnung des festen Ladenpreises haben wollen. Es schien manchmal, als ob das der Zankapfel sei. Ich habe nicht das Gefühl, daß es um den sesten Ladenpreis geht, sondern es geht darum, ob der starre Nettopreis etwas ist, was der Buchhandel auf die Dauer ertragen kann. Dieser starre Netto preis wird aber geschaffen sowohl durch die Teuerungszuschlägc als auch, wenn wir in der Form der Annahme des Antrages Nitschmann dem Verlag einen Minimalrabatt vorschreiben, der zugleich ein Maximalrabatt ist. Ich habe nicht das Gefühl, daß der Verlag aus die Dauer eine solche Versteinerung des Handels ertragen könnte, und ich habe nicht das Gefühl, als ob das Sortiment, das lebendige, das aktive Sortiment eine solche Versteinerung, eine solche Verzünftclung, eine solche Petrifizierung sür sich als wünschenswert erachten könnte. Wenn Sie 20>U, Teuerungszuschlag cinheben, wenn wir in Österreich dazu gelangen mußten nach dein Gesetz des kleineren Übels, — gerade so wenig, wie wir die Zentralen ungeschehen machen konnten, gerade so wenig, wie wir andere Übel der fünf Kriegsjahre abwenden konnten, konnten wir uns natürlicherweise gegen diese Teuerungs zuschläge ablehnend Verhalten — so haben wir die Augen vor der Tatsache nicht verschlossen, daß diese Teuerungszuschläge an sich ein Übel sind, daß sie dem Verleger und dem Sortiment die Möglichkeit nehmen zu individuellen Einzelabmachungen. Da hilft kein Wünschen von anderen Formen; diese Einzelabmachungen vom Verlag zum Sortiment nach der Maßgabe der Leistung eines bestimmten Sortiments für einen bestimmten Verlag sind etwas, wozu wir wiederum gelangen müssen, nicht nur im Interesse des Verlags, sondern im Interesse des gesamten Buchhandels. Darum geht es. Meine Herren — um zum Schlüsse zu kommen —, cs ist das Bild gebraucht worden, daß diese ganze Zerklüftung eine Krankheit sei, und daß diese Krankheit tiefer sitze, als es sich dem Auge bei oberflächlicher Betrachtung zunächst darstellc. Meine Herren, zweifellos: so wie unsere ganze Zeit krank ist, so wie jedes wirtschaftliche Gebilde heute krank ist, so wie wir im sozialen Organismus an Hypertrophie auf der einen, an Verarmung ans der andern Seite leiden, so ist gewiß der Organismus des Buch handels derzeit krank. Aber weil wir diese Krankheit in ihrem Wesen nicht voll erkennen können, weil wir die Wahrheit nicht so einwandfrei fcststellen können, so ungetrübt von der Verschiedenheit der Optik, der Einstellung des Blicks je nach dem wirtschaft lichen Interesse, das der eine oder der andere hat — ich als Sortimenter werde ganz naturgemäß eine andere Optik haben als der reine Verleger —, gerade deshalb müssen wir vorsichtig sein in der Wahl der Rezepte, mit denen wir diese Krankheit behan deln wollen, gerade deshalb werden wir uns wohl darauf beschränken müssen, zunächst die Symptome zu lindern, Zeit zu ge winnen, fortzuwursteln. (Heiterkeit.) Deshalb bin ich sür das Betreten der Brücke, die der Antrag uns bietet, den Herr Or. Giesecke befürwortet hat. (Bravo! und Händeklatschen.) 444
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