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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1855
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1855
- Sprache
- Deutsch
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1797 1855.^ Fremdwort bcibchalten, cils solch eine sinnlose und verdrehte Ver deutschung vornehmen zu wollen, der noch dazu ein hebräischer Be griff zu Grunde läge. Will man sich etwa die vergebliche Mühe geben, das Wort Ksntlemsn zu verdeutschen? Etwa fünf bis sechs deutsche Wörter zusammcngenommen würden dasjenige wiedcrge- ben, was in jenem Worte liegt. Man hat versucht, das Wort 6ent- lewsn durch Ehrenmann wicderzugeben, allein ich werde gleich Nach weisen, wie wenig dieser Ausdruck dem Worte Kontlemun in seinem ganzen Umfange entspricht. Auf den prachtvollen Paffagierdampf- I schiffen des Hudson, der Seen, des Ohio und Mississippi rc., die, bei- j läufig gesagt, die Dampfschiffe auf dem Rheine und auf der Donau, ^ was Eleganz, Räumlichkeit und zweckmäßige Einrichtung anbetrifft, bei Weitem übertrcffen, während die amerikanischen Eisenbahnen den deutschen in jeder Beziehung nachstehen, werden die Reisenden ^ in laäies und Kentleme», und mon und vvomon cingetheilt. Ist das Abendmahl fertig, so kommt der Aufseher des Dampfschiffes auf das Verdeck und sagt: Iseiies und Kentlomon, supper is rsaiH. Die men und >vumen im Zwischendeck haben sich bei der Einschiffung gewöhn lich etwas Mundvorrath in die Tasche gesteckt und verzehren ihn ex manu. Wird es nun einem vernünftigen Menschen einfallen, Leute, die anscheinend wohlhabend sind und sich einigermaßen zu benehmen wissen, blos deswegen Ehrenmänner zu nennen? Giebt es nicht heutzutage eine Menge gebildeter Proletarier? Doch ich schweife von meinem Thema ab und komme auf das Wort Iraäo- «sie zurück. Das Wort Irnäs-salo gehört zu den unübersetzbaren Ausdrücken der englischen Sprache. Für trrxis haben wir das Wort Handel und für salo Verkauf, aber für beide Wörter, in eins ver schmolzen, haben wir keinen entsprechenden Ausdruck, und zwar schon deswegen, weil der Begriff unserer Art und Weise, den Buch handel zu betreiben, ein durchaus fremder ist. Das Wort Bücher- auction umfaßt einen zu allgemeinen Begriff, und trifft durchaus nicht den Nagel auf den Kopf. In dem sonst trefflichen Wörterbuchs von Ellwell wird das Wort fälschlich durch Gewerbcauction gegeben, während in dem Wörterbuche von Webster, jetzt die erste Autorität für die Völker englischer Zunge, das Wort folgendermaßen desinirt wird: uuotion kor und b^- booksoller«. Es ist in der Thal zu be dauern, daß wir nicht ein ähnliches Wörterbuch, wie das ausgezeich nete von Webster, zu einem solch mäßigen Umfange und solch billi gem Preise in unserer Sprache besitzen. Die Definitionen, die einem jeden Worte beigefügt sind, sind in der Thal höchst scharfsinnig, während die Gebrüder Grimm, von deren Wörterbuche man sich so viel versprochen hatte, sehr wenige eigentliche Definitionen geben, sondern nur anfühccn, in welchem Zusammenhänge ein Wort ge braucht wird, woher es stammt u. s. w. Die Irsdo-ssles sind Auktionen von Büchern, welche von Buchhändlern für Buchhändler durch Vermittlung eines Dritten gehalten werden, und man wird es nach oben Gesagtem erklärlich finden, wenn ich mich im Verlaufe dieses Aufsatzes dieses fremden Wortes bediene. Ursprünglich in England entstanden, wurden sie, wie so manches Englische, auf den Boden dieses jugendlichen Lan des verpflanzt, und der junge Baum hat Wurzel geschlagen und trägt Blüthen und Blätter, doch ist das englische System auf dieser Seite des atlantischen Oceans durchaus geändert worden. Es würde mich hier zu weit führen, auch eine Beschreibung der englischen Irsdv-sslos zu geben. Zwei Mal im Jahre nimmt eine große Anzahl von Buchhändlern in allen Theilen der Union, und selbst in Canada, den Wanderstab in die Hand, sagt auf kurze Zeit Weib und Kind vsie, und zieht gen New-Vork, Philadelphia und Cincinnati, allwo im März und September eines jeden Jahres regelmäßig Irgde-sales abgehalten werden. In Boston, dem amerikanischen Athen, finden zwar große Bücher-Auclionen statt, allein periodisch wiederkehrende Irsäo-ssles werden dort nicht gehalten, ebensowenig wie in Saint Louis, Baltimore oder Ncw-Orlcans- Die meisten Verleger geben eine Anzahl ihrer Verlagswerke, die natürlich je nach der Ab- satzfähigkcit mehr oder weniger groß ist, in die Irade-sales, und selbst die Cotta's, die Brockhaus', die Vicwcg's, die Hahn's, die Wigand's, die Gerold's, die Tauchnitz', die Tcubncr's, die Perthes', die Reimec'S Amerika's machen hiervon keine Ausnahme. Die bedeutendsten und geachtetsten Häuser, ich erwähne nur Harper und Brothers, D. Ap pleton ck Co. in New-Pork, Blanchard ck Lea, Lindsay ck Blakiston, I. B. Lippincott L Co., E. H. Butler L Co. in Philadelphia, Little, Brown L Co-, John P. Jewett ck Co., Phillips, Sampson ck Co. in Boston, H. W. Derby in Cincinnati u. s. w. u. s. w. schließen sich den I^de-sslos an. Elegant gedruckte Kataloge, die übrigens diesen Herbst nicht ganz so dickleibig sind, als die früheren, werden 5 bis 6 Wochen vor Anfang des Verkaufs über das ganze Land verbreitet. Der Katalog der 45. Philadelphia-Ir-ido-saie hat 288 Seiten, der von Bangs, Brother ck Co. in New-Vork herausgege bene 62. Katalog der New-Dorker Irsds-suls 181 Seiten, der der piiblislwr's assovistion (Verlegervereins) in New Vork, deren Ver käufe ebenfalls durch Bangs, Brother L Co. geleitet werden, zählt 288 Seiten, und endlich der Cincinnati-lrads-ssIe-Katalog 180 psginae. Die New-Vorkcr und Philadelphia-lradv-sules concurriren stark mit einander und dürften einander wenig nachgeben; daß New-Vork bei einer Bevölkerung von 600,000 und Philadelphia bei einer Bevölkerung von 500,000 Seelen, Cincinnati, welches blos 175,000 Einwohner zählt und eine bedeutend jüngere Stadt ist, in dieser Beziehung übertreffen, versteht sich wohl von selbst. Die nachstehenden Regulationen der Philadelphia-Ir-ido-suies übersetze ich aus dem von M. Thomas L Sons ausgegebenen Kataloge*): 1) Beiträge zum Verkaufe sollen aus Quantitäten von keinem geringeren Werthc als 25 Dollars pr. Linie zu I'etail- Prcisen bestehen. 2) Die ganze Anzahl der Bücher, die verkauft werden soll, soll l im Kataloge angezeigt werden, und alle auf diese Weise angezeigtcn Bücher müssen verkauft werden, ohne Vermehrung und Verminde rung, und keine Factur soll eine Veränderung erleiden, wenn dieselbe nicht in einem zweiten Katalog angezeigt wird, der am ersten Tage des Verkaufs erscheint. 3) Kein Quantum von einem geringer« Werthe als fünf Dol lars zu Ladenpreisen wird abgegeben (ausgenommen in^dem Falle, daß Bücher übrig bleiben). 4) Alle Bücher, die zum Verkaufe jkommcn sollen, müssen in den Händen der Versteigerer innerhalb zehn Tagen nacb dem An fänge des Verkaufs sich befinden. 5) Nachdem das Verlangen des zuerst Bietenden befriedigt ist, soll irgend Jemand, der den Rest zu haben wünscht, den Vorzug vor denjenigen haben, welche kleinere Quantitäten verlangen. Wer den Reste (balsnces) zum zweiten Male zur Concurrenz angeboren, so soll die Anzahl verdoppelt, zum dritten Male vervierfacht werden u. s. w., bis Alles verkauft ist. 6) Nur Buchhändlern ist es gestattet, zu steigern oder Käufer bei den Irsde-saies zu werden. Anm. Dieser Passus ist in den Katalogen früherer Jahre nicht enthalten. Allein der Umstand, daß von vielen Seiten Klagen laut wurden, daß Private auf diese Weise in den Besitz von Büchern zu Buchhändler-Netto-Preisen kämen, hat die Unternehmer der Rrucle- sales vermocht, diesen Paragraphen cinzuschaltcn. Viele Buchhändler hatten gedroht, die Il-aile-sales nicht mehr zu besuchen, wenn dieses Unwesen nicht aufhdren würde, ll'est psrtout cvmme cl»-r nous! *) Um den Sinn des Originals möglichst getreu wiederzugeben, habe ich das Nachfolgende wortgetreu übersetzt, und selbst Wendungen beibehalten, die sonst in unserer Sprache nicht üblich sind.
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