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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1886
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- 1886-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1886
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34 Nichtamlicher Teil. ^ 2, 4. Januar 1886. unbeugsamer Manneskraft, und seine starke Natur, wohl auch seine Selbstbeherrschung, gepaart mit einem eisernen Willen, ver mochten ihn trotz seiner aufregenden Thätigkeit aufrecht zu er halten. Erst eine gefährliche typhöse Erkrankung im Jahre 1878 am Achensee, woher er in fast hoffnungslosem Zustande unter unend lichen Schwierigkeiten nach Wien gebracht wurde, insbesondere aber der am 28. März 1881 in Gries bei Bozen erfolgte plötz liche Tod seiner so hingebungsvollen, vom ihm so über alles ge liebten Gattin führten eine wesentliche Veränderung mit ihm herbei. Sein geschwächter Gesundheitszustand legte ihm den Wunsch nahe, der ihm so lieb gewordenen geschäftlichen Thätigkeit — sie war neben der Sorge für seine Familie sein einziger und all einiger Lebenszweck — wenn auch nur teilweise zu entsagen. Er zog sich 1882 nach Salzburg zurück, wo er im Vereine mit einigen ihm zugethanen Freunden nur seiner Gesundheit lebte. Im November trat eine Verschlimmerung seines Zustandes ein; die Ärzte konstatierten ein Herzleiden, dem der körperlich noch kräftige und bis wenige Stunden vor seinem Tode geistig noch rege Mann erliegen sollte. Der liebevollen und aufopfern den Pflege seiner Kinder, die in den ersten Tagen des Dezembers an sein Krankenbett geeilt waren, gelang es wohl, ihm Er leichterungen zu verschaffen und seine trüben Gedanken an sein nahes Ende zu verscheuchen; — die Katastrophe abzuwenden ver mochte aber niemand mehr. Umgeben von seinen Kindern gab er am 21. Dezember, 12^/z Uhr mittags, nach einem schon lange entbehrten ruhigen Schlafe seinen nimmermüden und nimmer ruhenden Geist auf. Nach Wien überführt, wurde er unter großer Beteiligung seiner Kollegen und zahlreicher Freunde und Bekannten an der Seite seiner treuen Lebensgefährtin zur ewigen Ruhe bestattet. Wenn wir einen Blick zurückwerfen auf die bedeutenden Leistungen Hölzels, auf die Erfolge, welche er erzielte, so finden wir die Erklärung in einer unermüdlichen Thätigkeit, in seinem regen Unternehmungsgeiste, in seiner Ehrenhaftigkeit und ge schäftlichen Tüchtigkeit. Mit einem Worte: er war ein ganzer Mann, und dankbar blickt auf seine letzte Ruhestätte eine zahl reiche Familie, die in ihm den Begründer ihres Glückes beweint, — dankbar ein großes Geschäftspersonal, das in ihm stets ein Vorbild rastlosen Fleißes und unermüdlicher Ausdauer erblickt, — dankbar endlich die vervielfältigende Kunst, die Schule und die geographische Wissenschaft, die alle in ihm einen eifrigen Freund und Förderer gefunden, und denen er durch vierzig Jahre seines Lebens treue und aufopfernde Dienste geleistet hat. Ehre seinem Andenken! Wien, 29. Dezember 1885. Rudolf Lechner. Johann Gutcnberg und die Erfindung der Typographie. Von Professor 0r. F. X. Kraus. (Fortsetzung aus Nr. 1.) Aber die Meinung, daß die Spielkartenfabrikation den Formschnitt aufgebracht und damit die Typographie angebahnt habe, ist überhaupt nicht haltbar. Man versteht unter Formschnitt im engern Sinne die Herstellung von Druckplatten mit erhabener Zeichnung, welche mit einer Farbe oder Druckerschwärze überstrichen, durch einen mechanischen Druck (sei es durch eine Bürste, sei es durch eine Maschine oder Presse) auf einen weichen Stoff wie Papier, Per gament, gewebtes Zeug übertragen wird. Der Holzschnitt oder die Xylographie ist eine und zwar die verbreitetste Art des Formschnitts, der sich im übrigen auch andern Materials, vor allem des Kupfers, bediente. Als ältestes Beispiel von der Anwendung des Metallschnitts citiert man ein koloriertes Perga mentblatt mit Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, welches sich im Einband einer Handschrift fand und seiner Zeit der T. O. Weigelschen Sammlung in Leipzig angehörte*). Dem Stil der Zeichnung und dem Ornament nach wird es in den Ausgang des zwölften oder den Anfang des dreizehnten Jahr hunderts gesetzt. Dem vierzehnten Jahrhundert weist man dann eine Anzahl Holzschnitte zu, welche in Zeichnung, Gewandung, Faltenwurf jener Zeit der Gotik entsprechen, die den von van Eyck eingeführten Naturalismus noch nicht wiederspiegelt; sie weisen in Hinsicht ihres Materials auf die Technik derselben Epoche mit ihrer kräftigen Feder und dickflüssigen, für das Per gament berechneten Tinte hin. Diese Holzschnitte sind gewöhn lich von Haus aus für die Kolorierung bestimmt und daher in gewissen, durch die Farbe zu belebenden Teilen gar nicht aus geführt. Die Kolorierung war Sache des Briefmalers, der in der Regel mit dem Holzschneider eine und dieselbe Person ge wesen sein wird. Mehrere solcher Blätter haben Wappen bay rischer Klöster, wie Tegernsee, Kaisheim, Maihingen, Altomünster. Man darf gewiß annehmen, daß sie zunächst für diese Genossen schaften und zur Verteilung an die Pilger und Andächtigen ge druckt wurden; wohl auch vorwiegend von Geistlichen und Mönchen, welche die Kunst zuerst und am meisten geübt haben werden. Ein Barfüßer Namens Erhard verfertigte einen Ka lender für den Rat von Nördlingen; ein Pfarrer Jörg 1461 einen Aderlaßzettel für dieselbe Behörde. Noch älter ist die Er wähnung eines Franciskanerlaienbruders Luger als optiwus iu- eisor liZnoruin in Nördlingen, zu Anfang des fünfzehnten Jahr hunderts**). Wenn Bücher mit Bezugnahme auf diese von Heller mitgeteilten Fakta behauptet, die Spuren frühester Aus übung des Formschnittes weisen auf Süddeutschland***), so wird diese Annahme kaum aufrecht zu erhalten sein, nachdem van der Linde den Nachweis liefert^), daß schon seit 1417 vlämische Prenter, d. h. Drucker oder Formschneider, erwähnt werden, ja schon 1408 gewerbsmäßiger Handel mit Bilddruckwaren — pr/ntsn suäs besläsriön — in den Niederlanden getrieben wurde. Die Buchschreiber, Briefdrucker u. s. f. bildeten in Brügge seit 1457 eine Zunft. Passavant (I, 27 f.) schreibt dem vierzehnten Jahrhundert etwa 20—30 Blätter zu, welche sich meist durch große Roheit auszeichnen, und unter denen nur wenige, wie die Weigelsche Magdalena, der Johannes Evangelista derselben Sammlung, eine Madonna, das Veronikatuch der Albertina, durch Schönheit her vorragen. Festen Boden gewinnt man erst mit den datierten Blättern, unter denen der ehemals dem Kloster Buxheim bei Memmingen, jetzt Lord Spencer in Althorp bei Northampton gehörige heilige Christoph von 1423 wohl das älteste sein wird, auf welches dann das Martyrium des heiligen Sebastian in der Wiener Hofbibliothek folgt; es wurde 1779 in St. Blasien ge funden und trägt das Datum 1437. Eine vlämische Madonna zu Brüssel hat zwar die Jahreszahl 1415, doch beruht dieselbe vermutlich, wie Lippmann annimmt, auf einem Schreibfehler. La Bordes Versuch, in einem Sammelbande des Oa-binst ckes Lstninpss in Paris einen Holzschnitt vom Jahre 1406 und zugleich die älteste Handschrift der Nachfolge Christi zu erweisen, ist durchaus mißlungen. Andere datierte Metall- und Holzschnitte von 1440, 1443, 1451, 1461, 1464, 1466, 1468 u. s. f. sind bei van der Linde und Bücher zusammengestellt. Die ältesten *) Bücher a. a. O. S. 363. **) Heller, Gesch. d. Holzschneidekunst, Bamb. 1823, S. 2b. ***) Bücher a. a. O. S. 364. f) van der Linde in seinem demnächst erscheinenden neuen Werke über die Erfindung der Typographie.
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