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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1885
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- Erscheinungsdatum
- 08.04.1885
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- Deutsch
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1646 H 79, 8. April. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Die typographische Buchillustration: Holzschnitt, Farbenholzschnitt, Baxterdrucke. (Vortrag, gehalten im Württemb. Kunstgewcrbevercin zu Stuttgart von Theod. Goebel.) Ich beginne, sagte der Herr Vortragende, indem er nach einigen einleitenden Worten sofort zum Gegenstand seiner Rede überging, mit der Feststellung des Begriffes meines heutigen Themas. Unter typographischer Buchillustration wünsche ich vor allem diejenigen Verfahren verstanden zu haben, zu deren Ausfüh rung man sich der Buchdruckpreffe bedient, die man gleichzeitig mit dem Typendruck ansführen kann, also die eigentlichen Hoch druckverfahren im Gegensätze zu den Flächendrucken und Tief drücken, wie Lithographie, Lichtdruck, Radierung, Kupferstich u. s. w. — Hochdruckverfahren werden alle diejenigen Arten des Drucks ge nannt, bei welchen die abzudruckende, auf dem Papier in Farbe zu reproduzierende Fläche eine erhabene ist, wie das Bild der Buch- drucktype, und hierher gehören vor allen Dingen der Holzschnitt und verschiedene Hochätzverfahren, unter denen die Zinkographie mit ihren zahlreichen Unterarten jetzt einen hervorragenden Rang ein nimmt Die Hochdruckverfahren sind, wie der Buchdruck selbst, die verbreitetsten, weil sie die am leichtesten ausführbaren und deshalb auch die billigsten sind. Sie sind aus diesem Grunde aber nicht bloß für den Buch druck von ganz unmeßbarer Bedeutung, ihr Einfluß auf unser ganzes heutiges Kulturleben ist ebenso bedeutend und unberechenbar. Es geht dies am besten aus dem steten Anwachsen der illustrierten Litteratur hervor, die gewiß niemand als aus bloßer Buchhändler spekulation entsprungen betrachten wird. Wie das gesprochene Wort mächtiger wirkt auf unseren Geist, so besitzt auch die bildliche Darstellung, sozusagen die Ver körperung des geschriebenen oder gedruckten Wortes, einen weit größeren Einfluß auf denselben; sie wird leichter, vollständiger und fester ausgenommen und in unserer Erinnerung festgehalten, als wenn wir dem der gedruckten Type anvertrauten Gedanken durch Reflexion allein Körperlichkeit verleihen und nur hierdurch in uns aufnehmen Das ist eine einfache Wahrheit, die sich bis ins graueste Altertum, bis zum Ursprünge der Hieroglyphen oder der ersten Bilderschrift der Chinesen zurückverfolgen läßt, und die wir noch heute vielfach bestätigt finden, z. B. in den Firmenschildern na mentlich in kleineren Städten oder auf dem Lande. Diese Wahr heit kommt auch zum Ausdruck in den ersten Versuchen der Urheber des gedruckten Buches in seiner jetzigen Gestalt, soweit sich solche erhalten haben: in den sogenannten Blockbüchern und Einzel holzschnitten, den Vorläufern der Buchdruckerkunst. Blockbücher nennt man bekanntlich die ersten in der jetzigen Buchform hergestellten Drucke, die zum Teil nur aus bildlichen Darstellungen in Holzschnitten, zum Teil aus solchen mit einigen Erläuterungen in Druckschrift, zum Teil auch nur aus Schrift- platten bestehen. Eins der bekanntesten der zweiten Gattung ist die L.I S moritwcki, von der man eine ganze Reihe von Auflagen kennt, sowie die Uiblia pauporruu, die indes selten ist und thatsächlich mit Gold ausgewogen wird. Auch von der ^rs moriencki wurde im Jahre 1872 bei der Versteigerung der Weigelschen Sammlung in Leipzig ein aus 24 Blättern bestehendes Exemplar mit 21 450 M. bezahlt. Und doch sind die Holzschnitte dieser Block bücher, die meist aus der Zeit vor der Erfindung der eigentlichen Buchdruckerkunst stammen, sämtlich in rohester Form ausgeführt, wie auch der älteste bekannte, die Jahreszahl 1423 tragende Holz schnitt, eine Darstellung des großen Christoph mit dem Christus kinde, in seiner Ausführung noch unter unseren heutigen Zirkus holzschnitten steht, und durch seine ebenso rohe Kolorierung nicht gewonnen hat Gleichwohl ist der Wert dieses Blattes, als des einzigen, welches durch mehr als fünfthalb Jahrhunderte auf unsere Tage gekommen, um zu zeugen vom Ursprünge der xylographischen Kunst, ein ganz unschätzbarer; es befindet sich im Besitze des Earl Spencer, der in seinem Schlosse zu Althorp in England die größten bibliographischen Schätze angesammelt hat. Im Jahre 1877, auf der zu London zur Feier der vor 400 Jahren erfolgten Einführung der Buchdruckerkunst in England veranstalteten typo graphischen Ausstellung war das Blatt mit ausgestellt. Daß man sich, nachdem die bewegliche Type und mit ihr die Buchdruckerkunst erfunden war, zum Zwecke der bildlichen Aus stattung der Bücher zuerst dem Holzschnitt zugewandt, und nicht dem fast gleichzeitig erfundenen Kupferstich, liegt sehr nahe: Holz war überall und billig zu haben, auch bot das Schneiden in das selbe und der nachfolgende Abdruck keine besonderen Schwierig keiten; der Umstand indes, daß man nur mit dem Messer in Lang holz schnitt, wobei man meist Birnbaum verwandte, zog der Feinheit der Schnitte ziemlich enge Grenzen. Und doch ist auch in dieser Manier ganz Ausgezeichnetes geleistet worden, namentlich nachdem man von dem einfachen Konturenschnitt abging und auch die Schraffierung der Figuren anwandte. Albrecht Dürer war einer der größten Meister in letzterer Beziehung; es wird jedoch vielfach in Zweifel gezogen, ob er selbst das Messer geführt und in Holz geschnitten habe; wäre dies aber auch nicht der Fall, und wäre er nur als Zeichner auf Holz thätig gewesen, so war doch sein Ein fluß auf die Entwickelung des Holzschnittes von weittragendster Bedeutung, und die von ihm oder unter seiner Leitung geschaffene »Ehrenpforte des Kaisers Maximilian« ist sowohl durch ihren Entwurf, wie durch die Pracht und Vollendung der xylographischen Ausführung ein Jahrhunderte überdauerndes Moment. Die Platten zu der Ehrenpforte haben sich übrigens in der Hofbibliothek zu Wien erhalten, und es sind vor etwa zwei Jahren neue Abdrücke davon gemacht worden. — Zu den großen Holzschneidern der gleichen Periode gehört auch Hans Burgkmair, welcher den »Triumphzug des Kaisers Maximilian«, ein Riesenwerk von 137 großen Platten, von denen ebenfalls noch 135 vorhanden und neu gedruckt worden sind, sowie auch den »Theuerdank« schnitt. Doch nicht nur zum Monumentalen, zur Verherrlichung fürst licher Thaten bediente man sich des Holzschnitts, er diente auch sehr bald und in ausgedehntester Weise der eigentlichen Buchillustration; wie naiv jedoch manche Drucker hierbei vorgingen, wie oft ein und derselbe Schnitt verschiedenen Zwecken zu dienen, verschiedene Per sonen darzustellen hatte, kann hier unerörtert bleiben. Man darf indes sagen, daß er mit vielem Geschick zur Ausschmückung und Er läuterung naturwissenschaftlicher und den abstrakten Wissenschaften dienender Werke angewandt wurde; auch Einzelfiguren wurden gut wiedergegeben; der Darstellung geschichtlicher Handlungen, land schaftlicher Ansichten u. s. w. aber haftet vielfach eine gewisse Härte und Steifheit an. Das bedeutendste Werk aus der ersten Periode des Holzschnitts ist die sogenannte »Schedelsche Chronik«, welche 1493 Anton Koburger in Nürnberg druckte, und die über 2000 Schnitte enthält. Als Dürer und seine Nachfolger sich der Xylographie zu wandten, gewannen die illustrierten Werke die größte Verbreitung; sie erwiesen sich von hoher Bedeutung für die Bildung des Volkes, das durch diese sprechenden Bücher in einer seinem Verständnis angepaßten Weise angeregt wurde und nach Belehrung suchte über seine Umgebung in Natur, Kunst, Wissenschaft und Gewerbe. Es
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