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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1878
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- Deutsch
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1, 2. Januar. Nichtamtlicher Theil. 5 Mit dem Regierungsantritte Alexander's erfuhr auch die Cen- fur eine Umgestaltung in liberalem Sinne. Aber das war von kur zem Bestände. Einzelne Ausschreitungen der Presse riefen bald wieder eine Reaction hervor. Im April 1865 wurde die Präventiv- Censur für die Zeitungen der beiden Residenzstädte Moskau und Peters burg aufgehoben. An ihre Stelle trat das System der Verwarnungen. Die censurfreien Blätter haben eine hohe Caution zu hinterlegen und sind direct der Ober-Preß-Verwaltung unterstellt, welche zu zweimaliger Verwarnung berechtigt ist. Beim dritten Verwarnungs fall tritt eine Suspension des Blattes auf drei Monate ein. Diese Fatalität passirte dem Golos just beim Ausbruch des Krieges. Daß diese Freiheit nur eine Schcinsreiheit ist, liegt auf der Hand. Es ist damit das Gewicht der Verantwortlichkeit auf das Haupt des Redak teurs gewälzt, während früher die Censur den größten Theil der Verantwortlichkeit trug. In gleichem Verhältniß ist natürlich die Aengstlichkeit und Zurückhaltung der Redacteure gewachsen, da im mer das Damokles-Schwert der Verwarnung über ihnen schwebt. Doch ich verweise zur näheren Kenntnißnahme dieses Kampfes zwi schen Presse und Censur noch einmal nachdrücklich auf den citirten Meyer'schen Artikel. In seinem „Neuland" entwirft Turgenjew das grandiose Bild seines Vaterlandes, das, die Füße an den Kaukasus gestemmt, das Haupt an den Pol gelehnt, mit dem Schnapsglase in der Hand, fest und tief schlafe. Und daß diesen Schlaf nichts störe, und daß das Er wachen noch in weiter Ferne sei, dafür sorgt nicht zum geringsten die Censur. Denn dieses Erwachen wäre ihr Todesstoß. — Miscellcn. Das Jubiläum der Leipziger Buchhändler-Lehr anstalt. — Am 2. Januar 1853 — also vor nun 25 Jahren — erfolgte die Eröffnung der Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig. Mit Rücksicht darauf hat sich vor einiger Zeit ein Comitd ehe maliger Schüler dieser Anstalt gebildet, um zur Feier dieses Tages Anregung zu geben. Der Gedanke dieser Feier hat überall in den betheiligten Kreisen, bei den alten Schillern in der Nähe und Ferne die freudigste Aufnahme gefunden; eine zahlreiche persönliche Theil- nahme auch von Freunden der Anstalt ist in Aussicht gestellt worden. Das Fest beginnt am Sonnabend den 5. Januar, Abends l49 Uhr mit einer gemächlichen Vereinigung der Lehrer und ehemaligen Schüler im Trietschler'schen Salon. Sonntag, d«*»Haupttag, ver einigt Vormittags 11 Uhr die Festgenossen im großen Saale der Buchhändler-Börse zu einem Fest-Aetus, dessen einzelne Theile: Gesang der Thomaner, Begrüßung der Festversammlung durch einen der Herren Deputirten, Festrede des Direktors der Schule, Ansprache eines früheren Schülers, etwaige sonstige Ansprachen und Gesang der Thomaner bilden. Am gleichen Tage Nachmittags 2 Uhr findet das Festmahl mit Damen im großen Saale des Kaufmännischen Vereins statt, den Festtheilnehmern ist es dabei ermöglicht, auch nach dem Mahle in geselliger Weise beisammen bleiben zu können. — Um der ehemaligen Schüler Liebe und Anhänglichkeit an die Buch händler-Lehranstalt auch über diese Festfeier hinaus Ausdruck zu geben, einigte sich das Comitö für die Jubelfeier zu dem Beschlüsse, einen Fonds zu Stipendien — oder Prämienzwecken — zu gründen, für welchen Zweck auch diejenigen alten Schüler um Beiträge gebeten werden, welche verhindert sind, persönlich am Feste theilzunehmen. Das Comitö gibt sich der Hoffnung hin, daß die Beteiligung an dieser bleibenden, die alten Schüler in Liebe und Dankbarkeit einigen den Jubiläumsfeier eine rege sein wird. Die diesem Zwecke zuge dachten Gaben nimmt Hr. Gerhard Schnitze (Firma: Hermann Schultze) hier entgegen. Die Ueberreichung der sich ergebenden Summe an die Deputation oder den Direktor der Anstalt — je nach Höhe der eingegangenen Beträge — findet nach Schluß der Samm lung statt. Schon heute können wir als Beweis des Interesses der Deputation des Vereins der Leipziger Buchhändler für das Fest mittheilen, daß dieselbe dem Comitü aus freiem Antrieb die Summe von 300 M. als einen Beitrag zur Bestreitung der allgemeinen Fest kosten zur Verfügung gestellt hat, wie sic überhaupt ihre volle Teil nahme der Feierlichkeit zuwenden wird. So steht denn zu erhoffen, daß die festliche Begehung des 25jährigen Bestehens der Buch händler-Lehranstalt in Leipzig sich zu einer ebenso würdigen als all seits mit warmer Theilnahme unterstützten gestalten wird. „Zur Rabattfrage" war ein Artikel in Nr. 294 d. Bl. be titelt, der über eine unlängst stattgehabte Besprechung von Stutt garter Buchhandlungen Mittheilung machte. Wie es fast immer zu gehen pflegt, wenn man den Inhalt von stundenlangen, zwanglosen Besprechungen in wenigen Zeilen zusammcnfassen will, so ist es auch bei diesem Berichte gegangen. Es sind wenigstens die mir darin zu geschriebenen Aeußerungen theils nicht zutreffend, theils aus ihrem Zusammenhänge beim mündlichen Vortrage herausgenommen, und besagen nun nicht mehr richtig das, was ich als meine Ansicht aus gesprochen habe. Veranlaßt hierdurch beabsichtige ich, sobald ich eine ruhige Stunde dazu finde, in etwas ausführlicherer Weise meine Meinung über die, allerdings wichtigen Fragen, die in jener Ver sammlung verhandelt wurden, in diesen Blättern auszusprechen. Stuttgart, den 24. Dccember 1877. Eduard Hallbergcr. Redactionsfreuden. — Es kann nicht schaden, so schreibt das „Berliner Fremdenblatt", wenn das Publicum mitunter erfährt, was einer Zeitung alles für Zumuthungen gestellt werden, zumal einer Zeitung, wie die unsrige, die nach unzähligen Seiten hin Allen gerecht zu werden bemüht ist. Da schickt ein Buchhändler ein Buch, eins mehr zu den Hunderten, die alle durchgesehen, beurtheilt, ge würdigt und besprochen sein wollen, und sorvert eine warme Empfehlung desselben, also keine Kritik und verspricht, sobald wir ihm über die Empfehlung den Belag eingeschickt, den Betrag des Buches, für den wir belastet seien, zu streichen. Ein wie guter Mann! — Ein anderer Buchhändler schickt uns ein Feuilleton von ca. 200 Zeilen über ein Buch im Werthe von 30 M. ein und verspricht, wenn wir die Reclame abgedruckt haben, uns das Buch für ein Drittel des Preises, also zum Selbstkostenpreise, zu überlassen. Das Feuilleton, das ca. 150 M. kostet, rechnet er nicht, eine Kritik gestattet er nicht. Auch ein netter Mann! — Wegen des Trousseaus der Prinzessinnen läuft ein Reporter schon Tage lang von Laden zu Laden, wir bringen täglich lange Artikel auf unsere Kosten, die Firmen haben die Empfehlungen umsonst. Da kommt der Reporter wieder in einen Laden, um weiteren Bericht cinzuholen. „Sie haben ja nicht alles eingesetzt, was ich Ihnen gesagt habe", spricht die Dame. — „Verzeihen Sie, über die Aufnahme des Geschriebenen entscheidet die Redaction." — „Dann sage ich Ihnen nie wieder etwas, die eingewebten Namen waren die Hauptsache. Marie, be stellen Sie mal gleich das Fremdenblatt ab!" — Das haben wir davon. — Weiter. „Da war ein Mensch bei mir" tritt eine Dame in die Redaction, „bitte, ein Herr" wird sie corrigirt, und dann fährt sie fort, „der hat sich unterstanden, zu behaupten, die feinen Artikel Hütte X. geliefert, das ist nicht wahr, ich habe die feinen Sorten ge liefert u. s. w." Langer Disput über die Feinheit der Waare und über die Verpflichtung oder Nichtverpflichtung einer Zeitung, für ein Geschäft Reclame zu machen. — Kennzeichnen aber diese wenigen Thatsachen nicht den niederen Begriff eines gewissen Publicums von der Presse? Das sollte in London, Paris oder Wien Passiren!
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