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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1883
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- Erscheinungsdatum
- 10.12.1883
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- Deutsch
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5708 Nichtamtlicher Theil. 265, 10. December. Völker sich in gewerblich-technischer Hinsicht der germanischen Gruppe anreihen. Der ferne Osten Asiens und Australien unter liegen der Wucht der Beherrscherin des Ozeans, während der Einfluß Frankreichs sich in den Umländern des Mittelmeers, in den europäischen sowohl wie in den afrikanischen und asiatischen geltend macht." Jeder der beiden ersten Gruppen sind vier, der germanischen, für uns wichtigsten, acht Kapitel gewidmet. Bei der anglo- amerikanischen Gruppe werden darin abgehandelt: Schrift gießerei und Setzmaschine, — Druck- und Hilssmaschinen, — Typographie und Buchgewerbe Englands, — Typographie und Buchgewerbe Nordamerikas; bei der romanischen: Schrift gießerei und Maschinen in Frankreich, — Staat und Presse in Frankreich und die Schöpfer der neueren Typographie, — mo derne Typographie Frankreichs und das Buchgewerbe, — die Zweige der romanischen Gruppe. Die germanische Gruppe endlich ist in folgende Kapitel eingetheilt: Allgemeiner Ueber- blick über das deutsche Preßgewerbe, — die Schrift und die Illustration in Deutschland-Oesterreich, — die typographischen Maschinen in Deutschland, — das Centrum der germanischen Gruppe (Leipzig), — der Norden (Berlin), — der Süden (Stuttgart mit der Schweiz), — der Osten (Oesterreich), — end lich die Zweige der germanischen Gruppe (Dänemark, Nor wegen, Schweden, Finnland, Rußland, Polen, die Donauländer, Griechenland). Niemand, der sich mit der Geschichte der letzten hundert Jahre und mit der Stellung der Preßgewerbe in den meisten Staaten Europa's während des größeren Theils dieses Jahr hunderts beschäftigt hat, kann ohne tiefen Respect auf das blicken, was England für die Entwicklung und die Machtstellung der Presse während dieses Zeitraumes gethan hat, und wir Deutsche dürfen uns durch unseren oft berechtigten, oft aber auch von unberechtigter Empfindelei eingegebencn Groll gegen die rück sichtslos ihre Ellbogen brauchenden Vettern jenseits „der großen Pfütze" am wenigsten abhalten lassen, das anzuerkennen. „Nir gends ist der Einfluß der Presse auf die öffentliche Meinung ein größerer und wohlthätigerer gewesen, nirgends ist sie in gleicher Weise von dem Vertrauen des Publicums getragen worden und nirgends hat sie sich eines solchen Vertrauens durch ihre Festigkeit und ihr Fernhalten von unreinen Tendenzen würdiger gezeigt, als in England. Kein Volk war so wie das englische von dem Bewußtsein durchdrungen, welch' ein Palladium es in seiner freien Presse besaß, ein Bewußtsein, welchem Sheridan in den stolzen Worten Ausdruck verlieh: „Gebt mir meinetwegen einen Tyrannen zum König, ein widerhaariges Oberhaus und ein demoralisirtes Unterhaus", (an allen dreien hat's bekanntlich in England nicht gefehlt), „laßt mir aber die Presse und ich will sie alle über den Haufen werfen." So haben sich denn auch nirgends die Preßgewerbe groß artiger entwickelt, als in England, das freilich auch in politi scher Beziehung dadurch begünstigt war, daß es allein von allen europäischen Staaten von einer napoleonischen Invasion verschont blieb. So mußte es eine englische Zeitung sein, die Times, welche die erste Schnellpresse von dem deutschen Erfinder Fr. König bezog und damit den riesenhaften Umschwung einleitete, der von dieser Erfindung ausging. Ein Glück für Deutschland, daß König sich durch die Widerwärtigkeiten, die ihm im fremden Lande nicht erspart blieben, bewegen ließ, wieder in seine Hei- niath zurückzukehren, wobei aber nicht verschwiegen bleiben darf, daß der Besitzer der Times, John Walter, allezeit in der ehrenhaftesten Weise an ihm gehandelt, sein Verdienst voll an erkannt und seine Erfindung, so viel an ihm war, ihm stets voll und ganz zuerkannt hat. Dann war es wieder die erste wirklich gelungene „Endlose", die (zu Ehren des genialen Bestellers „Walterpresse" genannt) ebenfalls von der Offici» der Times aufgestellt wurde, — kurz, auf jeder Seite des England gewidmeten Kapitels treten uns die Beweise für die Wahrheit des eben Gesagten vor Augen. „In welcher hohen Achtung die Preßgewerbe aber auch in Eng land stehen, dafür kann als Beweis gelten, daß kurz hinter einander drei Vertreter derselben: der Schriftgießer Besteh, der Buchdrucker Sidney Waterlow und der Drucker und „Sta- tioner" Francis Truscott das angesehenste bürgerliche Ehren amt der Welt, das eines Lord Mayor von London bekleidet haben. Es spricht zugleich für den Flor des Geschäfts, denn es ist ein mit großen Ausgaben verbundenes Amt. Den Kosten- antheil für „seinen Tag" muß der Lord Mayor auf 50,000 Mark anschlagen, und es heißt, Sir Truscott habe für die Zeit seiner Amtsführung eine Summe von 10,000 Mark wöchentlich als Repräsentationskosten ausgeworfen." Auch bei der Einleitung in das zweite Buch, bei dem orientirenden Ueberblick über die romanische Gruppe, bei welcher naturgemäß der Löwenantheil Frankreich, wie beim ersten Buche England, zufällt, hebt der Verfasser hervor, welchen großen Vor theil die Länder dieser beiden Gruppen gegenüber der dritten dadurch haben, daß sic eine einheitliche Druckschrift besitzen. Denn wenn infolge dessen auch eine gewisse Monotonie zuweilen zu Tage tritt, so wirkt die andererseits dadurch ermöglichte Einfach heit und Ruhe, die wir in den besseren Druckwerken dieser Gruppen finden, doch ungemein wohlthuend und gewährt außer dem in dem praktischen Geschäftsbetrieb und in der Ausbildung eines festen Geschmacks große Vortheile. Die Typographie er hält dadurch einen weit conservativeren Charakter, als dies in Deutschland, mit seinem ewigen Wechseln der Schriften, mit seinem immerwährenden Suchen nach Neuem und um jeden Preis Auffälligem möglich ist. In Frankreich herrscht der durch die Nationaldruckerci und die Didots hervorgerufene Typcnductus und namentlich habe» die Didot'schen Schriften von ihrem ersten Auftreten an durch die strenge, jedoch anmuthige Zeichnung, den regelmäßigen und scharfen Schnitt, die bewunderungswürdig berechnete Zurichtung in der Weite ihr Uebergewicht behauptet. Alle anderen Variationen, von denen natürlich eine Menge entstanden sind, haben dagegen nicht aufkommen können, und dies, sowie die Einheitlichkeit des Schristsystems, deren sich die Franzosen im Gegensatz gegen die in Deutschland herrschende Systemlosigkeit erfreuen, ist für die französische Typographie außerordentlich fördernd gewesen. End lich aber ist die Betreibung von Specialitäten, sowohl in der Schriftgießerei, wie in der Typographie, in der Buchbinderei, wie im Buchhandel selbst eine Eigenart der Franzosen, die ihre großen geschäftlichen Erfolge nicht zum geringsten Theil erklärt. „Diese Theilung der Arbeit geht z. B. in der Schriftgießerei so weit, daß es Geschäfte in Paris gibt, die sich nur mit dem Gießen von Ausschluß und Durchschuß abgeben. Auch verlangt man dort nicht wie in Deutschland, daß jeder Buchdrucker Vir tuos in allen Branchen sein solle, auch nicht, daß jede Druckerei auf alle Arbeiten gleichmäßig eingerichtet sei, auch ist keine Rede von der Erschweruiß einer deutschen Druckerei, daß sie in zweierlei Schriftarten gleichmäßig gut assortirt sein müsse." Aus allen diesen Gründen ist es in Frankreich viel leichter, als in Deutschland, in einem einzelnen Zweige Virtuos zu werden und darin besonders bestechende Erfolge zu erringen. Was aber den Durchschnitt der französischen Leistungsfähigkeit
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