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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1886
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- Erscheinungsdatum
- 04.01.1886
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- Deutsch
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Eduard Holzel ch. Der Mann, den wir am 26. Dezember zu Grabe geleitet, ist von einer so hervorragenden Bedeutung für den österreichischen Buchhandel, daß es uns vergönnt sein mag, auf dessen Lebens gang ausführlich zurückzukommen. Eduard Hölzel wurde im Jahre 1817 am 8. Oktober zu Prag geboren, wo sein Vater, Johann Thomas Hölzel, ver mählt mit Margaretha geb. Herlth, eine schon früher im Besitze der Familie Hölzel gewesene Eisenhandlung besaß. Nach zurück gelegten Nutergymnasialstudicn trat Hölzel in die Buchhandlung von Borosch L Andrö in Prag als Lehrling ein, Wo er vier Jahre zubrachte. Hierauf servierte er eine Reihe von Jahren in Leipzig, Mainz, Augsburg, Würzburg, Wien und schließlich in Brünn, um dann im Herbste 1844 in Olmütz mit sehr be scheidenen Mitteln, aber ausgerüstet mit tüchtigen Kenntnissen und vertrauend auf die eigene Kraft, seine Buchhandlung zu begründen. Schon nach kurzer Zeit wurde ihm von seinen Mit bürgern das größte Vertrauen und Wohlwollen entgegengebracht, so daß er sich bald an dem Gedeihen und raschen Aufblühen seines Geschäftes erfreuen und später große Verlagsunterneh mungen wagen konnte. Am 28. Februar 1848 vermählte er sich mit Hedwig, der Tochter des in österreichischen Diensten stehenden Hannoveraners Major Nie mann, mit welcher er in der glücklichsten Ehe lebte. Frau Hedwig Hölzel war eine feingebildete, höchst liebens würdige und ausgezeichnete Frau, welche die Erziehung ihrer Kinder vortrefflich leitete und nicht wenig dazu beitrug, daß Hölzels gastfreundliches Haus in Olmütz den Mittelpunkt einer geistig anregenden Gesellschaft bildete. Im Geschäfte entwickelte Hölzel eine außerordentliche Thätig- keit. Im Jahre 1849 errichtete er eine Filialbuchhandlung in Neutitschein, im Jahre 1858 eine solche in Mährisch-Schönberg, 1864 eine in Sternberg und 1880 eine in Prerau. Neben diesem groß entwickelten Sortimentsgeschäfte warf er sich gleich zeitig mit voller Energie und Geschicklichkeit auf umfangreiche Verlagsunternehmungen, und es war das »Album von Böhmen und Mähren« gewissermaßen die Grundlage zu seinem Kunst verlage. Zur Herstellung desselben trat er mit dem bekannten Litho graphen Horegschi in Wien in Verbindung und übernahm 1861 dessen Anstalt für eigene Rechnung. Im Jahre 1870 übersiedelte er von Olmütz, wo er beinahe ein Vicrteljahrhundert neben mancherlei Sorgen und Mühen recht glückliche Zeiten verlebt hatte, und wo ihm ein schönes Familienleben erblüht war, nach Wien, gründete daselbst sein Kunstverlagsgeschäft und verband mit demselben ein geographisches Institut, sowie eine Kunstan stalt für Ölfarbendruck. Zu diesem Zwecke kaufte er ein eigenes Haus in der Louisengasse, welches er den Anforderungen seines Institutes entsprechend erweitern ließ. In allen diesen Zweigen, von denen jeder einzelne eines ganzen Mannes bedurfte, entwickelte Hölzel große Umsicht und bahnbrechende Thätigkeit. Überall wußte er die besten Kräfte an sich zu fesseln, und nicht minder geschickt leitete er in ruheloser Arbeit den Ver trieb. Seine Farbendruckbilder, wohl die ersten, welche in Öster reich erzeugt wurden, zumeist Reproduktionen nach Gemälden hervorragender Künstler, wie: Defregger, Kurzbauer, Ma thias Schmid, E. Blaas, L'Allemand, MunkLcsy rc. rc., gehören zu den besten, und sein geographischer Verlag, mit »Kozenns Schulatlas« begonnen, wurde im Laufe der Jahre nach allen Richtungen ausgebaut. Dieser genießt mit vollem Rechte den Ruf eines durchaus soliden und gediegenen, bei dessen Herstellung keine Kosten gescheut wurden. Der rastlosen Thätigkeit Hölzels in dieser Richtung verdankt Österreich die schließlich errungene Unabhängigkeit vom ausländischen Kartenverlage, und die fach männischen Urteile auf den Geographentagen Deutschlands haben in überzeugender Weise dargethan, daß die Leistungen von Hölzels Geographischem Institute den vorzüglichen Leistungen Deutschlands auf diesem Gebiete eine gefährliche Konkurrenz be reiten — ein Erfolg, den man noch vor einem Decennium in Österreich kaum für möglich gehalten hätte. Ebenso vorzüglich entwickelte sich sein Lehrmittelverlag, und es darf zum Belege dafür wohl nur das groß angelegte Werk »Bilder zur Geschichte« von Langl angeführt werden, dem sich dann die »Geographischen Charakterbilder« und eine lange Reihe von Lehrmitteln für den Anschauungsunterricht anschließen, auf welchem Gebiete der Hölzelsche Verlag heute eine Specialität bildet, wie sie wohl kaum in gleicher Aus dehnung zu finden ist. Wie bei jeder bahnbrechenden Leistung, so blieb auch der Hölzels die Nachahmung und Konkurrenz nicht erspart. Diese hinderte aber nicht, daß er mit größter Energie unentwegt den sich vorgesteckten Zielen nachstrebte. Seinem Verlage muß auch nachgerühmt werden, daß dessen Absatz sich nicht auf Österreich allein beschränkte, sondern daß er größtenteils auch exportfähig war und in der ganzen Welt verbreitet ist. Ungeachtet diese angestrengte Thätigkeit ihn vollauf in An spruch nahm, widmete er sich doch auch allgemeinen Interessen. So war er durch sechs Jahre Vorsitzender des »Vereines der österreichischen Buchhändler«, durch eine Reihe von Jahren Vor stand-Stellvertreter des »Wiener Buchhändler-Gremiums«, durch viele Jahre Vicepräsident der »Olmützer Handels- und Gewerbe kammer«, Ausschußmitglied der »K. k. geographischen Gesellschaft«, Kurator der »Gesellschaft für vervielfältigende Kunst« rc. In allen diesen Stellungen hat er die übernommenen Pflichten stets auf das gewissenhafteste erfüllt. Die großen Verdienste, welche sich Hölzel um den öster reichischen Buchhandel erworben, wurden allseitig anerkannt. Nicht nur genoß er bei allen seinen Kollegen die größte Achtung; auch vom Kaiser wurde sein Wirken durch Verleihung des Franz Josefs-Ordens und der Medaille für Kunst und Wissenschaft gewürdigt, sowie er auch auf allen großen Ausstellungen die höchsten Auszeichnungen erhielt. Im gesellschaftlichen Verkehre war Hölzel von ausnehmen der Liebenswürdigkeit. Er interessierte sich aufs lebhafteste für Kunst und Musik und verkehrte gern mit Künstlern jund Ge lehrten. Im Hause übte er die edelste Gastfreundschaft. Der Umgang mit ihm war immer anregend und interessant, und seine heitere Lebensanschauung, sowie auch sein freundlicher Humor gewannen ihm alle Herzen. An seinen Freunden hielt er mit treuester Anhänglichkeit, und jedem war er ein will fähriger Berater. Ein glückliches Familienleben, wie es in so schöner Har monie selten vorkommt, verschönte seine Tage. Das Zusammen leben mit seiner musterhaften Frau, seinen Söhnen Hugo, der ihm schon seit 1873 im Geschäfte zur Seite stand, Adolf, welcher später als Maler nach München übersiedelte, und seinen Töchtern Emma, mit dem Verlagsbuchhändler Carl Graeser, und Hedwig, mit Emil Kosmack verheiratet, war ein wahr haft patriarchalisches. Leider war es ihm nicht vergönnt, dasselbe bis ans Ende seiner Tage zu genießen. Schon seit seiner frühen Jugend von einem chronischen Kopfleiden gequält und verfolgt, bot Hölzels Erscheinung bis vor wenigen Jahren doch noch ein Bild ungeschwächter und
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