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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1883
- Sprache
- Deutsch
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291, 17. December. Nichtamtlicher Theil. 5823 der Nicht-Buchhändler, die doch auch, nur in andrer Weise, hierbei interessirt sind, im Folgenden vergönnt sein, seine Ge danken und Beobachtungen über die angeregte Frage einem gleich falls nicht-buchhändlerischen Leserkreise vorzutragen. Eine wesentliche Eigenthümlichkcit des deutschen Buch handels, an welchem übrigens außer dem Deutschen Reiche auch die deutschen Gebiete von Oesterreich und der Schweiz Theil nehmen, ist das Sortimentsgeschäft und dessen in letzter Zeit allerdings etwas in's Wanken gerathene Organisation. (Hier folgt eine längere für den Laien berechnete Erörterung dieser Organisation des Verhältnisses zwischen Verleger, Sorti menter und Commissionär. Die Red.) Es wird klar sein, daß bei dieser Organisation des Buchhandels der Sortimenter in gewissem Sinne und zum Theil nur als Agent oder Commissionär der Verleger zu bezeichnen ist, daß er das kaufmännische Risico dieser nur in beschränktem Maße theilt. Während z. B. in England der boo^ssllsr, welcher nur fest kauft gleich jedem anderen soliden Kaufmann, mit seinen Exemplaren eines schlecht gehenden Werkes sitzen bleibt, bei einem gut verkäuflichen aber, wenn er nicht gleich anfangs die genügende Zahl von Exemplaren erworben hat, Gefahr läuft, bei einer Nachbestellung das Werk bereits vergriffen zu finden oder es nur noch unter ungünstigeren Bedingungen kaufen zu können als zuvor, arbeitet bei uns der Sortimenter so zu sagen mit dem Capital der Verleger. Ist er vorsichtig und vermeidet er Baarankäufe, sofern er nicht bereits feste Käufer für solche Waare hat, ist durch ein günstiges Geschick ihm allzu große Concurrenz von seinem Wohnort ferngehalten, weiß er die Platzspesen (Miethe für das Ge schäftslocal, Honorar für sein Personal, Reclameausgaben u. s. w.) und vor allem seine eigenen Ansprüche möglichst einzuschränken, so kann sein Jahresabschluß, wenn auch nur das Durchschnitts maß von Geschäftstüchtigkeit ihm inne wohnt, nicht wohl ein Deficit ergeben. Dieser Auffassung entspricht die Thatsache, daß die Zahl der Concurse unter den Sortimentsgeschäften selbst zur Zeit des Krachs und in den Jahren allgemeinen geschäft lichen Niedergangs eine verhältnißmäßig sehr geringe war. Und selbst da, wo offene Insolvenz einer buchhändlerischen Firma eintrat, werden sich wohl in der Regel verfehlte Nebenspecu- lationen, ungewöhnlich hohe Geschäftsspesen, hervorragender Mangel an den einem Sortimenter nöthigen Eigenschaften, allzu hohe eigene Ansprüche an die Jahreseinnahmen als maßgebende Gründe Nachweisen lassen. Freilich ist hiernach wie die Thätigkeit so auch der zu er wartende Erfolg eines reinen Sortimenters relativ bescheiden. Die Möglichkeit, über diese engen Grenzen hinauszudringen, reicheren Gewinn — allerdings zugleich mit höherem Einsatz — zu erzielen, ergibt sich für ihn erst dann, sobald er mit Be nutzung der im Sortimentsgeschäft gewonnenen Erfahrungen selbst die Chancen kaufmännischer Thätigkeit auf sich nimmt und es mit diesem und jenem Verlagsgeschäfte versucht. Wie lockend es ist, sein kaufmännisches Talent so auf die Probe zu stellen, zeigt die große Zahl der Sortimenter, welche sich mit einem oder mehreren Schritten aus den Schranken ihrer Sphäre herausgewagt haben und zugleich Sortiments- und Verlagsbuchhändler geworden sind. Neben den 1358 reinen Verlagsbuchhändlern, welche das neueste Schulz'sche Adreßbuch für den deutschen Buchhandel unter 6008 Buchhändlern aufzählt, sind gewiß doppelt so viele Sorti menter, welche zugleich Verlagsgeschäste betreiben. Welches sind nun die Vortheile, welche den Verlegern aus einer solchen Organisation erwachsen und die sie bestimmen, auch ohne äußeren Zwang an ihr soweit sestzuhalten, daß sie Privatpersonen Sachen ihres Verlages in der Regel entweder gar nicht oder nur zu den für das Publicum festgesetzten Preisen verkaufen? Ohne Zweifel ist es die große Verbreitung und leichte Ver käuflichkeit, welche die Waare der Verleger mit Hilfe der zahl reichen bis in kleinere Orte vorgcdrungeucn Sortimenter erlangt. Aus dieseni Grunde haben jene bisher an unserer umständlichen und im Einzelnen sogar mit finanziellen Nachtheilen verbundenen Einrichtung festgehalten, anstatt zu der kürzeren anderer Länder überzugeheu, welche eine sichere Vorausberechnung, schnelle Ab wickelung des Verkaufs und daher eine beschleunigte Verwendung des Anlagekapitals für neue Unternehmungen zuläßt. Die un leugbare Leichtigkeit, auch in einem kleinen Sortimentsgeschäft aus den verschiedensten Gebieten der Literatur die gangbarsten und neuesten Bücher sofort oder mindestens in kurzer Frist zur Auswahl vorgelegt, ja sogar — und nicht selten gegen den Wunsch des damit Beglückten — in's Haus zugcschickt zu erhalten, be günstigt die Kauflust und steigert den Umsatz von Büchern so sehr, daß Deutschland niit der Gesammtzahl und dem Gesammtwerth der jährlich gedruckten und wohl auch der abgesetzten Waare unter allen Kulturländern weit oben ansteht*). Und gerade auf diesem Wege hat der deutsche Sortimentsbuchhandel zu der im Durchschnitt weit verbreiteten Bücherkenntniß und allgemeinen Bildung des Publicums einen guten Theil beigetragen. Dieses seit alter Zeit fest begründete, im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer feiner gegliederte und sorgsamer ge ordnete Gefüge hat nun besonders im Laufe des letzten Decenniums eine entschiedene Lockerung erfahren. Zwar sind die Klagen über schlechte Lage der Geschäfte, über unerträgliche Concurrenz und dergl. im Buchhandel ebenso wie in anderen Geschäftszweige» nicht neu; in letzter Zeit sind sie aber so häufig und allgemein ge worden**), haben so vielfache und immer wiederholte Vorschläge zur Besserung hervorgerufen und auch die leitenden Organe der Buchhändlerverbände schon so oft beschäftigt, daß an der Be rechtigung der Klagen und der Existenz eines wirklichen mehr oder weniger großen Nothstandes wohl nicht zu zweifeln ist. Soweit diese sich auf das Antiquariat und das Verlagsgeschäft, also die rein kaufmännischen Theile des Buchhandels beziehen, welche vorwiegend von den gleichen Lebensbediuguugen abhängen wie alle anderen Handelsgeschäfte, soll im Folgenden von ihnen gar nicht oder nur mittelbar die Rede sein. Auch ist sicher, daß die Klagen ganz vorwiegend das Sortimentsgeschäft betreffen und nur gelegentlich Stimmen der Verleger laut werden, um dafür Zeugniß abzulegen, wie wenig sie selbst auf Rosen gebettet sind. Um nun zur Sache zu kommen, die Sortimenter glauben sich durch die sogenannten „Schleuderen" in ihrer Existenz bedroht und damit die bisherige Organisation des deutschen Buchhandels untergraben. Man versteht darunter Firmen, welche dem Publicum neu erschienene Bücher jeder Art, nicht etwa bloß Concurrenz- werke, bedeutend unter dem Ladenpreise zum Kauf anbieten und verkaufen. Natürlich müssen sie dabei auf U bis ^ des ihnen von Seiten der Verleger zukoinmeudcn Rabattes ver zichten. Nicht mit Unrecht behaupten die anderen Sortimenter, bei der Höhe ihrer Geschäftsspesen eine solche Concurrenz auf die Dauer nicht aushalten zu können: das Publicum werde *) Die Zahl der in deutschen Ländern pnblicirten Bücher beträgt alljährlich etwa das Doppelte der aus den französischen Büchermarkt gekommenen Druckwerke. Ueber de» Gesammtwerth der jährlich in Deutschland abgesetzten Bücher siehe weiter unten. **) Besonders die durch die Gewerbesreiheit geschaffene lebhafte Concurrenz, sowie die großen Verkehrserleichterungen der neuesten Zeit sind es, welche nicht recht in den alten Rahmen der Organisation unseres Buchhandels passen und daher diese selbst zum Wanken bringen. 810*
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