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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1920
- Strukturtyp
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- 1920-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1920
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- Deutsch
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«Srln,»l»tt d. DUchn. Redaktioneller Teil. Forschung arbeiten nur noch unzureichend oder sind eurge- gangen. Die Geisteswissenschaften erfordern geringere Mittel, wenn ihre Institute die nötige Ausstattung erhalten. Technik, Industrie und Volkswirlschast vermissen die Ergebnisse der For schung. Die Mehrzahl der Museen haben noch den gleichen Etat wie vor dem Kriege, die Städte Lübeck und Leipzig haben Au- kaussmitlel für ihre Museen ganz gestrichen, das Senckendergischc Museum und das Kunstgewerbemuseum in Frankfurt a. M., das Deutsche Museum für Buch und Schrift in Leipzig sind gefährdet. Eine noch nie erlebte Not bildet die Schwierigkeit des Druckes wissenschaftlicher Arbeiten. Zeitschriften von Weltruf sind einge gangen, den Akademien fehlen die Mittel zum Druck ihrer Ver- öfsentlichungen, die Rettung der groszen deutschen wissenschaft lichen Unternehmungen erfordert Millionen. Mehr als je müßten daher die Bibliolhelen der Forschung und den Forschern dienen, aber sie können es weniger als je, da die Preise für Bücher, Einband und Katalogmaterial auch sie in die größte Not gebracht haben; die Beschaffung der Auslandliteratur ist fast unmöglich geworden, sodaß wir nicht mehr wissen, was im Auslande ge arbeitet wird. Nur Bayern hat bisher großzügig die Not von seinen Bibliotheken abzuwenden versucht. De: Deutschen Bü cherei droht Gefahr, ihre Arbeit einslellen zu müssen, dieser ein zigen Stelle in Deutschland, die das deutsche Schrifttum voll ständig sammelt. Die Mahnung der bibliothekarischen Welt, gerade diese Anstalt zu erhalten, weil sie vom Buchhandel die Bücher geschenkt erhält, die die andern großen Bibliotheken nicht mehr erwerben können, und weil das vollständige Sammeln aller deutschen Bücher an einer Stelle die anderen Bibliotheken «us das glücklichste entlaste, hat beim Reiche noch kein Gehör gesunden. Die technischen Bibliotheken zu fördern, verlangt die Bedeutung der deutschen Technik in der Welt. Die Not der For schung überträgt sich auf die Forscher, denen die Mittel fehlen, sich das Arbeitsmaterial zu beschossen und Forschungsreisen zu unternehmen; die Wissenschaft kann sich daher einen tüchtigen Nachwuchs nicht mehr herauziehen. Eine »Nolgemeinschast der deutschen Wissen- schast» leitet ein großes Hrlfsunternehmen ein und will den Behörden die Dringlichkeit wirksamer Hilfe Vorhalten und für private Unterstützung werben. Sie hat beim Reiche zunächst 2V Millionen Mark beantragt, um wenigstens die allerdringendsten Bedürfnisse zu besricdigen. In der Schweiz, in Amerika und in England sind Hilfsaktionen eingeleitel, und es ist auch schon Hilfe gekommen. Aber andererseits verhindert noch der Haß, den wis senschaftlichen Verkehr mit dem Auslande wieder aufzunehmen. Auf private Unterstützung dürfen heute keine großen Hoffnungen mehr gesetzt werden. Das Reich muß selbst das lebhafteste Interesse an der Er haltung seiner Forschungsinstitute haben und sie finanziell sicher stellen, besonders seitdem es die Geldreserven der Länder an sich gezogen hat. Die Summen sind gering im Vergleich zu denen, die es für 'wirtschaftliche Zwecke ausgibt. Wir brauchen nicht nur Wirtschaft?-, sondern auch Kulturpolitik, und bei der Wiederherstellung unserer Konkurrenzfähigkeit ist die Mitarbeit der Wissenschaft unentbehrlich. Noch fester als durch die Wirt schaft sind wir durch die gemeinsame Kultur mit der Umwelt verbunden. Das Leben des Volkes ist ein Wachstum, das von innen nach außen treibt. Nicht äußerer Wohlstand allein ist die Sicherung für unsere Zukunft, sondern mehr noch die sittliche Kraft. Dringender als je brauchen wir heute eine bewußte Kul turpolitik. Die Notlage der deutschen Wissenschaft muß durch Aufwen dung großer Geldmittel behoben werden, legt aber auch der Forschung selbst die Pflicht aus, sich neu z u o r g a n i s i e r e n, wo es angebracht erscheint. Ten Luxus einer gewissen Des organisation können wir uns nicht mehr leisten. Jede Arbeit ist der Stelle zu übertragen, die die besten Vorbedingungen für sie hat, andere Ausgaben sind besser durch Zentralisierung zu lösen. Die Bibliotheken haben bereits eine Neuorganisation in Angriff genommen, die eine geregelte Arbeitsverteilung in der Beschaf fung der Bücher und Zeitschriften des In« und Auslandes und eine Zentralisierung der Katalogisierung anstrebt; die Gewäh- 1334 rung der Portofreiheit für den Leihverkehr unter den Biblio theken würde zu den wirksamsten Hilfeleistungen gehören. Tie Deutsche Bücherei soll nach wie vor das gesamte deutsche Schrift tum sammeln, die andern großen Bibliotheken sollen ihre Haupt mittel sllr die Auslandliteratur verwenden. Die Seminarbidlio- lheken müssen zugunsten der Universitätsbibliothek sich die größte Beschränkung auserlegen. Die kulturpolitisch« Zusammenarbeit ist zu sördern, um zu verhindern, daß Arbeit doppelt oder an falscher Stelle geleistet wird. Drastische Beispiele lassen sich hierfür beibringen. Parallele Zeitschriften lassen sich zu einem Einheitsunternehmen zusammensassen. Mehrere Anstalten mit denselben engbegrenzten Aufgaben nebeneinander, die ohne Rück sicht aufeinander arbeiten, bedeuten heute mehr als je eine Schädigung der Wissenschaft, eine Vergeudung an Kraft und Geld und Material. Die Wissenschaft müßte versuchen, in der Frage des Papierverbrauchs sich Einfluß zu sichern, damit nicht die Masse minderwertiger Literatur der Wissenschaft das Papier für ihre Veröffentlichungen nimmt. Die Pflege der Wissenschaft muh zu den vornehmsten Auf gaben des Reiches gehören, weil sie vor allem im Verein mit allen geistig Schassenden das uns dringend nötige Werk der inneren Bildung verrichten kann. Gerade eine demokratische Regierung sollte den Segen erkennen, der von einer Förderung der Wissenschaft und der Kultur sich auf das ganze Volk ergießt. Or. Berghoesfer, Direktor der Freiherrlich Karlvor> Rothschild scheu öffentlichen Bibliothek in Frankfurt a. M., behandelte in seinem Gegenbericht die Frage: Was können die Bibliothekare durch Selbsthilfe dazu beitragen, ihre Anstalten lei stungsfähig zu erhalten? Diese Frage deckt sich mit der anderen: Wie können auf technischem oder organisatorischem Wege Er sparnisse erzielt werden? Das wirksamste Mittel hierzu ist die Zusammenlegung verschiedener Anstalten, wie sie vorbildlich namentlich in Zürich erfolgt und auch in Deutschland bereits an verschiedenen Stel len geplant ist. Wenn mehrere Lcsesäle und Ausgabestellen ver einigt werden, wird an Arbeit, Personal und Raum gespart. Vor allem aber wird der Krebsschaden der entbehrlichen Doppelan schaffungen ausgerottet. Beim Psrsonaletat kann hauptsächlich dadurch gespart werden, daß das Zahlenverhältnis der höheren und der mittleren Beamten zugunsten der letzteren verschoben wird. Noch immer werden an vielen Bibliotheken zahlreiche Arbeiten subalterner Art von wissenschaftlich vorgebildelen Beamten ausgeführt, ein Verfahren, das die Berussfreudigkeit beeinträchtigt und in wirt schaftlicher Beziehung eine Verschwendung ist. Auf jeden Aka demiker sollten l—2 mittlere Beamte kommen. Akademiker sind in der Hauptsache nur für die Anschaffungen, die literarische Aus kunft und -- mit gewissen Einschränkungen — für die Katalogi sierung erforderlich. Wie die mittleren, sind aber auch die un teren Beamten in weiteren Grenzen verwendbar, als es bisher üblich ist. In der Frage der Ausbildung der mittleren Beamten trat der Berichterstatter im Gegensatz zu der preußischen Prufuugs- ordnung dafür ein, daß die Vorbereitung für wissenschaftliche und für volkstümliche Bibliotheken getrennt und für den mittleren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken eine längere praktische Schulung gefordert werde. Ohne einen zweijährigen Vorberei tungsdienst kann die erforderliche Zuverlässigkeit und Selbstän digkeit nicht erreicht werden. Der Selbständigkeit bedürfen na mentlich die an kleinen Fach- und Handbibliotheken angestcllten mittleren Beamten, die häufig Vorgesetzte ohne bibliothekarische Fachkenntnisse haben. Beim Sachetat können Ersparnisse erzielt werden, wenn! verschiedene Bibliotheken sich über eine scharfe Abgrenzung ihrer Sammelgebiete einigen. Dies gilt zunächst für Bibliotheken am j nämlichen Ort, die aus irgendwelchen Gründen nicht zusammen gelegt werden können. Es gilt aber nicht weniger für Biblio theken verschiedener Orte. Ein guter Anfang ist hier die preußische I Bestimmung, nach der in Bonn romanische und niederländische.
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