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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1921
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- 1921-02-24
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1921
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Redaktioneller Teil. X; 46, 24. Februar 1921. Um das Geschäft zu beleben, wollte man eine große allgemeine Buchreklamcgeselischaf! gründen, jeder Buchhäniuer, Grossist und Verleger sollie einen kleinen Teil seines Jahres umsatzes zusteuern und man wollte einen grossen Reklamefeld zug beginnen. Es scheiterte an zu geringer Beteiligung und daran, daß die Anzeigensätze der Zeitungen wieder stiegen. Run haben sich Teilvereine gebildet, wie einer in Chicago, der örtlich zusammensassend arbeitet, und sonst tut jeder Verleger und Buch händler selbst, was in seinen Kräften steht. Eine graste Sache war die Kinderbuch Woche im No vember, die im ganzen Lande abgehalten wurde. Vorurteilsfrei, wie der Amerikaner ist, wurde von allen Seiten und allen »nas sen das Kinderbuch aufgegrifsen. Die höheren Schulaufsichts beamten wiesen die Lehrer an, durch Vorträge in den Klassen die Buchwoche zu unterstützen. Die Kirchen griffen ein, d.e Frauenvereine waren darin sehr tätig, und die Verleger ließen an alle Kinder dicke Umschläge verteilen, die voll bunter Prospekte von Kinderbüchern waren. Es wurden in Schulen Plakate aus gehängt, und einzelne Buchhändler richteten ihre ganzen Schau fenster für diesen Gegenstand ein. Nach unseren Begriffen (aber niemals nach amerikanischen) zu weit ging ein Buchhändler, der ein Schaufenster zu einem Kinderleseraum ausgestaltetc, in dem täglich (zur Schau gestellt wie wilde MenagecieUere) 6 Kinder einige Stunden sich mit Lesen beschäftigten. Täglich wurden andere Kinder anderer Schulen und Klassen aufgesordert, und jedes Kind durste sich ein Buch mit nach Hause nehmen. Durch di« Kinder wurde auch auf die Eltern eingewirkt, um diese zu Lesern zu gewinnen. Bei uns ist das umgekehrte Verhältnis selbstverständlich, aber in diesem so rasend schnell hochgekom- meneu Lande hat die Jagd nach dem Dollar weite Volksschichten verhindert, sich um ihre Bildung zu kümmern, und nun müssen die Kinder die Erzieher ihrer Eltern werden. Darin liegt auch ein Grund des großen Hochsiandes des amerikanischen Bibliothekswesens. Praktisch, wie die Amerikaner immer waren, haben sie auch ihre Büche reien so praktisch (zeitsparend) eingerichtet, daß sie jetzt muster gültig dastehen und überall nachgeahmt werden; sie schassen Abhilfe für die mangelnde Bücherkauslust bei einem großen Teile des Volkes, und sie werden benutzt. Ein Amerikaner sag!« ein mal, daß der europäische Bibliothekar sich freue, wenn seine Bücher wenig benutzt und dadurch gut erhalten blieben, daß aber der amerikanische Bibliothekar am Ende des Jahres seinen Er folg nach recht viel zerlesenen Büchern beurteile. Auch mil diesen Bibliotheken wird Reklame gemacht, vielleicht dadurch das ganze Bibliothekswesen etwas ausgebauscht, denn ein Buchmann sagte einmal aus einer Versammlung, daß in Amerika 70 Millionen keine Gelegenheit hätten, eine Bibliothek zu benutzen (bei lOS Millionen Einwohnern der Union). Sie schicken auch jetzt ihre Bibliothekare in die Welt, überall Büchereien nach amerikanischem Muster einznrichten, nach Belgien, ins zerstörte Gebiet Nord frankreichs, nach Italien und nach Südamerika. Sie gründen abwechselnd Volks«, Kinder- und Secmannsbüchercien. Es sind viele Damen, bibliothekarisch und buchhändlcrisch geschult, unter ihnen, und sie dienen auch fremden Regierungen als Sachver ständige in Volksbildnngsfrogen. Eigentümlich ist es, daß ausge rechnet in Peru dem Unterrichtsministerium so ein amerikanischer Bibliothekar beigegeben ist, einem Lande, das selbst nach süd- amerikanischen Begriffen etwas zurückgeblieben ist und von dem der Weltbummler Harry A. Franck, ein amerikanischer Vagabund, wie er sich selbst nennt, neuerdings sagt, daß er in Lima einen Auflauf verursachte, weil er in eine Buchhandlung ging, um ein Buch zu kaufen, ein so seltenes Ereignis sei dies dort in dem glücklichen Tropenlonde. Aber dies ganze Bibliotheks- gcschrei ist eine vorzügliche Reklame für das Buch, denn die amerikanischen Büchereileiter werden dafür sorgen, daß in den ihnen unterstellten Anstalten hauptsächlich Bücher »dlscke io Lmsrica. eingestellt werden. Wie man bei uns als Rückschlag auf den seinerzeitigen Anti- sklavereirummel die Jnnenkolonisation in die Hand nahm, ist man jetzt in Amerika ans Entdeckungsfahrten ins eigene Land ge gangen. Amerika ist immer noch zehnmal so schwach besiedelt wie Deutschland, und weite ländliche Gebiete sind ohne jede nahe L26 Verbindung mit Bibliotheken und Buchhandlungen. Von Boston, dem alten Kullurausgangspunkt der Union, ging man aus und gründete Bücheckarawanen. Autor, halb Wohnwagen, ^ halb Jahrmarktsbude, meist von Buchhändlerinnen geleitet, gin gen als Bllcherlarawane ins weite Land., und sie machten gute Geschäfte und erzogen Leute zu Bücherküufern, die es sonst nie geworden wären. Natürlich setzte hier eine große, meist sret- i willige Zeiiungsrcklame ein. Mit Sehnsucht erwarteten schon die scharf gemachten Bewohner der Dörfer den fauchenden Buch handelszug. er wurde gefilmt und der F,»n in allen Großstädten gezeigt. Die Leiter oder Leiterinnen brachten hübsche Berichte von ihrer Fahrt, die halb zum Sport erhoben wurde, und rühr- same Geschichten gingen durch die Presse von erbrochenen Spar büchsen, denn auf das wachsende Jung-Amerika war es auch hier hauptsächlich abgesehen. Jedenfalls waren die Bllcher- karawanen ein großer Erfolg und in keiner Weise eine Konkur renz gegen etwaige Buchhandlungen, die, wo sie wirklich be standen, doch eine wachsende Käuferschar verzeichnen konnten. Wie überall ist auch in Amerika das Schaufenster die beste und billigste Reklame, und da wird in den Vereinigten Staaten viel geleistet. Freilich werden viele Fenster mehr zu vergleichen sein mit denen unserer Auchbuchhändler, die mehr Postkarten und Schreibpapier verkaufen als Bücher, und die vielen Schaufensterabbildungen, die man in den Buchhandels blättern sieht, leiden noch an der bei uns allmählich abbauenden übersüllung. Doch hier zeigt sich die ganze Erfindungsgabe der Jankers, und jeder geht auf eigene Faust vor. Zuerst suchte man in der Presse nach »sloZsos- für Bücher, das kann man etwa mit -Feld geschrei«- übersetzen. Allgemeinen Anklang fand der Satz: ku? l> Oook a Weolil Kaufs jede Woche ein Buch! Er soll immer wieder und überall erscheinen, in der Presse und in den Fenstern, daß cs sich einhämmere in die Hirne der Landsleute. Aber die Amerikaner haben doch Wohl noch härtere Schädel, und die Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Welche Buch händler im bücherkaufenden Deutschland (vor dem Kriege) haben viele Kunden gehabt, die diesem Satze gehorchten? Freilich dis meisten, die das gern gemocht hätten, hatten nicht Geld genug. Gut ist der Spruch und besonders in der englischen Sprache außerordentlich wirksam. Darauf wurden nun ständig neue Sätze vorgeschlagen und in den Fenstern auf großen Tafeln angebracht. Hier eine kleine Auslese von ihnen: Schenke Bücher! ^ Es gibt nur einen Ort, an dem du Geschenke für alle deine Freunde findest, das ist eine Buchhandlung! Bücher sind die besten Freunde, die besten Freunde schenken Bücher. Gute Bücher machen dein Kind glücklich und bilden den Cha rakter. Sic erfreuen und unterrichten. Wie viele andere Geschenke tun das? Ein Haus ohne Bücher ist wie ein Zimmer ohne Fenster. Warte nicht, bis du ein Bein brichst, oder den Mumms (Ziegenpeter) bekommst, um eine Entschuldigung zum Bücherlesen zu haben. Du mögest nie ein Bein brechen oder den Mumms bekommen, in diesem Falle denke nach, wieviel Vergnügen dir schon entgangen ist. Vor der Reisezeit erschien folgendes Schild in einer Buch handlung: Glaube nicht, daß das Bücherlesen eine Beschäftigung fürs Haus ist (Jndoorsport). Da gibt's viele schattige Winkel im Walde oder am Bachufer, es gibt Deckstühle auf Jach ten und Dampfschiffen und angenehme Stellen hinter den schäumenden Meereswogen. Im Vordergarten be finden sich Liegcstühle und Hängematten im Hintergarten, und an besonders heißen Tagen haben wir die Bade wanne. Alle? gute Plätze, um sich in der Hitze mit eine« guten Buch zu erholen. k. 8. Wir führen eine nette Auswahl Seegeschichten für die Badewanne.
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