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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18731217
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
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Vorwort zu der Probenummer seines Blattes geschehen ist. Es ist gut, wenn ein Mann im Gefühle seines Wissens, seiner Leistungen ein starkes Selbstbewußtsein empfindet, aber dieses kann ihn nicht berechtigen, rücksichtslos zu werden und die gewöhnlichsten Regeln der Höflichkeit außer Acht zu lassen. Wir wollen diesen Vorwurf kurz motiviren. Wer immer ein neues Unternehmen begründet, sei es aus literarischem, sei es auf industriellem Gebiete, der wird sich verpflichtet halten, im Prospecte zunächst das Bedürfniß seines Vorgehens nachzuweisen. Er wird zu zeigen versuchen, daß, was er bringt, entweder noch gar nicht vorhanden war, oder aber bestimmt ist, eine Lücke in dem Vorhandenen anszufüllen. Das ist nicht bloß convcntionelles Herkommen, es ist eine schuldige Rücksicht für das Publicum, an welches man sich mit seinem Vorhaben wendet. Von solcher Rücksicht fühlte sich bisher Niemand entbunden. Und nun Hr. Schürmaun? Vergebens suchen wir in seiner Ansprache die Motivirung sei nes Auftretens, oder ein Wort der Entschuldigung für die Vermeh rung der buchhändlerischen Fachblätter; er ignorirt sogar vollständig das eigene amtliche Organ des gleichen Standes, dessen thätiges Interesse er für sein Unternehmen in Anspruch nimmt. Wäre es nicht zum mindesten ein Act einfacher Höflichkeit gegen die Redaction des „Börsenblattes" gewesen, wenn er als dessen langjähriger Mit arbeiter derselben offen dargelegt hätte, inwiefern ihm dieses Blatt den Bedürfnissen des Buchhandels nicht mehr zu genügen scheine, so daß die Herausgabe eines Concurrenzblattes nöthig wurde? Freilich ein Concurrcnzblatt im vollen Sinne des Wortes wird das „Magazin" nicht sein. Es wird nicht ein „Organ" des Buchhandels werden, wie es das „Börsenblatt" ist, dessen Mitarbeiterschaft durch den gesamm- teu Buchhandel gebildet wird: das „Magazin" wird lediglich das Organ des Hru. Schürmann sein. Im Gefühle seiner Kraft hat er aus jede fremde Hilfe verzichtet und wird lediglich, gestützt auf seine „eigenen Vorarbeiten in den verschiedenen Diseiplinen dieses Fach zweigs und auf die jetzt schon ansehnlichen Materialien der Biblio thek des Börsenvereins" nur Originalarbciten in seinem „kritisch- instructiven" Monatsblatte bringen. Hr. Schürmann habilitirt sich also als Privatdoeent seines „Fach zweigs"; zu seinen Füßen sitzt der deutsche Buchhandel und lauscht andächtig der Rede des Gelehrten. Was wird er Vorträgen? — Er will zunächst „das Verständniß für das eigenartige Wesen des deut schen Buchhandels mehr und mehr verbreiten und tiefer begründen". „Mehr und mehr verbreiten": wohin? doch nicht in die Kreise des Publicums? Daran ist bei einem „Mvnatsblatt für den Buchhandel" nicht zu denken. Also im Buchhandel selbst. „Einestheils durch Auf klärung über seine Geschichte, seine Institutionen und Leistungen in productiver wie eommercieller Beziehung, anderntheils durch ver gleichende Darstellung des ausländischen Buchhandels" wird Ver deutsche Buchhandel sein eigenartiges Wesen besser verstehen lernen. Bedurfte es dazu eines neuen Organs? Wieviel ist über diese Dinge im „Börsenblatt" schon geschriebenworden! Es gäbcein paar hübsche Bände, wenn man alles sammeln und zusainmenstellcn wollte. Hr. Schürmann war nicht unter den Letzten, die in dieser Beziehung etwas geleistet haben; warum genügte ihm der Boden nicht mehr, auf dem er neben Anderen Anerkennung fand? Fürchtet er nicht, daß seine Arbeiten, wenn er sie allein publicirt, mit der Zeit einen ziemlich monotonen Anstrich erhalten werden? — Doch tuenden Wir rnis zu dem zweiten Punkte. Das „Magazin" soll auch „eine Quelle der Rechtsaufklärung werden, insbesondere über die Geschäfts usancen und das Verhältniß zwischen Autor und Verleger (Verlags- Vertrag Wir bezweifeln durchaus nicht, daß Hr. Schürmann mchr nls viele Andere im Stande sein wird, eine „Rcchtsaufklärung" zu gebe», aber wie nun, wenn das Recht verschiedene Auffassungen zu läßt: ist seine Ansicht dann die maßgebende? Wo ist die höhere Instanz, an die man appelliren kann? Die höhere Instanz ist die Allgemeinheit, der gesammtc Buchhandel; der Ort, wo die verschie denen Ansichten über einen streitigen Fall vorgebracht werden können, ist das „Börsenblatt". Das gilt besonders von den Geschäftsusancen; über diese wird sich der Buchhandel nicht vom Katheder herab Vor schriften machen lassen, sondern er wird sie selbst vereinbaren, wie es das Interesse der Allgemeinheit sowie der einzelnen Theile erheischt. — Drittens stellt sich das Magazin „die Ausgabe, den Buchhandel der Oeffentlichkeit und der übrigen Presse gegenüber fachjournalistisch zu vertreten". Dagegen protcstiren Ivir, falls es mehr als Phrase ist. Wer hat Hrn. Schürmann den Auftrag ertheilt, den Buchhandel der Oeffentlichkeit gegenüber zu vertreten? Besitzen wir dazu nicht schon unser eigenes Organ? Und kann Jemand unser Vertreter, unser Anwalt sein, ohne daß wir ihn dazu bestellt haben? Hr. Schürmann bespricht sodann das Ziel, welches er zu er reichen gedenkt, falls seinem Unternehmen „nicht ein zu frühes Ende bereitet wird" — ein Zusatz, der uns in wohlthucnder Weise an die Bescheidenheit anderer Leute erinnert. Wir können natürlich nichts dagegen haben, wenn Jemand das Bedürfniß fühlt, „ein Gesammt- bild des buchhändlerischen und literarischen Weltverkehrs zu entrol len"; wenn das Bild aber „eine zuverlässige Basis für die Beur- theilung der (hier) cinschlagenden Interessen und Verhältnisse schaf fen" soll, so dürfte es wohl besser in einem abgeschlossenen Werke, als in einer periodischen Zeitschrift entrollt werden. Fassen Ivir unser Urtheil zusammen, so können wir das ganze, wie Hr. Schürmann zutreffend bemerkt, „redactionell anspruchsvolle" Unternehmen nur für ein total verfehltesansehen, welchesbcreitsden Todeskeim in sich trägt ; daß dasselbe schlechthin keine Existenzberech tigung hat, glauben wir in Vorstehendem gezeigt zu haben und wol len schließlich uur noch bemerken, daß derBuchhandcljetztschon genug zu lesen hat, so daß er sich schwerlich nach neuerLectüre sehnen wird. Unbegreiflich bleibt es uns nur, daß ein Mann, der den Buchhandel so gründlich studirt hat, der alle Chancen eines Verlagsunterneh mens so genau kennt, wie Hr. Schürmann, sich selbst und de» Buch handel so stark verkennen konnte, um mit einem derartigen Unter nehmen vor die Oeffentlichkeit zu treten. Wir bedauern dies umso mehr, je höher wir bisher Hrn. Schürmann wegen seiner Leistungen geschätzt haben. Wir können unsercBetrachtuug nicht schließen, ohne noch einen kurzen Blick auf den Inhalt der Probenummer zu werfen. Man durfte erwarte», daß der Herausgeber sein Werk mit einem großen, epochemachenden Artikel inauguriren, daß er einen neuen, werth vollen Beitrag für das Verständniß des eigenartigen Wesens seines „Fachzweigs" liefern oder vielleicht ein interessantes Moment aus der Geschichte des Buchhandels zur Darstellung bringen werde. Dies ist nicht geschehen. Was Hr. Schürmann bietet, ist sorgfältig ausgearbcitet, wie wir es von ihm gewohnt sind, aber in der Haupt sache hat es nicht den Reiz der Neuheit. Was er uns im ersten Ar tikel von dem ausländischen Buchhandel erzählt, ist zwar interessant, aber viel zu skizzenhaft; in dieser Form haben wir es zum Theil schon öfter von ihm selbst gehört. — In der Besprechung des „All gemeinen Vereins für deutsche Literatur" stellt sich der Verfasser mehr auf den Standpunkt des Publicums; daß und wie diese Ange legenheit bereits mehrfach «»„Börsenblatt"vom buchhändlerischen Standpunkte aus besprochen wurde, wirlu ignorirt. Der folgende Artikel über die „Pflichtexemplare" scheint uns nicht eher zeitgemäß, als bis ein neuer Preßgesetz-Entwurf beim Reichstage eingebracht worden ist. Dann erst wird es gerathen sein, zu reden und zu han deln. Die Sache selbst ist, wie Jedermann weiß, bereits im „Börsen blatt" erschöpfend behandelt worden, lieber die „Rundblicke" haben ! wir nichts zu sagen. Wir haben sie mit Vergnügen gelesen. Für die
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