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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. IlMMlMM «»mm lIMIIMII «immimvmvmmmmmi vv»«>t«»vtl tllvlvtvl <Fi° I> Ivvvlvttmvvmvülvumlmv» »vvvlvvvvvvlvll»!! llVVVIVMill (Fig- 2, Dieser Augentäuschung trägt man Rechnung und hält die untere Zeile etwas schmäler, dann »erscheint« sie von gleicher Brette wie die obere. Ein weiteres Beispiel: Stellt der Setzer eine Zeile genau in die Mitte (geometrische Mitte), dann »hängt« die Zeile, d. h. sie »scheint« unter der Mitte zu stehen (Fig. 3). Man trägt diesem Umstande Rechnung, rückt sie etwas höher, und die angestrebte Wirkung ist erreicht, d. h. nun steht sie zwar nicht mehr in der Mitte (wenn man die Räume nachmißt), aber es hat den Anschein, als ob sie in der Mitte stünde (Fig. 4); dies nennt man die optische Mitte. lFig. »> <Fig. 4> Berufene sind dabei, das Gesetzmäßige für die Harmonie und Schönheit im Druckwerk aus der schier unübersehbaren Fülle der Fälle und Varianten herauszuschälen und unter Berück sichtigung der optischen Täuschungen zu fixieren. Erstes Erfordernis, wenn ein Druckwerk, ganz gleich ob Buch, Prospekt, Briefbogen, zweckentsprechend und schön sein soll, ist die richtige Schriftwahl. Jede Schrift spricht ihr« eigene Sprache. Die einfache Antiqua wirkt klar und klassisch, wie der Ausspruch eines berühmten Weisen, die Kapitale feierlich ernst, oft monumental, wie eine Grabinschrift, die Gotisch streng, kirchlich, nicht selten mönchisch, wie ein Choral, die Schwabacher kräftig, urwüchsig, wie ein derber mittelalterlicher Sinnspruch, die Fraktur leicht, bewegt, anheimelnd, wie ein deutsches Mär chen, die schwungvolle Kursiv wie ein Gedicht. Und dieser spe zifisch« Ausdruck verdichtet sich bei manchen Schriften bis zu einer Eindringlichkeit, daß der Sachverständige oft das bestimmte Gefühl hat: diese und keine andere Schrift paßt gerade für diese oder jene Veröffentlichung. Vom Buchdrucker fordert man ein sicheres Gefühl für diesen lebendigen Ausdruck der Schrift; er muß wissen, daß er für den Brieskopf des Architekten die Stein schrift oder lateinische Kapitale, für jenen des Hüttenwerkes die massige Grotesk, für den Briefkopf der Modistin die leichte, schwungvolle Kursiv oder die duftige Zierschrift, für den Kopf der deutschvölkischen Zeitschrift die Fraktur zu verwenden hat. Gesellt sich zur richtigen Schristwahl (die nicht immer restlos möglich sein wird) die rechte Gradwahl, dann ist ein Schritt weiter zum Gelingen des Druckwerkes getan. Als les barste Grade gelten Korpus und Cicero. Selbst aus Sparsam keitsgründen sollte man nicht zu kleine Schrift etwa gar ohne Durchschuß verwenden. Größere Grade wirken reich, oft Präch tig, sie sind aber anspruchsvoll; das Schriftbild nimmt den Leser oft so gefangen, daß er darüber das Lesen vergißt. In neuerer Zeit bekundet man starke Neigung für größere Grade, sie wirken auf kleinen Formaten weniger gut als auf großen, aber immer lSSL noch besse^ als mächtige Druckspiegel in winzigen Lettern. Man vermeide zuviel große Zeilen, weil eine große Zeile die Wirkung der anderen aufhebt. Schon infolge des Kontrastes tritt eine mäßig große Schriftzeile aus dem Text kräftig heraus. Zu große Überschriften wirken immer häßlich. Die Art der Gruppierung ist von Fall zu Fall verschieden, sie soll sich von selbst aus dem Text und dem Cha rakter der Drucksache ergeben. Die Gegenwart gestattet mannig- faltige Schriftgruppierungen, weil sowohl Blocksätze wie freie Gruppen Mode sind; allerdings entsprechen dem Zeitgeschmack mehr freie, luftige, lockere Schriftgruppen, also solche in Dreiecks-, Vierecks«, Ovalformen u. a. als strenge, geschlossene, monumentale Blocksätze. Der gewählte Schriftcharakter und der Wortlaut be stimmen die Formung des Satzes. Der Buchhändler erkenne die typographische Leistung des Setzers in solchen Fällen an, er helfe ihm, sein Ziel zu erreichen durch kleine, belanglose Textände rungen und zerstöre nicht durch rücksichtslose Korrekturstriche das typographische Gebilde, das der Setzer vielleicht mühevoll, aber mit Geschmack formte. Gerade im Hinblick auf die Gestaltung kunstvoller, origineller, anmutiger Schriftgruppen hat sich der tüchtige Buchdrucker meist produktiver erwiesen als der beratende Künstler. Dabei will ich die Leistungen, die typographische Ken nerschaft einzelner (ich denke da an F. H. Ehmcke, F. W. Kleukens, P. Renner u. a.) nicht herabmindern. In einem bestimmten, durchaus nicht dem Zufall zu über lassenden Verhältnis soll sodann Aufdruck und Papier größe zueinander stehen. Der Eindruck des Reichen, Prunk vollen wird erzielt, wenn die freie Papierfläche an Ausdehnung jene des Aufdrucks überragt. Beim Gebrauchsbuch möchte aus naheliegenden Gründen das Papier möglichst ausgenützt werden; hier mutz der Aufdruck die Fläche des verbleibenden unbedruckten Papiers um ein wesentliches übersteigen. Durch zahlreiche Ver suche glaube ich die idealen Verhältnisse gefunden zu haben, die zugleich die Pole nach oben und unten darstellen und weder den Gedanken an unverantwortliche Papierverschwendung noch an übertriebene Sparsamkeit auskommen lassen. Verhältnis beim Gebrauchs- buch usw. beim Luxusbuch, Kunstblatt usw. Satzgröße zur Papiergröße 5:8 3:8 bedruckte zur unbedr. Fläche 5:3 3:5 Zwischen diesen Grenzwerten sind natürlich zahlreiche andere Möglichkeiten denkbar. 4. Die typographischen Kunst mittel. Von jeher hat man sich nicht an der bloßen, wenn auch vollkommenen Zweckerfüllung des Druckwerks genügen lassen, sondern hat die typographischen Kunstmittel zu Hilfe genommen. Nun ist freilich typographische Qualität auch ohne jegliches Kunst- mittel denkbar, so vermögen eine schöne Schrift, «ine vollendete Anordnung, edle Papierräume, gediegenesPapier und vorzüglicher Druck bereits durch sich selbst zu wirken, aber schon im Hinblick auf die Leserkreise, überhaupt auf die Wünsche iwr Drucksachen verbraucher kann der Kunstmittel nicht entraten werden. Daß aber gerade diese wirkungssteigernden Elemente in zahlreichen Fällen zur typographischen Unkunst wurden und täglich werden, läßt es geraten erscheinen, die Aufmerksamkeit der Buchhändler auf sie zu lenken. a. Die Schrift als Kunstmittel. Die Schrift wird zum Kunstmittel, sobald sie verziert, schräg gestellt oder gebogen, stark gesperrt oder durch Schriftmischungen besonders wechselvoll gestaltet wird. In dieser Hinsicht ist in den letzten Jahren unabsehbares Unheil über die Typographie hereingebrochen. Alle Begriffe über das, was schön oder häßlich, richtig oder falsch ist, sind verwirrt. Es muß dem Expressionis mus nachgesagt werden, daß er ein Charlatantum unfähigster Zeichner und unbedeutender Maler zu Tagesgrößen stempelte, und da er sich vielfach als Revolutions- und damit als Volks kunst ausgab, er den Beifall der suggerierten Massen auch fand.
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