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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1883
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- 24.01.1883
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- Deutsch
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338 Nichtamtlicher Theil. IS, 24. Januar. Photographien bekanntlich in den meisten Fällen etwas Steifes be hält und der Entwurf in einem Guß bei dem genannten Werke nicht erreicht werden konnte. Ein weiteres Werk: „Jehovablumen, biblisches Alphabet in 22 Blättern" von Julie von Buddenbrock, in Farbendruck ausgeführt von Loeillot, fand nicht ganz die ver diente Verbreitung; es zeigt ähnlich wie „Das Jahr" von Hermine Slilke, das Talent der Zeichnerin wie die Kunstfertigkeit des Far bendrucks. In fast unerreichter Höhe trat der letztere auf in dem be rühmt gewordenen großen Werke: „Hildebrandt's Aquarelle, auf seiner Reise um die Erde nach der Natur ausgenommen in Aegypten, Indien, China, Japan, Manilla, Amerika re., Chromo-Facsimiles von R. Steinbock u. W. Loeillot". Eduard Hildebrandt war be kanntlich ein hervorragender Landschaftsmaler, er wurde Hofmaler und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Auf vielen Reisen sammelte er die Vorwürfe zu seinen zahlreichen ausgezeich neten Aquarellen, von denen Kaiser Wilhelm einen großen Theil erwarb. Es gelang unserem Wagner, die allerhöchste Genehmigung zur Vervielfältigung dieser Aquarelle des berühmten Künstlers, den inan nicht mit Unrecht den Maler des Kosmos nannte (er starb leider schon 1868) zu erlangen und von den geschickten Händen der Hrn. Steinbock und Loeillot als tadellose Chromo-Facsimiles Her stellen zu lassen. Diese Hildebrandt'schcn Aquarclldrucke haben im In- und Auslände einen hochbedeutenden Erfolg errungen, sie fan den später eine Fortsetzung durch solche Blätter, welche sich auf deutsche Gegenden bezogen und nicht weniger beifällig ausgenommen wurden als die Darstellungen aus Indien rc. Es war ein hohes Verdienst Wagner's um die Kunst überhaupt, daß er den Gedanken zur Ausführung brachte, diese berühmten Aquarellen, deren Origi nale im kaiserlichen Alleinbesitz für die Augen der Welt verschlossen waren, durch Chromo-Facsimiles der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen; er hat hierdurch besonders aufstrebenden Künstlern sowie allen Kunstliebhabern einen wichtigen Dienst erwiesen. Ein in seiner Art nicht weniger hervorragendes Werk sollte den Schlußstein zu der Verlagsthätigkeit unseres Wagner setzen: die berühmten „Illustrationen Adolf Menzel's zu den Werken Friedrich's dcs Großen, in Holz geschnitten von O. Vogel, A. Vogel, Fr. Unzelmann u. H. Müller, mit einem besondern Text von L. Pietsch (Berlin 1882)". Bekanntlich lieferte Professor Menzel, den die „Times" den „ersten Illustrator der Welt" nannte, auf Befehl vom König Friedrich Wilhelm IV. zu der 1849 vollendeten Prachtausgabe von Friedrich's des Großen Werken 200 Illustra tionen. Die Originalholzstöcke blieben dann wohlverwahrt im königl. Museum zu Berlin, und wieder war es die Firma Rud. Wagner in Berlin, welche diesen Schatz von genialen Zeichnungen einem größeren Kreise zugänglich machte; es gelang ihr, die allerhöchste Genehmigung zu erlangen, jene 200 Stöcke in einer beschränkten Zahl von Abdrücken (300) mit einem erklärenden Text besonders herauSzugeben, und so entstand das schöne Werk in 4 Großquart bänden (Preis des Exemplars 300 Mk.). Diese Reproduction bietet uns den Beweis einer kunsttechnischen Meisterschaft dar, wie sie vorher in Deutschland ganz verloren gegangen war und kaum wieder erreicht werden zu können schien. Professor Menzel bediente sich bei den Originalzeichnungen weder des Pinsels noch der Estampe, sondernersetzteseine bestimmten scharfen Bleistiftstriche direct auf den Holzstock, so daß der Lylograph an vielen Stellen nur mit dem Messer arbeiten konnte und seine Individualität ganz in die Menzel's aufgchen mußte. Der letztere hat denn auch den Holz- schncidetüustlcrn das ehrende Zeugniß ausgestellt, daß sie das Höchye im Facsimile-Schnitt geleistet hätten; die Holzschnitte sind aui diese Weise in gewissem Sinne die Originalzcichnungen selbst geworden und haben dadurch einen ganz besonderen künstlerischen Werth erhalten. Dazu kommt, daß die typographische Ausführung des Neudrucks unter der Aufsicht des Professors Albert Vogel — des einzigen noch lebenden xylographischen Mitarbeiters an dem Originalwerke — in der kaiserlichen Reichsdruckerei erfolgt ist, und zwar so, daß die Stöcke selbst, also keine Clichös, benutzt wurden. Die Generalverwaltung der königlichen Museen stellte diese zur Verfügung und empfing sie nach beendigtem Drucke sofort zurück. Die einzelnen Stöcke wurden auf chinesischem Papier, die Er läuterungen auf starkem Büttenpapier zum Abdruck gebracht; erstere Blätter wurden dann noch mit einer Unterlage von starkem Velin papier versehen. Dieses schöne Werk, zu welchem Professor Menzel eine neue höchst interessante Titel-Vignette entwarf, erschien im Frühjahr 1882 gleichzeitig in deutscher und französischer Sprache und dürfte wohl bald zu den Raritäten des Buch- und Kunsthandels gehören, da seine kleine Auflage, soviel mir bekannt, stark auf die Neige geht. Das Werk bildete, wie vorhin bemerkt, das beste in der Reihe der bedeutungsvollen Verlagserscheinungen unseres Wagner. Nehmen wir nun den Faden seiner Lebensgeschichte Wieder aus, den wir verlassen hatten, um ein zusammenhängendes Bild seines geschäftlichen Lebens und Wirkens zu geben. Nachdem Wagner sich selbständig gemacht hatte, führte er eine brave Frau heim, eine vortreffliche Berlinerin, die sich mit gewissenhafter Treue der Auf gabe unterzog, ihren Gatten zu beglücken. Im Herbste des Jahres 1860 hatte er das Unglück, den Fuß zu brechen. Die Aerztc hatten ihm, welcher anfing, etwas starken Leibesumfangs zu werden, als Gegenmittel das Reiten empfohlen, und nun war er eines Tags von seinem Pferde, welches scheu geworden und durchgegangen war, auf der Charlottenburger Chaussse gegen einen Baum geworfen worden, so daß ein Fuß förmlich zermalmt wurde. Eine zweimalige Amputation des Fußes wurde unerläßlich, so daß er mehrere Wochen zwischen Tod und Leben zubrachte; endlich siegte seine kräftige Natur und er genas wieder; ein äußerst geschickt angefertigter künstlicher Fuß half ihm das erlittene Ungemach so sehr überwinden, daß der Uneingeweihte das Fehlen des gesunden Gliedes kaum be merkte. Seine Ehe gestaltete sich zu einer glücklichen, die Gattin beschenkte ihn mit mehreren Kindern, welche vortrefflich gediehen. Er selbst machte mehrere große Geschäftsreisen und ging einige Male nach England, Schottland und Frankreich. Im Jahre 1875 besuchte ich ihn zum letzten Male in Berlin. Ich fand ihn wie früher, ge sund und kräftig, geistig belebt wie immer, doch klagte er bisweilen über Unbehagen im kranken Fuße. Im März 1882 ergriff ihn eine schwere Ohren-Entzündung und warf ihn auf das Krankenbett. Wiederholte Operationen schafften zwar vorübergehende Linderung des Uebels, doch ver mochten sie keine gründliche Abhilfe zu bringen. Im April schrieb er mir noch einen längeren Brief, worin folgende Stelle vor kommt: „Mir und meiner Familie geht es sonst wieder gut, aber es fängt bei mir recht an, mit der Gesundheit zu hapern." Der Sommer des letzten Jahres brachte wenig Besserung, das Uebel nahm beständig zu und in der Nacht des 2. Januar wurde er durch einen sanften Tod von seinen schweren Leiden erlöst. Rudolph Wagner war eine durch und durch edle Natur. Er hatte einen hohen Geist, streng rechtlichen Charakter und war eine vornehme Persönlichkeit auch in seiner äußeren Erscheinung. Ein vortrefflicher Sohn, Gatte und Vater, zeichnete er sich durch Be ständigkeit der Gesinnung aus, er war ein treuer Freund seiner Freunde, in deren Wahl er sehr vorsichtig war. Der Buch- und Kunsthandel verdankt ihm manches schöne Werk, manches großartige literar-artistische Unternehmen, das den Namen der Firma noch lange Jahre nach seinem Tode preisen wird. Seine Freunde werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Darmstadt, im Januar 1883. Eduard Zernin.
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