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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1886
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18860531
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1886
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Nichtamtlicher Teil. gemildert, Fahnen wehten von den Galericen, nnd vor dem mit grünem Laube verdeckten Orchester erhob sich eine festlich geschmückte Redncrbühne. An der durch die ganzeStirnscitc des Saales gehenden Ehrentafel hatte der Vorstand mit seinen Gasten Platz genommen, Herr A, Kröner saß zwischen dem Herrn Gencrallieutcnant von Tschirschky nnd dem ksotor umAnitlous Herrn Geheimrat Professor vr. Zirkel, An derselben Tafel bemerkten wir den Dichter Wilhelm Jordan, Herrn Hofrat von Gottschall, Herrn Professor vr. Fr. Za rucke und zahlreiche Koryphäen aller Fakultäten der hiesigen Hochschule, Räte des Reichsgerichts, sowie die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden, Von Anfang an war die Stimmung eine überaus heitere; es war als hätte man allen Ernst, über den man verfügte, bei der feierlichen Grundsteinlegung verausgabt. Jetzt ließ man dem Frohsinn die Zügel, Das war ein Summen, ein Lachen, ein Zutrinken, ein Beschcidthun, daß man nicht selten sein eigenes Wort schier nicht verstand. Als aber der hochverehrte Herr Vorsteher auf der Redner bühne erschien, herrschte sofort lautlose Stille, Herr Kröner feierte in markigen, begeisterten Worten die beiden Fürsten, welchen stets das erste Hoch beim Kautateessen gelte: »Mit einer ans Wunderbare grenzenden Rüstigkeit und Frische sehen wir unseren erhabenen Heldenkaiser Wilhelm der Vollendung seines neunzigsten Lebensjahres entgegengehen, sehen ihn in fester Hand das Scepter halten, welches seinem Volke Frieden und Wohlfahrt verbürgt, uingcben von einem Kreise erlauchter Bundes genossen, aus welchem König Albert im Glanze edelster Herrscher tugenden hcrvorleuchtet. Wo die Gestalten Kaiser Wilhelms und König Alberts vor unserem geistigen Blicke erstehen, da bedarf cs nicht vieler Worte, um uns Alle zu vereinigen zu dem aus vollem Herzen kommenden Rufe: Kaiser Wilhelm und König Albert, sie leben hoch!« Ein donnerndes Hoch erschallte, die Musik spielte die Nationalhymne, welche die Versammlung stehend anhörte. Dann brauste — gewissermaßen als musikalische Ergänzung zu der eben gehörten Rede — Webers Jubelouverture durch den Saal. Als diese verklungen war, erhob sich Herr vr. Oscar Hase, um allen denjenigen, welche der Einladung des Börsenvereins Folge gebend, im Festessaale sich eingefunden, Gruß und Will komm zu bieten. Der gediegene Kenner der buchhändlerischen Vergangenheit knüpfte an die Geschichte der Entstehung und Entwickelung unseres Standes an, der, zuerst Weltbuchhandel, dann durch die Reformation ehrenvoll aus den heimischen Markt eingeschränkt, Jahrhunderte hindurch sich eine feste Gliederung bewahrt hat und, als das alte Reich in Trümmer brach, wohl der einzige Gewerbeverband war, der über das ganze Vaterland sich erstreckte und im trüben Wirrsal der Sonderinteressen die Fahne des Vaterlands hochhielt. Die schrankenlose Gewerbe freiheit der Neuzeit habe diesen festen Verband zu lockern ver sucht. Den schädigenden Einflüssen des unbeschränkten Wett bewerbes sei aber entgegenzutreten, durch kraftvolles Zusammen stehen müsse man die selbstsüchtigen Neigungen Einzelner dem Wohl und der Würde des Ganzen unterwerfen und einen Stand erhalten, der, wie das die heutige Versammlung beweise, von den edelsten .Mächten deutscher Bildung durchdrungen werde und mit den Besten unseres Volkes Gemeinschaft pflege. Mit dem Wunsche, daß der Buchhandel alle Zeit so in der Mitte des edelsten Volkslebens stehen möge wie heute, leerte der Herr Redner sein Glas auf das Wohl der Gäste. Darauf bestieg Herr Paul Parey-Berlin die Redner tribüne und sprach ungefähr Folgendes: »Meine hochverehrten Herren! Bor fünfzig Jahren am Vonntag Kantate, bei dem Festmahl, welches der Einweihung unseres jetzigen Börsengebäudes folgte, gipfelte ein Trinkspruch Carl Dunckers auf die Stadt Leipzig in den Worten: ,Hier waren wir, hier sind wir, hier wollen wir bleiben.' Fünf undzwanzig Jahre später wiederholte derselbe Mann dieselben Worte, und heute, nach abermals fünfundzwanzig Jahren, hat der Börsenverein, haben wir, deutlicher nnd lauter, als Worte es vermögen, durch die That wiederholt: ,Hier waren wir, hier sind wir, hier wollen wir bleiben.' (Stürmischer Beifall.) Und meine Herren, ich glaube, wir haben wohl daran gethan. Die Organisation des Deutschen Buchhandels, welche trotz mancher Breschen Gott Lob noch ausrecht steht, und um welche unsere Kollegen in den anderen Knlturstaatcn, je näher sie dieselbe kennen lernen", um so mehr uns beneiden, und welche manche andere gewerbliche Gruppen unseres Vaterlandes sehnlich wünschen, diese Organisation steht und fällt mit Leipzig als Centrum. (Beifall.) Der ganze Organismus würde kranken, wenn sein Herz, Leipzig, aufhörte, in der bis herigen regelmäßigen und kräftige» Weise zu pulsieren Wohl ist es wahr, meine Herren, nirgend läßt sich der Buchhandel vorteilhafter betreiben als in Leipzig; unsere Leipziger Kollegen haben viel, sehr viel vor uns auswärtigen Buchhändlern vor aus; unsere Leipziger Kollegen sind aber so kluge Männer (große Heiterkeit), daß — geschähe es nicht aus buchhändlerischem Korpsgeist, so schon ans Klugheit — sie dauernd nie die In teressen des auswärtigen Buchhändlers außer acht lassen werden. Sie wissen zu gut, daß, je inehr Leipzig den allgemeinen buch händlerischen Interessen dient, um so mehr fördert es seine eigene Wohlfahrt. Was Leipzig war und ist, es wird es bleiben: die Residenzstadt des deutschen Buchhandels, in der wir alle ein Hcimatsgefühl haben, und zwar jetzt wieder leb hafter als bisher, weil wir von neuem hier wieder festen Fuß gefaßt haben. Und, meine Herren, wir alle werden bald mit Stolz die Türme ragen sehen, welche die Hochburg des deut schen Buchhandels bedeuten. Lassen Sie uns deshalb, meine Herren, Leipzig feiern, und zwar nicht nur als Residenzstadt des deutschen Buch handels, sondern als ein deutsches Gemeinwesen, welches manchem anderen als Muster dasteht, und dem wir Buch händler heute auch von dieser Stelle aus Dank sagen wollen für die Schenkung des Baugrundes zu unserem neuen Vereins hause, wodurch wir uns gewissermaßen als Bürger dieser Stadt fühlen dürfen. Lassen Sie uns Leipzig feiern als Sitz unseres höchsten Gerichtshofes, als Sitz einer altehrwürdigen deutschen Hochschule, als eine im großen Stil betriebsame Stadt, muster haft verwaltet und an Haupt und Gliedern erfüllt von echt deutschem Gemeinsinn. Ergreifen Sie, meine Herren, Ihre Gläser und trinken Sie mit mir auf das Wohl der Stadt Leipzig, sie lebe hoch!« Die allgemeine freudige Aufnahme, welche die mit lang anhaltendem Beifall gelohnten Worte des Redners fanden, bewies am besten, wie richtig und tief derselbe zu Kopf und Herzen der Hörer gesprochen hatte. Es bedurfte einiger Zeit, ehe die durch die allgemeine Begeisterung hervorgerufcnc Unruhe sich gelegt hatte und der nächste Redner das Wort nehmen konnte. Als solcher folgte: Herr Senatspräsident vr. Drechsler: „Wenn heute mehr fach und in liebenswürdigster, anerkennendster Weise des Reichs gerichts gedacht worden ist, so hatte das wohl darin seinen Grund, daß der Buchhandel das höchste Gericht als seinen speciellen Beschützer betrachtet. Er giebt dem Reichsgericht aber nur seltenGelegenheit, dieses Schützeramt ansznüben. In Sachen des Autorrechts habe ich mit zu entscheiden, und neun Zehntel,
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