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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1881
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1881
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- Deutsch
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der von seinen Bibeln „Abschied genommen hatte mit der Empfin dung, wie es bei der Trennung guter Freunde zn geschehen Pflegt, aber auch in dieser Sache Gottes Hand erkannte", überlebte die Trennung nicht lange; 8. Febr. 1785 starb er „ruhig und still wie sein Leben gewesen war", an völliger Entkräftung. 2 Jahre nach her, 14. Febr. 1787, folgte ihm seine Wittwe nach; auf ihrem Todtenbette noch dankte sie dem Herzog für alle ihr erwiesenen Wohlthaien. Der Katalog über die Sammlung, welchen Lorck ver sprochen und angefangen hatte, vollendete sein Schwiegersohn Adler. Unterdessen hatte der Herzog seine Augen schon wieder ans eine andere bedeutende Bibelsammlung geworfen, auf die des Schaffer (Archidiakonus) Panzer in Nürnberg, die besonders an deutschen Drucken sehr reich war; September 1785 trat er mit dem Nürnberger Gelehrten in Verkehr; „es gereiche ihm zu großem Wohlgefallen, ließ er ihm schreiben, daß er Willens sei, seine Bibel- sammluug stückweise wegzugebcn, aber er versehe sich dazu, daß der rc. Panzer in den angesetzten Preisen um ein Namhaftes herunter gehe." Ob dies der Fall war, kann ich nicht constatiren, jeden falls kam der Handel zu Stande. Anfangs 1786 reiste der Herzog selbst der Sache wegen nach Nürnberg, eine ganz besonders schöne Bibel, die Peypus-Bibcl von 1524 auf Pergament gedruckt, eine unschätzbare Perle der Sammlung, ließ er sich sogleich in den Gast hof bringen; um 3000 fl. erwarb er die 1645 Bibeln Panzer's. Noch manchen Zuwachs erhielt die Sammlung unter Herzog Karl's Regierung, so 1789 aus der Bibliothek des Prinzen von Soubise, 1790 bei der Auction Crevcuua, aber nach des Herzogs Tod hörten die Anschaffungen in so großartigem Maßstabe auf, nur die 1823 erkaufte, in Orientalibus vorzügliche Bibliothek des Kanzlers Schnurrer fügte neue Schätze hinzu. Aber aus den auf gehobenen Klöstern kam manches kostbare Bibelwerk nach Stuttgart, durch Schenkungen floß ebenfalls vieles der Sammlung zu; besonders der Munificenz des königlichen Hauses verdankte die Sammlung manches Prachtwerk, so die große englische Prachtbibel, London 1800—16, 8 Bände Fol. Von den neuen Uebersetzungen, durch welche die britische Bibelgesellschaft die Völker Indiens, die Wilden Polynesiens, die Neger Afrikas und die Indianer Amerikas mit dem Worte Gottes in ihrer Heimathsprache bekannt machte, sind viele durch die Güte unserer Landsleute Prediger Steiukopf in London und vr. Barth in Calw der Sammlung zu Theil geworden. Jetzt noch vergeht kein Jahr, wo sie nicht einen Zuwachs erhielte, und wenn die Bibliothekverwaltung nicht in der Lage ist, alle kost baren Drucke zn erwerben, oder gar dem Wunsche und Ziele Lorck's nachzukommen, womöglich alle Ausgaben einer Sprache zu ver einigen, so versäumt sie doch nicht, neue, für gelehrte Zwecke wichtige Editionen zu erwerben. Die Sammlung ist in das Stadium reisen Alters eingetreten, wo das Wachsthum bei nahe unmerklich ist, und wenn der oben angegebene Stand Manchem geringer erscheinen möchte, als nach den großen Ankäufen zu erwarten wäre, so darf nicht außer Acht ge lassen werden, daß bei solchen Masseerwerbungen auch viele Doublettcn mit unterlaufen, ebenso, daß mit der Lorck'schen Sammlung viele liturgische und exegetische Bücher vereinigt wa ren, die jetzt ausgeschieden sind, so daß die Sammlung auf den reinen Bibeltext beschränkt ist. Aber wichtiger, als die Zahl der Bände ist ihr innerer Werth, und hierin steht unsere Sammlung beinahe unerreichbar da. Wohl bietet sie in keinerSpracheVollständigkeit; — aber wo ist diese über haupt zu finden? Und umgekehrt, keine wichtigere Sprache ist un- vertreten, und in jeder derselben ist Seltenes und Werthvolles da; Kostbarkeiten, um welche uns die größten Bibliotheken beneiden können, sind nicht hie und da, sondern ziemlich häufig anzutreffen. Da stehen neben einander die Polyglotten von Complutum (1514 —17), Antwerpen (1569—72), von Hutter in Nürnberg (1599), die Pariser (1645) und die Londoner (1660), und gehen wir einen Schritt weiter, so besitzen wir die hebräische Jncunabel der alten Propheten (Josua—Könige) von der aus Speyer stammen den jüdischen Druckerfamilie der Soncinaten, die noch seltenere Neapolitaner Ausgabe der ganzen hebräischen Bibel, von derselben Officin gedruckt 1491 (nur noch 5 Exemplare kann man Nachwei sen), die 1., 2., 3., 5. Bomberg'sche Ausgabe des hebräischen Alten Testamentes; von Ausgaben des griechischen N. Testaments ist die I. Erasmische von 1516 sbupsnckao rarkstis; unsere Sammlung hat aber noch die folgenden von 1518, 1522, 1527, 1535 und die 7. von 1541; würdig reihen sich daran die 4 von Beza besorg ten von 1565, 1582, 1588 und 1598. Wie viele Bibliotheken gibt cs, welche die 14 vorlutherischen deutschen Bibeln neben einander aufstellen können? Und wenn auch von der 12. (Augs burg 1490) nur Theil 1. vorhanden ist, so wird der Mangel reich lich dadurch ersetzt, daß wir von diesen alten Ausgaben, deren jede eine Seltenheit ist, oft 2 Exemplare haben, welche in unbedeutenden Varianten von einander abweichen. Wohin man den Blick wirft, ob auf die von der Inquisition verfolgten spanischenUebersetznngen oder auf die mit gleichem Loose bedrohten böhmischen Bibeln, auf orientalische oder abendländische Sprachen, auf lateinische oder französische, niederdeutsche oder skandinavische Uebersetzungen, überall sind schöne, seltene Ausgaben zu treffen, und was die Freude des Sammlers ausmacht, häufig ganze Suiten, d. h. alle von einem Autor besorgten Ausgaben. Neben Egede's Uebersetzung der 4 Evangelien ins Grönländische (1744) ist eine alte Ueber setzung des N. Test, ins Malaische da v. I. 1629. Daß die seltenen Uebersetzungen ins Slavonische von Juri Dalmata, Primus Trüber, Stephan Konsul vorhanden sind, versteht sich von selbst: gehört ja doch der ganze slavische Bücherdruck, wie er von der Mitte des 16. Jahrhunderts an im Mönchshof in Urach und in Tübingen Jahrzehnde lang seine segensreiche Wirksamkeit entfaltete, zu dem Erfreulichsten, was Württemberg in jener Zeit aufzuweisen hat; aber auch zu den 2 einzigen Uebersetzungen in baskischer Sprache dürfte sich der größte Sammler Glück wünschen; die eine, das N. Test. 1571 von dem Prediger Lizarrague auf Befehl der Königin Johanna d'Albret in die Landessprache übersetzt, hielt Göze für das seltenste Stück seiner Sammlung; von der andern, einer metrischen Psalmenübersetzung von La Salette 1583, ist nur noch ein einziges Exemplar vorhanden, indem Arktischen Museum. Aber der Charakter und der Werth der Sammlung würde nicht richtig beurtheilt, wenn man nur die Menge der Raritäten als das hervorragende angeben wollte, sie hat vielmehr auch einen hohen wissenschaftlichen Werth; denn Lorck, Panzer, Schnurrer und wer sonst mit dem Bibelkauf betraut war, richteten ihr Augenmerk ebenso auf gute, kritisch hervorragende Ausgaben, begreiflicherweise beson ders bei den griechischen, hebräischen, überhaupt den orientalischen Editionen; an Benützern, welche sich der dargebotenen Schätze freuen, hat es daher auch nie gefehlt. (Schluß folgt.) Verbote. Auf Grund des Socialistengesetzes sind verboten: Baukunst, die sociale. 10. u. 11. Hst. Hottingen-Zürich 1879, Schweizerische Volksbuchhandlung. Begehungssünden der Criminaljustiz und Unterlassungssünden des Staates, von X. A. Z. Friedberg i. d. W. 1830, Flor.
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