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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1883
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- Erscheinungsdatum
- 17.01.1883
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- Deutsch
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228 Nichtamtlicher Theil. .U 13, 17. Januar. persönlich befreundeten Professor Gros, auf den Hohenasperg abführen. Es bedurfte des energischen Einschreitens der Preußi schen Regierung, um Gros' Befreiung zu erwirken. Aber auch Cotta selbst war in unmittelbarer Gefahr. Acngstlich erkundigte sich Schiller (6. September 1804) nach der Sicherheit Cotta's: „Beruhigen Sie mich doch recht bald, thenrer Freund, daß andere Personen (als Gros), die mich noch näher interessiren, nichts zu befürchten haben!" In der That hatte Cotta bereits sich zur Flucht gerüstet. „Aber nun", schreibt er am 12. September an Schiller, „hat sich der Sturm gelegt und ich kann ruhig bei den Meinigen bleiben." Charakteristisch für Cotta's damalige Stimmung ist sein Ausruf im Briefe an Schiller vom 31. August 1804: „Hier das Ende Ihres unsterblichen Teils — da lebten noch Männer!" . .. . Cotta's praktische Rathschläge drangen damals nicht durch; als aber nach dem Regierungsantritte König Wilhelm's und dem Sturze des liberalen Wangenheim die Stände schließlich zur An nahme einer viel ungenügenderen Verfassung, als die früher ange botene war, sich genöthigt sahen, da mußten selbst Cotta's Gegner die Richtigkeit und patriotische Weisheit seines Verhaltens aner kennen. Die früheren Gegner traten 1819 an seine Seite; von 1824 bis 1831 war er Vicepräsident der Kammer und erhielt so die glänzendste Entschädigung für die ungerechten früheren Angriffe. Von 1820 an war er als ritterschaftlicher Abgeordneter des Schwarzwaldkreises Mitglied der württembergischenKammer. Seine politische Thätigkeit war aber nicht auf die Wirksamkeit des Depu tieren beschränkt. Schon auf dem Wiener Congreß suchte er, freilich vergeblich, für die Rechte des deutschen Buchhandels zu wirken. In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre aber begann eine neue ebenso schwierige als ehrenvolle Thätigkeit. Unter den Gründern des deutschen Zollvereins nimmt Johann Friedrich Cotta eine her vorragende Slelle ein. Nachdem er schon 1817 den alten Adel seines Geschlechtes (ein kaiserlicher Wappenbrief vom 24. August 1420 ertheilt dem Eisenacher Bürger Bonaventura Cotta die Turnier- und sonstige Adelsberechtigung) in Württemberg aufs neue anerkennen ließ*), wurde ihm am 4. September 1822 vom Könige von Bayern die erbliche Freiherrnwürde „als eines einziehenden achtbaren Staats bürgers Ehrengeschenk" ertheilt. Mit dem Vertrauen beider Höfe beehrt, war er die geeignetste Persönlichkeit, die Zollverhandlungen zwischen Bayern und Württemberg zu einem erfreulichen Abschlüsse zu bringen (1828). Zuerst zu vertraulichen Besprechungen, dann als anerkannter Bevollmächtigter Bayerns und Württembergs ging er, der schon seit 1817 den Titel eines preußischen Geheimen Hof raths führte, nach Berlin, auch dort die Zollverhandlungen zu leiten. Cotta's Bemühungen ist es nicht in letzter Linie zu ver danken, daß am 27. Mai 1829 Preußen und Hessen-Darmstadt den Zollverein mit Bayern und Württemberg abschlossen. „Ich erkenne es ganz", dies sind die Worte des bayerischen Ministers Grafen von Armansperg, „wie sehr durch Cotta's unermüdliche Bestrebungen, das gute Werk einzuleiten und zu beendigen, dasselbe gefördert worden ist. Ich habe seinem offenen und redlichen Charakter immer volles Vertrauen gewähren können und alle Verhandlungen haben dadurch und durch seine vermittelnden Eigenschaften hauptsächlich gewonnen." Nimmt Cotta durch diese Thätigkeit eine rühmliche Stelle in der allgemeinen deutschen Geschichte ein, so hat er sich bei einer anderen Gelegenheit die größten Verdienste um sein engeres Vater land erworben. Als im Jahre 1817 infolge mehrerer Mißernten *) Die Worte, welche er bei ähnlicher Gelegenheit an Schiller ge richtet (9. Dec. 1802), durften wohl auch auf ihn selbst angewendet werden: „Es ist eine seltene Erscheinung, daß das Diplom durch Den geadelt wird, dem es ertheilt wurde!" eine allgemeine Noth im Lande entstand, da war er es, der mit Rath und That au die Spitze aller Wohlthätigkeitsanstalten trat. Veranlaßt durch seinen „bekannten Eifer für das Wohl seiner Mit menschen", wandte sich die edle Königin Katharina von Württemberg, eine russische Großfürstin, an Cotta, ihr in der Linderung des herrschenden Elends Beistand zu leisten. Er bereiste nun das Land, um durch eigene Anschauung die Verhältnisse kennen zu lernen und die zweckmäßigsten Heilmittel ergreifen zu können. Er wurde stän diges Mitglied der Centralstelle für Wohlthätigkeit und wirkte bei der von der Königin errichteten Sparcasse für das ärmere Volk thätig mit. Das schöne Verhältniß, in welches er infolge des gemeinsamen edlen Wirkens zu der von ihm hochverehrten Königin trat, benützte er dann auch, um durch ihren Einfluß dem Sohne Schiller's eine Anstellung in Württemberg zu verschaffen. Wahrlich, je näher man Cotta's verschiedenartige Thätigkeit betrachtet, mit um so größerer Hochachtung wird man erfüllt gegen über einem so überreichen segensvollen Menschenleben! Seiner Liebe zur Kunst genügte er durch Reisen nach Italien und Gründung der Literarisch-artistischen Anstalt in München (1827). Die Einführung und Regelung der Dampfschifffahrt auf Donau, Main, Oberrhein und am Bodensee hat er bewerkstelligt. Die bayerische Hypothek- und Wechselbank in München wurde nach seinem genau detaillirtcn Plane ins Leben gerufen. Daneben fand er aber doch auch Zeit, seine ausgedehnten Besitzungen in Bayern und Württemberg nicht nur zu verwalten, sondern auch in jeder Beziehung zu verbessern. Was er z. B. für Veredelung der Schafzucht gethan, erwirbt ihm eine dauernde Anerkennung in der Geschichte der süddeutschen Land- wirthschaft. Das noch heute bestehende „Polytechnische Journal", das so manchen unmittelbar praktischen Nutzen gebracht, hat er ge gründet. Doch ist dies nur eine der vielen literarischen Unter nehmungen, die er ins Leben gerufen. Geschäftsmann durch und durch, ist er doch nie einseitig im Geschäfte aufgegangen. Er wußte nicht minder als Diplomat an Höfen wie als Buchhändler auf der Leipziger Messe, im Verkehre mit Ministern wie mit Dichtern und Gelehrten sich geltend zu machen. Als Goethe 1797 auf seiner Reise in die Schweiz bei Cotta in Tübingen einkehrte, Gast im selben Hause, in dem siebzig Jahre vorher Haller als Student gewohnt hatte, da faßte er sein Urtheil über Johann Friedrich Cotta in die Worte zusammen: „Je näher ich Cotta kenne, desto besser gefällt er mir; für einen Mann von strebender Denkart und unternehmender Handlungsweise hat er so viel Mäßiges, Sanftes und Gefaßtes, so viel Klarheit und Beharr lichkeit, daß er mir eine seltene Erscheinung ist." Johann Friedrich Cotta erinnert uns an die deutschen Patrizier früherer Jahrhunderte, die stolzen in Handel und Politik wohlbewanderten Herren der freien Reichs- und Hansestädte. Eine Erscheinung wie die seinige gibt uns die Bürgschaft, daß die alten Tugenden des edlen deutschen Handelsmannes wohl verschieden nach der Art des Jahrhunderts sich zeigen, aber nimmer aussterben. Darum verlohnt es sich wohl, eines solchen Mannes an seinem fünf zigsten Todestage (29. Dec. 1832) zu gedenken, des vierten Mannes in Schiller's unvergleichlichem Freundeskreise, von dem Shakespeare's Bezeichnung in der That gelten mag: ein königlicher Kaufmann! Miscellrn. Preisausschreiben. — Der unter dem Protectorat des Großherzogs von Sachsen und des Prinzen Georg von Preußen stehende „Verein für Deutsche Literatur" (gegründet 1873) hat, in dem Bestreben, den Literaturfreunden immer Gediegeneres in allen denjenigen Disciplinen darzubieten, die dem Ziel und Streben einer Nationalliteratur in umfassenderem Sinne ent sprechen, drei Preise, von 4000, 3000 und 2000 Mark, aus-
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