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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1886
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- Erscheinungsdatum
- 18.08.1886
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. ^ ISO, 18. August 1886. Friedrich Justin Bertuch an Karl August Böttiger. II. (Vgl. Nr. 176.) Wollershausen d. 11. Aug. 1796. Verzeihen Sie, mein Bester, daß ich Ihnen nicht eher von hier aus ein Paar Worte schrieb; die Unruhe und der eigne Belage rungs-Zustand in dem wir seit 14 Tagen hier lebten, und alle die Wachen, Anstalten und Vertheidigungs Präparatorien gegen die Plünderungen und Gcwaltthätigkeiten der edlen Neufranken, die sie auf ihrem wahren Hunnen und Vandalen Zuge durch dieß schöne Land an den Altfranken reichlich ausübten, raubten mir warlich fast alle Zeit. Jndeßen ist der Sturm und alle Gefahr nunmehr vorbei), und ich würde die Erfahrungen, die ich in diesen 14 Tagen gemacht, und daß ich dabeh gelernt habe wie man Scencn des Lebens dieser Art behandeln muß, um vieles Geld nicht hingeben. Meine Berg bau Geschäfte haben indeßen nicht im geringsten gestockt, und meine Bergleute imer fortgearbeitet, ohngeachtet die Kohlengruben mitten ini Zuge der Armeen lagen, und imer von den Franzosen besucht wurden. Ich habe die Herren Republikaner nun auch kennen lernen. Gestern war ich in Schweinfurth mitten unter ihnen, habe mit Mehreren gesprochen, mit 6 franz. Husaren in Einem Hause, der Krone logirt, in Lefebres Zimer und Bette recht ruhig geschlafen, und die sonderbarsten Scenen und Aufzüge, von dieser eben so sonderbaren Nation gesehen, welches mir sehr intereßant war. Alles ist nun in hiesiger Gegend wieder ruhig und still, und treibt das sorgcnreiche Geschäfte der herrlichsten Erndte. Glücklicher weise ist diese Ruhe nun auch durch den Separat-Frieden, den der fränk. Kreis am vorigen Sonnabend zu Wirzburg mit dem General Lrnouk und Convenls-Commissar Oslumt abgeschloßen hat, völlig gesichert. Die ganz leidlichen Bedingungen können Sie von meiner Frau hören; der ich sie geschrieben habe. Wäre doch Sachsen schon auch so weit! Da ich für meine Geschäfte, die ich dießmal in Franken machen muß, bisher durch diese Unruhen fast alle Zeit verlohrcn habe, und sie jetzt erst ansangen kann, so koine ich schwerlich vor Ende dieses Monats zurück Schreiben Sie mir also, liebster Freund, durch meine Frau, wenn Sie mir etwas zu sagen haben, Alles geht übrigens mit meinen sränk. Geschäften brav und gut; ich trinke Kißinger Waßcr, und bin wohl. Leben Sie indeßen wohl mein Bester, bis wir uns wieder sehen. Ewig der Jhrigste 4. L. Port von 80 Fäßern von meinen Steinkohlen hier angekomen und hat hier allgemeine Freude und recht guten Nachdruck bewürkt. Endlich fangen auch die Ungläubigen an, an mich zu glauben. Ich bin indeßen hier nichts weniger als müßig, eße, trinke, schmauße, gebe Visiten, und mache dabeh die Geschäfte, die man hier schlechter dings s o und nicht am Schreibtische macht. Meine Rückkunft kann ich daher noch nicht bestimm, lieber Freund und ich überlaße Ihnen die Sorge für das M. Journal ganz. Hier haben Sic indeßen. 1. ) den zweyten Brief über die Chalcographische Gesellschaft, mit einem Theile von Erdmannsdorfs Aufsatz so weit er mir ihn nemlich bis zu meiner Abreise geschickt hatte.*) Sollten Sie, wie ich schwerlich glaube, mehr als dieß Stück in den März brauchen, so ist vielleicht der Schluß davon indeßen von Deßau chn mich an- komen, und meine Frau kann Ihnen das Mskt. geben. Beßer aber ists Wohl, wir theilen ihn, und ich mache noch einen Brief für den April. 2. ) Hr. Llersaus Abhandl. über die körperliche Erziehung der Kinder, und das Tanzen. Ich habe beyde revidirt und ajüstirt. Ihre Abhandlungen über den Luxus der Alten gefällt hier allgemein; und man bewundert Ihr Talent, das was weyland trockne Schulgelehrsamkeit war, so geschmackvoll und reizend für den Gaumen der feinen Welt, Männer und Weiber, zu appretiren und aufzutischen. Leben Sie wohl, mein Bester und grüßen Sie meine Frau wenn Sie sie sehen; der ich mit der morgenden Post schreibe. Adieu! Ganz Ihr. F. I. B. **)Jch muß Sie dringend bitten, liebster Freund, mir das Mscpt Ihrer Beyträge zum Journale der Moden vorher erst mitzutheilen, ehe Sie es in die Druckerey schicken, und die Disposition jeden Monats mit mir gemeinschastl. zu mache», damit kein Verstoß paßirt. So finde ich z. B. eben den Artickel über H. v. Brabcck's Würzburg d. 4." Febr. 1797. Ich grüße Sie, Theuerster Freund, vom Ufer des prächtigen Maynes, der jetzt niit Schissen bedeckt unter meinen Fenstern vor- beyströmt, und leider noch imer unsre Vorräthe und Subsistenz den Armeen zuführt. Hier fürchtet man die Wiederkunft der Franzosen nach Franken als eine sehr mögliche Sache, zumal wenn man in Wien, nach der neuen ungeheuren Schlappe in Italien* **) ), den un glücklichen Gedanken haben sollte, den Erzherz. Carl mit einem Theile der Armee vom Rheine nach Italien zu schicken, wofür ich nicht stehe. Meine Geschäfte hier gehen gut, und die Confirmation meiner Privilegien ist beym Dom Capitel in jetzigen ksesoatorio schon im Vortrage gewesen und beschloßen. Nun muß ich nur noch auf die Ausfertigung warten. Jndeßen ist vorige Woche der erste Trans- *) Am 14. Januar wurden die Österreicher bei Rivoli geschlagen, am 2. Februar muhte sich das von ihnen besetzte Mantua den Franzosen ergeben. *) Die Briefe sind enthalten im Journal des Luxus und der Moden 1797. Februar—Mai. **) Dieser Brief ist ohne Angabe von Ort und Jahr geschrieben; da er Brabecks Söder erwähnt, womit vermutlich das iin Jahre 1797 bei Dieterich in Güttingen zuerst in französischer, 1799 bei Voh L Co. i» Leipzig in deutscher Sprache erschienene Werk von S. S. Roland über das Brabecksche Gut Söder bei Hildesheim und die daselbst be findliche Gemäldesammlung gemeint ist, und ferner die im Jahre 179S gegründete Chalkographische Gesellschaft in Dessau, so wird man ihn in die letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts verweisen dürsen. Auffällig ist, daß sich im »Journal des Luxus Und der Moden« ein Artikel Böttigers über Brabecks Söder nicht findet, was darauf zu deuten scheint, das; er wohl von Bertuch noch unterdrückt worden sein mag. Es ist'dies deshalb nicht ausgeschlossen, weil sich in einzelnen Heften des genannten Journals Bogen eines ausfallend anders gefärbten Papieres finden. — Der oben genannte Freiherr Friedlich Moritz von Brabeck, später in den Grasenstand erhoben, gab im Jahre 179S die Anregung, die Chalkographische Gesellschast in Dessau zum Zweck der Reproduktion von Gemälden und Hebung der deutschen Kupferstecherkunst zu gründe». 100 Aktien wurden ausgegebcn; einen Grasen von Walderscc, den i» Bertuchs Brief oben genannten Baron von Erdmannsdorf und Bertuch selbst ernannte mau zu Direktoren, und zwar hatte Erdmannsdors die artistische, die beiden andern die ökonomische und kaufmännische Leitung; an die Spitze des Ganzen aber trat der Herzog Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, und aus diesem Grunde firmicilc das neue llnternebmcn »Fürst!. Auhalt-Dessauische Chaltographischc Gesellschaft«. An die Öffentlichkeit trat sie mit einer Ankündigung vom 2. Januar 1797. Trotz der Menge und Güte des Gelieferten konnte das junge Unter nehmen aber infolge unrichtiger Spekulationen und teilweise ungünstiger Personalverhältnisse nicht zu eigentlicher Blüte gelangen, und im Jahre 1806 wurde es sogar ganz ausgelöst. Bertuch blieb bis 1803 Schuldner der Gesellschast — wofür ist nicht ersichtlich. Eine Geschichte derselben ist enthalten in dem »Archiv für die zeichnenden Künste,
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