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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1921
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- 1921-02-10
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- 10.02.1921
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34, 10. Februar 1921. Redaktioneller Teil. Ausland billiger als das deutsche. Nehmen wir einen mittleren Buchlhp, den Roman von zwanzig Bogen. Das Buch kostel ge- hefiel in Deutschland 12—15 <Verlegerladenpreis> und wurde nach der Verkaufsordnung in der Schweiz anfangs zu 6, jetzt zu Franken verkauft. In Frankreich sind die Preise für ein solches Buch auf 6—7 französische Franken gestiegen. Es ist nicht wahr, daß diese dem schweizerischen Käufer zum Tageskurs berechnet werden. Vor mir liegt die entsprechende Verfügung bestimmt, daß der französische Ladenpreis zum Kurs von siebzig, d. i. das Doppelte des Tageskurses, umzurechnen ist. Das er wähnte Buch kostet in der Schweiz also etwa 4^/» Franken. Nur bei größeren Bezügen wird Zahlung in französischen Franken an genommen, aber mit einem immer noch beträchtlichen Valuta zuschlag. Der englische Roman in Leinenbroschüre kostet in der Schweiz heute mehr als das gebundene deutsche Buch: 7tz^ Franken. Die wissenschaftlichen Werke sind in Frankreich mindestens im gleichen Verhältnis teurer, und, was wichtiger ist, die Zurück haltung der wissenschaftlichen Verleger ist unvergleichlich größer geworden als in Deutschland. Jüngst ging eine schmerzliche Statistik durch die französische Presse, die den Nachweis brachte, daß ein ungeahnt hoher Prozentsatz der wissenschaftlichen Slan- dard-Werke Frankreichs seit dem Kriege überhaupt im Buch handel fehlt. Mehr Selbstachtung! Sagen wir uns doch, daß auch ein Preisunterschied von ein paar Franken die Wertschätzung eines deutschen wissenschafllichen Werkes im Auslande nicht ernstlich in Frage stellen könnte. Und vor allem mehr Überlegung I Der Bereich des Bücherabsatzes der beiden wetteifernden Länder fällt nur in der schmalen, dünnbevölkerten geistigen Zone zusammen, wo beide Sprachen gleich gut beherrscht werden. Oder will man z. B. glauben, ein holländischer oder skandinavischer Mediziner, der des Deutschen neben seiner Muttersprache genügend mächtig Ist, um sein Berufsstudium mit deutschen Hilfsmitteln zu fördern, werde nun schnell Französisch lernen, weil die französischen Bücher ein paar Monate lang billiger sind? Sprachstudium nach dem Kurszettel — lächerlich! Aber die unvernünftige Erregung hat erreicht, daß man uns vorwirft, es komme uns gar nicht darauf an, Geist mit geistigen Mitteln zu verbreite», sonder» durch Unter bietung. Dumping! Die Franzosen sind schon beängstigt, die Westschweizer genügend mißtrauisch gemocht, um die deutschen Bücher erst recht nicht zu kaufen, wenn sie zu billig werden. Man wittert »Propaganda«. Sie sind dann auch sehr rasch billiger geworden. Man be eilte sich, den zu hohen Zwangskurs auf 4V zu ermäßigen. Und übereilte sich, hinzuzufügen, daß damit überhaupt der »Abbau« der Auslaudordnung begonnen habe. Nicht genug mit der An kündigung des Abbaues; man brachte für besonders mißvergnügte Verleger ein Hintertürchen an, das sich unmerklich zur Bresche erweiterte: wer das Kursrisiko auf sich nehmen wollte, bekam das Recht, nach Gutdünken feste Auslandpreise in der Währung des Verkaufslandes anzuseyen. Und man wunderte sich, daß kein geschäftlicher Seegang ein- setzen wollte. Es blieb nämlich windstill. Man halte den Käufer streik geradezu gezüchtet. Wenn »Herr Bünzli« liest, daß die Bücher heute billiger geworden sind, morgen noch billiger und übermorgen überhaupt wieder Freiwild für Valutaglücksritter sein werden, so wartet er bis übermorgen. Besonders wenn er seine Herzenswünsche vergangene Weihnachten überreichlich be friedigt hat. Und der Buchhändler stopft sich das Lager nicht voll. Angesichts der fortdauernden Anfechtung der Verkaufs- ordnung hielt sich der Vorstand des Schweizerischen Buchhändler- Vereins am 22. November 1920 zu folgender ausdrücklicher War nung verpflichtet: »Wir empfehlen unseren Mitgliedern drin gend, mit Lagerbestellungen sehr zurückhaltend zu sein«. Die Bücherkäufer wurden in ihrer Zurückhaltung noch be stärkt durch die schwankende Bewertung der Bücher, wie sie die Ansetzung fester Frankenpreise, unter dem sonst maßgeben den Umrechnungskurs, mit sich brachte. Manche Verleger setzten fast jeden Monat neue Auslandpreise fest und bauten schließlich so weit ab, daß der Wert der Verkaufsordnnng überhaupt hin fällig wurde. Ein besonderer Anreiz für den Buchhändler, sich Lager hinzulegcn, und für den Bllchcrleser, einzukausen! Ausgerechnet vor Weihnachten 1920 erschienen daun noch zwei Vertreter der »Aubcuhaudelsncbenslelle für das Buchge werbe« in der Schweiz und vereinbarten mil den schweizerischen Buchhändlern, daß der Verkausslurs vom l. Februar 1921 an auf 30 erniedrigt werde; das Rachrichlenburcau »Europaprcß« übermittelte die Neuigkeit pünktlich der Auslandprssse, damit das Publikum wußte, daß es seine Weihnachtskäufc vorteilhaft zwei Monate verschob. 3. D i e nä ch sten A ufg ab e n. Solange die Mark im Ausland unvergleichlich weniger gilt als im Inland, solange Spekulation und abgewaudertes Kapital ihre internationale Bewertung hecabzerren, bestehen die zwin genden Gründe fort, die zur Schaffung der Ausfuhrordnung für Bücher geführt haben. Mit dem am 1. Februar in Kraft treten den Umrechnungskurs ist eine Stufe erreicht, die dem deutschen Buche im Ausland ungefähr den Friedenspreis zurückgivl. Ein seltenes Vorrecht vor anderen Waren; aber das immer noch edelste Erzeugnis unserer Wirtschaft verdient es wohl. Eine Stufe tiefer beginnt der Schleuderhandel. Noch stehen wir vor drei ernsten Sorgen. Wenn dieser An satz nicht mindestens auf ein Jahr befestigt wird, kommt kein Vertrauen und keine Stetigkeit ins ausländische Buchgcschäft und bleibt der Absatz weit hinter den gegebenen Möglichkeiten zurück. Sinkt unterdessen der Markkurs, so ist der Schutz um so notwendiger, erreicht er 30, so kann sich die »Außenhandels- Nebenstelle« in Wohlgefallen auflösen. Feste Auslandpreise, die niedriger liegen und das ganze überwachungssyftem kaltstellen, sind nicht zu dulden. Schon hat in der Schweiz in Schriftsteller- und Verlegerkreisen eine Be wegung gegen diese neue Unterbietung eingesetzt, der die eid genössische Regierung wenigstens durch hohe Buchzölle enlgcgen- zukommen scheint. Sie richtet sich noch gegen «inen anderen Schaden, der sich zum Skandal auszuwachsen beginnt. Deutschland liefert Öster reich seine Bücher, ohne Aufschlag natürlich, hat sich dort aber nicht einer gleichartigen Ausfuhrüberwachung versichert. Seit vorigem Herbst ist die Schweiz mit österreichischen Bücherschiebcrn überschwemmt, die jedes deutsche Buch zum Markladcnpreis an- bieten. An allen Ecken tun sich wilde Buchläden auf, die weit unter den vorgeschriebenen Preisen verkaufen, und mancher klei nere Buchhändler mag auch schon seinen Bedarf beim Schieber decken, um an dem wenigen mehr zu verdienen, was er unter dem gefährlichen Wettbewerb all der Papiergeschäfte und Zi garrenläden noch verkauft. Man kann den Umfang dieses unter irdische» Geschäfts gar nicht überschätzen. Schon Ende November schrieb mir ein schweizerischer Buchhandelsreisender, der einen scharfen Blick für die Marktlage hat: »Ich habe ganze Kataloge mit sogen. Valutaofferten gesehen; sogar Kataloge der deutschen Barsortimente zirkulieren mit Zwischenhandelspreisen. Ich be suchte heute u. a.. die sehr gute Buchhandlung von S. in T., die ganz lahmgelegt ist. Wenn einige Sortimente zurzeit noch gehen, so schreibe ich es dem Umstande zu, daß sie besonders lebendige Fühlung mit ihrem Publikum behalten haben und dieses daher von der Schieberkonkurrenz noch nicht genügend Notiz genommen hat. Aber die Preisunterschiede und der Umfang dieser Konkurrenz sind schon derart, daß in kurzer Zeit niemand mehr in einer ordentlichen Buchhandlung ein Buch kaufen wird.« Der Schweizerische Buchhändlcrverein schreibt in einer Bekannt machung vom 10. Januar übereinstimmend: »Wenn die Bücher schiebungen noch längere Zeit fortdaucrn, werden sie den Ruin des regulären schweizerischen Sortiments herbeiführen«. Es ist durch eine vorübergehende Sperre zu erzwingen, daß Österreich die Wiederausfuhr deutscher Bücher ohne deutsch« Ausfuhrbewilligung verhindert. Eine dritte wichtige Aufgabe harrt der Lösung. Die meisten freien Schriftsteller Deutschlands werden heute nach dem Absatz ihrer Bücher entschädigt. Ihr Verleger hat an einem oft be trächtlichen Teil der Auflagen erhöhten »Valuta««Gewinn. Nur einige ihrer schweizerischen Berufsgenossen, die ohne Franken einnahmen nicht im eigenen Lande leben könnten, haben es durch-
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