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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1883
- Sprache
- Deutsch
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betrifft, so kann Frankreich trotz alledem weder was Werk- und Accidenzdruck, noch weniger was Zeitungsdruck betrifft, ein Ucber- gewicht über Deutschland eingeräumt werden. Nur, wo cs gilt, besondere Kunst in der Herstellung von etwas wirklich Hervor ragendem zu zeigen, „da fehlt es an nichts, da arbeiten sich alle Betheiligten der verschiedenen graphischen Gewerbe einmüthig in die Hände, ohne Eifersüchtelei und ohne die Anmaßung des Virtuosenthums, das sich auf Kosten der Gesammtwirkung her- vorzuthnn strebt". Und weil das französische Buchgewerbe einen ausgezeichneten Vertreter in dem Osrols cks lu, IiW-g.ii.-is besitzt, der es versteht, alle Kräfte in mustergültiger Weise anzuspornen, zusammenzuraffen und in günstigster Beleuchtung zu gruppireu, sobald es die Repräsentation nach außen gilt, deshalb glänzt die französische Typographie auch stets, wo es eine solche Reprä sentation gilt, an erster Stelle. Nicht gleicher Meinung mit dem Verfasser ist der Bericht erstatter, wenn er auch bei ihm der allerdings landläufigen An sicht begegnet, daß in Frankreich größere Lust und größere Fähigkeit zum Bücherkaufen vorhanden seien, als bei uns. Dann müßte dort der Buchhandel folgerichtig in seiner Allgemeinheit in besserer Lage sein als hier, und das erlaube ich mir zu be streiten. Nur andere Klassen kaufen bei uns die Bücher als drüben, in andere Kanäle vertheilt sich der Strom der Literatur, gekauft wird bei uns aber sicherlich ebensoviel als jenseits der Vogesen. Näher ausführen werde ich diese Ansicht, deren Ketzer- Hastigkeit ich mir vollständig bewußt bin, an anderer Stelle. Am Schluß der einleitenden Uebersicht zu diesem Kapitel weist der Verfasser auf den großen Einfluß hin, den die fran zösischen Regierungen in doppelter Richtung, theils in fördernder, theils in hemmender Weise, übten. „Was sie mit der einen Hand gaben, nahmen sie mit der andern. Alle Regierungen dort unterstützten die Fortschritte der Typographie in ihrer Un mündigkeitsperiode, suchten aber ihre vormundschaftliche Autorität über diese hinaus auszudehneu und hemmten von Beginn ab die ruhige und freie Entwickelung der Presse. Hierin bildete Frankreich einen vollständigen Contrast zu England, wo Typo graphie und Presse, sich selbst überlassen, eine mächtige Ent wickelung nehmen, und theilweise zu Deutschland, wo man die fördernde Theilnahme von oben nie, um so öfter jedoch die hemmende kennen lernte." Dieses harte „nie" dürfen wir wohl in „nur selten" verbessern. Auf alle Fälle ist anzuerkennen, daß fast alle französischen Herrscher persönlich eifrige Liebhaber guter und schöner Bücher waren, und daß der hohe Adel ihres Landes ihnen stets hierin nachgeeifert hat. Die Betrachtung der dritten, der germanischen Gruppe, welche beinahe die Hälfte unseres Bandes einnimmt, leitet der Verfasser mit dem nochmaligen Hinweis auf die besondere, in typographischer Hinsicht nicht günstige Stellung ein, welche die Hauptländer dieser Gruppe, Deutschland und Oesterreich, durch die Verwendung der in den anderen Ländern fast ausgeschlossenen Frakturschrift einnimmt, die dennoch bei weitem nicht die allein herrschende geblieben ist. „Von der Fraktur will, von der Antiqua kann man nicht lassen. So hat sich ein geschäftlicher Usus eingebürgert, dem zufolge den beiden Schriften in dem eigentlichen Bücherdruck fast ähnliche Stellungen angewiesen werden, wie sie im Alterthum die hieratischen und dcmotischen Schriften Aegyptens innehatten, so daß die Antiqua mehr die Schrift der Eingeweihten blieb, während die Fraktur mehr die Volksschrift wurde." Dadurch sind nun aber auch die deutschen Druckereien mit einem doppelt so großen Material an Schriftvorräthen und Schriftarten be lastet, dem deutschen Buchdrucker wird die gleichmäßige Beherr schung von zwei Schriftarten zugemuthet, deren Behandlung doch auf abweichenden Grundsätzen beruht, und es kommt deshalb selten zu einem fest und sicher ausgebildeten Geschmack der Ar beiter. Desto ehrenvoller ist es für unsere deutsche Buchdrncker- kunst, daß sie trotz alledem und alledem zu den ersten der Welt gehört und mit jeder andern, die bei weitem nicht mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, nicht nur den Vergleich aus- halten, sondern den Wettkampf in den meisten Fällen rühmlich bestehen kann. Das gute Wort, daß der Mensch mit seinen größeren Zwecken wächst, mag auch für dieses Gebiet seine Geltung haben. Der Verfasser zollt denn auch dem deutschen Arbeiter hohes Lob. „Er vereinigt vielleicht mehr als der eines anderen Landes die man cherlei Eigenschaften, die dem Typographen eigen sein müssen. Er ist selbständiger im Arbeiten und leistet aus eigenem Antrieb in der Regel mehr als ein anderer, weshalb man auch fast nie „schlechte" Arbeiten aus Deutschland sieht. Seine Fähigkeiten sind vielseitiger; freilich bringt er es aber auch selten zur Vir tuosität in einem einzelnen Fache, und es ist schwer, ihn zur Ueberschreitung der Grenzen des ihm „gut genug" Scheinenden zu bringen. Das mag wohl auch daran liegen, daß es in vielen Fällen nicht anders mit dem Prinzipale, den Verlegern, den zeich nenden Künstlern und den sonst Betheiligten steht. So selten das wirklich Schlechte ist, dem man in der französischen Typographie täglich begegnet, so selten trifft man auf vollendete, stilvoll durch geführte Leistungen in Deutschland. Viel Schuld trägt dabei die Verwendung der Antiqua und der Fraktur nicht nur neben sondern geradezu untereinander." Man sieht, der Verfasser, der große Parteigänger der Antiqua, muß immer wieder eine Lanze für sein Lieblingsthema brechen. Da aber der Berichterstatter ganz und voll seiner Meinung ist und ebenfalls zu den eifrigsten Anhängern der edlen Antiqua gehört, so braucht der Leser wenigstens nicht zu befürchten, das ihm die pro und eootra. in dieser wohl eigentlich zur Genüge erörterten Frage wieder ein mal vorgeführt werden. Die weitere Ausführung der drei Hauptgruppen ist durch die Kapitelüberschriften weiter oben angedeutet. Es ist bei dem zugemessenen Raume unmöglich, auf diese Ausführungen weiter einzugehen, es ist aber auch im Interesse der Sache selbst gar nicht beabsichtigt. Gerade in den einzelnen Kapiteln ist ein so massenhafter Einzelstoff angehäuft, daß durch eine auszugsweise Behandlung der ganze Reiz der stets belehrenden, immer fesseln den und anziehenden, oft durch eingcstrcutc biographische und anekdotische Einzelheiten geradezu spannenden Darstellung un möglich wiedergegeben werden könnte. Das Buch ist eine reiche Fundgrube für den von ihm behandelten Stoff, und es wird dem Schicksal solcher Bücher nicht entgehen, weidlich geplündert und vielfach benutzt zu werden. Schon die obige Besprechung ist ja zum Theil mit seinen eigenen Worten geschrieben. Im klebrigen aber soll durch sie nur auf das Werk selbst hingewiesen werden. Keiner, der es durchstudirt hat, wird cs unbefriedigt aus der Hand legen, Jeder der irgend einem Zweige unsres edlen Berufes angehört, wird Erweiterung seiner Kenntnisse und viel fache Anregung daraus schöpfen, und deshalb ist es, wie schon gesagt, zu einer Festgabe geeignet, wie wenige andere. Möge es zur frohen Weihnacht, die wir in wenigen Tagen feiern, recht häufig als solche benutzt werden. Rudolf Winkler.
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