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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1885
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- Erscheinungsdatum
- 13.04.1885
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- Deutsch
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Die typographische Buchillustration: Holzschnitt, Farbenholzschnitt, Baxterdruck. (Vortrag, gehalten im Württemb. Kunstgewerbeverein zu Stuttgart von Theod. Goebel.) (Schluß aus Nr. 79.) Bei der großen Bedeutung, welche der Holzschnitt sür die Buchausschmückung gewann, war es nur natürlich, daß man dem selben auch durch Farbengebung, d. h. durch wirkliche Farben, nicht durch das allein, was ich soeben Ton- oder Farbenschnitt nannte, einen noch höheren Reiz zu verleihen suchte, und es lassen sich in der That Holzschnitt-Farbendrucke schon aus den ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts Nachweisen. In erster Zeit war die als Chiaroscuro oder Helldunkel bezeichnete Manier die allgemein geübte, bei welcher man durch Übereinanderdruck von Platten in verschiedenen Farben, deren man indes selten mehr als drei anwandte, dem Bilde das Ansehen einer getuschten Zeichnung gab, undLucas Cranach undHans Baldung Grien werden als diejenigen genannt, welche zuerst für dieses Verfahren gezeichnet und Holzstöcke geliefert haben. Doch schreiben die Italiener einem der ihrigen, Ugo da Carpi, die Erfindung des Helldunkeldrucks zu, was indes nur soweit eine Berechtigung hat, als er denselben auf eine vor ihm ungeahnte Höhe hob. Der erste bekannte Farben holzschnitt, zu dessen Herstellung eine größere Anzahl Platten, und zwar acht, verwandt worden sind, ist das Wappen des Kardinal-Erzbischofs von Salzburg, Lang von Wellenburg, das im Jahre 1520 gedruckt und in einem alten Buche, der»Hötro- xolis satisdur^sQ-is«, wieder aufgefunden worden ist. Raphael und Tizian selbst sollen Farbenskizzen für den Chiaroscuroschnitt geliefert haben; von Dürer sind mehrere Blätter bekannt. Aber noch mehr als der gewöhnliche Holzschnitt verfiel der Schnitt für Helldunkel, der, außer Zanetti in Italien, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kaum noch nennenswerte Vertreter hatte. Edward Kirkall und Baptist Jackson, beide in Eng land, waren nur Imitatoren da Carpis, während in Frankreich Nicolas le Sueur, ein Zeitgenosse Zanettis, Besseres und Selbstän digeres lieferte, in Deutschland jedoch außer dem Maler W. E. Dietrich, der von 1712—1774 lebte, kaum ein Künstler bekannt ist, welcher den Farbenholzschnitt gepflegt hat. Erst im Anfänge dieses Jahrhunderts nahm derselbe wieder größeren Aufschwung, und zwar ist letzterer am besten dokumentiert durch das 1822 erschienene Buch des englischen Buchdruckers William Savage, »üints ou äecorativs krilltillA«. Es finden sich in demselben sowohl Drucke in Helldunkel wie auch in einer größe ren Anzahl Farben; während indes die Aquarell-Imitationen ziemlich gelungen sind, ist das Blatt, welches den eigentlichen Farbenholzschnittdruck repräsentieren soll, durchaus mißlungen, da der Drucker, als er mit einer geringen Zahl von Platten nicht die gewünschte Wirkung zu erreichen vermochte, den Fehler begangen hat, die Menge der Platten zu häufen und dieselben schließlich bis auf neunundzwanzig zu steigern, damit aber jede künstlerische Wirkung gründlich zerstörend. Denn darin liegt das Geheimnis und zugleich der Erfolg des Farbenholzschnittdrucks: mit möglichst wenig Platten den thunlichst größten Effekt zu erzielen. Darin hat man aber auch in der Neuzeit die erstaunlichsten Fortschritte gemacht. Und hier ist es ein Würt tembergs, Heinrich Reiß aus Tübingen, dem großes Verdienst gebührt. Derselbe ist auch in Stuttgart als Buchdrucker thätig gewesen, als technischer Leiter der Buchdruckerei »Zu Guttenberg« (jetzt Carl Grüninger); die Pflege des Farbenholzschnitts begann er jedoch erst in Wien, wo er eine eigene Kunstdruckerei gründete. Sein »Mtikals Uomavum«, die getreue Nachahmung eines Wiegen druckes aus dem fünfzehnten Jahrhundert, wurde auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 viel bewundert. — Nach Reiß' 1875 erfolgtem Tode übernahm Ludwig Lott dessen Druckerei und fuhr in der Pflege des Kunstdruckes während einiger Jahre fort. Aus seiner Anstalt ist als bedeutendste Leistung das »Kcgel- werfen« von Ostade in chromoxylographischer Reproduktion her vorgegangen. Den Schnitt hierzu hatte Paar in Wien geliefert. Die Lottsche Anstalt ist leider seitdem eingegangen; durch das Reiß'sche Missale aber war ein Mann bekannt geworden, der nicht nur der bedeutendste Chromoxylograph Wiens, sondern aller Länder und Zeiten ist: Heinrich Knöfler. Derselbe, in Schmölln, einem Städtchen im Sachsen-Alten- burgischen, geboren, erlernte bei seinem Vater die Schreinerei, wandte sich aber, mit ungewöhnlichem Zeichentalente begabt und bereits praktisch geschult durch einen Porzellanmaler in Meißen, als er auf seiner Wanderschaft nach Wien gekommen, dem Porträt malen zu und zwar gegen den Willen des Vaters, der ihn ohne alle Unterstützung ließ, so daß der junge Mann oft mit Not zu ringen hatte, bis ihm sein Talent Aufträge aus den besseren Kreisen zu führte. Hierbei wurde er auch mit dem Wiener Professor von Ber ger bekannt, und dieser veranlaßte den jungen Knöfler, der sich bereits aus Liebhaberei mit der Xylographie beschäftigt hatte, sich derselben — es war die Zeit ihres erneuerten Aufschwungs — ganz zuzuwenden, und namentlich den Farbenholzschnitt zu Pflegen. Bald erzielte er hiermit außerordentliche Erfolge, trat in die Wiener Staatsdruckerei als Abteilungsvorstand und gründete später sein noch heute bestehendes chromoxylographisches Kunstinstitut, das von seinen zwei Söhnen, würdigen Schülern und Nachfolgern des Vaters, jetzt geleitet wird, nachdem der Meister selbst ein Opfer der Kunst geworden: er ist erblindet, und sein steter, vielleicht im Schaffenseifer nickt immer hinreichend vorsichtiger Umgang mit den Farben hat ihm überdies die schwersten Nervenleiden, welche ihn auch fast ganz des Gehörs beraubt haben, zugezogen. Trotzdem ist er noch heute ein begeisterter Anhänger seiner Kunst, die er gepflegt, wie vor ihm wohl nur wenige; denn Knöfler ist nicht nur Holzschneider, er ist auch der Zeichner und Drucker seiner Kunstwerke. Eines der mit ausgestellten Bilder, das Marienfenster aus der Votivkirche zu Wien, ist hiervon ein glänzendes Bei spiel. Während es, wie wir gesehen, Regel ist, daß dem Holz schneider das zu schneidende Bild auf den Holzstock vorgezeichnet oder photographiert geliefert wird, hatte Knöfler für dieses Bild nur die großen Kartons des Malers, die er also auf die ihm vor geschriebene geringe Größe reduzieren mußte; die Farben aber hatte er in der Kirche selbst vom Fenster abzunehmen und sie für den Druckbedarf zu zerlegen, und doch, wie vollendet schön ist das Ergebnis dieses mühsamen Zusammentragens! Es bildet eine der größten Zierden des zur Feier der Silberhochzeit des österreichischen Kaiserpaares erschienenen Werkes »die Votivkirche«. Es führt mich dies zu der technischen Herstellung des Farben holzschnitts. Dieselbe ist natürlich wesentlich verschieden von der des gewöhnlichen Holzschnitts; denn während es bei diesem nur einer einzigen Platte bedarf, erfordert der Farbenholzschnitt deren eine mehr oder minder größere Zahl, je nach dem Grade der Feinheit, in welcher der Druck ausgeführt werden soll. So ist das »Kegel werfen« nach Ostade von sechzehn Platten gedruckt; das Marien fenster enthält deren aber nur zwölf, wie es denn zur Meisterschaft Knöflers gehört, mit möglichst wenig Platten doch die zartesten Übergänge und ebenso tiefe wie weiche Töne zu erzielen. Bei der Herstellung der Platten verfährt man wie folgt. Nachdem die Zeichnung auf einen Holzstock entweder mittelst des Stiftes, durch Pausen oder Photographie gebracht worden ist, wird 241«
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