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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1886
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- Deutsch
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294, 20. Dezember 1886. Nichtamtlicher Teil. 7299 zu lassen und der Kunst eine ungeahnte Verbreitung oder, wenn wir so sagen dürfen, Popularität zu verschaffen, dürfte im Buch handel allgemein bekannt sein. Der Gedanke, Druckschriften mit photographischen Illustrationen zu versehen, ist indessen fast ebenso alt, wie Dagnerres Erfindung, Der englische Privatmann Fox Talbot gab bereits im Jahre 1844 ein Werk unter dem Titel »Tbs ?enoil ol Xaturs« und ein Jahr später ein solches unter dem Titel »8uu kioturvs in ?oot- lauck« heraus, denen beiden Abbildungen in Gestalt von Photo graphien: beigegeben waren. Diesen ersten photographisch illu strierten Büchern, die jetzt nur noch in einzelnen Exemplaren vor handen sind, sollen diese Zeilen gewidmet sein. Henry Fox Talbot, im Jahre 1800 zu Lacock Abbey ge boren, beschäftigte sich seit 1833, nachdem er sich aus dem parla mentarischen Leben zurückgezogen hatte, zu seinem Vergnügen mit Physik und Mathematik. Gleichzeitig war er ein leidenschaftlicher Zeichner und benutzte zur Anfertigung seiner Skizzen eine kleine Camera obscnra. Oftmals kam ihm beim Anblick der schönen bunten Bilder auf der matten Glasscheibe dieses Instrumentes der Gedanke, ob es denn nicht möglich sei, dieselben aus irgend eine Weise festzuhalte». Er stellte eifrig Versuche nach dieser Richtung hin an und kam nach Verlauf von sechs Jahren, gerade als die Er findung Daguerres in Frankreich veröffentlicht werden sollte, zu einem Resultat. Um sich die Priorität zu wahren, falls Daguerres Verfahren sich als das nämliche ausweisen sollte, beeilte sich Talbot seine Beobachtungen bekannt zu geben, was am 25. Januar 1839 geschah. Gleichzeitig legte er der ltoz-al 8oaiotz- in London eine Anzahl seiner Lichtbilder vor. Talbots Verfahren, damals von ihm »kbotvAsuis vrawinA« benannt, bestand darin, daß ein Stück gutes Schreibpapier zuerst mit einer schwachen Salzlösung bestrichen und dann zweimal mit Silbernitrat getränkt wurde, wodurch sich auf der Oberfläche des Papiers Chlorsilber bildete. Unter Beeinflussung des Lichtes aber schwärzt sich Chlorsilber, indem es zu metallischem Silber reduciert wird. Talbot schaltete auf diese Weise präpariertes Papier in die Camera obscnra an Stelle der matten Glasscheibe ein und richtete das Instrument nach der aufzunehmenden Gegend. Hierbei wurden diejenigen Stellen des Papiers, welche durch das eindringende Licht getroffen wurden, also die Hellen Teile im Aufnahmegegen- stande, — weil nur diese Licht reflektieren — zersetzt oder geschwärzt, während die Schatten der Vorlage auf dem Papiere weiß blieben. Es entstand also eine negative Kopie der Vorlage auf dem Papier. Als nun Daguerres Erfindung in Paris veröffentlicht wurde, stellte sich heraus, daß dies etwas ganz Verschiedenes war. Fox Talbot, der sein Verfahren noch verbessern wollte, setzte seine Studien fort und versuchte zunächst ein Mittel zu finden, um die auf dem Papiere entstandenen Bilder, die, bei Sonnenlicht be trachtet, sich weiter schwärzten, zu fixieren. Es gelang ihm dies einigermaßen, indem er das belichtete Papier mit Jodkalium oder Bromkalium, oder auch mit einer starken Salzlösung auswusch. Sodann zog er das Jodsilber ins Bereich seiner Untersuchungen und fand gleichzeitig ein Mittel, das mit dieser Substanz bereitete und in der Camera obscura belichtete Papier zu entwickeln, d. h. das Bild auf demselben sichtbar zu machen. Dadurch wurde die Belichtungszeit ganz erheblich abgekürzt; während er früher zu einer Aufnahme zwei Stunden Zeit gebrauchte, genügte jetzt eine Minute. Dieses neue Verfahren veröffentlichte Talbot im Jahre 1840 unter dem Namen »Kalotppie« und ließ sich auf dasselbe im Jahre 1841 ein Patent erteilen. Er überzog danach das Papier mit Jodsilber und salpetersanrem Silber, schaltete es in die Camera ein zur Belichtung und tauchte es nachher in Gallus säure, wodurch das Bild zum Vorschein kam. Dieser neue Fort schritt ermöglichte es gleichzeitig, die ursprüngliche Ausnahme, die wie gesagt negativ war, zu einer positiven zu machen und beliebig oft zu vervielfältigen. Man brauchte nur unter das Negativ ein zweites lichtempfindliches Papier zu legen und beides eine Zeit lang dem Licht auszusetzen, wodurch die Schatten des Negativs hell, die Lichter desselben dunkel kopiert wurden. Mit Hilfe dieses Verfahrens, der Kalotppie, stellte Talbot wenige Jahre später die Illustrationen zu den Eingangs genannten beiden Büchern her. Das erstere derselben, »Tbo I'sueil ok dlaturs«, ein Band in großem Quartformat, trägt aus dem Titel blatt außer dem Namen des Verfassers »11. I'ox-Talbot, I'Ili.8.« noch das Motto: »ckuvat irs jugfis gua nulla priorum Oastaliam molli cksvsrtitur orbita olivo.« Es erschien 1844 bis 1846 bei Longmans in London in sechs Lieferungen. Lieferung I. kostete 12 sb.; Lieferung II. 21 sb.; Lieferung III. bis VI. je 7 sb. 6 ck.; das komplette Werk also nach unserem Gelde etwa 63 Der Inhalt desselben besteht aus 22 Seiten Text (kurzer Abriß der Geschichte der Erfindung, nämlich der Photographie) und 24 Tafeln in Photographie (Kalotppie). Die letzteren sind nicht alle gleich groß, wenigstens nicht in dem vorliegenden Exemplar, messen aber durchschnittlich 15 X 20 Centimeter. Sie sind auf Karton aufgezogen, jedoch nur an den Rändern und sind meistens noch gut erhalten. Nur an den Stellen, an denen sie zum Zweck des Aufklebens mit Gummi oder Kleister bestrichen wurden, sind sie stark vergilbt. Diese Ab bildungen sind also die erwähnten Kalotypieen, d. h. positive Kopieen auf Chlorsilberpapier, nach den Original-Papiernegativen gefertigt, die für den Fachmann von größtem Interesse sind. Man kann sich denken, daß bei der damaligen Unvollkommen heit des Verfahrens die Anfertigung der Kopieen noch sehr langsam von statten gehen mußte, selbst wenn die Auflage, deren Höhe wir nicht kennen, eine beschränkte gewesen sein sollte, was indessen bei dem regen Interesse, welches der neuen Erfindung von allen Seiten entgegengebracht wurde, kaum anzunehmen ist. Von den Bildern stellen zehn Landschaftsscenen und Ansichten aus England und Frankreich dar, die übrigen Gerätschaften, Por zellanwaren, Statuen re. Zum Betrachten der elfteren empfiehlt der Autor den Gebrauch eines Vergrößerungsglases, »da dasselbe oftmals eine Menge Details zum Vorschein bringt, welche sonst nicht zu bemerken sind, oder doch häufig übersehen werden. Außer dem kommt es nicht selten vor — und dies ist einer der Reize der Photographie —, daß der Verfertiger des Bildes selbst beim Be trachten die Entdeckung macht, daß er viele Dinge mit abgebildet hat, von deren Vorhandensein er zur Zeit der Aufnahme nichts wußte. So wird er bisweilen Inschriften und Daten an den Ge bäuden finden, oder Plakate an deren Wänden entdecken; oder er wird in der Entfernung ein Zifferblatt bemerken, auf welchem un absichtlich die Stunde der Aufnahme registriert worden ist«. Auch den übrigen Bildern sind Erklärungen beigegeben, welche teilweise noch heute dem Fachmann als nützliche technische Winke dienen können. Daß dieBelichlungsdauer, welche das lichtempfindliche Papier erforderte, eine kürzere gewesen sein muß, als man gewöhnlich an nimmt, geht aus einer Bemerkung hervor, welche einem Figuren bilde gewidmet ist. Es heißt darin: »Bei Sonnenschein können kleinere Porträts in einer bis zwei Sekunden ausgenommen werden, während größere Porträts etwas längere Zeit ersorveru. Am längsten dauert die Belichtung bei trübem Wetter, dann muß die Otcduld der aufzunehmenden Person allerdings sehr in Anspruch ^ genommen werden«. Auch durch den Faksimiledruck eines seltenen 987 r
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