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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1883
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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688 Nichtamtlicher Theil. 37, 14. Februar. Kl. Nun, alle Hoffnung auf bessere Verhältnisse habe ich doch noch nicht aufgegeben, lieber College! Da lese ich zu meiner Freude im Börsenblatt, daß die Wiedereinführung eines Examens angebahnt ist und daß man die Sache ernstlich in die Hand zu nehmen beabsichtige. Sch. Das habe ich auch gelesen; der Schreiber hat aber vergessen zu erwähnen, daß es sich um einen Antrag handelte, der nach sehr lehrreicher Debatte pure und mit großer Majorität abgelehnt worden ist. Wenn ähnliche Anträge in der Cantate- Versammlung ihre Auferstehung feiern sollten, dann wünschen wir ihnen dort ein gleiches Schicksal — wir beide, Freundchen! So hoffe ich! Kl. Ich halte die Sache doch für gut. Hätten wir unser Examen nur beibehalten, dann wären so manche schädliche Ele mente dem Buchhandel fern geblieben. Die Abschaffung, Freund, war eine rechte Thorheit! Sch. So reden Sie jetzt, alter Freund? Haben Sie denn ganz vergessen, wie wir beide s. Z. weidlich über den unerträg lichen Druck der Preßmaßregeln geschimpft haben? War das Examen etwa zu unserem Schutze, aus Wohlwollen für den Buch handel eingeführt? 61. Ja, ja! da haben Sie leider Recht! Aber, grau — Freund, ist alle Theorie. Sch. Stimmt! Ich gebe zu, daß das Examen dem Be stehenden einen gewissen Schutz gewährt hat, und wäre es bei behalten, ich hätte aus praktischen Gründen nichts dagegen. Aber für die Wiedereinführung einer Institution, die wir im Buch handel Jahre lang bekämpft haben, einzutreten — dafür danke ich. Hoffentlich wird sich der Buchhandel ein solches Armuths- zeugniß nicht ausstellen. KI. Aber, Freund, bedenken Sie, wie das Ansehen unseres Standes gelitten hat, seit Jeder mit Büchern handeln kann. Namentlich durch die Colporteure. Sch. Abgenutze Phrase, alter Freund. Machen wir uns nicht schlechter, als wir sind! Wir genießen heute, wenn wir uns nur in honetter Stellung befinden, noch dasselbe Ansehen wie früher. Blicken wir auf den Kaufmannsstand! Glauben Sie, daß der Geheime Commerzienrath von Schwarzröder des halb weniger geachtet ist, weil ein verkommener Trödeljude sich für seinen Collegen ausgibt? Und die Colportage ist, wenn wir von den Auswüchsen absehen, die man immer als Beispiele hinstellt, weit anständiger wie ehemals, wo jeder Colporteur einen Polizisten hinter sich hatte. Kl. Freundchen, Sie wissen jeder Sache eine andere Seite abzugewinnen. Sie machen mich in der That in meinen An sichten oft wankend! Wenn Sie Recht hätten! Sch. Ja, lieber Freund, ich glaube! Ich spreche ja auch nur meine Ansichten aus. Unfehlbar ist ja Niemand — doch das ist auch wieder eine Ansicht, die häufig bestritten wird. Aber, es wird spät — lieber Freund, wir wollen zu Tische gehen. Sie essen doch, wie immer, bei mir? Aber vorher noch zum Schluß eine kleine lehrreiche Geschichte. Kl. Ich komme mit, alter Freund! Los mit der Geschichte, wenn sie nicht so ist, um mir den Appetit zu verderben. Sch. Durchaus nicht, sie ist mehr scherzhafter Natur. Aller dings getäuschte Hoffnung einiger Verleger. Neulich begegne ich dem Hofrath Leisetritt — alte Bekanntschaft aus meiner Sorti mentspraxis. Kl. Der Secretär des Fürsten Apsilon, nicht wahr, der jetzt eine größere Reise angetreten hat? Sch. Ganz recht, und mit dieser Reise hängt die Geschichte zusammen. Redet mich also der Leisetritt an und sagt: „Haben neulich auch ein Werk aus Ihrem Verlage gekauft, lieber Schein groß; ein altes Reisewerk über Ceylon." — „Jrrthum, Herr Hofrath, aus dem Kauf ist wohl nichts geworden. Ich hatte allerdings einem Collegen auf Verlangen das Buch in Commission geliefert; es ist aber zurückgekommen." — „Bitte sehr, es ist angeschafft!" — Nun, ich ging über die Sache hinweg, spürte aber nach. Leisetritt hatte Recht! Angeschafft war das Buch! Mein Exem plar wurde zur Ansicht geliefert, vom Prinzen augekauft, und zum Einbinden zurückgegeben. Schnell verschaffte sich mein werthcr College antiquarisch ein anderes Exemplar, und meines wurde remittirt; es liegt wieder ans dem Lager. — Eine recht lehrreiche Geschichte, lieber Klagegern, nicht wahr? KI. Wie man's nimmt, College! Eigentlich kaum scherzhaft! Sch. Doch, lieber Freund! Das Schönste an der Geschichte ist aber, daß es einer ganzen Reihe von Collegen ebenso erging. Der Prinz hatte eine größere Bibliothek für seine Reise ange schafft. Die Verleger lieferten die Bücher zur Ansicht, und was behalten wurde, bezog unser verehrter Sortiments-College ans dem — Ramschwege. Wenn die Bücher neu gebunden sind, sieht man's ihnen ja nicht an, daß sie schon manche Wandlung durchgemacht haben. Selbst der Tabaksduft wird durch den Kleister beseitigt. Nun aber zu Tisch! Gesegnete Mahlzeit! Vielleicht fallen mir beim Kaffee noch einige nette Geschichten ein. olr. Miscellen. Ueber Usancen des buchhändlerischen Verkehrs ist schon oft und viel gesprochen worden; auch nachfolgende Zeilen sollen dazu dienen, zum Festhalten an einem bisher allgemein als Norm be standenen stillschweigenden Uebereinkommen zu ermahnen. Es be treffen diese Erörterungen speciell die Herren Verleger und die jenigen Herren Collegen, welche der Expedition in Verlagsgeschäften vorzustehen haben. Seit einiger Zeit wiederholen sich die Fälle, daß fest verlangte Werke, trotzdem sie nicht gebunden bestellt wurden, zum größten Verdruß des Sortimenters statt broschirt ohne Weiteres gebunden expedirt werden. Das kostet dem Sortimenter viel Zeit und zwingt ihn, bei jedem Buche, welches er bestellt, nachzusehen, ob es möglicherweise gebunden auch cxistire. Er würde also gehalten sein, in solchen Fällen dem Titel an zufügen, daß das Exemplar „broschirt" gewünscht werde, während er in gleichem Falle, wenn es gebunden gewünscht wird, nichts hinzuzufügen hätte. Das wäre eine Umkehrung der Verhältnisse, eine Verkehrtheit, welche thätsächlich heutzutage leider sehr oft zu verzeichnen ist. Die große Mehrzahl aller literarischen Er scheinungen ist nur broschirt vorhanden und nur ein kleinerer Theil gebunden und broschirt oder nur gebunden zu haben. Abgesehen vom Baar-Sortiment gilt daher mit Recht als Norm für den gesammten übrigen Buchhandel: „Gebunden nur zu expediren, wo es verlangt wird, oder in Fällen, wo Verlangtes überhaupt nur so zu haben ist." Es ist dringend zu wünschen, daß dieses Axiom wieder allseitig Anerkennung finde, und Schreiber dieses würde sich freuen, wenn seine Worte hierzu etwas beitragen sollten. Das bewährte Alte soll man ehren und nicht willkürlich bei Seite setzen; das ist berechtigter Conservatismus. Die kleinen Schädigungen der Gesammtinteressen eines Standes, wenn man sie nicht beachtet, wachsen leicht zu großen heran. Ein Gehilfe. Die literarischen Erzeugnisse des englischen Buch handels im Jahre 1882 belaufen sich insgesammt auf 5124 (282 weniger als im 1.1881); davon sind 3978 neue Bücher und 1146 neue Ausgaben bez. Auflagen.
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