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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1874
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1874
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- Deutsch
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schnüren, ist kein ganzer Buchhändler. Wer wirkliche Liebe zum Berufe mitbringt, dem wird das auch keine Ueberwindnng kosten*). Hat man jahrelang nur immerfort Kenntnisse in sich hineinpfropfen lassen, dann fühlt man sich glücklich, in praktische Thätigkcit zu kom men, Arbeiten zu machen, die gebraucht werden, zu etwas nütze sind. Man beguckt die aufgetragenc Arbeit nicht lange, geht frisch dran und freut sich, daß cs fleckt, einerlei welcher Art die Arbeit sei. Das Geschäft ist die Hauptsache, dem alle persönlichen Liebhabereien und Vergnügungen nachstchen. Wer die Arbeit nur als eine lästige Vorbedingung zum „Lebensgenuß" betrachtet und wegen jeder Stunde murrt, welche diesem durch unanfschiebliche Arbeit entzogen wird, der taugt zum Geschäftsmann nicht, sondern gehört der Gesin nung nach unter die Tagelöhner, und zwar nicht unter die guten und achtungswerthcn. Bei jungen Leute», denen die Faulheit nicht im Blute steckt, hat cs auch keine Noth; wo der Prinzipal selbst tüchtig anpackt, da folgen sie willig und freudig. Am besten ist es freilich, wenn sie mit ihm nicht bloß zusammen arbeiten, sondern mit ihm und seiner Fa milie als Haus- und Tischgenossen auch zusammen leben. Dadurch löst sich mancher Mißton, der im Geschäft nicht ausblciben kann, wieder in Harmonie ans und werden sic vormancherGcfahr bewahrt, die der unbewachten Jugend droht. Es ist zu beklagen, daß diese Sitte — sei's durch die Schuld des einen oder des andern Theils, oder beider — an vielen Orten nicht mehr besteht. Auch hierbei haben wir die Folgen der unnatürlichen Verhältnisse in den über großen Städten zu beklagen. Es ist eine der schlimmsten Erscheinungen unserer Zeit, daß so viel vom Werth der Arbeit und der Würde der Arbeiter gesprochen wird, gerade von Denen, welche die Arbeit bloß als Mittel zum Gelderwerb betrachten und nichts Besseres wissen, als mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel zu verdienen und — leichtsinnig zu ver- thun. Was jeden Berns und jede Arbeit wahrhaft adelt, ist die Pflichttreue, womit einer die Stelle, auf welcher er in Gottes Haus halt steht, gewissenhaft ausfüllt, ohne beijedemSchritt, bei jederHand- bewegung scharf nachzurechnen, was ihm dafür wird. Treue, un verdrossene Arbeit findet ihren Lohn im eigenen Bewußtsein, im Frieden mit den Nebenmcnschen und entbehrt — zumal in unserer Zeit — auch nicht der materiellen Früchte. „Der Arbeiter ist seines Lohnes wcrth" ist ein wahres Wort und wer das nicht durch die That anerkennt, thut Unrecht. Sollte i das in unserem Stande irgendwo Vorkommen, so rühre sich der Ver- ^ letzte. Glaublich ist cs mir nicht, denn wirklich tüchtige Gehilfen ! werden sehr gesucht und stehen sich in den großen Städten und großen Handlungen besser, leben weit sorgenfreier, als viele kleine Prinzipale. Das ist ihnen auch zn gönnen, denn meist werden sie! auch mehr arbeiten und mehr leisten, als viele von diesen. Bei der ^ Ucbcrzahl von kleinen Sortimentsgcschäften verdienen die Einzelnen oft so wenig, daß sie nicht im Stande sind, ihre Mitarbeiter reich lich zn besolden-, finden sie für kargen Lohn keine, so müssen sic ent weder allein fortarbcitcn oder ihr Geschäft aufgeben. Durch einen Normaltarif, der für Buchhändler Unsinn ist, kann Niemand ge zwungen werden, mehr zn geben als er hat. — Es nennt sich viel leicht Mancher Gehilfe, der weiter nichts kann, als Journale expe- diren, ein unter Angabe des Verlegers bestelltes Buch verschreiben, überhaupt nur, was ein etwa aus der Volksschule entlasscncrBursche *) Von Cotta und Fr. PertheS ist bekannt, das; sie eine gewaltige Arbeitskraft besaßen und nicht wählerisch in der Arbeit waren; jener — um keine Zeit ungenutzt zu lassen — las im Ständesaale Correctnren, und dieser copirtc wichtigere Briefe selbst und trug noch im späteren Alter die Leipziger Auslieferung in sein Buchhändlerbuch ein, ließ sich über haupt wenig helfen. (der mitunter eine bessere Hand schreibt, als mancher junge und alte Buchhändler) in einem halben Jahre lernt. Von da ist ein gewaltiger Abstand bis zu einem, der Literatur- und Bücherkcnntniß besitzt, ein zuverlässiger Buchhalter und gewandt in der Correspon- dcnz mit Buchhändlern, Kunden und Autoren ist und im Persön lichen Verkehre mit dem Publicum den rechten Tact und Ton zu finden weiß. Ebenso verschieden sind die Geschäfte selbst, sowohl im Berlage als im Sortiment. Es gibt zwar deren, die neben Werken der ernsten Wissenschaft und Religion nichts verschmähen, was Gewinn ver spricht, bis zum bloßen Lesefnttcr und noch Schlimmerem herab, aber die Mehrzahl, besonders unter den Verleger», arbeitet doch in einer bestimmten Richtung und Gesinnung. Wir haben überwiegend theologische, juristische, mcdicinische, naturwissenschaftliche, philolo gische, pädagogische, belletristische rc. Buchhandlungen sowohl im Verlag als im Sortiment. Daneben hat sich im Verlage die bloße Spccnlation und Büchcrsabrikation vermehrt und dem entsprechend im Sortiment die Colportagc, für viele Geschäfte an großen und kleinen Orten die Haupterwcrbsguclle. Daß Buchhandlungen dieser Gattung nicht geeignet sind, um echte Buchhändler hcranznbilden, liegt ans der Hand, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß Ein zelne sich herausarbciten können, aber das sind Ausnahmen. Straffe und zuverlässige Arbeiter kann freilich jeder Prinzipal er ziehen, der selbst einer ist, am besten geschieht das- Wohl in den Leip ziger Commissionsgeschäften, wo es, zu gewissen Zeiten vollends, heißt: „durch" um jeden Preis. Mögen nun unsere Nachfolger im Buchhandel diesen oder jenen ^ Weg Anschlägen, der größte Wunsch bleibt immer, daß unter ihnen ! sich Männer finden mögen, wie Weidmann-Reich, Breitkopf, Nicolai, , Crnsius, Fritsch, Trcuttcl, G. I. Göschen, I. G. Cotta, G. Reimer, «Friedrich Perthes, G. D. Bädckcr, Th. EnSlin, Wilhelm Perthes u. s. w. — Männer, die Handlungen gegründet oder gehoben haben, welche noch lange nach ihrem Tode fortbestehcn in Ehren und Blüthe, weil sie ihre Wurzeln tief in gesunden Boden getrieben haben, wie die Eichen, nicht wie die wälschc Pappel bloß unter der Oberfläche verbreitet. Auch im Privatleben hochachtbar, manche in weitern Kreisen angesehen und thätig, stehen sie da als würdige Vor bilder zur Nacheiferung für das jüngere Geschlecht. Lpoucküus. Rechtfälle. Ein Nechtsgrundsatz des Reichs - OberhandclSgc- richts: „Die — auch ans topographische Werke anwendbare — Bestimmung im K. 4. des Neichsgcsctzes betreffend das Urheber recht an Schriftwerken rc., vom 11. Juni 1870, wonach es keinen Unterschied macht, ob das Werk ganz oder nur thcilwcisc verviel fältigt wird, hat den Sinn, daß eine Verletzung des Urheberrechts schon durch Vervielfältigung von Theilen oder Stücken des Originals begangen werden kann. Im einzelnen Falle kann cs schwierig sein, das Maß zu bestimmen, welches bei der Beantwortung der Frage, ob die Rcproduction gewisser Theile oder Stücke strafbar sei oder nicht, anznlegcn ist; immer aber wird die mechanische Verviel fältigung von Theilen oder Stücken eines Werkes als etwas wesentlich Anderes angesehen werden müssen, als die bloße Benutzung von Ergebnissen eines Werkes für ein anderes. Nicht ist es die Absicht des Gesetzgebers gewesen, neue Entdeckungen oder Beobach tungen auf dem Gebiete der Wissenschaft in der Weise zum Sondcr- gute des ersten Entdeckers oder Beobachters werden zu lassen, daß kein anderer Bearbeiter des nämlichen oder eines verwandten Gegen standes jene Entdeckungen oder Beobachtungen vor Beendigung des Urheber-, rcsp. Verlagsrechts benutzen dürfte."
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