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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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41, 18. Februar. Nichtamtlicher Theil. 767 haften, gedankenlosen Arbeitend Die Fälle stehen aber wohl ganz vereinzelt da? Sch. Sind nicht so selten, wie Sie meinen! Ein ganz eclatantcr Fall schwebt noch. Da hatte ein College den Einfall, seine Journal- Umschläge mit Inseraten zu füllen. Die Idee gefiel mir, aber durch frühere Erfahrungen gewitzigt, machte ich bei Aufgabe eines In serates die Bestellung von Exemplaren der angczeigten Werke aus drücklich zur Bedingung. Erfolgt ist solche zwar nicht, aber die Jnseratrechnung — Sie staunen? — wurde vor Kurzem meinem Kommissionär zur Zahlung präsentirt. Kl. Daun werden Sie dieselbe einfach nicht bezahlen. So würde ich es wenigstens machen. Sch. Das weiß ich noch nicht. Das Geld für die Druckkosten hat der College ja ausgegeben, also werde ich doch Wohl nicht ganz ablehnen können. Immer nobel! Lieber zahlen und dann — Schwamm drüber! Kl. Aber, weither College, was Sie mir über die Inserate bisher erzählt haben, ist wohl nicht so schlimm, um einen wesent lichen Einfluß auf Ihren Gewinn auszuüben. Diese Klippen werden Sie wohl glücklich umschiffen. Sch. Um gerettet in den sicheren Hafen einlaufen zu können, meinen Sie? O nein, verehrter Freund! So weit sind wir noch lange nicht; das dicke Ende kommt noch nach! — Nähern wir uns der Weihnachtszeit, so nimmt unser Postverkehr einen riesigen Auf schwung; der Postbote erfreut uns täglich wiederholt mit einer größeren Anzahl von Scripturen und Briefen. — Kl. Das ist doch sehr erfreulich, lieber College! die Nach bestellungen — Sch. So hoffen wir, aber der größte Theil dieser Briefe rc. besteht aus Jnserateinladungen der großen Tagespresse von nah und fern. Mancher ist schon im Besitz der Ausschnitte unserer Inserate in den Weihnachtskatalogen, und sucht uns, gestützt auf dieselben, klar zu machen, wie arg wir unser Interesse verletzen würden, wenn wir nicht auch in diesem oder jenem Organ — dem für literarische Anzeigen unbedingt der Vorzug einzuräumen sei — unsere Weihnachtsartikel ankündigen wollten. Kl. Da werden Sie wohl meist ablehnen; die Inserate ver schwinden unter der Masse, und werden von Interessenten wenig beachtet. Sch. Geht nicht, weither Freund. Auch die Tagespresse hat ja ihre Berechtigung. Wir können dieser Lockung nicht immer widerstehen, haben auch solchen Zeitungen gegenüber, die vielleicht Recensionen über unsere Artikel gebracht haben, gewisse Ver pflichtungen. Doch auch das geht vorüber — Kt. Und damit sind wir auch wohl am Ende dieses Kapitels angekommen — Sch. Noch nicht ganz, Verehrter! Noch einen Augenblick Geduld! Wir glauben zu Ende zu sein, und haben jedenfalls in zwischen schon einige Scrupel ob der vielen aufgegebencn Inserate empfunden. Da erscheint aber zum Schluß noch persönlich der Agent des Jnseratenbureaus, um uns seine Dienste anzubieten. Auch du mein Brutus? Unser Geduldsfaden ist bis aufs äußerste angespannt — KI. Und reißt schließlich. Ja, das glaube ich! Da möchte ich nicht an Stelle des Agenten sein. Der wird Sie wohl nicht wieder belästigen. Sch. Wo denken Sie hin, Freund? Wir kennen den Herrn, er ist von gewinnenden Manieren; da dürfen wir nicht unhöflich sein, wenn auch ein unparlamentarischer Gedanke auftauchen sollte. Nothgedrungen lassen wir uns in ein Gespräch ein, bedauern schon zu sehr engagirt zu sein, und machen alle Zeitungen namhaft, denen wir schon Inserate aufgegeben haben. Ja, da fehlen immer noch einige wichtige Organe, für die unser Agent die spccielle Ver tretung hat, und die — stets zweifellose Erfolge nach sich ziehn. Ein kleiner Auftrag ist gar nicht abzuweisen. Man fällt noch mals rein. KI. Ihre Schilderungen, lieber College, sind allerdings äußerst drastisch. Da kann Einem bange werden. Sic haben das ganz hübsch ausgcschmückt, sprechen aber hoffentlich nicht aus eigener Erfahrung. Sie gehören doch nicht zu den großen Verlegern, da wird man Sie doch auch nicht in so ausgedehnter Weise maltraitiren. Sch. In solchem Falle sind wir Alle groß, lieber Freund! Man ist mit den Schmeicheleien nicht sparsam. „Angesehene Firma, thätige Verlagshandlung". Diese und ähnliche Prädicate verleiht man uns gerne. Auch mit dircctcn Briefen, eigenhändig unterzeichnet, werden wir beehrt. Da werden wir oft erst über unsere Größe, von der wir bisher selbst keine Ahnung hatten, auf geklärt. Den wirklich bedeutenden Verlegern gegenüber wird in noch weit größerem Stile gearbeitet; die werden neuerdings sogar telegraphisch mit bezahlter Rückantwort zum Jnseriren eingeladen. Ich habe ein solches Telegramm selbst gesehen. Kl. Klingt unglaublich, College; man sieht aber daraus, wie Alles bei Ihnen in großem Maßstabe betrieben wird. Es ist nur auch schon öfter ausgefallen, daß mancher Verleger in den Zeitun gen fast eben so oft erscheint, wie der Hoff'sche Malzextrakt. Sch. Ja, Freund, und daraus entsteht denn auch leicht ein mal die Mißernte, von der ich sprach. Man kann sich gegen solche nur schützen, wenn man zur rechten Zeit dem alten treuen Freunde, dem stets geduldigen Papierkorb, wieder etwas mehr Vertrauen zuwendet. Müßten alle Inserate gleich bezahlt werden, dann wäre man vorsichtiger, aber man gibt uns leider Credit. Wenn dann nach Neujahr die hohen Jnseratrechnungen einlaufen, da gibt es oft einen bösen Katzenjammer, wenn sich nicht gar das „graue Elend" einstellt. Kl. Diesen Katzenjammer, Verehrtester, kenne ich auch, wenn er auch auf andere Weise entstanden ist. Er bleibt selten aus, wenn ich nach Weihnachten mein Lager revidire, und die große Anzahl fest und baar bezogener Werke vor mir aufgethürmt sehe, die ich alle zu Weihnachten abzusetzen hoffte. Sch. Glaube ich wohl, alter Freund; wenn wir erst auf die ses Kapitel kommen, da wird auch mancher Verleger ein Wort mit reden können. Betrachte ich mir die vielen schönen goldstrahlenden Prachtwerke und Jugendschriften, von denen die Schaufenster zur Weihnachtszeit strotzen, dann empfinde ich zuweilen selbst für Andere diesen Katzenjammer. Kl. Ja, an Auswahl fehlt es freilich nicht, wenn nur immer genügend Käufer vorhanden wären. Aber wir in der Pro vinz können kein so großes Lager halten, und da kommen wir gar zu häufig in die Lage, das Verlangte schnell per Post herbei schaffen zu müssen. Sch. Und dann erkennen Sie, was es doch für eine herrliche Einrichtung ist, dieser heutige Postverkehr; nicht wahr, lieber Klage gern? Da können Sie doch Ihre Kunden viel besser befriedigen, wie früher. Kl. Ich danke für Ihre herrliche Einrichtung, Verehrtester. Ihnen gefällt das wohl, aber wo bleibe ich? Die Kunden sind dadurch nur verwöhnt, wollen Alles gleich haben, und ich muß da für ungeheure Opfer jährlich bringen. Dieser billige Portotarif beför dert nur die directcn Geschäfte. Sch. LrZo: „der Jude wird verbrannt". Ja wie oft hat dieser Postverkchr nun schon als Prügelknabe für vorhandene Miß stände herhalten müssen. Fahren Sie denn nicht auch lieber mit dem Schnellzug, als mit dem alten Hauderer? Es ist doch wohl ganz zweifellos, daß der neue Posttarif für die Anbahnung besseren Ver- 110*
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