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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1883
- Strukturtyp
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- Band
- 1883-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1883
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- Deutsch
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291, 17. December. Nichtamtlicher Theil. 5825 sich selbst zu nennen lieben, die Wirksamkeit und Lebensfähigkeit des alten Sortimentergeschäfts immer mehr lahm legt, drängt von selbst Jedem, der sich für die Sache interessirt, die Frage auf, welcher der beiden Parteien er den Sieg wünsche, oder ob nicht doch ein Ausgleich der beiderseitigen Interessen und Geschäfts maximen möglich sei. (Schluß folgt.) Eine Geschichte der amerikanischen Literatur. (Schluß aus Nr. 287.) Im folgenden Abschnitt faßt Nichol zusammen, was die amerikanische Literatur in der ersten Hälfte des Jahrhunderts au hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Geschicht schreibung, der naturwissenschaftlichen und sonstigen Forschung aufzuweisen hat. Am ausführlichsten verweilt er bei den Ge schichtschreibern Bancroft, Hildreth, Prescott und Motley. Eben dort hat die Darstellung der „jungen amerikanischen Romantik", welche durch Brockden Brown, Irving, Cooper, Poe mit einem heute noch fortlebenden Glanze vertreten ist, ihre Stelle gefunden. Damit betreten wir den Boden der modernen schönen Literatur, und der nächste Abschnitt umfaßt die rspreskntativo poots. Mit glücklicher Wahl erkennt Nichol als solche Brhant, Longfellow, Poe, Whitman und Joaquin Miller. In den beiden crsteren sind am meisten europäische Vorbilder bemerkbar, bei Brhant englische, bei Longfellow deutsche; die zwei letzteren sind freier davon. Whitman ist der Vorläufer einer neuen reimlosen Dichtung mit großartigen Menschheits- und Weltideen. Miller ist der Sänger des fernsten Westens, der goldenen Sierra, und als solcher ein Vorgänger von Brct Harte. In Whitman ahnt Nichol mehr die „große Kraft," als daß er ihre erlösende Be deutung erkennt. Indem er länger als nöthig bei den Mängeln der Form der Whitman'schen Dichtungen verweilt, schreckt er von der Bekanntschaft mit denselben ab. Er hätte von Freilig- rath's Kritik lernen können, wie ein Dichter den reimlosen leavss ok Arsss sein feinfühlendes Ohr leiht und herrliche Klänge daraus vernimmt. Jndeß ist es schon viel, wenn ein englischer Kritiker oder Lehrer einer englischen Hochschule es wagt, Whitman bis zu einem gewissen Grade hochzuschätzen. Dem deutschen Publicum werden Whitman's Dichtungen vermuthlich noch länger verschlossen sein, da wir, seit Freiligrath nicht mehr lebt, niemand wüßten, der der schwierigen Ausgabe, eine Aus wahl der ksaves ok ßrass zu verdeutschen, gewachsen wäre. Das gerechteste Stück Kritik dagegen lesen wir bei Nichol über den unlängst verstorbenen Longfellow. Vortrefflich em pfindet er den europäischen Odem in dessen Dichtungen, die ihm auf amerikanischem Boden den Eindruck von „Emigranten literatur" machen und ihm ovsrlacksn veitb oultnrs anck buräenock rvitb t.ds musio ot intsklsotnak luxurz- erscheinen. Dabei weiß er das reine Wesen, die sonnige Klarheit, den idyllischen Zauber dieser sormenschönen Dichtungen wohl zu würdigen. Er schildert hübsch den Zusammenhang zwischen Longfcllow's Dichtungen und der Lebenslust, welche den Dichter als Mitglied der Hochschule von Harvard umgab. „Die Universitäten Amerikas, schreibt er, verbinden einige der schönsten Züge der englischen und der deutschen; die Freiheit der letzteren mit den geselligen Banden eines gemeinsamen Lebens, das einen glücklichen und gesunden Geist, den oeprit cko eorps jugendlicher und begeisterter Naturen erzeugt Den Lehrern daselbst ist die in ihrem Lande so will kommene Gelegenheit gelehrter und lernender Muße geboten, die nur in der Unabhängigkeit möglich ist. Kein Sectirergeist, der den besten dieser amerikanischen Hochschulen sernbleibt, hemmt den freien Flug des Geistes in alle Räume der Wissenschaften, sodaß diese Schulen dem Namen einer Universität volle Ehre machen. Nichts berührt den Fremden angenehmer als die ge sellige Eintracht, welche die literarischen Kreise dieser Anstalten verbindet." Nichol scheint hier persönliche Eindrücke wieder zugeben. Den „Repräsentanten" unter Amerikas Dichtern läßt Nichol den Kreis der politischen und der kleineren Dichter folgen: die Lowell, Whittier und Holmes, die Percival, Drake, Hallcck u. a. Wir kommen sodann zu der wichtigen „transcendentalen Bewegung," welche sich an das Erscheinen der Zeitschrift vial (im Jahre 1840 zu Boston) anschlicßt. Diese Zeitschrift war die erste, welche deutsche Philosophie und deutsche klassische Dichtung einem kleinen Kreise lernbegieriger Amerikaner vermittelte. Ihr Herausgeber war in den ersten Jahren eine Frau, Margaret Füller, die spätere Gräfin d'Ossoli, in späteren Jahren deren Freund Ralph W. Emerson, der bald als das Haupt jener Bewegung seine Mitarbeiter, unter denen Bronson Alcott und Thoreau sich auszeichneten, überragte. Emerson's Philosophie und Ethik hat das eingehendste Studium Nichol's gefunden, und er hat sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, eine an Licht und Schatten reiche Parallele zwischen Emerson und seinem charakter- verwandten großen Freunde Thomas Carlyle zu ziehen. Bei der Betrachtung des Kreises geistig hochstehender Männer, welche Zufall und Wahl in dem nahe bei Boston gelegenen Städtchen Cvncord während der vierziger und fünfziger Jahre zusammenführte, geschaart um de» zarten, sinnigen und doch tiefen und einschneidend reformatorischen Geist Emerson's, können wir den Wunsch nicht unterlassen, es möchte einmal ein deutscher Schriftsteller ein Bild dieses literarischen Concord zeichnen, um unseren Landsleuten zu zeigen, daß auch Amerika sein Weimar, wenn auch ein demokratisches, besessen hat. Welches Bild gesunden literarischen Schaffens offenbart dieser Concordkreis: hier im alten väterlichen Heim auf eigener Scholle Emerson, der seine Studien fleißig unterbricht, um nach Garten und Feld zu sehen und gelegentlich selbst Hacke und Schaufel in die Hand zu nehmen; dort in der „alten Klause" der geheimnißvoll tiefsinnige Novellen dichter Nathaniel Hawthorne, der Dichter des Sonrlst kotier, des üonse ok 8SV8N Zadioo, der lkkitboclalo Romanos u. a.; ferner Bronson Alcott, der etwas absonderliche Philosoph und Seher, umgeben von seinen literarisch berühmten Töchtern, und endlich jener originelle Henry Thoreau, eine geniale Feld- und Wald natur, tief eingelebt in die Pflanzen-, Thier- und Menschenseele; dazwischen dann manch' geistreicher Besucher von Boston und Cambridge: Channing, Margaret Füller, Parker u. n. m. — das Alles in einem historisch interessanten Farmerstädtchcn Neuenglands, an das sich Jndianergeschichte» und Erinnerungen an die Revolu tionszeit knüpfen. Mit Hawthorne, dessen Einfluß auf die besten jüngeren Novellisten seines Landes unverkennbar ist, beschäftigt sich Nichol in einem eigenen Capitel. In der Analyse seiner Werke deutet er an, welche Seelenverwandschaft hie und da in diesem weltabge schiedenen, nach innen gekehrten Geiste mit Goethe, Novalis und dem „Geister-Hoffmann" vorhanden ist. Anknüpfend an Hawthorne behandelt Nichol dann die neueren Novellisten der Zeit von 1850—1880. Er fühlt die Schwierigkeit der Aufgabe, von einem höheren Standpunkt aus über eine verhältnißmäßig junge Kunstform in einem Lande zu urtheilen, in welchem außer dem englischen Wesen deutsches und irisches, französisches, spanisches und italienisches sich geltend machen. „Die Vorwürfe, welche die amerikanischen Verfasser behandeln,
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