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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1874
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1874
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- Deutsch
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ihrer zusammengesetzten Organisation verlangt den ganzen Mann. Sind cs doch eine Art Postanstalten ausschließlich für den Buch handel, wie ja die Einführung der Korrespondenzkarten und Post anweisungen als Nachbildungen der bei uns längst üblichen Vcrlang- und anderer Zettel und unserer Zahlungsaufträge erscheinen, welche letzteren auch älter sein mögen, als die englischen ebses. So sind unsere Commissionäre nicht bloß die Postmeister, sondern in vieler Beziehung auch die Bankiers des Buchhandels und hat deswegen der Gedanke einer allgemeinen Bnchhändlcrbank mit Recht keinen Anklang gefunden, denn wir bedürfen sic nicht, da für die Sorti menter durch ihre Commissionäre schon fast zu gut gesorgt ist und der Unternehmungsgeist der Verleger keiner Ermuthignng durch leichtern und großer» Credit bedarf. Hätte das Unternehmen all gemeinen Anklang gefunden, würde ein bedenkliches Monopol ent standen sein, ein thcilwciser Erfolg aber nur ein Commissionsgcschäst mehr hcrvorgerufcn haben. Die neuesten Erfahrungen mit den Gründungen werden uns hoffentlich noch lange vor dergleichen be wahren. Der deutsche Buchhandel hat sich nicht nach einem fein aus- gcsponnencn Plane, sondern Schritt vor Schritt entwickelt, stets nur Äbhilfe suchend und findend für das nächste Bcdürsniß. Das hat ihn aus der Rhcingcgcnd seinen Mittelpunkt nach Sachsen verlegen lassen, daS hat auch den Börsenvcrein 1825 ins Leben gerufen. Niemand hat damals die Folgen dieser That vorauSgcschcn, cs galt nur zunächst, beim Ausbleiben des alten Horvath auf andere Weise die Abrechnung unter den Auswärtigen möglich zu machen. Die Leipziger hielten sich noch ziemlich lange fern. Erst der Börscn- bau (1834—36) brachte ihre völlige Vereinigung. Am 25. April 1875 werden wir das fünfzigjährige Bestehen des Börsenvercins zu feiern haben; hoffentlich ohne Schneegestöber! Dem Gedeihen des Börsenvercins war dieZeit günstig. Seine Gründung fiel ins zehnte Jahr nach den Befreiungskriegen, der Nationalgeist war erwacht, der Gemcinsinn geweckt, der Buchhandel im Wiederausblühen und die Männer, die unter dem Druck der Fremdherrschaft durch Gottvertrauen, Vaterlandsliebe und Opfcr- freudigkeit gestählt waren, griffen den weitern Ausbau des jungen Vereins mit Begeisterung, Pflichteifer und Unvcrdrosscnhcit an; sie wurden nicht müde, alle auftauchenden Hindernisse und Verzögerun gen zu bekämpfen, wobei sie — das muß immer von neuem dankbar anerkannt werden — von der einsichtigen königl. sächsischen Regie rung bereitwillig unterstützt wurden, namentlich von dem damaligen Leipziger Kreisdirector v. Langen» und seinem Nachfolger, v. Fal- kcustei». So haben die Gesinnung, die Selbstlosigkeit, das Wohl wollen, mit einem Worte die sittlichen Kräfte für die Blüthc des Börsenvercins das Beste gcthan, wie bei jedem guten Werke; ver danken wir ja auch unserer Uebcrlegcnhcit darin nächst Gottes Rath- schlnß unsere Siege über die Franzosen 1813—15 und 1870/71 wenigstens in gleichem Maße, wie unserer Kriegskunst, die ja nur wirksam wird, wenn ihr die unbedingte Hingabe der Masse wie der Einzelnen zur Seite steht. Das haben unsere besten Feldherr» und der oberste Kriegsherr selbst wiederholt anerkannt. Doch „Begeisterung ist keine Hcringswaare, die sich cinpökeln läßt ans mehrere Jahre" und deswegen dem jetzigen Geschlcchte daraus kein Vorwurf zu machen, daß im Börscnverciuc nicht mehr das rege Leben herrscht, wie in den ersten Zeiten seines Bestehens. Waltet doch in der Masse des ganzen Volks jetzt kein Streben nach höheren Zielen mehr vor, sondern die Richtung ans das Materielle, auf leich ten Erwerb und auf sinnlichen Genuß; machen sich sogar Ansichten, die aller Religion und Sittlichkeit Hohn sprechen, in fanatischer Verblendung breit und finden in der Presse Widerhall. Der Buch handel, der zwar nicht der Herr der Literatur ist noch sein soll, hat sich von Mitschuld nicht frei gehalten, wenn ihm auch die Verbreitung der eigentlichen Schmutz- und Schundliteratur, die mit Wohlgefallen den Sinnenkitzel, das Laster und die Brutalität behandelt, nicht zur Last fällt; diese findet keinen Platz in unser» Bücherverzeichnissen und den Anzeigen des Börsenblatts, ist wohl nur wenigen Buchhändlern be kannt, hat ihre eigenen Quellen und Canäle, durch welche sie ihr Gift ansströmt, ohne — wie cS scheint — von der Polizei und der Straf gerichtsbarkeit behelligt zu werden. Es gibt aber — Gott sei Dank! — noch eine gute Literatur und Presse in Deutschland, fehlt auch nicht an Buchhändler», die selbst mit Aufopferung fördern und an ihrem Thcilc mithelfen, daß die noch vorhandenen Keime gesunden Volkslebens erhalte» und ent wickelt werden, wenn cs ihnen auch nicht gelingt, den einmal losge- lassencn Strom des Verderbens zu dämmen, sondern nur Inseln vor der Ucberfluthung zu schützen. Der Erfahruugssatz muß sic ermu- thigcu, daß das Gute langsamer reift als daS Schlechte, aber auch länger besteht, und die Zuversicht, daß Gott, der die Menschcnhcrzcn lenkt wie Wasscrbäche, weiß, wann cs Zeit sein wird, dein Unheil zu steuern. Die Zukunft aber gehört der Jngeud und so hängt es vom Nachwuchs der Buchhändler ab, ob der Buchhandel bei Ehren bleiben wird. Daß dabei sehr viel auf die Ausbildung der Lehrlinge an kommt, ist unzweifelhaft und erzeugte bei Friede. Perthes, der wäh rend seiner Lehrjahre in Leipzig sehr wenig Förderung darin erfahren hatte, den lebhaften Wunsch, es möchte in Leipzig eine Fort bildungsschule für Lehrlinge errichtet werden. Eine solche besteht nun schon seit einer Reihe von Jahren und hat unzweifelhaft viel Gutes gestiftet. Doch hat man dabei die Erfahrung machen müssen, daß die ungleiche Vorbildung der in dieselbe anfgcnommeuen Schüler durchgreifende Erfolge erschwert. Der Gedanke einer Art Buch händler-Akademie, auf welcher sich die Zöglinge mit dem für sic WisscnSwürdigen ausschließlich zu beschäftigen hätte», ohne zugleich praktisch thätig zu sein, hat keinen Anklang gesunden. 'So scheint nur das übrig zu bleiben, was schon bisher für die beste Vorberei tung für unfern Berns gegolten hat, der Besuch des Gymna siums, allenfalls einer höheren Realschule, und zwar durch alle Classen. Dadurch wird nicht nur der Sinn für die wissenschaftliche Literatur, und was mau allgemeine Bildung nennt, aufgeschlossen, sondern auch die Arbeit des Geistes und Ausdauer darin zur Ge wöhnung. Je allgemeiner bei Annahme von Lehrlingen auf solche Vorbildung gehalten würde, desto seltener würde cs Vorkommen, daß Diejenigen Buchhändler werden wollen, die in der Schule nicht fort- kommcn. Es hat zwar sehr tüchtige und achtnngswerthc Buchhändler gegeben und gibt deren noch, mit deren Schulbildung cs schwach be stellt war, ja unser Fricdr. Perthes war sich dieses Mangels selbst sehr bewußt und beklagte ihn, war aber doch der Mann geworden, vor dem wir alle den Hut ziehen müssen. Solche Männer sind eben Ausnahmen und cs dürften sich Wenige finden, die noch als Gehilfen und Prinzipale mit dem gleichen Ernst und solcher Ausdauer an ihrer weiteren Ausbildung arbeiten, wie wir in der meisterhaften Schilderung seines Lebens lesen, an der Ivir einen unschätzbaren Ehrcnspicgel für Buchhändler besitzen, in den zu schauen jungen und alten Buchhändlern nicht genug empfohlen werden kann. Man lernt auch daraus, wie viel Gelegenheit und Hilfsmittel unser Beruf vor anderen bietet, sich fortzubildcn. Bringt der Lehrling in die praktische Laufbahn die erforder lichen Sprach- und anderen Schulkenntnisse mit, so kann er sich dem Geschäfte mit ganzer Kraft und ungcthciltem Interesse widmen. Nur darf ihn sein Wissen nicht zu vornehm machen für die Er lernung der mechanischen Fertigkeiten, die unerläßlich ist, wenn cr's zum Können bringen soll. Wer noch so gelehrt ist und versteht kein Packet zu packen, keinen Ballen regelrecht anznsctzcn und zu
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