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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1883
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- Erscheinungsdatum
- 05.02.1883
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- Deutsch
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29, 5 Februar. Nichtamtlicher Theil. 539 der Verfasser von „Vathek", ein Steckenpferd dieser Art besaß, daß er das Buch als ein Kunstwerk ansah und mit Enthusias mus diese Kunst Pflegte. In England waren solche Sammler seltener Drucke schon seit hundert Jahren keine Seltenheit; auch in Deutschland gab es in den letzten fünfzig Jahren viele Bibliomanen, die ziemlich bedeutende Summen dafür spendeten. Aber die Mittel der Engländer waren von jeher weit bedeutender, um diesen Enthusiasmus thatkräftig unterstützen zu können. Anekdoten solcher Bibliomanen sind für den Buchhändler von großem Inte resse und eine Sammlung derselben würde ein sehr belehrungs reiches Buch sein, leider existiren nur wenige der Art; in Eng land und Frankreich gibt es jedoch mehrere, so z. B. I)r. John Hill Burton's „ll'bs booü bunter"; Burton erzählt darin, wie es hier einen alten Schotten Namens David Wilson gab, der mit dem Jnstinct eines Spürhundes alle nur denkbaren alten Drucke auszuschnüfseln verstand. Da er sich oft in Holland aus zuhalten pflegte, fand er eines Tages bei einem Bouquinisten in Amsterdam ein kleines Buch „Ibs Auws nnä pIs.z-6 c>k tbs vbssss", welches er für 20 Pfennig erstand! Wie muß ihm das Herz ge schlagen haben, als er es in der Tasche hatte! 408 Jahr waren vergangen, seit William Caxton im Jahre 1474 dieses sein erstes Buch gedruckt hatte, welches Wilson für 20 Pfennig erwarb. Er eilte nach London zurück und verkaufte es an den damaligen Buchhändler Osborne für 2000 Mark; die königliche Bibliothek in Windsor erwarb es für 3400 Mark und da wird es bleiben, solange das englische Königshaus existiren wird. Was würde aber ein completes Exemplar erlangen, wenn es heute aus tauchte? Vielleicht liegt es bei irgend einem deutschen Antiquar, dieses kleine englische „Schachbuch"! Das Sammeln aller möglichen Gegenstände scheint in der Natur der Geschöpfe zu liegen, denn auch die Thiere sammeln, wie die Biber, die Ameisen, die Bienen und andere Thiere, die sich für den Winter einheimsen. Aber am ausgedehntesten ist es entschieden in dem „Asnus domo" vorhanden, nur mit dem Unter schiede, daß der Mensch zusammenträgt „des Sammelns halber"; auch kann Niemand behaupten, daß es eine große Narrheit sei, Bücher zu sammeln anstatt Gemälde, Kupferstiche, Autographen, Rüstungen, Gewehre, Uhren, Münzen, Möbel, Schnupftabaks dosen, Juwelen, CamLen, Jntaglien, Geigen, Eier, Schmetter linge, Vögel und wie in Amerika alte Bratpfannen, von denen sich in New-Jork eine besonders schöne Sammlung befindet. Bei einer Büchersammlung hat der Erwerber aber nicht nur den Vortheil des Besitzes, sondern den Genuß des Inhaltes, einen inneren Werth, eine fortdauernde Befriedigung des Geistes. Die Welt ist geneigt, über den Bücherwurm zu lächeln und doch, in welchem edeln Lichte erscheint er, wenn wir ihn mit der Masse von Männern und Frauen vergleichen, die die eitelsten Vergnügungen zu ihrem Steckenpferde machen! Männer, wie Sir Walter Seott, Washington, Irving, Dibdin, Blades, Heinsius und Montaigne haben den Bibliomanen den Ehrenplatz unter allen Sammlern angewiesen. Blades hebt hervor, daß der Millionär seine Lust versüßen kann, sein Leben verlängern und seinen täglichen Genuß um 100 Procent erhöhen kann, wenn er sich nur befleißigt, die Liebe zu den Büchern zu culti- viren; und der Geschäftsmann, derGeschmack dafür gewonnen hat und nach dem Kamps des Tages in sein Sanctum eintritt — was für ein Hauch gemüthlicher Ruhe umgibt ihn, wenn jedes Buch ihm ein Willkommen zuruft und jeder Band sein persönlicher Freund geworden ist! Diese Liebe zu den Büchern verliert nie ihren Reiz wie andere Sammlungen ; im Gegentheil, der Enthusiasmus der Biblio philen kennt keine Abnahme, keinen Verfall, nur empfindet er eine gewisse Trauer, daß seine Schätze nach seinem Tode vielleicht zerstückelt werden dürften, und um dem vorzubeugen, haben große, bedeutende Sammler ihre Bibliotheken dem Britischen Museum vermacht, wie dies Thomas Grenville und Sir David Dnndas thaten, und hätte Beckford geahnt, daß es seinen Erben je einsallen dürfte, seine Schätze, woran er ein ganzes Leben hin durch gesammelt, unter den Hammer zu bringen, er hätte die Bücher bestimmt der Nation als ewiges Denkmal vermacht. Jeder Büchersammler verfolgt gewisse Zwecke; bei Beckford waren dies nicht nur die Bücher selbst, sondern die Rahmen, worin sie gefaßt waren, die Kunst der Ornamentik des franzö sischen Buchbinders, und — darauf kam ihm viel an — ob das Werk aus einer berühmten Bibliothek stammte, mit dem Wappen und Namen des früheren Besitzers. Diese Eigenthümlichkeit hat in der Auction, auf welche ich zurückkommen werde, solch große, unerhörte Preise erzielt. Die „Bibliopegy", d. h. die Kunst des Büchereinbandes hat noch nie in der Welt einen solchen Enthusiasmus der Bibliopolen hervorgerusen, wie in dieser Versteigerung. Jeder geschickte Buchbinder hat, wie ein Künstler, seinen eigenen Stil. Und in der Kunst des Einbandes mit seiner meisterhaften Ornamentirung ist Frankreich unter allen Nationen besonders ausgezeichnet und steht im ersten Range. Namen wie Derome — Bradel — Niedröe — Duru — Capa — Lortie — Bauzonnet — Clovis Eve haben sich durch ihre kunst reichen Verzierungen des Buches unsterblich gemacht. Aber auch die Engländer sind im Einbande wahre Künstler geworden und stehen in erster Reihe nach den Franzosen. In der ganzen Welt und namentlich für den Buchhändler muß es von großem Interesse sein, wenn er von dem Verkauf eines Buches hört, wie z. B. von dem Werke, welches katalogisirt ist: „üsurz-II., UnFsauts ok 1549, veilb vcooäcmls dz-1. Oousin s.uä Uriwulios, sie. 1558; vvilll otbsr simiiar UaAsauts, bounck in ono volamk 4., vollum, vvit.b arms anck oipbsr ot' Miuauus." Um dieses Buch entstand ein förmlicher Wettkampf zwischen den Franzosen Techener, Morgand und Thibaudcau, der zu Gunsten Morgand's ausfiel, da der Hammer ihm das Buch für 470 F oder 9400 Mark sicherte. Einen anderen Band, superb von Clovis Eve in braunes Kalbleder gebunden, mit Grolier's künst lerischen Verzierungen und Gaufrö-Schnitt erstand Mr. Pcarson für Amerika um 250 F oder 5000 Mark. Keine frühere Auction hat dem Buchbinder solche Triumphe seiner Kunst ge zollt, als diese. Am glücklichsten haben sich auf dieser Auction die Bibliomanen gefühlt, denn sie hat den Beweis geliefert, daß ihrem Streben jegliche Anerkennung gezollt wird. Wie man aus dem Verkauf ersieht, hat der Wunsch, schöne alte Bücher zu besitzen, seit Juli vorigen Jahres keineswegs abgenommen, im Gegentheil, er hat alle Nerven der Bibliomanen gespannt. Die Totalsumme, welche die zweite Abtheilung der Beckford-Hamilton-Bibliothek cingebracht hat, ist 22,340 -S oder 446,800 M.; freilich weit weniger, als die erste Abtheilung einbrachte, da es über 400 Nummern weniger waren und keine Nummer ein solches werthvolles Werk enthielt, als van Dyck's Kupferstiche; ferner war eine große Anzahl von Büchern un interessant, viele Werke darunter alte werthlose Reisen und un bedeutende Bände oder französische und italienische Literatur, deren wirklicher Werth höchstens ein paar Mark waren; es ist erstaunlich, daß trotz alledem jede Nummer im Durchschnitt 8 -F oder 160 M. realisirte. Man darf aber nicht vergessen, daß eben diese Beckford- Hamilton-Bibliothek wunderbar schön erhalten war; denn während die Sunderland-Bibliothek mit ihren unbedingt großen Schätzen der Typographie sich in dem erbärmlichsten Zustande befand, 78*
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