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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1855
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- 28.11.1855
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- Deutsch
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1855.^ 2143 Nichtamtlicher Theil. Frir-rich Perthes Leben. Nach dessen schriftlichen und mündlichen Mitteilungen ausgezeichnet von Clemens Theodor Perthes, ord. Prof, der Rechte in Bonn. Dritter Band. (I. S. 1849, Nr. 19. II. 1851, Nr. 1>0 d. Bl.) Vier Jahre sind vergangen seit dem Erscheinen des 2. Bandes, und mancher Leser der frühern Bande hat gewiß mit Sehnsucht den Schlußband erwartet. Die lange Pause hat aber Treffliches zu Tage gefördert, und auch an Umfang übertrifft dieser nun vor uns liegende Band seine Vorgänger bedeutend. Der reichhaltige Brief wechsel P.'s hat vorzügliches Material geliefert, und der vorjährige Jahrgang der „Protestant. Monatsblätter" hatte bereits viel An ziehendes gebracht und die Erwartung gespannt. Das 6. Buch umfaßt die Jahre 1822 —80, somit die ersten Jahre des Gothaer Lebens. Der 1. Abschnitt schildert die erste Ein richtung und gibt vorauf ein gemüthliches Bild der Stadt Gotha und ihres Lebens und Treibens im Hof- und Familienkreise; wir versetzen uns gern in die damaligenjZustände; die Erinnerungen an jenes patriarchalische gemüthliche Leben werden in uns wach; so wie es in Gotha damals war, so war es in ganz Deutschland; das Jahr 1830 gab ihm den Todesstoß. Gotha zählte damals unter seinen Gelehrten eine große Menge likerar. Celebrikätcn, in deren Kreisen sich P. bald heimisch fühlte, wir nennen: Döring, Schulze, Uckert, Kries, Rost, Wüstemann, Jacobs, v Lindenau, Encke, Brctschnei- der, A- Romberg. Doch im Hause fehlte ihm seine Earoline! Der Plan, eine Verlagshandlung zu gründen, gab ihm Zerstreuung, und ein darauf bezüglicher Brief enthält die schöne Stelle: „Sie wissen, daß ich den Buchhandel als die unerläßliche Vorbedingung einer deutschen Literatur sehr hoch stelle. Der Nerv des Buchhandels ist der Sortimentshandel, das ist die Kunst, Bücher unter die Leute zu bringen; Kenntniß des Besseren und der Wille, dieses lieber als das Schlechte zu verkaufen, gibt ihm einen sittlichen Werth." — Gol dene Worte, deren wir uns täglich wiederholt erinnern sollten! — Die Idee einer Geschichte der Staaten Europa's beschäftigte ihn lebhaft und nach vielen Mühen gelang es ihm, dieselbe ins Werk zu setzen, 1827 erfolgte die Ankündigung und 1829 konnte die erste Lieferung erscheinen. Welche treffliche Werke dadurch un sere Literatur bereicherten, wissen wir alle; von einer subjektiven Ge schichtsschreibung wollte P. aber durchaus nichts wissen, und deshalb werden die Specialgeschichten jener Bibliothek noch lange Werth behalten. Der auf S- 37 u- f. auszugsweise gegebene Briefwechsel mit Hormayr u- A. ist höchst lehrreich. Das Etablissement selbst wurde wohl auch durch Circular zur Kenntniß der Eollegen gebracht, nichts desto weniger schrieb er 206 Briefe, da er mit den Collegen im persönlichen, womöglich freundlichen Verkehr sein wollte, und deshalb schrieb er jedem einzeln und eigenhändig. Reisen unterbra chen diese Lhätigkeil. Auf diesen kam er mit vielen berühmten Männern in persönlichen Verkehr, so mit Jean Paul, mit dem Reg.-Rath Kraus, dem Verlheidiger des Nachdrucks; Kr. lhat dies auch gegen P. „Ich will Euch Buchhändler ruiniren, " sagte er, „damit Ihr den Schriftstellern keine Honorare mehr geben könnt; mit Eurem Geldgeben habt Ihr die großen und die kleinen Schrift steller schlecht gemacht und sie verführt, als Tagelöhner zu arbeiten, um als vornehme Herren zu leben." In Amberg besuchteer den Prof. I. Moritz', ein Original; die Schilderung dieses Besuches ist höchst ergötzlich. Für Buchhändler hat die Beschreibung des v. Seidel'schcn Etablissements in Sulzbach viel Interessantes. Zurückgekehrt, war es die Geschichte der letzten Jahrhunderte, mit der er sich besonders beschäftigte, und der er seine Mußestunden widmete; später wandte er sich zur Kirchengeschichte uno zur Theologie überhaupt und wir erhalten aus seinem Briefwechsel, den ec mit dem dän. geh. Lega tions- und Cvnferenz-Rath Rist, Neander, Schleiermacher, Twc- sten, Fr. Schlegel, A. Müller, Kistemaker ic- unterhielt, herrliche Bruchstücke und S. 103 u. f. bringt ein Selbstbckenntniß, auf das besonders aufmerksam gemacht sei. Dieser Briefwechsel mußte ihn für die Kämpfe entschädigen, welche er in Gotha, wo Brctschneidcr's Rationalismus tiefe Wurzeln geschlagen hatte, bestehen mußte. Wiederholte Ausflüge unterbrachen diese Beschäftigung zeitweilig, führten ihn aber andererseils,mitden hervorragendsten Persönlichkei ten zusammen, zu alten Bekanntschaften gesellten sich neue, wie E. M. Arndt- In Frankfurt a. M- gerietk P. sogar in diplomatische Kreise und verkehrte er mit Stein- — Nach Carolinens Tode war die eigentliche Seelen- und Gemüthsruhe nie mehr ganz bei P- eingekehrt, er fühlte wohl, daß er diese nur in einer neuen Lebens- freundin, an die er sich mit ganzer Seele anschlösse, sinven würde. In der Schwester eines seiner Schwiegersöhne, der verw- Charlotte Hornbostel, glaubte er die zu finden, die seiner Caroline Stelle in seinem Herzen einnehmen könne, und am 13. Mai 1826 verehelichte er sich inil ihr. Die neue Ehe wurde ihm eine ungeahnte Glück- und Segensquelle. Bald nach der Hochzeit war er genöthigt, wegen eines Stiefsohnes nach Ems zu gehen und von hier aus machte er vielfache Exkursionen in die Umgegend, so nach Coblcnz, um den General Pfuel zu besuchen; nach Nassau zu Stein; über die Unter redung mit diesem erhallen wir interessante Mittheilungen. Unter anderm äußerte Stein: Das Scinige thun, auf Gott vertrauen und abwarten, das sei die Sache. Gott leite die Well und ohne ihn seien die Menschen nichts. Als er 1777 von der Universität gekommen und insLeben eingetreten sei, hätten viele tüchtige, aber ungeduldige Leute geglaubt, daß die europäischeWelt a» den großen Armeen und an der schlechten Verwaltung zu Grunde gehen würde; später habe man von der französischen Revolution und von der Napoleonischen Herrschaft das Ende der Dinge erwartet; jetzt glaubten die Einen, daß sie an dem monarchischen Princip und an der heiligen Alliance, an Metternich und Gentz, die Anderen, daß sie an dem Liberalismus zu Grunde gehen würde, aber die Welt werde bestehen trotz Metter nich und Gentz und trotz aller Liberalen. — Gleichzeitig war auch Börne in EmS, mit dem P. jedoch nicht verkehrte; in nähern fol genreichen Umgang trat er jedoch mit Umbreit. Im Decbr- 1826 hatte P. den großen Schmerz, seinen lieben Besser durch den Tod zu verlieren; es wird uns hier ein lebensvolles Bild dieses trefflichen Freundes hingestelll. 1798 war Besser als Theilhaber in das Geschäft cingetreten, volle 22 Jahre hakten Beide alle Leiden und Freuden, kurz Alles gemeinschaftlich getragen; ein Societäts- vertrag war nicht gemacht worden, und die geschäftliche Trennung geschah auf das freundlichste in jeder Beziehung; daß bei solchem Verhältniß dieser Tod unfern P. sehr schwer berührte, dürfen wir glauben. Auch nach der Trennung besuchten sie sich gegenseitig und außerdem war zwischen beiden der lebhafteste briefliche Verkehr, und die Zahl der von Beiden zwischen Ostern 1822 bis Weihnach ten 1826 geschriebenen Briefe beträgt gegen 600. Der diese Zeit umfassende Abschnitt des 6. Buches schließt mit dem Bericht über das neue Freundschaftsbündniß mit Hen und Berichte über die im Herbst 1829 unternommene Reise nach Bonn. Der folgende Abschnitt „Perthes theologischer Verlag von 1822 —1830" hat für den Buchhändler das höchste Interesse. Wir ersehen aus den gemachten Mittheilungen, daß P. es war, auf dessen Anregung eines der wichtigsten theokdg. Werke: „Neander'S 309*
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