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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1920
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- Deutsch
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I. Im Kunstgewerbe des Buchdrucks sind seine Einflüsse verheerend gewesen, seine Erfolge lächerlich gering zu nennen. Vor allem ist kein einziger wahrhaft neuartiger Ausdruck zu buchen, es sei denn die geradezu chaotische Schriftvermischung, eine matzlose, als Formzertrümmerung aufzufassende Sperrung der Worte und Zeilen und ein Geschlinge von Bogen« und Schlangenzeilen aller Art, doch — auch solches gab es schon in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Genau wie die Expressionisten in der Malerei oft keine Ahnung von der Technik des Malens mehr zu haben scheinen, sich über die Gesetze der Perspektive, der Beleuchtung, des natürlichen Wachstums hinwegsetzen, so tun dies die -Neuerer» auf dem Gebiete des Buchdrucks in ihrer Art. Alle Errungenschaften der Moderne gibt man preis. Die Schrifteinheitlichkeit des Druckwerks opfert man zugunsten einer sinnlosen Schriftklitterung, man lockert (sperrt) die Beschriftung einer ganzen Arbeit mit einer Gleichmätzigkeit, datz man sich «igenilich wundern mutz, wenn es heute noch keine Schriften gibt, deren Buchstaben rechts und links ein halbes oder ganzes Geviert Fleisch angegossen besitzen. Die »Atomisierung» des Aufdrucks scheint vielen ein erstrebenswertes Ziel zu sein. Glück licherweise scheitert das ungehemmte Umsichgreifen solcher Aus wüchse an dem unbeirrbaren Schönheitsempsinden der berufenen Führer, an dem gesunden Urteil vieler Auftraggeber und an dem durch Jahrzehnte in Fühlung mit wahrhaftem Können gestählten, sicheren Geschmack vieler unserer Verleger. Der Buchhändler, der an dem hohen Stande des Buchgewerbes ein erhebliches Verdienst hat, der in nicht wenigen Fällen in typographischen Din gen selbst Künstler wurde, erkenne die Gefahr, die in der soeben gekennzeichneten Ausdrucksweise der Buchkunst droht, und er wehre sich gegen die durch nichts gerecht fertigte Schriftvermischung, er denke daran, datz man die Einheitlichkeit der Beschriftung um die Jahrhundert wende als erstrebenswertestes Ziel betrachtete, er wehre sich gegen übermäßiges und übertriebenes Aus einanderzerren der Worte, weil damit nicht allein jede, aber auch jede Schrift in ihrer Eigenart verwässert, sondern zugleich die Leserlichkeit außerordentlich herabgemindert wird. Kraftvolle sog. -fette» Schriften (beliebt ist eine abscheulich fette Aldine, die in die Zeugkiste gehört) verlieren ganz besonders unter dem Sperren; man kann es zuweilen einfach nicht be greifen, wie man so offensichtliche und durchaus nicht beabsich tigte Folgeerscheinungen völlig zu übersehen vermag. Was oft zur Rechtfertigung dieser üblen Modetorheit gesagt wird, ist nichts als öde Begriffsmünzfälscherei., Die Bogenzeile wirkt, als Kopfzeile verwendet, in maßvollem Schwünge gefällig. Mehrere Bogenzeilen oder solche in Schlangenformen wirken nnschön und verteuern jede Satzarbeit um ein Beträchtliches. Geschriebene Schriften mit kühnen Schwüngen und Aus läufern, Negativzeilen, sowie Zierschriflen vielgestaltigster Art erfreuen sich gleichfalls öfteren Gebrauchs. t>. Das Kunstmiitel des Schmuckes. Der Buchkünstler ebenso wie der Buchdrucker wird sich des ornamentalen Schmuckes seiner Druckarbeiten mit Vorsicht be dienen müssen. Wenn es auch keines besonderen Matzes an Verständnis bedarf, um zu erkennen, wo Schmuck geradezu Er fordernis ist, wo man auf Ornamente verzichten kann und wo solche direkt fehl am Platze sind, so gehört doch ein weit größeres Verständnis für den Sül und Charakier des Ornaments und ein nicht minderes für das rein Technische des Ornamentierens hinzu, wenn Schönes entstehen soll. Die gebräuchlichste Anord nung des Ornaments ist jene als Re! h eno rn am en i. Das Prinzip der Reihung kommt zum Ausdruck, wenn man gleiche Ornamentstückchen nebeneinanderstellt resp. durch enge Zwischen räume trennt (einfache Reihung), oder indem man verschieden gestaltete Stücke abwechselnd zeigt (rhythmische Reihung). Wer den die Zwischenräume zwischen den einzelnen Stücken zu weit, erreichen oder überschreiten sie die Breite der einzelnen Stücke, so geht der Zusammenhang verloren, und das Ganze verdient nicht mehr den Namen einer Einfassung oder Bord«. Einfas. sungen können durch Begleitlinien (auf einer oder auf beiden Teilen) fester zusammengefügt werden, schmale Punktlinien oder begleitende Zierrändchen verbreitern und bereichern die beschrie benen Reihenornamente, sie geben dem Ganzen im Gegensatz zur glatten Linie ein bewegteres Aussehen. Da derartiger Rahmen schmuck stets etwas Alltägliches zur Schau trägt, so stattet man vielfach die Ecken reicher aus, bringt Sterne, Streublumen u. dgl. freischwebend in den Ecken an und nimmt damit den rechteckigen Rahmengebilden das Eintönige. Man setzt heute mit Vorliebe autzen an solche Rahmen spitzenartige Ornamente an, da allzu glatte Formen oder Ränder dem heutigen Geschmack nicht ent sprechen. Schildformen (sog. Kartuschen), Kopf- und Fuß- leisten bilden weitere Schmuckmittel. Sie müssen in ihrem Ausbau konstruktiv richtig sein; bestehen sie aus mehreren Orna mentteilen, dann mutz man unbedingt das Gefühl haben, datz sich diese Teil« folgerichtig aneinanderschließen. Fehlt diese or ganische Zusammengehörigkeit (unser Gefühl sagt uns dies ganz deutlich), dann würde der Zweck des Schmückens nicht restlos erfüllt sein und der erzielte Eindruck keinesfalls befriedigen. Der Buchhändler darf fordern, daß der Buchdrucker diesen Mangel beseitigt oder, falls die in der Einfassungsserie vorhandenen Siücke keine bessere Lösung gestatten, eine andere Kombinations- Einfassung zu Hilfe genommen wird. Bei einigem Geschick und etwas Phantasie wird der Buchdrucker ohne Schwierigkeiten den ornamentalen Schmuck der Druckarbeit interessant und anmutig zugleich zu gestalten vermögen. c. Die Farbe als Kunstmittel. Datz die Farbe nicht allein dem Zwecke der Kennzeichnung (Unterscheidungsfarben), der Anpassung und damit dem Zwecke des Schutzes (Schutzfarben), der Hervorhebung (Werbefarben) usw. dient, sondern in weit ausgedehnterem Maße als Schmuck mittel, also dem Zwecke des Verschönens gilt^ bedarf keiner weiteren Erläuterung. Sowohl die Papierfarbe als auch jene des Aufdrucks kann beim Druckwerk diesem Zwecke, dienstbar gemacht werden. Dann ist es freilich nötig, datz die Farbe nicht allein schmückt, sondern zugleich die Form und die Beschriftung unterstützt, sie gegebenenfalls unterstreicht, keinesfalls aber ihre Wirksamkeit herabmindert. So wäre es völlig verfehlt, außer der eigentlichen Hauptzeile (etwa dem Schlagwort), die man farbig zum Blickfang stempelte, noch weitere Teile des Textes oder die Umrandung aus Gründen größerer Schmuckwirkung in ebenderselben Farbe drucken zu wollen. In diesem Falle würde die Druckarbeit vielleicht einen reichen (unter Umständen aber zugleich unruhigen) Eindruck machen; die Aufmerksamkeit wäre aber geteilt und nicht auf den eigentlichen Blickfang, nämlich die Hauptzeile beschränkt geblieben. Damit zeigt sich, daß es nicht möglich ist, mit ein und derselben Farbe mehrere Absichten zu gleich erfolgreich zu verwirklichen. Dient die Farbe der Hervor hebung, dann suche man nicht, sie zugleich als Schmuckmittel zu verwenden. Der Rand, in schöner lebhafter Farbe gedruckt, schmückt und hebt die Wirkung, der farbenprächtige Initial gibt der Buchseite nicht selten einen eigenen Reiz; Papierfarbe und Druckfarbe vermögen, wenn sie im richtigen harmonischen Ver hältnis zueinander stehen, edelste Schmuckwirkung zu erzielen, und so ließen sich noch viele Fälle anführen, wo die Farbe sich als Kunstmittel trefflich eignet. Der Umgang mit den Farben ist nicht leicht, es will nicht recht zur hochentwickelten Kultur unseres Jahrhunderts Passen, datz man sich auf glückliche Zu fallsfunde (wie sich solche beim Anfertigen sog. Probeabzüge oder Andrucke zumeist vorfinden) verläßt. Die verstandesmäßige Schaffung von Farbharmonien ist aber heute ohne Schwierig keiten möglich dank der erfolgreichen Forscherarbeit eines Ost wald. Das Gebiet der Farbe ist freilich ein zu ausgedehntes und durchaus noch nicht restlos erforschtes. ES hietze der Ar beitskraft des Buchhändlers etwas reichlich viel zumuten, wollte man von ihm eine wenn auch nur oberflächliche Beherrschung dieser Materie fordern. Der Fragenkomplex, der die wissen schaftlichen Grundlagen der Farbenlehre, die Ästhetik der Far benkombinationen und endlich die Praxis der Farbengebung und des Farbendrucks behandelt, ist «in ungeheurer; zu ihm gehört auch die Kenntnis der Symbol-, Partei-, Landes-, Kirchen, und anderer Farben. In einem ausführlichen späteren Artikel wird 13SZ
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