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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1883
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Hk 224, 26. September. Nichtamtlicher Theil. 4213 Und: „ . . . Die Beobachtung lehrt, daß im Gegentheil die Fremd wörter in unserer Sprache zunehmen"! „Im Gegentheil", Hr S.? Gerade, weil leider die Fremdwörter zunehmen, darum erscheint es „zeitgemäß", gegen sie und gegen die Verhunzung unserer schönen Muttersprache anzukämpfen! Oder glauben Sie wirklich, daß durch Hätschelung der fremden Eindringlinge und Einführung immer neuer vielleicht aus unserem geliebten Deutsch eine gemeinver ständliche Welt- oder doch wenigstens europäische Sprache sich ent wickeln könne? Denn was sonst Ihre Behauptung für einen Sinn haben soll, ist mir unverständlich. Ein Kauderwälsch bringen wir, d. h. Sie und Ihre werthen Freunde, die Zeitungsschreiber, zu Stande, aber keine Weltsprache; ein jammervolles, ungewaschenes Flick- und Lappenwerk machen Sie aus unserer edlen Muttersprache, neunZehnteln der eigenenLandesgenossen halb oder ganz unverständ lich, den denkenden Fremden ein Gespött! Zeitgemäß, Hr. S., sind Mahn- und Warnungsrufe, wie die vortreffliche Arbeit von Her mann Riegel: „Ein Hauptstück von unserer Muttersprache" und — mögen Sie sich auch darüber ärgern — des von Ihnen an gegriffenen Hrn. A. R. Wollte Gott, daß mehr auf sie gehört würde, als es der Fall zu sein scheint! Gibt es Ihnen nicht zu denken, oder wissen Sie nichts davon, daß schon zweimal eine ebensolche Hochfluth von Fremdwörtern über uns hereingebrochen und beide Male durch die innere Kraft unserer Sprache wieder eingedämmt wurde? Wenn es nach dem Willen der biederen Ritter des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts und der Ge lehrten und Höflinge des siebzehnten und achtzehnten gegangen wäre, dann redeten wir jetzt freilich eine Sprache, die unsere guten Freunde und Nachbarn jenseits der Vogesen mit Recht als eine Abart der ihrigen ansprechen könnten. Aber noch immer haben sich Männer gefunden, die die Gefahr erkannten und der einreißenden schmachvollen Verwahrlosung mit Kraft und Er folg entgegentraten. Möge ihnen auch heute der Muth nicht sinken, so wird der Erfolg nicht ausbleiben — trotz der Zeitungen und trotz des Hrn. S.! Wie leicht es ist, bei gutem Willen rein Deutsch zu schreiben, läßt sich an dem Aufsatz des Hrn. S. obendrein recht lehrreich zeigen. Weshalb soll man z. B. ein Wort sprachlich analysiren, wenn man es sprachlich zergliedern, oder noch besser, auf sein Bildungsgesetz hin untersuchen kann? Weshalb sollte man nicht vorziehen, treffende Bezeichnungen zu wählen, an statt dies in prägnanter Weise zu thun? Wenn freilich der Gesandte eines fremden Volkes immer wüßte, daß der Zeitungs schreiber ihn nur des Aushorchens wegen besucht, so möchte er möglicherweise ein wenig zugeknöpfter sein, als wenn ihn ein Journalist der Nation, unter der er sich grade befindet, interviewt. Und wir werden gewiß nicht schlechter daran sein, wenn wir uns von dem selbst auferlegten Joche des Kauder- wälscheus befreien, als wenn wir uns davon emancipiren, so reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Dagegen bin ich gleichfalls durchaus der Meinung, daß die Verwirrung unserer Rechtschreibung ein ebenso großes Uebel ist wie die Confusion unserer Orthographie und glaube ebensowenig, daß bei Lehrer-Zusammenkünften etwas Ersprießlicheres zu deren Beseitigung herauskommen wird, als auf pädago gischen Congressen, deren Resultate sich in der Regel ge druckt weit besser ausnehmen, als die Ergebnisse der versuchten Ausführung. Wenn ich schließlich den Wunsch ausspreche, daß alle Unberufenen in dieser und anderen Fragen streiken möchten, so hoffe ich damit auch einmal Hrn. S.'s Beifall zu erringen, da ich zugeben muß, für den Begriff der „Massen-^ Arbeitseinstellung" kein kurzes und bezeichnendes deutsches Wort zu kennen. Es wäre noch manches zu sagen, z. B. über unsere „un endlich" viel jüngere heutige Sprache (was sich Hr. S. wohl dabei denkt?), doch sei es, nm nicht langweilig zu werden, hiermit genug. St. I. Weber. Misrellcn. Schriftstellerstatistik. — Die Berufsstatistik vom Jahre 1882 hat ergeben, daß 19,350 Personen nach ihrem Hauptbe rufe als Schriftsteller, Zeitungsredacteure und Correspondenten beschäftigt sind, davon 18,142 Personen ohne andcrweiten Neben beruf, 1208 mit Nebenerwerb in der Land- und Forstwirthschaft, dem Bergbau- und Hüttenfach, Industrie, Bauwesen, im Handel und Verkehr, als Staats-, Gemeinde- oder Kirchenbeamte u. s. w. Von diesen 19,350 Schriftstellern waren 19,000 Männer, 350 weiblichen Geschlechts. Dieselben hatten 14,813 Familien angehörige und beschäftigten 1616 Dienstboten im Hause. So nach gab es 35,779 Personen, davon 23,283 männlichen, 12,496 weiblichen Geschlechts, welche durch die Schriftstellerei ihren Lebensunterhalt fanden. Als Nebenberuf trieben außerdem noch 2221 Personen die Schriftstellerei zum Erwerbe. Es fanden also insgesammt 21,571 Personen in der Schriftstellerei im Haupt oder Nebenberuf ihren Erwerb. Die „Vossische Zeitung" be merkt dazu wohl richtig, es sei anzunehmen, daß die Zahl der jenigen Personen, welche die Schriftstellerei als alleinigen oder Hauptberuf treiben, für einigermaßen zuverlässig gelten kann. Daß aber in ganz Deutschland nur 2221 Personen sich im Neben berufe mit Schriftstellerei befassen sollen, ist schwerlich richtig. Man wird annehmen müssen, daß eine große Zahl von Gelehrte», Beamten, Geschäftsmännern n. s. w. es unterlassen, ihrer Neben beschäftigung mit Schriftstellerei oder Zeitungsschreiberei zu gedenken, besonders wenn dieselbe wenig einträglich gewesen ist. (Allg.Ztg.)^ Personalnachrichten. Der Firma Moritz Schauenburg in Lahr ist auf der Internationalen Ausstellung in Amsterdam für ansgestellte Ar tikel ihres Kunstverlags eine goldene und eine silberne Medaille zu erkannt worden. Abschiedsworte. — Mit dem Ende dieses Monats werde ich nun meiner angegriffenen Gesundheit wegen die Redaction dieses Blattes niederlegen. Mit tiefer Wehmuth scheide ich von einem Posten, auf dem es mir fast 28 Jahre lang vergönnt war, zu Nutz und Frommen des Buchhandels zu wirken und zu vielen geehrten College» in freundliche Beziehungen zu treten. Allen, die mir in diesem schwierigen Amte durch ihr schätzbares Wohl wollen oder durch freundliche Anerkennungsworte zur Aufmun terung dienten, spreche ich hiermit meinen herzlichsten und wärmsten Dank aus. Mußte ich auch bei meiner steten Ueberbürdung mit laufenden Arbeiten leider darauf verzichten, neben der geschäftlichen Aufgabe des Börsenblattes, welcher in erster Linie meine Sorgfalt zu widmen war, auch gewisse ideale Zwecke desselben eifriger zu verfolgen, so erfreue ich mich doch des guten Bewußtseins, an dessen gedeihlicher Fortentwicklung treulich und fleißig gearbeitet zu haben, und darf jetzt wohl mit der herzlichen Bitte scheiden, mir ein freundliches Andenken bewahren zu wollen. Julius Krauß.
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