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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1885
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- 1885-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1885
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- Deutsch
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1648 Nichtamtlicher Teil. 79, s April. solchen Notbehelfen, zumal gut gearbeitete und vollkommen trockene Holzstöcke der Gefahr des Zerspringens und Werfens seit Erfindung der Galvanoplastik nicht mehr so ausgesetzt sind wie früher; denn man druckt heute selbst bei minder bedeutenden Auflagen in der Regel nicht vom Holzschnitt, sondern von galvanischen Niederschlägen, zu deren Herstellung es nur noch weni ger Stunden bedarf, seit man hierfür auch die elektro-dynamische Maschine zu verwenden vermag. Daß diese Niederschläge, gemein hin »ClichLs« genannt, mit Hilfe von Matrizen aus Wachs oder Guttapercha hergestellt werden und wie man dabei verfährt, darf Wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Ist der Holzschnitt fertig geschnitten, so macht der Tylograph selbst einen Probe- oder Korrekturabdruck; er schwärzt ihn ein, legt chinesisches Papier darauf und reibt ihn dann mit dem Falz bein ab, gelegentlich eine Ecke aufhebend, um sich von der Güte des Abdrucks zu überzeugen. Korrekturen im Holzschnitt sind natürlich nicht willkommen und schwer auszuführen. Sind sie von größerer Ausdehnung, so muß die betreffende Stelle ausgestochen und ein gleiches StückHolz hineingesetzt, der Schnitt muß »gepflöckt« werden, worauf zum Neuschnitt des eingesetzten Stückes geschritten wird, um den Stock für den Druck oder für den galvanischen Niederschlag fertig zu machen. Mit Bezug auf die historische Entwickelung des Holzschnittes, deren Faden ich verlassen habe, um die technische zu erläutern, will ich nur noch bemerken, daß sie nach Bewick eine sehr langsame war. In England zeichnete sich besonders noch Cruikshank aus; in Frankreich erwarben sich Pierre le Sueur und Papillon einen Namen, und in Deutschland und Österreich waren es zuerst Unger und Gubitz in Berlin und Blasius Höfel in Wien, welche die Holzschneidekunst wieder zu Ehren brachten. Von Gubitz, der auch zugleich Dichter war, — er schrieb und redigierte selbst den von ihm herausgegebenen und illustrierten Volkskalender — sagte man, seine Verse seien ebenso hölzern wie seine Schnitte, und man hatte nicht ganz unrecht; denn seine ganze Holzschnitt-Technik ist eine sehr trockene, es mangelt ihr, was man heute Ton oder Farbe nennt, die zarte Vermittelung der Über gänge, welche dem ganzen Bilde erst Plastik, Leben und Bewegung verleihen, es sozusagen zum Gemälde machen. Ungefähr mit dem Jahre 1830 aber trat ein Wendepunkt in der Entwickelung der Holzschneidekunst ein, und es begann jetzt eine Blütezeit derselben, die glücklicherweise noch heute andauert, wenn sie auch hier und da nicht ohne Auswüchse geblieben ist, als welche man eine gewisse Überfeinerung, ein Übergreifen des Holzschnitts auf das Gebiet der Radierung oder wohl auch der lithographischen Kreidezeichnung betrachten muß. Um 1830 erschienen bereits in den Londoner Tagesblättern Holzschnitt-Darstellungen von Ereignissen, welche die öffentliche Aufmerksamkeit besonders in Anspruch nahmen; am 31. März 1832 aber wurde die erste Nummer des ?suu^ LI s^srins herausgegeben, und so roh uns dessen Bilder auch heute erscheinen, so war doch der damit erzielte Erfolg ein noch nie dagewesener: am Schluffe des Jahres des Erscheinens war die Auflage auf 200000 gestiegen, und Nachahmungen desselben wurden in zwölf Ländern herausgegeben, wozu man die Stereotypclichss fast immer aus London bezogen hatte. Zwölf Jahre später, am 14. Mai 1842, erschien die erste Nummer der Illustrstsck Uonckon d-swo, die schon im nächsten Jahre in der Leipziger Illustrierten Zeitung eine Nachahmerin fand. Wie sich seitdem die Holzschnitt-Illustration ausgebreitet, nachdem Jean Jaques Weber in Leipzig und Braun L Schneider in München, die Herausgeber der Fliegenden Blätter, sie zuerst in ausgedehntester Weise gepflegt und popu larisiert in Deutschland wie sie auch in Stuttgart Eingang gefunden, und wie sich Stuttgart mit seinen großartigen Pracht werken an die Spitze des Jllustrationsdrucks in Deutschland gestellt, das habe ich hier wohl nicht näher zu erörtern nötig. Ich will nur noch darauf aufmerksam machen, daß heute wieder, wie zur Zeit der ersten Blüte des Holzschnittes, die bedeutendsten Maler es nicht als eine Erniedrigung ihrer Kunst erachten, wenn sie den Stift zur Hand nehmen, um für den Buchdruck zu zeichnen. Auch hier von geben die Werke des Stuttgarter Verlags das glänzendste Zeugnis. (Schluß folgt.) Eastaldi oovtrs. Gutenberg. Ein vor uns liegendes Merkchen von Professor F. Berlan iolrockurious cksUs stismps in illüsno« (Venedig, B. Calore, in Kommission bei List L Francke in Leipzig) täuscht durch seinen Titel vollständig über den Inhalt. Wohl sucht der Verfasser für die »Uirsouli cks Is xlorio8s vsrrsns Llsris« das Jahr 1469 als Druckjahr zu retten, und wollen wir mit ihm darüber nicht weiter rechten; viel interessanter für uns ist der Hauptinhalt des Buches: der Versuch, Ca sta ld i als Erfinder des Drucks mit beweglichen Lettern hinzustellen. Die Behauptungen Berlans gipfeln in fol genden vier Sätzen: 1) Die bewegliche Type wurde nicht in Deutschland erfunden. 2) Die ersten, die sich dauernd der beweglichen Type bedienten, waren in Rom Sweynheym und Pannartz. 3) Sechs Jahre früher gab Jenson eine Probe. 4) Der Lehrmeister Jensons war PamfiloCastaldi. Da die ganze Castaldi-Lcgende bereits von Linde in seinem großen Gutenbergwerke (Seite 311—314) gründlich sck sdsurckum geführt worden ist, so würden wir auf das vorliegende Werk gar nicht weiter eingegangen sein, wenn wir nicht den Lesern des Bör senblattes das Urteil eines Italieners, der doch gewiß aus patrio tischen Gründen sich nur sehr schwer für Gutenberg entschieden hat, hätten vorführen wollen. Einer der gewiegtesten Bibliographen Italiens, Comm. Carlo Lozzi sagt in dem von ihm herausge- gebencn »öiblioülo« über Berlan und seine Schrift: „. . . . Er bleibt hartnäckig dabei, daß die Ehre der Erfindung be weglicher gegossener Lettern dem Pamphilus Castaldi gebührt, trotzdem nicht der geringste Beweis vorliegt, daß er ein Buch ge druckt hätte oder hätte drucken lassen, wie wir im »Liblioülo« bereits zur Genüge nachgewiesen haben. Er wendet sich aufs neue gegen uns und andere Bibliographen der alten Schule, weil bisher niemand sein Gewäsch (tsutskers) ernst genommen hat, in dem er unter andern hübschen Dingen behauptet, bewiesen zu haben, daß bis 14 68 die Lettern der Mainzer Presse weder ge gossen noch beweglich waren. Es genügt, seinen dummen Späßen und Bosheiten, die er als gute Beweise und geistreiche Auslassungen hinstellen möchte, die einzige Antwort entgegenzusetzen: Oasous noujuckiest äs oolors! Wie dringt er es mit seiner doppelten, geistigen und leiblichen Blindheit zu Wege die Paläotypen zu prüfen, die bei dieser brennenden Frage doch die wichtigsten Urkunden sind? In keiner derselben erscheint, ja kann nicht einmal vermutet werden, weder der Name, noch die Arbeit, noch auch nur irgend welcher Ein fluß des Wanderdoktors Castaldi aus Feltre, wo das erste Buch erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gedruckt wurde." Lassen wir dem Castaldi sein ihm 1868 in Feltre errichtetes Standbild; den Ruhm der Erfindung der beweglichen Lettern muß er, trotz seines jüngsten Verteidigers, uns Deutschen lassen. — v. Misrellen. Vom Zeitungswesen. — Die »Zeitungs-Preisliste für das Jahr 1885« enthält 9068 Zeitungen, welche durch die
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